Anjas Wecker im Handy klingelt um 8 Uhr. Das war zwar gestern Abend so eingestellt, ist aber nun so unwirklich, wie der 6:30 Uhr Wecker an einem normalen Werktag! Oh-Mann! Aufstehen im Kurzurlaub? Nein danke. Blöd nur, dass das Gebimmel mich wach gemacht hat. 4 Stunden Schlaf sind nicht gerade sehr erbauend und entsprechend mürrisch ist meine Reaktion.
Anja schaltet den Wecker wieder aus und wir bleiben liegen.
Etwa eine halbe Stunde, dann werden wir langsam wach.

Nach dem Aufstehen widmen wir uns der Morgentoilette. Ich bin froh gestimmt, unsere Bordversorgung ist super, die Wasserpumpe liefert ausreichend Druck und man kann sich bequem waschen. Auch die Gasflamme im Kühlschrank ist noch an und im Innenraum des Kühlschranks ist es fast so kühl wie im heimischen 3-Sterne Froster.
Das ist ja hier ja quasi eine Feuertaufe für Schottland, dort wollen wir wenn es möglich ist und es vom Platz her geht auch frei stehen. Wir streben allein aus Kostengründen einen 50:50 Mix an und dann muss natürlich alles autark ohne das kleine schwarze 220V-Kabel funktionieren. Und das scheint tatsächlich so zu sein.

Da unsere Bordbatterie nicht mehr die von uns erwartete Energie bereit stellen konnte, hatten wir diese ebenfalls vor 2 Wochen ausgetauscht. Im Wohni war bereits eine einfache Starterbatterie als Batterie 2 eingebaut, diese war von 1994, so verriet es mir der Stempel. Unter Normalbedingungen lieferte diese nur so um 9 Volt.
Als ich mir in Holland die Hände am Parkplatz in Renesse waschen wollte, ging das mangels Strom gar nicht, zuhause habe ich dann mit dem Messgerät noch 4 Volt gemessen, nach dem Aufdrehen des Wasserhahnes waren es noch 1,6 Volt.
Das darf natürlich nicht sein. Da vorher eine normaler Starterbatterie eingebaut war, haben wir auch diesmal nur eine einfacher Starter genommen. Warum auch nicht?
Ich denke die heute für den Campingbedarf erhältlichen Batterien sind mit Sicherheit besser für dauerhaften Stromfluss ausgelegt sind.
Was hat der Markt da alles im Angebot?
Verschiedene Modelle an Nassbatterien, Gelbatterien, welche für Solar oder auch welche, die für Brennstoffzellentechnik geeignet sind.
Andererseits kosten diese ein Schweinegeld und stehen definitiv finanziell für uns nicht zur Verfügung. 200,- € für eine Batterie? Das ist ja der Gegenwert eines kompletten Wochenendes!
Eine einfache 55 Ampere Batterie (diese Stromstärke hatte auch die alte Batterie) hat und während der 20% Aktion beim Praktiker nur was um 60 € gekostet. Das reicht für unsere Zwecke dicke aus.

Nach der Morgentoilette wollen wir eine Runde durch den Ort spazieren gehen und mal schauen, ob wir was nettes fürs Frühstück erspähen können. So nah an der französischen Grenze sollte es doch möglich sein ein französisches Baguette zu bekommen.
Die kleine Innenstadt von Veurne ist schnell erreicht. Der Ort ist wunderschön, wir staunen Bauklötze, wie toll die belgische Architektur unter französischem Einfluss sein kann. Der Ort Veurne liegt nicht direkt am Meer, wird vielleicht von Touristen weniger stark frequentiert (das Parken mit dem Wohnmobil war kostenlos und einfach, ein wichtiges Indiz hierfür), dennoch würde ich diesen Ort den am Meer angesiedelten Orten jederzeit als Schlafplatz vorziehen. Allein, weil die Innenstadt wirklich super als Morgenspaziergang nutzbar ist.

              
     Der Stellplatz am nächsten Morgen        Die Boote sind unsere Nachbarn        Schönes Plätzchen hier

Nach einer weiteren Straßenbiegung stehen wir plötzlich auf dem richtigen Marktplatz von Veurne. Hier finden wir auch eine aufgebaute Bühne in einer Ecke, damit wäre das Fest von gestern Nacht auch lokalisiert. Ein paar Arbeiter fangen an Gerüste und Absperrungen abzubauen, ein Streifenbulle schreibt fleißig erste Knöllchen.
Kurzum, hier erwacht bei schönstem Wetter gerade das Städtchen zum Leben.
Willkommen im Urlaub!
Die einzelnen abgewinkelten Gassen laden zum Bummeln und spazieren gehen ein. Ich habe Lust jedes noch so kleine Detail hier zu erkunden.

         
     Infotafel am Hafen                                                           Wir gehen ein wenig in die Stadt spazieren

         
        Wir machen uns auf durch kleine Gässchen und Straßen  

         
Bis wir ganz unvermittelt und unerwartet…                        …den Marktplatz erreichen. Aha, da kam also der Krach her

         
   der weitläufige Platz, wo ein Bulle schon die ersten Knollen verteilt   Sehr nette Eckstübchen sehen einladend aus

 

         
  „Le Petit Cabaret“ in Veurne echt süß                           Nochmal der Marktplatz von rechts aufgenommen

In einer weiteren Seitenstraße finden wir auch eine Bäckerei, die hier schon Boulangerie heißt.
Frischer Kaffeeduft harmoniert mit dem wohl riechenden Erlebnis frischer Croissants und Baguettes.
Wir sind sofort Feuer und Flamme für diese authentische Frühstücksgelegenheit, unsere Mängeln grummlen bereits seit dem Aufstehen bedenklich, diese Bäckerei kommt genau richtig.
Wir ordern 2x Baguette für Anja ordentlich belegt mit Thunfisch und für mich mit Schinken/Käse, viel Salat und Karottenraspeln.
Dazu ein Schokocroissant und 2 kleine Mini-Croissants. Dazu einen Minute Maid- Orangensaft (Hey, in einer Dose !!) für mich und einen Cafe au Lait für Anja.
Für das ganze Sortiment werden 9,95 € fällig.
Das Baguette schmeckt so wunderbar, wie es nur im Urlaub schmecken kann. Es schmeckt so herrlich französisch, das Ambiente stimmt, das Wetter stimmt, meine liebe Frau stimmt, das Leben könnte so schön sein, wenn man nur ewig zusammen auf Reise sein könnte.
In diesem Moment fällt auch der letzte Stress der Stellplatzsuche von uns ab. Meine Müdigkeit ist wie weg geblasen und mit jedem Bissen sind wir mehr im Urlaub.
Diese Reise wird ein voller Erfolg, ich bin absolut sicher.

