Die ersten Kinder sind schon gegen kurz vor 8 auf dem Platz wieder lautstark unterwegs. Aber so ist das halt auf einem Campingplatz und es sind ja auch Ferien. Und es hat den Vorteil, dass wir von sanftem Kindergebrüll geweckt werden und nicht vom Gebrüll des Weckers. Ist doch auch schon was! 😉
Einen Wecker haben wir nicht gestellt, das wäre auch gar nicht nötig.
Verschlafen und ein bisschen verkatert startet der Tag.

Hier ist ganz schön was los am frühen Morgen. Das Servicehaus ist offenbar stark frequentiert.
Zusätzlich sind viele Gäste in Aufbruchstimmung. Die Holländer sind schon weg, als ich endlich aus der Luke schaue. Es muss so gegen 9 sein.
Als wir dann gegen 10 Uhr die Türe öffnen und Duschen gehen wollen, macht sich auch der hinter uns stehende Franzose auf den Weg.
Auch die Nachbarplätze sind geleert, es scheint so, als wären die gestrigen Besucher mehrheitlich Wochenendausflügler gewesen.
„Na bestens“ denke ich mir: „dann haben wir ja ab sofort mehr Platz ja für uns.“

Nun machen wir uns ans Duschen und schon werden wir beide wieder enttäuscht.
Die Dusche der Herren ist bei näherer Betrachtung richtig ekelig, an der Wand klebt der Schimmel, kein Wunder bei der feuchten Atmosphäre, die durch das nicht öffnungsfähige Glasdach das Wachstum diverser Bakterien und Krankheitserreger begünstigt behandelt.
Typ Saunadusche, feucht und warm und damit idealer Nistplatz für allerlei Schimmel und Pilze.
Ich entscheide mich heute mal die Badeschlappen während des Duschens an zu lassen, der Boden ist hier einfach zu dreckig.
Ist das noch Straßendreck von den Schuhen meines Vorduschers oder schon Schimmel?
Die Übergänge sind jedenfalls fließend…
Wenigstes ist das Duschen kostenlos, leider tröstet das wenig über die vorgefundene Situation hinweg.
Die Duschtemperatur kann man nicht einstellen und auch die Wassermenge ist nicht variierbar. Knopf drücken und nehmen was man bekommt. Als ProLevel 2 kommt allerdings hinzu, dass hier das Wasser nicht gleichbleibend temperiert ist! Nach Warm kommt kalt und dann sehr kalt und dann ganz heiß. Überraschungsduschen „en francais“ eben. 😉
Auf extrem heiß folgt dann wieder ganz eisekalt und ist somit das beste Training für meine in die Jahre gekommenen Abwehrkräfte.
Man kann ja jeder Situation noch etwas positives abgewinnen…
Auch das geht vorbei, wir wollen hier ja nur campieren und nicht dauerhaft wohnen.
Das Duschen geht verständlicherweise recht flott und ich mache mich wieder auf zum Wohnmobil.
Nach einigen Minuten kommt auch Anja aus der Dusche und begrüßt mich mit folgenden Worten: “Frauen sind doch die größten Schweine, die es gibt. Schlimmer als Männer!“

Oho!, solch weise und vor allem richtige Aussage, ich wundere mich nur, was sie zu dieser Erkenntnis gebracht hat.
Sie erklärt mir, dass die Duschen und Waschräume total verdreckt gewesen sind.
Neben den üblichen Verunreinigungen durch Haare und stellenweise ganze Haarbüschel befand sich eine benutzte Damenbinde im Waschraum. Im Abfluss „wohnte“ ein schwarzer undefinierbarer Klumpen Dreck, der bedingt durch seine Größe nicht mehr im Abfluss herunter gespült werden konnte. Um eine Verstopfung und damit überlaufendes Wasser zu vermeiden und die damit verbundene Verteilung der Eckelerreger hat sie sich an die Beseitigung der Verstopfung gemacht. Dank Sagrotan- Reinigungstüchern wagte sie den Griff zum Dreck.
Dieser bestand in großem Maße aus alten Haaren und Schleim, am unteren Ende fand sich darüber hinaus ein benutztes Wattestäbchen ein, dessen Watte sich allerdings schon metamorphosisch in die nächste Ebene verwandelt hatte.
Der Eckel hiervor sei ihr unbeschreiblich gewesen. Um sich dennoch hier wenigstens ansatzweise und ohne etwas anzufassen reinigen und danach waschen zu können hat sie erst mal den ganzen Waschraum mit flüssigem Sagrotan eingesprüht und einwirken lassen.
Nach etwa 5 Minuten Einwirkzeit hat sie an der Wand erneut mit Reinigungstüchern probiert die Wände und die Armaturen zu reinigen.
Besonders die Armaturen sollen dabei ihre „jahrelange Erfahrung“ an Vorbesitzern frei gegeben haben und eine braune brockelige und schleimige Maße klebte in den Reinigungstüchern. Erneut hat sie dann die ganzen Armaturen eingesprüht, bis endlich das Bad einigermaßen benutzbar war.
„So lange habe ich noch nie gebraucht eine Waschgelegenheit einigermaßen sauber zu bekommen“, dem einfachen Ekel wich bereits der Kotzreiz.