         
    Anja freut sich über das leckere französiche Frühstück Zu Recht, das sieht aber auch wirklich lecker und gesund aus !

Das Frühstück dauert gute 20 Minuten und war wirklich traumhaft, nun frisch gestärkt können wir weiter diese kleine Stadt erkunden.
Unterwegs sehen wir noch weitere Bäckerein. Total süß, wie die hier ihre Auslage dekoriert haben. Hier oben lässt es sich wirklich aushalten, es gefällt uns hier viel besser, als in den Küstenstädten.

Wir spazieren bis kurz nach 10 durch die Stadt, gucken in Auslagen mit frischem Obst und besuchen auch ein paar Geschäfte mit allerlei nützlichem oder kitschigem Kram.
Am anderen Ende der Stadt angekommen finden wir auch wieder zu unserem Stellplatz, wir müssen nichtmal den Weg zurück laufen.
Super Platz, echt !
Hier kommen wir nicht nur vielleicht, sondern auf jeden Fall nochmal hin.

         
Nett dekorierte Auslage bei diesem Bäcker, mmmhhh….   Tschüß Veurne, wir kommen wieder!

Um halb 11 sind wir abreisebereit.
Frisch gepackt und die Folgen der Nacht beseitigt wollen wir uns wieder auf den Weg nach Frankreich machen. Den Kühlschrank stellen wir wieder auf 12 Volt, das hat ja gestern auch sehr gut geklappt mit der Kühlung.

Die zweite Etappe diesmal bis nach Calais steht nun auf dem Programm.
Calais ist ja unser Erkundungsziel und gilt im Rahmen einer Vorhutmission für Schottland auszuspähen.
Wir fahren weiter über die Landstraße in Richtung Frankreich.
Die Sonne lacht, es ist nicht zu warm, wir haben wirkliches Bilderbuchwetter.
Einzig die umher fahrenden Franzosen fahren meines Erachtens etwas aggressiver, als unsere deutschen Kollegen, wir werden das ein oder andere Mal auf den Landstraßen überholt und in den Städten geschnitten.

         
  Es geht wieder los…                                                    …wir haben aber wirklich traumhaftes Wetter !

Die Grenze nach Frankreich passieren wir um 11 Uhr und liegen damit eigentlich hervorragend in der Zeit.
Wir durchfahren einige malerische Dörfchen, die durchaus auch zum Verweilen einladen, aber wir haben ein festes Ziel vor Augen.
Wir wollen Calais erreichen, erst wenn wir uns vor Ort alles angeschaut haben, können wir uns um ein nettes Plätzchen kümmern und das schöne angebrochene Wochenende geschmeidig ausklingen lassen.

         
   Noch ein paar Meter…                                                       …Bonjour Francais, toll, wir sind in Frankreich

         
   Hier fahr ich gern, freie Bahn und schönes Wetter            alte Tonnen mit neuem Charme

Unser Wohnmobil ist irgendwie für die ständige Anfahrerei und Kuppelei in den Vororten von Dünkirchen, Rosendeal und Loon Plage nicht geeignet. Die Ampeln machen mir am meisten zu schaffen. Am schönsten ließ sich noch auf den Landstraßen fahren. Ruhig im 5ten Gang mit 80 km/h laufen lassen ist die beste Fortbewegung für das Wohnmobil und seine Besatzung.
Anhaltend durch die Stadt zu schaukeln ist aber irgendwie nichts für uns.
Ich bin dafür, dass wir wieder auf die Autobahn auffahren, ich will nun endlich in Calais ankommen.
Fehlt mir immer noch, dieses ankommen. Und Calais ist nun mal der offiziell erklärte Zielort dieser Reise.
In Höhe Gravelines fahren wir wieder auf die Autobahn in Richtung Calais auf.

              
Durch die grösseren Städte ist leider nicht so schön zu fahren     

Leider haben wir uns offenbar auch mit den Spritpreisen deutlich verrechnet.
Der Diesel in Frankreich ist leider nicht so günstig, wie uns benzinpreis.de glauben machen wollte. Vielleicht sind hier in Transfernähe nach Großbritannien schon erste Vorzeichen auf die drohenden Spritpreise auf der Insel erkennbar?
Hätten wir doch nur in Liege gestern Abend noch getankt.
Dann hätten wir jetzt den Tank voller und müssten nicht noch nach einer Tankstelle Ausschau halten. Die Lampe hatte ja bereits gestern Abend schon geflackert und nochmal liegen bleiben wie vor einigen Wochen auf dem Weg nach Dänemark wollen wir auf keinen Fall.
Bleibt die Lampe dauerhaft an (was seit ein paar Minuten der Fall ist), haben wir noch ungefähr 30 km. Bis Calais sind es noch 26. Das wird knapp.

Einige Ausfahrten später erspähe ich neben der Autobahn eine Total- Tankstelle.
Da ich darauf schließe, dass in Calais die Preise vielleicht noch stärker steigen, fahre ich hier mal von der Autobahn ab.
Wir erreichen den Vorplatz der Tankstelle.
Es ist unglaublich. LKW an LKW, Truck an Truck stehen hier die Fahrer aus aller Herren Länder dicht gedrängt aneinander.
Wir kurven durch die engen Gassen, bestehend aus in Reihe stehenden LKW, und müssen aufpassen, dass wir ein paar versprengte Usbeken, die sich auf der rechten Seite vor ihrem LKW auf offenem Feuer etwas zubereiten, nicht auf der Stoßstange mitnehmen.
Allerdings sitzen auf der linken Seite auch die Osmanen, die hier ein Kartenspiel spielen uind ebenfalls nicht überfahren werden wollen…
Wie in klein Asien. Auf den Kennzeichen sind seltsame Zeichen und Hyroglyphen zu erkennen. Wir kommen uns vor wie in Klein-Asien.
Wie in einer anderen Welt.
Den Weg zur Tankstelle können wir uns ebenfalls abschminken. Es stehen einfach zu viele LKW vor den Zapfsäulen, wir kommen nicht bis nach vorne durch.
Wir müssten uns in die Schlange anstellen, das würde aber mindestens 30 Minuten Wartezeit bedeuten. Etwa 4 oder 5 LKW wären vor uns dran, bis wir überhaupt auf das Tankareal auffahren könnten. PKW sind hier gar nicht anzutreffen, es handelt sich um den ersten reinen Truck-Stop, den ich in meinem ganzen Autobahnleben vorfinde.

Gefrustet fahren wir wieder, es geht zurück in Richtung Autobahn.
Auf dem Weg zur Autobahn fahren wir aber erst mal durch den kleinen Ort Marck, der ist eigentlich groß genug, dass er auch eine normale Tankstelle vorhalten sollte.
Während wir so durch Marck kurven, sehe ich plötzlich ein Werbeplakat für einen Supermarkt mit angeschlossener Tankstelle.
Wir finden den Supermarkt auch recht schnell und steuern die Tankstelle an.
Diesel für 1,09 € den Liter. Nicht gerade billig (kann ich mich nicht schnell nach Liege beamen?) aber wir müssen leider tanken. Es nützt ja nichts.
Doch an der Zapfsäule eine Überraschung! Die Kasse ist trotz regen Betriebes auf dem Supermarktparkplatz und geöffnetem Supermarkt nicht besetzt.
Ein Automat bittet uns zur Kasse.
Wir versuchen nacheinander alle möglichen Karten (MC, 2x Visa und 2x EC), leider will der Automat keine der Karten annehmen und quittiert meine Einschubversuche ständig mit der Meldung: „Carte invalide“. Damit steht uns das nur weniger Zentimeter entfernte Diesel nicht zur Verfügung.
Allmählich werde ich sauer.
Vorhin während der Kurverei durch die Ortschaften haben wir so viele offene Tankstellen gesehen, und hier haben wir nur 2 gefunden.
Eine war dank LKW nicht erreichbar und die andere wollte uns den Sprit nicht verkaufen.

Also wieder weiter, wir fahren erneut auf die Autobahn auf, noch 15 Kilometer bis Calais, es muss einfach klappen. Zur Not haben wir noch einen Liter Rapsöl dabei.
Nur der Standstreifen macht mir Sorgen. Der ist zu schmal, als dass wir das problemlos stehen könnten. Wir würden etwa 30cm in den rechten Fahrstreifen hinein ragen und dann noch Rapsöl auffüllen? Auf der Fahrerseite? Das wäre lebensmüde.
Ich reduziere die Marschgeschwindigkeit auf 80 km/h.
Ein fahrendes Hindernis zu sein ist mir immer noch lieber, als ein stehendes.
Wir erreichen die Ausfahrt für Calais Fähre, rechts ist in der Ferne die Stadt Calais zu erkennen.
Zum Eurotunnel (Tunnel sous la manche) müssten wir weiter geradeaus fahren, doch wir wollen es mit Calais versuchen und biegen rechts auf die A 26 und damit in Richtung Calais Fähre.
Nachdem wir ein paar Meter gefahren sind, sehen wir eine Tankstelle mit normalen Publikumsverkehr direkt von der Autobahn.
Wir fahren die nächste Ausfahrt ab und steuern direkt die Tankstelle an.

Hier herrscht wirklich reger Betrieb. Offenbar tummeln sich hier sämtliche Tunnel- und Fährtouristen, die hier die erste Pause in Frankreich oder die letzte Pause auf europäischem Festland verbringen.
Alles voller Busse, vorrangig englische aber auch polnische oder slowenische Kennzeichen.
Auch ein russischer Bus ist dabei. Die jungen Menschen, die sich vor dem Bus ausgebreitet haben, sind allesamt Rucksacktouristen und könnten direkt aus der Tundra entronnen sein.
Selbst Interrailer sehen nach einer 30-tägigen Europatour gesellschaftsfähiger aus.

Als wir die Zapfsäule erreichen will ich den Tankrüssel in den Tank stecken und drücke den Griff.
Leider kommt kein kostbarer Dieselsaft aus der Zapfpistole. Eine Stimme aus dem Lautsprecher brabbelt irgendwas von Freischaltung der Säule und einem Deposit.
A-ha, es klingelt bei mir. Ich begebe mich also in die Verkaufsräume der Tankstelle und gebe meine Mastercard als Pfand ab. Nun wird endlich meine Zapfsäule mit der Nummer 3 frei geschaltet.
Wir tanken knapp 19 Liter für 1,10 € den Liter, damit kommen wir heute auf jeden Fall durch Frankreich und zu unserer Abreise auch wieder zurück nach Belgien.
Viel bewegen wollen wir uns nach dem Besuch von Calais nicht mehr. Ich habe zwar Lust auf die schöne Stadt Boulogne-sur-Mer, aber das wird zu weit.
Nein, wir haben uns für einen Campingplatz zwischen Calais und Dünkirchen entschieden.
Zuhause haben wir im ACSI- Campingführer geschaut, welche Campingplätze sich hier rund um Calais und Dünkirchen ansiedeln. Dann haben wir die Plätze bei google Earth von oben betrachtet. Gut gefallen hat uns dabei die Gegend von Gravelines, Grande Fort Philipe oder Petit Fort Philipe.
Strandnah gelegener Campingplatz, schönes Städtchen zu erkunden und mit dem Fahrrad kann das Umland schön befahren werden.
Und was wir vorhin auf der Erde gesehen haben, hat den guten Eindruck nur bestätigt.
Wie gesagt wir tanken nur so viel, dass wir wieder nach Belgien kommen, ich gehe nach dem Tanken wieder ins Kassenhäuschen, zahle unseren Sprit und bekomme meine KK als eingelösten Pfand wieder zurück.

Nun geht es zurück auf die Autobahn. Wir fahren nun der Beschilderung „Tunnel sous la manche“ nach und erreichen kurz darauf das Eurotunnel- Areal.
Es ist kurz vor 13 Uhr.
Ich fahre erst mal mutig den Schildern für „nicht reserviert“ hinterher.
„Hey, wir können jetzt aber noch nicht durch den Tunnel fahren!“ kommt es vom Beifahrersitz.
Leider hat sie recht, aber ich würde schon gern weiter 🙁

Ich bin jetzt schon gespannt wie ein Flitzebogen, wenn wir endlich nach Schottland fahren und die Spur durchfahren können.
Ich habe mal im Rahmen einer Busreise, einer sogenannten 1,5 Tage London Shopping- Tour den Eurotunnel genutzt. Ist einfach.
Man fährt einfach in riesige Teleskop- Haubenwagen seitlich herein, dann schließt sich die Seitentüre und ab geht’s.
Man bleibt beim Auto, kann ein Wagenklo nutzen oder es sich in einer kleinen Sitzgruppe gemütlich machen.
Mit klassischer Autoverladung wie wir sie von Deutschland her kennen hat das nichts zu tun.
Aber zurück zu unserer Reise:
Wir biegen kurz vor den offiziellen Schaltern rechts ab in Richtung „Autres Directions“ und „Sortie / Exit“. Rechts davon sehen wir auch das Tierzentrum für die Verschiffung nach England. Also wer das Tierzentrum am Eurotunnel sucht, auch das ist direkt rechts neben den Kassierhäuschen vorhanden und ausgeschildert.

         
   Hurra, wir sind da, der Eurotunnel…                                  Sieht ja schon imposant aus, wie äh… eine Mautstelle?