„Hmm, da bin ich ja noch gut weg gekommen“, denk ich mir und biete ihr an ein paar Bilder für nach uns interessierte von den vorgefundenen hygienischen Verhältnissen zu machen. Da dies aber gegen die Genfer Konvention und gegen die Menschenrechte verstoßen würde, haben wir auf veröffentlichtes Bildmaterial an dieser Stelle verzichtet und somit kann ich Ihnen nur den Eindruck der Herrenduschen präsentieren.

         
     Das Herren-WC für kleine…                                                    …und für große Geschäfte

         
  Die Herrenwaschräume                                                          und die Duschen mit schwarzen Flecken an den Wänden

Die Alternative wäre die Nutzung des bordeigenen Waschraumes gewesen, aber wie gesagt, wir haben keine Fahrzeugdusche und für die Außendusche haben wir nicht ausreichend Platz zur Seite. Auch habe ich den Warmwasserboiler noch nicht in Betrieb nehmen können. Die Lampe wird zwar grün und man hört, wie der Warmwasserboiler auch das Gas zündet, aber das Wasser, was wir nach Aufdrehen des Warmwasserhahnes aus selbigem erwarten, hat einfach nicht die voreingestellte Temperatur von 40°C. Auch hier werden wir nach unserer Rückkehr nochmals das Forum für Wohnmobile bemühen müssen. Da wir zu der Therme keine Anleitung haben, brauche ich die dortige Erfahrung und geballte Kompetenz.
Vielleicht steht die auf Winterbetrieb, muss erst gefüllt werden oder Hähne aufgedreht oder sonst was. Na ja, schauen wir nach unserer Rückkehr. Für den Moment sind wir ja erst mal sauber und der Tag kann beginnen.
Mit dem Fahrrad mache ich mich auf zum dörflichen Marktplatz. Hier haben wir ja gestern eine Boulangerie erspäht, die heute hoffentlich geöffnet hat und uns mit frischem Backwerk versorgt.
Natürlich schaffe ich es auch wieder auf dem kleinen Stück mich gründlich zu verfahren. Ich lande wieder am Hafen und versuche nun eine Stichstraße nach der anderen durchzufahren, stets im rechten Winkel zur Dorfkirche. Dennoch gelingt es mir einfach nicht den Dorfplatz wieder zu finden. Ich will gerade aufgeben, da finde ich den Dorfplatz auf dem Rückweg. Na toll.
Unsere Boulangerie hat offen, allerdings tummelt sich eine Schlange bis zur Post.
Was für ein Glück, dass ich mich vorhin verfahren habe, denn ich habe eine zweite Boulangerie erspäht, die wir gestern nicht gesehen hatten.
Diese liegt etwas abseits und so habe ich Glück.
Die Auslage sieht total lecker aus, neben den klassischen Croissants und Baguettes hat diese Boulangerie als Patisserie auch kleine Kuchen und Süßgebäck, wenn wir gestern nicht im Carrefour schon so viel Back- und Naschwerk eingekauft hätten, würde ich hier was zum Schnubbeln für den Nachmittagskaffee einkaufen.

Ich kaufe für etwa 3 € drei Mini-Baguettes und zwei Croissants.
Dann mache ich mich wieder auf den Weg zum Campingplatz. Auch diesmal verpasse ich die richtige Abfahrt, dennoch kann ich mich recht schnell orientieren und habe im Endeffekt für die reine Hin-/Zurück Strecke von etwa 900 Metern eine Umwegsstrecke von fast 2 Kilometern gefahren. Morgensport inklusive.

         
    Der Kanal führt heute mehr Wasser            Vor mir die Überreste der „Tour de France“

Der Frühstückstisch ist einfach und schnell gedeckt, Besonderheiten gibt es keine. Die Croissants schmecken sehr französisch, die Baguettes stehen ihnen jedoch in nichts nach.
Das ist französische Lebensfreude.
Beim Frühstück müssen wir beide über den Waschraum lachen. Ein Pech, dass wir gleich im Voraus für zwei Tage bezahlt haben, sonst würden wir jetzt unsere Klamotten packen und weiter ziehen.

    
The simple Life: Einfacher aber leckerer französischer Frühstückstisch

Nach dem Frühstück ist erst mal Faulenzen angesagt. Schließlich ist die ganze Reiserei, so schön sie auch sein mag, anstrengend.
Karten lesen, Schilder gucken, Ausschau halten, Fahren, Lenken, Aufpassen, das alles zehrt an den Kräften und dies ist ja nur ein verlängertes Wochenende. Wir kommen ja geradewegs von der Arbeit. Ein wenig ausruhen und dem süßen Nichtstun frönen ist dringend nötig und wird nun nachgeholt.

So plätschert der Mittag und der Nachmittag an uns vorbei. Zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass hier so was wie Ruhe einkehrt.
Anja sitzt draußen in der Sonne, ich sitze mit einer kühlen Dose Pepsi Max bei ihr.
Wir schauen ein wenig über das ADAC- Kartenmaterial, dass wir im Rahmen der Tourset-Bestellung für Schottland letzte Woche erhalten haben.