Nachdem wir nun rechts abgebogen sind sehen wir als nächstes einen ausgewiesenen Parkplatz, der extra als Warteparkplatz gekennzeichnet ist.
Na bestens!
Das ist doch mal was. Wir fahren auf das Areal drauf und orientieren uns.
Camper finden wir leider keine, dafür wieder sehr viele LKW- Fahrer.
Es sind aber auch viele Plätze frei, wo ich mir auch vorstellen könnte zu nächtigen.
Ist zwar nicht ganz das, was ich mir vorstelle, aber wenigstens gibt es eine offizielle ausgewiesene Parkfläche für wartende Tunnelnutzer.

         
     Schade, wir müssen leider rechts abbiegen, aber bald         Aber erstmal den Schildern zur „Waiting Area“ hinterher
dann können wir geradeaus fahren, man das wird toll…

Wir wollen nun aber noch die zweite Variante überprüfen.
Das es einen Parkplatz geben soll haben wir nach einer Frage aus dem Internetforum erfahren.
Darüber hinaus wurde auch auf einen großen Parkplatz am Europa-Einkaufszentrum verwiesen.
Auch diesen möglichen Schlafplatz wollen wir uns mal genauer ansehen.
Wir verlassen den Wartebereich wieder und fahren zum Europa-Einkaufscenter.
Leider macht sich hier schnell Ernüchterung breit.
Offenbar haben die Betreiber des Einkaufszentrums erkannt, dass ihr Parkplatz wohl des öfteren missbraucht wird und so haben sie sich entschlossen den Zugang für Camper, LKW und Wohnmobile durch eine wichtige Barriere zu unterbinden.

Durch Bau eines Zufahrtstores mit einer Höhenbeschränkung von 2,1 Meter!!
Rot-Weiß gestrichene Torkonstruktionen aus Eisen hindern uns daran das Parkareal zu befahren.

         
   Wir fahren mal rüber zum Europa-Einkaufscenter               Mit Parken wird aber nichts, der rot-weiße Balken stört…

Wir umrunden das Einkaufscenter und wollen gerade wieder abfahren, als wir einen etwas abseits gelegenen Schotterplatz finden.
Auch hier ist die Zufahrtshöhe beschränkt, allerdings auf etwa 4 Meter.
Hier können wir also parken und finden auf diesem Platz bereits viele Camper vor.
Das Parken ist kostenlos und das gefällt uns schon mal.
Hier machen wir eine Pause, wollen einen Mittagssnack essen und uns das Einkaufszentrum mal genauer ansehen.
Ein bisschen bummeln eben.

        
     Nanu, wo parkt der denn?                                              Doch noch ein Parkplatz für Camper, hurra !

Von der Größe des Einkaufszentrums sind wir überwältigt.
Wir haben zwar auch bei uns so große Einkaufszentren, aber hier ist irgendwie alles anders.
Mehrere Etagen stehen uns zur Verfügung und wollen von uns erkundet werden.
Im Einkaufszentrum gibt es eine Ausstellung von Sandfiguren. Das, was wir einfachen Leute klassisch am Strand als Sandburgen bauen, wird hier perfektioniert.
Ägypten ist das Thema und das Thema wurde in der Tat perfekt getroffen.

             
     Wirklich riesig das Einkaufscenter…

    
     Tolle Sandfiguren, ist das Horus?                                     und das? Tut-Ench-Amun?

Wir haben Hunger und steuern nun zielsicher die kleine Fressmeile an.
Total nett und idyllisch haben die Betreiber hier ein kleines französisches Dörfchen nachgebaut.
Es gibt Pizzerien, Baguetterien, Grills, Bars und Cafes.
Natürlich darf auch ein McDonalds nicht fehlen.
Leider sind die Preise sehr teuer und wir entscheiden uns hier nicht zu speisen, sondern statt dessen zu versuchen ein einfaches Baguette auf die Hand zu bekommen.

         
   Ein französisches Dörfchen voller kulinarischer Spezialitäten

    
     Wir gehen mal runter und gucken                               McDonalds gibts auch, hübsch eingebettet, aber „nein Danke“

Wir treffen auch auf den Disney-Shop. Die neue Attraktion sind die Stars des Films „Rattatouile“. Der Film läuft zwar bei uns offenbar noch nicht in den Kinos (ich habe jedenfalls keine Werbung dafür gesehen) aber wir können schon die Stars des Films als Kuscheltiere bestaunen.
Der Shop ist wirklich schön eingerichtet, für Kinder gibt es eine kleine Fernsehecke, wo Filmauschnitte laufen.

    
Wir besuchen den Disney-Store                                  Anja mit den neuen Stars des neuen Films…

Der Magen knurrt leider weiter und so schauen wir nochmal, dass wir ein Baguette bekommen.
Wir wollen auch noch einkaufen gehen. Leider haben wir keinen Euro dabei, um damit einen Einkaufswagen zu bepfanden. Wir gehen zurück zum Ausgang und finden dabei eine kleine Verkaufsstelle für Baguettes. Anja kauft sich ein kleines Baguette mit Schinken/Käse und Gurke belegt für 3,95 €.
Wahnsinn der Preis…
Aber wir haben endlich einen Einkaufseuro und müssen nicht mit leerem Magen in den Laden rein. Dann würden wir nur wieder mehr kaufen, als wir eigentlich brauchen.

Die Auswahl im Supermarkt ist riesig. Ist schon toll hier in Frankreich einkaufen zu gehen, es gibt einfach viele verschiedene Dinge, die zu unserer Auslage differieren.
Da wäre zum Beispiel der frische Fisch, den ich mir hier abpacken und aussuchen kann, wie es mir beliebt. Ähnlich wie bei uns die Obstauswahl oder eine Gemüseauslage, nur eben, dass ich meinen Fisch hier selbst aussuchen kann.
Aber auch das mit dem Obst und Gemüse ist anders, als bei uns. Wir wollen Tomaten kaufen, da wir uns heute Abend oder morgen eigene Baguettes basteln können. Dazu benötigen wir neben Käse, Schinken, Baguette und Karotten eben auch Tomaten.
Hier in Frankreich wähle ich zwar auch mein Obst aus der Kiste selber aus, gehe dann aber zum Abwiegen zu einem besetzten Schalter, der hier direkt in der Obstabteilung mit 2 Mann besetzt ist.
Kein Abwiegen an der Kasse oder das Abwiegen durch den Kunden.
Auch nicht schlecht.
Wir kaufen neben den Dingen, die wir für ein eigenes Baguette brauchen noch 18 Dosen Cola (Hurra, endlich wieder Cola in Dosen und genau in der Menge, die ich benötige: 0,33l), eine Flasche französischen Wein, Gebäck, 2 kleine Brote, Milch, Margarine, Coissants mit Schoko und natürlich Fertig-Futter aus der Dose, um die eintönigen Ravioli der Wohnmobil-Bordküche kulinarisch zu ergänzen.
Sieht lecker auf dem Etikett aus. Weiße Bohnen mit Wurststückchen, Fleisch und Sauce.
Wir nehmen zum Probieren mal 2 Dosen mit.
Auch ein Päckchen Thunfisch und eine Dose Katzenfutter nehmen wir mit. Ich habe Dori, meiner kleinen Fellnase versprochen ihr war aus dem Urlaub mitzubringen.
Wir zahlen 50,63 € für den ganzen Einkauf und machen uns dann wieder auf den Weg nach draußen.
Hier haben wir ein kleines Problem mit dem Einkaufswagen. Dieser lässt sich nur unter größter Kraftanstrengung über den Schotterparkplatz schieben. Ein Engländer macht es da besser, er fährt mit dem Wohnmobil zum Einkaufswagen und nicht wie wir anders herum.
Aber egal.
Was ich super am Wohnmobil finde: Anja kann direkt in die Schränke einladen, was ich durch die offene Wohntür in das Innere aus dem Einkaufswagen reiche.
Keine Zwischenlösung mit Körben oder Plastiktüten. Man kann direkt aus dem Einkaufswagen verstauen und kann sich einen Zwischenschritt sparen.

         
     Lange und breite Gänge                                               frischer Fisch in der SB- Abteilung…

Nachdem wir verladen haben erblicke ich noch eine böse Überraschung.
Unser vermeintlicher Parkplatz, den wir beinahe als Ruheplatz ausgewählt haben, hat ein Manko, dass mich hier niemals stehen lassen wird.
Die Einfahrt, die für 4 Meter vorgesehen ist, kann durch eine mobile Schranke auf die gleiche Größe wie alle anderen Einfahrten beschränkt werden.
Die zweite Schranke wird einfach nach vorne geklappt und mit einem Schloss gesichert.
Ich schaue mir mal das Schloss genauer an. Es ist zwar rostig, aber der Schnappverschluss ist glänzend. Demnach gehe ich davon aus, dass das Schloss auch intensiv genutzt wird. Wahrscheinlich sperren die hier nach Feierabend ab und mögliche parkende Wohnmobile sitzen in der Falle.
Also für alle Interessierten: Hier kann man auf keinen Fall über Nacht stehen!
Das Areal des Einkaufszentrums kann nicht als Schlafplatz empfohlen werden, im Gegenteil: Man muss davon ausgehen, dass man morgens mit seinem Wohnmobil nicht abfahren kann, weil die Schranke verschlossen ist.
Bleibt nur die „Waiting Area“ oder wir nutzen eine der Parkbuchten der Straße oder die dritte Variante, die wir anfangen zu überlegen: Pennen in Veurne, wo wir letzte Nacht geschlafen haben. Damit laufen wir auch nicht Gefahr eventuellen Räubern oder Dieben in die Hände zu fallen, die es speziell auf Tunnelfahrer abgesehen haben. Reiche Beute dürfte hier oben auf jeden Fall vorhanden sein.

         
    Zufahrtstor zum Parkplatz mit schwenkbarer Schranke 🙁    Diesen schönen Platz können wir uns für Schottland abschminken

Nach unserem Besuch machen wir uns auf nach Petite Fort Philipe. Wir haben uns für den Campingplatz Des Dunes entschieden.
Die Webseite sah nett aus, die Bilder waren toll, hier lässt es sich mit Sicherheit noch 2 tolle Tage aushalten.
Wir machen uns wieder auf den Weg, diesmal gleich zurück über die Autobahn. Nochmal möchte ich nicht durch die Innenstadt von Grande-Synthe gurken, auch wenn Anja meint, dass wir dort gar nicht vorbei kommen, man weiß ja nie…

Kurz nach 3 fahren wir wieder von der Autobahn ab.
Das Wetter ist einfach traumhaft.
Die Wiesen stehen in einem saftigen Grün, die Blumen blühen, es geht ein leichter Wind, wie im Märchen!
Dieser Sommer ist wirklich perfekt, ein Glück, dass er nicht so heiß war wie die letzten Sommer.
Keine verbrannte Wiese oder ausgedörrte Felder. Alles grün und lebendig.
Gegen kurz vor halb vier fahren wir wieder nach Gravelines rein.
Auf der linken Seite sehen wir einige Wohnmobile stehen, sieht hier am Kanal aus wie ein netter Stellpatz. Würde sich für Calais auch als Übernachtungsplatz anbieten. Schauen wir uns später oder morgen im Rahmen einer Radtour an. Heute aber wollen wir auf den Campingplatz.
Wir brauchen das.

              
   Es geht wieder zurück                                über saftiges Grün                       überall stehen sie hier frei

               
    Wir erreichen Petit Fort Philippe                  sieht nett aus                                nur die kleinen Gassen sind etwas eng…

Halb 4 erreichen wir den Campingplatz „des Dunes“ und müssen uns in eine lange Schlange an der Zufahrtsschranke anstellen. Vor uns steht ein englisches Wohnmobil, 2 Fahrzeuge davor dreht gerade ein dänischer Gespannfahrer, der kurz darauf entnervt an uns vorbei fährt.
Nachdem es nach etwa 10 Minuten Wartezeit nicht weiter geht, schicke ich Anja zunächst in die Rezeption kundschaften, wie sich die Lage derzeit darstellt.
Sie kommt nach 5 Minuten zurück und meint, dass sie kein Wort verstehe und sich eine lange Schlange gebildet hätte.
Gut, dann gehe ich mal gucken.


   So stehen wir vor der Schranke des CP „des Dunes“

Ich finde leider die gleiche Schlange an der Rezeption vor (etwa 6-8 Personen sind vor mir dran, ich kann nicht genau zuordnen, wer zu wem gehört und wer nicht), doch ich frage mich mal ein wenig auf Englisch durch.
Es ist eine ältere Dame an der Rezeption dran, ich bekomme einige Gesprächsfetzen mit.
Es geht darum, dass die Dame für 2 Nächte bleiben mag, die Dame der Rezeption entgegnet jedoch, dass man fast alle Plätze belegt habe und sich die wenigen freien Plätze für länger bleibende Gäste frei halten wolle.
Es wären schließlich Ferien! Die Dame, mittlerweile leicht angesäuert, handelt mit der Rezptionistin eine Aufenthaltsdauer von 3 Nächten aus. Ich frage den Engländer vor mir, der auch draußen mit dem großen Wohnmobil 2 Plätze vor uns steht.
Er meint, er habe reserviert, anders sei zu dieser Zeit auf diesem Platz nichts zu bekommen.
Das ist mir dann zuviel. Auf einen Kuhhandel wie die Französin kann ich mich nicht einlassen, warum 3 Nächte zahlen, wenn wir nur maximal 2 Nächte bleiben können.
Wir müssen Dienstag wieder zur Arbeit.
Ich kehre zurück zum Wohnmobil und beratschlage mich mit Anja.
Wir wollen erst mal ein Stück zurück fahren und uns den Wohnmobilstellplatz ansehen, an dem wir eben vorbei gefahren sind.
Anja weist mich mit den gestern gut eingespielten Rangiersignalen rückwärts ein.
Dies ist auch bitter nötig, denn die Gäste in Badelatschen dackeln ohne zu gucken kreuz und quer über die Straße und die Parkplätze.