Eine merkwürdige Begegnung passiert uns auch.
Gegenüber fahren 2 Autos mit französischem Kennzeichen vor. Ein Golf und ein Clio.
Die Techno- Musik hämmert aus den Boxen.

Es steigen einige Jugendliche (3 Jungs, ein Mädel) und ein kleiner Junge vielleicht 7 Jahre alt aus.
Der Junge packt sich sofort die Federballschläger und fordert die Jugendlichen zum Spielen heraus.
Die 2 Jungs und das Mädel reagieren sofort, es bilden sich 2 Teams und die 4 spielen Federball. Der vermutete Anführer der Clique und Fahrer des getunten Golfs allerdings spielt nicht mit, er geht mit Duschzeug in Richtung Servicehaus.
Nach etwa 10 Minuten hört die Gruppe auf zu spielen, statt dessen packt nun der kleine Junge ein Boule- Spiel aus und wirft die Kugeln. Ein Jugendlicher spielt mit ihm, der andere Jugendliche und das Mädel spielen statt dessen Fussball.
Ich wundere mich, wollen die nicht das Zelt aufbauen oder so was?
Der Kofferraum vom Golf und auch vom Clio ist prall gefüllt, dennoch macht keiner Anstalten hier etwas auszupacken.
Komisch.
Nach etwa 30 Minuten kommt der Anführer frisch geduscht zurück, ruft die Gruppe zusammen und genauso schnell, wie die Gruppe gekommen ist, machen sie sich wieder auf den Weg davon.
Was war jetzt das? Haben die hier auf dem CP so eine Art kostenlose Pause gemacht?
Die Rezeption hatte die ganze Zeit geschlossen (Mittagspause) es wäre also gar nicht  möglich gewesen sich anzumelden oder etwas zu bezahlen. Ob die hier einfach nur einen Spiel-, Kack- und Duschstop gemacht haben? Zwar frech und dreist, aber doch immerhin möglich. Eine andere Erklärung will mir aber einfach nicht einfallen.
Gut, dass auch hier wieder kleine Kinder mit angesehen haben, wie man sich bestens durchs Leben schnorren kann.
Ist das die echte französische Lebensart?

Die Mittagssonne hat es geschafft die heute früh noch dichteren Wolken aufzulösen und so knallt die Sonne nun auf uns herab. Ich ziehe mich in Anbetracht und Vorahnung eines drohenden Sonnenbrandes ins Wohnmobil zurück und tippe ein wenig am Reisebericht.

Gegen halb drei packt Anja der Tatendrang und schwupp-di-wupp hat sie den Sauger ausgepackt. Keine 10 Minuten später glänzt das Wohnmobil von innen nun wieder wie neu.
Wirklich ein fleißiges Lieschen.
Anja ist durch die Arbeit etwas warm geworden und sie überlegt, was sie dagegen tun kann.
Ich schlage ihr gemein grinsend vor doch eben fix zu duschen zu gehen, als „Belohnung“ fange ich mir trotz leichter Gegenwehr drei Nackenschläge. OK, habs verdient…
Wie gesagt, der Nachmittag plätschert so vorbei.

Gegen 15 Uhr wollen wir mit dem Fahrrad nochmal los. Immerhin haben wir uns vorgenommen mal auf die andere Seite des Kanals zu fahren. Auf dem Weg dorthin nehmen wir die Küstenstraße. Wir finden einige Parkplätze am Ende der Straße vor, die durchaus auch lang genug für Wohnmobile ist. Es stehen bereits einige Wohnmobile hier, mit dem Magellan notiere ich die Koordinaten dieses möglichen Stellplatzes:
51° 00.22 N
002° 09.78 E

         
    Ellenlange Uferpromenade                         mit einigen Wohnmobilen, keine Beschilderung, Parken frei

Von hier aus geht es nun auf unserer Kanalseite entlang, heute ist Flut, das Wasser im Kanal stinkt nicht nach altem Fisch und sieht netter aus, als gestern, weil das Wasser gnädig den Schlamm des Kanalbodens bedeckt.

         
    Heute hat der Kanal deutlich mehr Wasser und stinkt nicht     Wir fahren schön an der Uferpromenade entlang

Nach kurzer Fahrtzeit erreichen wir auch wieder die Drehbrücke über den Kanal, die wir gestern schon angefahren haben. Zu unserer Überraschung ist diese leider umgeklappt und erlaubt nun den Schiffen die Durchfahrt.
Aber macht ja nichts, wir können ja noch über die Straße fahren, die wir gestern bei Querung mit dem Wohnmobil genutzt haben.
Vorrausgesetzt wir werden nicht durch die französischen PKW- Fahrer plattgefahren.
Erneut nehmen diese überhaupt keine Rücksicht auf uns mit dem Fahrrad.
Die andere Seite erreichen wir um halb 4.
Wir machen einen kleinen Zischenstop, wo wir gestern schon mit dem Wohnmobil gestanden haben und den wir von der anderen Seite gestern fotografiert haben. Auch hier ziehe ich mir die Koordinaten aus dem Weltraum:
51° 00.34 N
002° 06.33 E

         
   Schöner Platz auch für überlange Fahrzeuge             mit direktem Blick in den Yachthafen, auch hier keine Schilder

Danach geht es weiter in Richtung Küste.
Zu unserer Überraschung treffen wir auf ein wunderschönes Blumenmeer an einem Kanalzufluss, wo wir ein paar schöne Fotos machen können. Es duftet nach Frühling und das mitten im Sommer.