Auf dem Stellplatz angekommen wollen wir mal in den ACSI- Campingführer schauen.
Der Stellplatz selber ist sehr schön, liegt direkt am Hafen, man könnte auch hier bleiben.
Ich frage bei einem deutschen Nachbarn nach, ob er hier was bezahlt habe.
Er ist beschäftigt und fühlt sich durch mich gestört, antwortet nur kurz und knapp, dass er keine Ahnung habe.
Danke!, aber gut, lassen wir den armen Kerl in Ruhe

         
   Pause auf dem Stellplatz bei Gravelines                        Hier überlegen wir, wie es nun weiter gehen soll

Wir rufen den auf der anderen Buchtseite angesiedelten Campingplatz „de la Plage“ an.
Diesen haben wir auch bei google Earth gesehen. Er liegt zwar nicht so schön, könnte darüber hinaus sogar teurer sein, aber weit fahren wollen wir heute auch nicht mehr.
Wir wollen uns endlich ein wenig ausruhen, es ist immerhin schon kurz vor 4. Wir wollen die Stühle raus stellen und uns einen schönen Nachmittag machen. Einfach ankommen eben.

Ich rufe auf dem Platz an und bekomme die Info, dass wir einen Platz haben können, für eine Nacht ist noch was frei. Auch der Preis ist mit 19,- € inkl. Strom für Ferienzeit wirklich in Ordnung.
Supi, wir fahren auf die andere Seite.
Auch hier findet sich eine tolle Stellplatzmöglichkeit mit Blick aufs zugegeben durch die Dünen entfernte Meer, doch hier ist auch deutlich mehr los, weil es sich auch um die Uferpromenade handelt.

Viertel nach 4 erreichen wir den Campingplatz „de la Plage“.
Mir gefällt, was ich hier sehe, Anja geht es ähnlich.
Der Platz sieht nett aus und auch hier gibt es schön was zu erkunden, sei es zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Und die andere Seite lässt sich bestimmt auch mit dem Fahrrad erreichen.
Kurzum entscheiden wir uns gleich für 2 Nächte zu buchen. Dann müssen wir morgen nicht nach dem Frühstück wieder los, können uns sogar heimelig einrichten.

In der Rezeption erleben wir eine Überraschung. Die dänischen Gespannfahrer, die vorhin vor dem CP des Dunes gedreht haben, sind auch hier.
Genau wie wir vor haben, erleben wir mit, dass diese sich für 2 Nächte einschreiben.
Also haben die das gleiche wie wir vorhin versucht und sind ebenfalls enttäuscht worden.
War also auf jeden Fall richtig nicht die Schlange abzuwarten, sondern gleich hier her zu fahren.

Wir checken ein und zahlen für 2 Nächte sogar noch etwas weniger, als wir zuerst gedacht haben. Es werden insgesamt 29,96 € fällig.
In der Rezeption gibt es neben Postkarten auch einige kleine Sachen wie Plätzchen, Eis, Getränke oder Sonnenmilch zu kaufen. Notversorgung ist damit auch gesichert.
Wir brauchen davon zwar nichts, aber es sei hier der Vollständigkeit halber erwähnt.
Da die Postkarten nett aussehen, nehmen wir gleich mal 8 Postkarten mit.
Wir schreiben gern Postkarten, das sind echte Urlaubsgrüße zum Anfassen und nicht so unecht wie Bilder oder SMS von einem Handy.
Für die Postkarten werden zusätzlich 3,- € fällig, den Gesamtbetrag können wir sogar mit der KK bezahlen. Das ist ebenfalls gut.

Wir haben es von hier aus auch nicht weit zu unserem Platz.
Wir bekommen einen Stellplatz gleich neben der Rezeption zugewiesen.
Wir müssen nur ein paar Meter um die Ecke fahren und finden den Stellplatz vor.
Doch dann müssen wir feststellen, dass unser Platz durch ein französisches Wohnmobil belegt ist.
Anja steigt mit der Karte, auf dem unser Platz eingezeichnet ist, dazu und erklärt dem Franzocken, dass wir diesen Platz zugewiesen bekommen haben.
Er meint, dass unser Platz einmal um die Kurve herum wäre und wir hier falsch wären.
Ich sehe das aber anders. Ich schnappe mir die Karte und gehe zu dem Franzosen. Anja will zur Sicherheit trotzdem mal um die Kurve gehen, kommt jedoch kurz darauf zurück und meint, dass dort alles voll wäre.
Ich gehe zu dem Franzosen und sage ihm, dass er auf unserem Platz steht, er verneint.
Wir reden ein wenig.
Ich überlege kurz, ob ich Stunk machen soll, andererseits stehen wir bereits aktuell vor dem Franzosen und ich schätze mal, dass wir auf seinem Platz stehen. Für ihn war der Platz wahrscheinlich nicht so schön und er hat sich buchstäblich in die kuscheligere Ecke zurück gezogen.
Er hat dafür aber auch direkt vor seiner Tür die „Laufkundschaft“ zum Servicehaus zu ertragen und so einigen wir uns darauf, dass er stehen bleiben darf, wo er steht und ich einfach hier stehe. Soll ja nicht so aussehen, dass wir „bösen Deutschen“ immer auf unser Recht bestehen.
Einen Stellplatz in Frankreich als Deutscher zu besetzen und einen Franzosen zu vertreiben erscheint mir nicht gerade politisch klug. Also geben wir nach. Und schlecht stehen wir auch nicht, wenn man sich die Plätze hier ansieht. Es ist einfach voll.
Wir richten uns nun erst mal häuslich ein, laden die Fahrräder ab und stellen endlich die obligatorischen Campingstühle raus und haken den Tisch am rechten Hinterrad ein.
Endlich da !

         
   Endlich angekommen (gleich hinter uns der Franzose)        Wir richten uns ein, machen die Räder startklar.

Wir sitzen draußen in der Sonne und ruhen uns erst mal aus. Nach einiger Zeit wird es mir aber auf der Stirn zu warm und ich setze mich lieber ins Wohnmobil und tippe ein wenig am Reisebericht.
Anja bleibt draußen in der Sonne und schreibt die ersten Postkarten fertig.
Auch ich schreibe kurze Zeit später meine Postkarten.
Ich merke, dass ich mal wieder mehr Leuten schreiben will, wie wir Karten haben und so gehe ich in die Rezeption und kaufe noch 2 Karten nach und 2 Eis für uns dazu.

Kurz vor 7, es ist mittlerweile 2 Stunden her seit unserer offiziellen Ankunft, wollen wir eine kleine Radtour mit dem Fahrrad durch den Ortsteil auf unserer Seite der Bucht unternehmen.
Das Thermometer an meinem Fahrradcomputer zeigt mir immer noch stolze 24°C.
Wir kurven ein wenig durch die Stadt und erreichen auch recht schnell die Bucht.
Offenbar ist gerade Ebbe, denn das ganze gleicht eher einem Schlammbad im Ganghes bei Hochsommer, was durch den Geruch von Fisch und „trocknendem Meer“ noch duftend gestützt wird.
Dennoch ist es schön hier. Wir fahren ein Stück auf unserer Seite des Kanal-Ufers entlang und wollen schauen, ob wir eine andere Querungsmöglichkeit finden, als die, die wir mit dem Wohnmobil genutzt haben. Etwas aufpassen muss man auf die Autofahrer hier. Wäre dies ein deutscher Ferienort, hätte hier jede Hauptstraße einen zugehörigen Radweg. Hier in Frankreich haben wir noch keinen gesehen. Und die Franzosen fahren wie die Henker, nehmen trotz der schmalen Straße hier keine Rücksicht auf uns als Radfahrer.
An unübersichtlichen Stellen überholen die einfach, wenn nun Gegenverkehr dazu kommen würde, müssten wir zur Sicherung unseres Lebens den Notausgang der Straße direkt in den Graben nehmen. Aber wir haben Glück, trotz drohender Gefahr überstehen wir unbeschadet alle Mordversuche.

         
     Ansicht der kleinen Uferpromenade                                  und des Marktplatzes

         
    Die andere Uferseite sieht nett aus                                    nur wie kommen wir durch den Modder rüber?

         
wofür ist denn die Rutsche da?                                        Wir fahren dicht am Ufer entlang

         
  Und sehen den Stellplatz, wo wir vorhin noch gestanden haben                      vielleicht kommen wir hier rüber?

Ist schon ein ganz schön weites Stück zu fahren. Auf der anderen Seite des Kanals haben wir einen tollen Ausblick auf den Stellplatz, wo wir vorhin noch gestanden haben. Morgen nehmen wir den Magellan mit und prüfen mal, welche Koordinaten wir vorfinden, damit wir diese bekannt geben können für eventuelle andere Gäste.

Wir haben Glück und finden tatsächlich eine alternative Querungsmöglichkeit. Eine klappbare Fußgängerbrücke am Ortsrand ermöglicht uns die Überquerung. Für heute allerdings ist es definitiv zu spät und so fahren wir am anderen Ortsrand zurück in Richtung Campingplatz.
Unterwegs finden wir auch eine Post auf dem kleinen Marktplatz im Ortszentrum. Leider hat diese schon geschlossen. Mal sehen, wo wir nun unsere Briefmarken für die Postkarten herbekommen. Morgen, am Sonntag ist bestimmt geschlossen, dann müssen wir wohl bis Montag warten.
Hier auf dem Marktplatz ist auch eine Boulangerie. Supi, da kann ich hier morgen früh frisches Backwerk fürs Frühstück holen.
Von hier aus geht es direkt zurück zum Campingplatz.

Um kurz vor 8 sind wir wieder am CP und haben mächtig Hunger.
Wir haben nun die Wahl zwischen selbst Baguettes belegen oder was einfaches aus der Dose zu erhitzen. Uns fällt wieder die Dose mit dem Bohnen und dem Fleisch aus dem Carrefour- Supermarkt aus Calais ein.
Das ist genau das richtige Abendessen, geht schnell, ist warm und einfach zubereitet.
Dose auf, heiß machen und fertig.
Wir schmeißen unseren Gaskocher an und schon köchelt der leckere Bohneneintopf in der Wohnmobilküche.
Wir decken draußen des Abendbrottisch. Zu dem Eintopf stellen wir noch ein Brot aus unserer Supermarktbeute bereit.
Nach dem Servieren und ersten Probieren wird schnell klar, für wen dieses Menü aus der Dose gedacht ist.
Für die Briten. Es schmeckt absolut fad und geschmacklos. Anja fällt es zuerst auf, dass mit den wässerigen Würstchen und den weißen Bohnen ein typisches englisches Gericht serviert wird. Ich haue mir erst mal 2 Pfund an Gewürzen (Salz, Pfeffer, Paprika, Knoblauch) in den Teller, nun lässt es sich geschmacklich einigermaßen aushalten. Leider eine totale Enttäuschung, das Essen kann das leckere „Wasser im Mund“-Gefühl des ersten Eindrucks des Dosenetiketts nicht mal annähernd geschmacklich halten.
Wirklich lecker ist es auch trotz der Gewürze nicht. Naja egal, der Hunger treibt es rein.
Nach dem Abendessen ist schnell aufgeräumt, dann kann der Abend beginnen, wir sitzen ein wenig vor dem Wohnmobil im Freien und lassen den Campingplatz mal auf uns wirken.

         
   hmm, irgendwie sah das im Supermarkt ein bisschen leckerer aus 😮                          Uns fehlen die Worte…

         
  Egal, gekauft, bezahlt, gegessen! Guten Appetit!             Der Abend wird schön, rechts von uns die Rezeption

Man merkt, dass in Frankreich Ferien sind. Die Kinder sind lange wach, das ganze Areal ist mittlerweile bis auf den letzten Platz belegt. Uns gegenüber ist der Versorgungsweg, dahinter kommt eine einfache Zeltwiese, die auch gut gefüllt ist.
Entsprechend groß ist der Publikumsverkehr hier rund um das Servicehaus. So hat alles Vor- und Nachteile. Einerseits haben wir kurze Wege, können uns das Frischwasser direkt abzapfen oder Ver- und Entsorgen ohne den Wagen dafür zu bewegen, andererseits herrscht hier eben reger Betrieb.
Wir stehen dicht an dicht zum besagten französischen Wohnmobil hinter uns, einem niederländischem Camper-Gespann seitlich und einem Mietbungalow schräg seitlich, wo einige Franzosen dem Alkohol wohl zugetan sind.
Und das alles auf den wenigen Metern unserer kleinen Wiese dicht gedrängt.

Campingplatzatmosphäre in der Hochsaison eben, es ist mittlerweile 21 Uhr durch.
Ich bin müde, allmählich habe ich mit den Folgen der kurzen vorhergehenden Nacht zu kämpfen.
Zum Kotzen, die jaulenden Franzosen singen mittlerweile angeheitert durch ihren Rotwein im Kanon. Leider ist dieser so schief, dass man nur ein unverständliches Hundegejaule entnehmen kann. Wenn sie wenigstens besser singen könnten wie sie Auto fahren, aber auch das scheint einfach nicht drin zu sein.
Direkt neben ihnen stehen die Holländer, mal sehen, wie lange die das Spielchen mit machen.
Ich bin mal gespannt, ob es hier so etwas wie eine Platzordnung mit festen Ruhezeiten gibt. So mit Nachruhe und so. Zum ersten Mal wünsche ich mir einen deutschen Campingplatz mit deutscher Ordnung, deutscher Gründlichkeit und einem vernünftigen deutschen Platzwart Typ Hausmeister Kaczmarek.