         
Wir überqueren den Kanal an der Fussgängerbrücke          und finden ein tolles Blumenmeer

         
   Eine kurze Pause bei den schönen Blumen                       ein wirklich schönes Plätzchen hier

Danach geht es weiter in Richtung Strand „La Plage“. Wir finden auch hier einen großen möglichen Parkplatz, allerdings ist dieser durch die gleiche Metallkonstruktion in der Höhe beschränkt und gestattet auch hier wie im Einkaufszentrum von Calais nur PKW die Zufahrt.
Das gefällt mir allemal besser, als eine Beschilderung, hier sieht man gleich auf den ersten Blick, dass wir mit den hohen Fahrzeugen nicht parken sollen. Dieser Platz hier ist zum Beispiel parkenden Strandbesuchern vorbehalten und das ist auch OK. Immerhin gibt es für Womos ja ebenso genug kostenlose Parkmöglichkeiten.

     
     Man merkt sofort, wenn Womos wo nicht hin sollen…

Dann haben wir Glück mit dem ersten kombinierten Rad/Fussweg direkt am Kanal.
Der ist wirklich schön und lässt sich total schön entlang fahren.
Das Thermometer meines Fahrradcomputers zeigt mir 27°C, neben uns fährt ein kleines Fischerboot, dass wir trotz langsamer Geschwindigkeit langsam einholen.

         
   Endlich ein langer kombinierter Rad-/Fussweg            Das Fischerboot holen wir langsam ein

Nachdem wir an der Strandpromenade von Petite Fort Philipe angekommen sind, sehe ich einen Tabakshop und dabei fällt mir ein, dass man dort auch Briefmarken kaufen kann. Das habe ich mal in einem Reiseführer gelesen.
Ich probiere es und habe tatsächlich Glück, der kleine Laden hat einfache Postmarken. Ein Glück, dass wir die gestern geschriebenen Karten dabei haben und so können wir die Karten mit Marken ausrüsten und auf die Reise schicken.

         
    Der Marktplatz von Pt. Fort-Philippe                          Hier finden wir endlich Briefmarken und schicken die Karten los

Von hier geht es direkt zum Strand. Wir parken die Räder am Promenadenzugang. Mit dem Fahrrad darf man hier nicht drauf.
Es geht zu Fuß weiter, das Bewegen der Knochen tut gut, Rad fahren ist doch ganz schön anstregend.
Wir schlendern die Promenade entlang, für Kinder wird hier richtig was geboten, es gibt Spielplätze, Hüpfburgen, Trampoline, und andere Attraktionen.

              
    Fahrräder „angebunden“                      weil sie auf der Prom. nicht erlaubt sind      blaue EU- Flagge für Gravelines

Wir erreichen den Ausleger, der direkt ins Meer führt und gleichzeitig die rechte Seite des Kanals mit einem kleinen Leuchtturm an der Deichspitze präsentiert.
Diese mögliche Aussichtsplattform wollen wir uns näher ansehen und spazieren den betonierten Weg entlang. Rechts und links neben dem Weg haben wir merkwürdig anmutende Betonkonstruktionen, dessen Verwendung wir nicht genau zuordnen können. Mir ist diese Konstruktion bereits bei google Earth aufgefallen und ich frage mich, ob das gegen die Brandung schützen soll, wenn hier mal Sturmflut ist.
Sieht ein bisschen aus wie ehemalige Panzersperren.
Vielleicht ein öffentliches Lager und wenn es an der nahen belgischen Außengrenze zu Krieg kommt, kann man die flugs abmontieren und an der Grenze wieder aufstellen.
Muss ganz schön Arbeit gewesen sein hier die Dinger überall hin zu klatschen.
Andererseits wird die Natur die nächsten Millionen Jahre brauchen um den Beton durch Wind, Regen, Meer und Sand wieder abzutragen. Wahrscheinlich wird es diese Betonsperren noch geben, wenn die Menschheit längst verschwunden ist und sich unsere Sonne der Supernova nähert. Außerirdische werden dann mal genau so wie wir nun an dieser Stelle stehen und rätseln, warum die Menschen hier diese Betonsperren aufgereiht hat.

         
   Ein Überblick über die Promenade                               wir entscheiden uns für den Weg ans Meer (links der Kanal)

    
     Das andere Ufer des Kanals, wo wir wohnen             Merkwürdige Betonsperren säumen den Weg

    
   Auf einer Bank eine kleine Pause                                 ein kleines Segelboot fährt vorbei: Trinkt aus Piraten jocho!