    
     Also: links die Holländer, erkennbar am gelben Nummernschild des VW, dahinter auf der Terasse des Holzhauses:
die singenden Franzosen und hinter uns quasi im toten Winkel das französische Päärchen im Womo. Alles ein bischen „beengt“

Na mal sehen, wenn es mit der Ruhe nichts wird, dann werden wir einfach auch unsere Flasche Wein aufmachen und uns ebenfalls lustig trinken.
Ich leide ja noch ein wenig unter dem Schlafdefizit der letzten Nacht, werde wohl auch bei etwas lauterer Atmosphäre schlafen können. Wie gesagt, mal sehen.

Anja macht sich auf mal die Duschen zu inspizieren, die heute im Laufe des nachmittags lautstark mit einem Hochdruckreiniger gesäubert wurden. Die Duschen sind kostenlos, Warmwasser ist gratis. Das ist doch mal was. Die Herrentoiletten habe ich ja bereits besucht, alles wirkt spartanisch, obwohl das Servicehaus von außen eher einen neueren  Eindruck macht. Das Klo hat nichtmal eine Klobrille und Toilettenpapier oder Seife in den Toilettenräumen gibt es auch nicht.

Nachdem Anja die Duschen inspiziert hat, kommt sie niedergeschlagen wieder zurück. Die Duschen bestätigen das schlechte Bild, das bereits die Toiletten abgeliefert haben. Hier sind Badelatschen zum Duschen Pflicht.
Wir stehen wie gesagt günstig zum Servicehaus, entscheiden uns nochmal fix die Wasservorräte aufzufrischen. Was soll man sonst anderes machen, wenn um einen herum noch lautstark das pralle Leben tobt. Unser 20 Meter Schlauch ist schnell ausgerollt. Ich habe vorhin einen Italiener beim Auffüllen des Wassertanks an seinem Wohnmobil beobachtet und weiß daher, dass es neben dem Wasserhahn im Chemieklo noch einen zweiten Wasseranschluss mit Gewinde im daneben liegenden Waschmaschinenraum gibt.
Dieser ist mir aus hygienischen Gründen allemal lieber.
Nachdem wir nun den Schlauch ausgerollt haben müssen wir leider feststellen, dass die Tür zum Wasseranschluss leider verschlossen ist.
Da wir nicht genau wissen, wie viel Wasser noch im Tank ist (das letzte Mal hatten wir in NL aufgefüllt) und wir die Waschgelegenheiten des Servicehaus nicht wirklich nutzen wollen, muss das Wasser eben woanders herkommen..
So versuche ich es im Spülhaus. Dort habe ich zwar keine Wasseranschlüsse wie an einem richtigen Wasserhahn (also einer mit Gewinde), aber ich kann mein Schlauchende mit etwas Kraft an den Spülhahn halten. Vielleicht die paar Liter, die wir brauchen werden und die mir meine Muskelkraft ermöglichen.

Ich komme mit einem spülenden deutschen Pärchen (etwa Anfang 20) ins Gespräch. Die beiden sind seid 4 Tagen hier. Ich frage nach ihrem Eindruck und was sie von dem Campingplatz halten. Die beiden meinen, dass es seit 4 Tagen kein heißes Wasser geben würde. Allenfalls wäre das Wasser lauwarm. Sie hätten sich schon beschwert, aber dann heißt es nur, dass das repariert werden würde.
Ich probiere das warme Wasser auch und muss leider bestätigen, was die beiden sagen.
Ob man damit duschen kann ohne dabei Eiszapfen an der Nase zu bekommen?
So langsam bereue ich, dass wir uns gleich für 2 Tage hier eingeschrieben haben.
Wir hätten vielleicht besser mal nur eine Nacht genommen und wären für die zweite Nacht einen Campingplatz weiter gefahren oder hätten das Risiko frei stehen nochmal probiert.
Dann aber fällt mir ein, dass die Campingplätze in Frankreich grundsätzlich einen schlechten Ruf haben. Kann also durchaus noch schlimmer werden, als es eh schon ist.
Wir schaffen es dann doch ein paar Liter durch den Schlauch zu quetschen. Bis morgen wird es wohl reichen.

         
   Wenn es eh schon so laut ist, dann können wir auch noch unsere Wasservorräte ergänzen: der Kampf mit dem Schlauch…

Ich frage mich, warum sich die Franzosen so daneben benehmen müssen. Was ich schlimm finde ist, dass die Familie, die hier lautstark auf der Terrasse den Krach macht, kleine Kinder dabei haben. So werden die kleinen direkt „richtig“ erzogen, dass man sich auf dem Campingplatz auch nachts um 11 noch lautstark und grölend daneben benehmen kann.
Das nehmen die doch auf!
Und wenn dann die Eltern das als Vorbildsperson vor machen, wie sollen die Kinder dann wissen, dass sich eventuell durch den Krach andere gestört fühlen könnten?
Schade! Frankreich ist ein so schönes Land, aber diese jaulenden Franzosen sind echt in der Lage einem die ganze Stimmung zu versauen.
Wir schlagen die Zeit tot, hoffen, das die irgendwann leiser werden, vorher schlafen wird eh nichts werden. Der Wein, den wir zum Schlafen trinken zeigt erste Wirkung, ich tippe zwar am Reisebericht, kann aber zum Teil meine Tippfehler kaum noch durch die autom. Rechtschreibung korrigieren 😉

         
     Premiere: Ich trinke sonst nie Wein, aber wir sind in Frankreich!  Na, was haben wir denn da für ein edles Tröpfchen?

Wir wollen uns nach dem Weingenuss allmählichin den Alkoven zurück ziehen, Anja macht sich im Waschraum bettfertig.
Als es deutlich schlimmer mit den singenden Franzosen wird und diese beinahe bedrohlich schief singen, mache ich mir den Spass und gehe doch nochmal vor die Tür mit der Cam.
Leider habe ich kein Glück und die Franzosen singen keinen Kanon mehr, aber dafür habe ich ein besonders begabtes Solo-Talent entdeckt.
Der Mann muss vermarktet werden, ob ich das Video an Dieter Bohlen schicken sollte ? …  🙂

Irgendwann gegen halb 12 ist plötzlich auf einen Schlag Ruhe.
Während ich mich gerade darüber noch wundern will, falle ich augenblicklich in einen tiefen und festen Schlaf!

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Kommentar absenden