Nach einem langen und windigen Spaziergang auf dem Ausleger erreichen wir den kleinen Leuchtturm. Der Wind treibt den Geruch und den Geschmack der See zu uns. Man kann das Salz auf den Lippen schmecken.
Wir machen ein paar Bilder. Ein hier filmender Tourist macht ein Bild von uns.
Hübsch anzuschauen sind auch die vielen verschiedenen Schiffchen, die hier in den Kanal oder aus dem Kanal heraus fahren. Das wäre auch mal schönes. So mit einem Boot durch die Welt fahren. Ist im Prinzip doch nichts anderes, als mit einem Wohnmobil, oder?
Problem ist nur, dass ein Boot noch teurer in der Anschaffung ist und für ein kleines gemietetes Böötchen der passende Führerschein fehlt.

          
  Wir erreichen das Leuchttürmchen der Kanaleinfahrt       mit einem Ausblick ins Meer

Nach dem kurzen Ausflug geht es wieder zurück zur Promenade, wir haben langsam Hunger bekommen und wollen mal sehen, ob wir auf der Promenade einen kleinen Snack zum Schnubbeln bekommen. So für zwischendurch.

Der Rückweg geht schneller, als der Hinweg. Liegt vielleicht daran, dass wir nun  Rückenwind haben.
Wieder auf der Uferpromenade angekommen steuern wir zielgerichtet einen kleinen Kiosk an und wollen mal sehen, wie so die Preise sind. Dabei trifft uns fast der Schlag.
2,50 € für ein einfaches Sponge-Bob Fruchteis, 3,50 € für ein Magnum. 7 Mark für ein Eis ! Definitiv der höchste Preis, den ich je für ein Magnum gesehen habe.
Das machen wir nicht mit, wir boykottieren diese Wucherbude und kaufen hier nichts.
Ich frage mich, wie die Franzosen das machen? Die Kinder hier wollen doch ein Eis. Wo soll es dann her kommen, wenn nicht hier von der Bude?
Frechheit die bereits mit Kindern stärker belasteten Familien so gnadenlos auszunehmen.
Wir als Erwachsenen mögen das vielleicht noch verstehen und verkneifen uns aus freien Stücken, dass wir uns zu diesen Preisen eben kein Eis schmecken lassen, aber wie erklärt man das einem kleinen Kind?

Wir suchen noch eine kostenlose Toilette auf, um ein kleines Geschäft zu verrichten und die Hände zu waschen. Dann geht es auch wieder zurück zum Fahrrad. Wir beschließen hier nichts zu essen, das Geld zu sparen und zu schauen, ob unsere Bordküche etwas nettes hervorzaubern kann.

Kurz vor 5 sind wir wieder auf dem Fahrrad. Auf dem Rückweg haben wir Glück. Die auf dem Hinweg noch umgeschwenkte Brücke zur Freigabe des Schiffsverkehres ist dank der einsetzenden Ebbe nun wieder für uns gedreht. Zwei Franzosen sind gerade damit beschäftigt die Brücke zu sichern. Wir winken Ihnen zu und sie bestätigen uns, dass wir die Brücke bereits befahren dürfen. Klasse, damit haben wir locker 800 Meter an Weg gespart.

    
     Wir fahren wieder zurück und haben noch immer 23°C

Auf dem Rückweg überlegen wir uns zu schauen, ob die kleine Boulangerie auf dem Marktplatz auf hat. Für selbst belegte Baguettes haben wir ja alles eingekauft, nur das Brot fehlt. Leider hat die Boulangerie geschlossen, immerhin ist ja Sonntag.
Es gibt aber auf der gegenüberliegenden Seite jedoch eine Snackbude, die Baguettes, Toasts und ein wenig Kuchen neben Pommes und Würstchen verkauft. So eine Art Tabakshop, Kleinsupermarkt und Imbiss in einem. Wir haben Glück, bekommen ein helles Baguette, das so ähnlich wie ein Ciabatta aussieht und dazu noch ein weiches Baguette, welches ich eher in den Bereich süßes Brötchen vermute. Dazu gibt’s für Anja noch ein Stück Käsekuchen, den sie gerne für den nachträglichen verspäteten Cafe vor dem Wohnmobil genießen möchte. Sozusagen als Alternative für die nicht eingenommene Promenaden-Cafe-Kuchen-Tafel.
Auf dem Weg zurück bekommen wir allerdings dermaßen Hunger auf das leckere Baguette, dass wir das weiche süße Baguette bereits stückchenweise auf dem Weg zurück zum CP bereits verschlingen.
Eigentlich wollten wir nur probieren, dann nochmal probieren und haps haps war das Beguette verschwunden.

Es hat sich nun merklich abgekühlt, das Thermometer zeigt mir noch 23°C, es ist kurz vor 6, als wir am Wohnmobil eintreffen.
Anja macht es sich mit dem Stück Kuchen, dessen Belag sich als Pudding herausstellt, und einer Tasse Kaffee aus der Tüte vor dem Wohnmobil in der Restsonne gemütlich. Ich dagegen beginne schon mal die Fahrräder wieder am Heck zu montieren. Für heute habe ich genug gestrampelt, das waren locker 20 Kilometer, meinen kleinen Umweg vom Frühstück nicht mitgerechnet. Und morgen geht es ja nach dem Frühstück schon direkt wieder los nach Hause, da will ich nicht lange Zeit mit Ladearbeiten verbringen. Nach Beendigung der Verladung der Fahrräder schnappe ich mir wieder eine Dose kalte Cola aus unserem wirklich hervorragend kühlenden Kühlschrank uns setze mich zu ihr.
Auf dem Campingplatz ist ein mobiler Pizzawagen vorgefahren. Anja meint, dass die Zeiten des mobilen Pizzawagens vorne an der Rezeption auch ausgehangen wären. Hmm, da Anja nun schon ihr Stück Kuchen gegessen hat, kann ich mich durchaus als Abendessen ein schmackhaftes Stück Pizza vorstellen. Die Baguettes sind frisch, diese können wir auch morgen noch zum Frühstück essen. Ich gehe mir mal den Pizzawagen, dessen Theke noch verschlossen ist, genauer anschauen. Leider verspricht der Wagen alles andere als leckere Pizza. Der ganze Fiat ist ungepflegt, rostig und dreckig. Ich frage mich wenn der Wagen schon von außen so aussieht, wie mag er dann von innen aussehen?
Ich will es lieber nicht heraus finden und mache mich zurück zum Wohnmobil.
Der Platz um uns herum füllt sich langsam wieder.
Erneut trifft ein Holländer mit einem Wohnmobil ein. Er parkt genau auf dem gleichen Platz wie sein Landsmann, der uns heute morgen verlassen hat.
Ist schon komisch. Darüber hinaus füllt sich auch die angrenzende Zeltwiese wieder. Es könnte also auch heute abend wieder ein illustrer Abend werden. Sogar unsere musikalischen französischen Nachbarn, heute normal redend, machen es sich mit einer guten Flasche Rotwein erneut auf der Terrasse bequem. Das könnte ein Deja-Vu werden, nur mit dem Unterschied, dass wir diesmal keine Flasche französischen Rotwein haben.
Anja beobachtet das Geschehen um uns herum mit Argwohn, genau wie ich.

Es ist kurz nach sechs, als ich eher beiläufig frage, was wir denn heute noch machen sollen.
Anja meint scherzhaft, dass wir ja auch nach Hause fahren könnten. Sofort sind meine Lebensgeister wieder da. Die Aussicht auf eine entspannte Nachtfahrt im Gegensatz zu einer staureichen Fahrt an einem Montag morgen in Belgien um den Brüssler Ring lassen mich aufleben.
Ich weiß, sie hat das eigentlich zuerst nicht so gemeint, wie sie es gesagt hat, dann aber kann ich sie nach einiger Überredungskunst von der Idee begeistern. Wir verlagern eigentlich nur die wenigen Stunden Melancholie im Resturlaub („Schaaaade, morgen müssen wir wieder nach Hause…“), die uns in Anbetracht der drohenden Heimreise noch bleiben in Zeitguthaben, dass wir morgen ausgeschlafen zuhause nutzen können.
Sei es fürs Wäsche waschen, Wohnmobil aufräumen, nichts tun oder sonstige Aktivitäten.
Aber eben als „Mehrzeit“ zuhause. Wenn wir um 7 hier abfahren fahren, können wir gegen 1 Uhr zuhause sein.
Wir packen die wenigen Sachen in Ruhe zusammen.
Anja ist auch mit der Dusche gar nicht einverstanden. Die Aussicht morgen nochmal im scherzhaft getauften Bakterienbunker duschen zu müssen ist für sie nicht sehr erbauend. „Dann lieber zuhause duschen“ ist unsere gemeinsame Meinung.

Auch nach dem warmen Wasser gucke ich nochmal.
Ich hatte das ja heute früh mal ausprobiert, aber irgendwie hat das mit dem waremn Wasser nicht geklappt. Ich checke nochmals die Diode, sie leuchtet grün im Ruhelicht. Auch blubbert es aus dem Boiler.
Aber warmes Wasser will einfach nicht kommen.
Ich drehe den Hahn zu und will damit das kalte Wasser aufdrehen, als ich plötzlich eine Überraschung erlebe. Es kommt nun warmes Wasser aus dem Hahn! Ist das nicht toll? Ich kann mein Glück kaum fassen. Offenbar ist nur der Zulauf geändert. Wenn man den Hahn „auf“ dreht für warmes Wasser (roter Pfeil nach rechts), kommt das kalte direkt aus dem Tank.
Drehe ich aber den Hahn „zu“ (also dem blauen Pfeil hinterher) kommt das warme Wasser aus dem Hahn.
Klasse, damit wäre dieses Problem auch gelöst, wir haben definitiv warmes Wasser.

Nun ist auch die feierliche Entleerung das zwischenzeitlich gut gefüllte Chemieklos dran. Mit nur einer Ausnahme haben wir während des gesamten Kurzurlaubs das Porta Potti benutzt. Was sind wir froh, dass wir uns damals im Obelink für dieses Modell mit dem größeren Fäkaltank entschieden haben. Einmal, weil man dann ganz normal darauf sitzen kann wie zuhause und andererseits weil das Fassungsvermögen und deutlichen Spielraum lässt.
Drei Tage können wir zu zweit also problemlos mit dem Potti auskommen, ohne dass wir Bedenken haben müssen, dass uns buchstäblich die Scheiße überläuft.
Auch ein wichtiger Test für Schottland. Und wir sind froh, dass das Porta Potti trotz „guter Füllung“ noch keinen Geruch entwickelt hat. Auch im Badezimmer in direkter Umgebung nicht. Allenfalls, wenn man den Schieber öffnet, kommt die blumige Note aus Ausdünstungen und Chemie zum Vorschein. Wir hatten damals auf unserer Reise zum Nordkap deutlich mehr Probleme mit dem fest eingebauten Klo und mussten dieses wegen der lästigen Geruchsbildung an jedem 2ten, spätestens jedoch am 3ten Tag leeren, aber nur, weil eben der Gestank nicht mehr auszuhalten war.
Hier mit dem Potti haben wir trotz größter Bedenken das direkte Gegenteil erlebt. Kann sein, dass das an der anderen Chemie lag. Während der Nordkappreise war das irgend ein No-Name Chemiezeugs. Hier im Potti leben wir immer noch von dem Pröbchen Aqua Kem Blue, dass bei dem Klo dabei war. Gut, dass wir vorsorglich hiervon sogar eine große Flasche gekauft haben. Oder es liegt einfach am Klo selbst. Vielleicht war im Mietmobil ein Dichtring undicht oder was weiß ich. Jedenfalls wollen wir mit unserem zu 2/3 gefüllten Fäkaltank nicht nach Hause fahren, sondern hier entleeren. Immerhin haben wir dafür auch bezahlt.

So schnappe ich mir den gewichtigen Tank, zum Servicehaus habe ich es ja nicht weit.
Für die Entleerung des Chemieklos steht mir in einem gesonderten Raum (Toilette Chemique) eine einfache Kloschüssel zur Verfügung. Ich frage mich, ob das Wasser zusammen mit dem normalen Abwasser einfach so in das Abwassernetz eingespeist wird. Jedenfalls kann man nicht erkennen, dass das Abwasser irgendwie gesondert gesammelt wird. Aber das ist mir jetzt auch egal.
Ich leere meinen Tank, spüle diesen gründlich aus und fülle danach wieder mit etwas Kem Blue und 2 Liter Frischwasser den Tank auf.
Deckel drauf, fertig. Geht genauso leicht oder schwer, wie mit einem fest eingebauten Klo und mobilen Fäkaltank.
Einzig den Kopf muss man noch überreden mit dem Potti keine Probleme zu haben.
Das Problem ist nämlich, dass bei einem fest eingebauten Klo der „Überrest“ in einem gesonderten Raum aufbewahrt wird. Bei Potti jedoch nicht. Dort wäscht und pflegt man sich oder putzt sich die Zähne jedes Mal neben „einem Eimer mit Sch***“. Jedenfalls ist der Fäkaltank eines Pottis stets in „Sichtweite“. Bei einem eingebauten Klo, also einem sogenannten „Kassetten-WC“ hat man eher den Eindruck wie im heimischen Badezimmer.
Die Schüssel ist zwar da, aber die gespülten Überreste verschwinden hier aus dem nicht sichtbaren Bereich.
Aus den Augen, aus dem Sinn. Das ist glaube ich der Hauptgrund, warum ich mit dem Potti nicht so recht warm werde und über die Nachrüstung eines Kassetten-WC nachdenke.
Aber sonst ist die Bedienung und Nutzung des Potti ebenso leicht und einfach, wie mit einem normalen Wohnmobilklo.

Zurück am Wohnmobil hat Anja bereits den Rest an Geschirr abgespült, die losen Dinge verstaut und sich auch sonst im Inneren um die Herstellung der Abfahrbereitschaft gekümmert. Wir sind da ein super eingespieltes Team.
Sie kümmert sich drinnen darum, dass alles lose verstaut ist, dass nichts umher fliegen kann und „das die Sitzlehnen in aufrechter Positionen stehen“ und die Aufbautür von innen verschlossen und verriegelt ist.
Ich dagegen checke den Außenbereich, passe auf, dass Tische und Stühle eingeräumt sind, die Sat- Antenne eingefahren, das Versorgungskabel ausgesteckt und verstaut, das Gas abgedreht ist usw. Und so erledige ich auch diese genannten Außenarbeiten.
Vorne im Führerstand und unserer kleinen mobilen Kommandobrücke treffen wir uns dann und gehen die Checkliste zum Start nochmal durch.
Alles bestens!
Und so rollen wir vorbei am Pizzawagen um exakt 19:28 Uhr vom Campingplatz.

         
    Vorbei am Pizzawagen verlassen wir den CP                    über die Landstraße geht es zurück zur Autobahn

Zum Teufel mit der bezahlten Nacht, daran soll es nun auch nicht scheitern. War eine wichtige Lektion, aus der wir gelernt haben einen Campingplatz nicht nach seinem ersten Eindruck zu beurteilen und nicht gleich 2 Nächte zu buchen ohne zu wissen, ob es uns überhaupt hier gefällt.
Und gefallen hat es mir hier definitiv nicht.
Ich habe sogar zum ersten Mal keine Runde über den Platz gedreht. Normalerweise spazieren wir gern so durch die Reihen. Schauen was andere Camper machen, welche schicken Wohnmobile sie haben und gucken.
Aber hier wollte ich das nicht. Zu dicht gedrängt standen alle beisammen, zu viel war los, zu viel Hektik und Huddel.
Und so freue ich mich, dass wir gleich nach der Auffahrt auf die E 40 um 20 vor 8 wieder das Hörbuch anwerfen und wir mit dem Sonnenuntergang im Rücken den Weg nach Hause antreten, auch wenn wir uns beide nach nur kurzer Eingewöhnungsphase im Wohnmobil richtig wohl gefühlt haben.
Gegen 8 kurz vor Passieren der belgischen Grenze verlassen wir die Autobahn bei Bray-Dunes, wo wir auch gestern auf die Autobahn aufgefahren sind. Wir haben eine Tankstelle dort gleich nach der Grenze ausgemacht, die den guten Diesel für knapp über 1 € verkauft. Tanken müssen wir eh, daher wollen wir das gleich zu Beginn der Reise tun, damit wir nicht später auf teuere Autobahntankstellen angewiesen sind, die mit etwas Pech noch in der Nacht geschlossen haben.

         
     Zuerst ein Stück Autobahn in Frankreich                       Dann geht es auf der Landstraße in Richtung Veurne / Belgien

Die billige Tankstelle hat leider geschlossen und so fahren wir noch ein Stück weiter zu einer Total-Tankstelle.
Auch hier stehen einige LKW am Straßenrand.
Die Tankstelle selbst sieht geschlossen aus.
Ich halte an und checke den Automaten, das VISA- Zeichen sieht schon mal gut aus.
Der Diesel kommt 1,07 €. Naja es wäre billiger gegangen aber nun wollen wir uns nicht beschweren.
Ich beratschlage mich kurz mit Anja und wir entschließen uns so viel zu tanken, dass wir auf jeden Fall bis Liege kommen. Dort wollen wir schauen, ob die billige Tankstelle auf hat oder auch einen Automaten mit KK- Zahlung vorweisen kann.
Einen kleinen Rest tanken wir zusätzlich als Reserve, dass wir unter Herabsetzung der Marschgeschwindigkeit auf jeden Fall bis Aachen kommen würden.
Nachdem wir etwa 40 Liter abgezapft haben packe ich den Rüssel wieder in die Zapfsäule und gebe Anja ihre VISA zurück. Ich gucke am Automaten noch nach einer Quittung und Anja fragt mich, ob der Tankvorgang wirklich beendet sei.
Ich meine schon.
Sie meint, dass sie Angst hat, dass vielleicht jemand auf ihre Kosten tanken würde und so bittet sie mich zu probieren, ob die Zapfsäule auch wirklich keinen Diesel mehr abgibt.
Ich stecke also den Rüssel in den Tank und drücke den Hebel. Dabei halte ich die Pistole nicht richtig fest, ich bin mir ja sicher, dass nichts heraus kommen wird.
Plötzlich schießt der Diesel los!
Ich habe Mühe die Zapfpistole in den Griff zu bekommen und mir gleichzeitig nicht die Klamotten zu versauen.
Wir schauen uns entgeistert an!
Da kommt Diesel aus der Pistole ohne, dass wir die VISA in den Automaten gesteckt haben.
Irre!
Ich prüfe die Tankanzeige, knapp 3 Liter haben wir abgezapft, ich gehe einmal ums Wohnmobil herum und schaue auf den Automaten, Anja kommt zu mir.
„Welkom“ steht da an der Anzeige, und dazu ein Händchensymbol, dass die Karte in den gezeichneten Kartenschlitz einführt, sonst nichts. Nein, Ma´am, definitiv sollte doch nun die Karte zum Tanken eingeführt werden, eigentlich muss die Säule gesperrt sein.
Ich probiere erneut die Zapfpistole, erneut kommt Diesel aus dem Hahn, hilfesuchend und irritiert blicke ich umher. Keine Menschenseele in der Nähe, keine Kameras an der Decke. Es gibt zwar gleich bei den Zapfsäulen ein kleines Kassenhäuschen, doch das Kassenhäuschen hat geschlossen, es ist niemand da.
„Tanken umsonst“ mir wird warm und kalt zugleich, ich fühle Weihnachtsstimmung in mir aufkommen. „Können wir die Frischwasserkanister aus dem Bad nicht auch mit Diesel füllen?“ höre ich mich laut nachdenken.
Anja jedoch ist mit der kostenlosen Dieselabgabe gar nicht einverstanden. Sie macht sich große Sorgen, dass der Diesel noch immer von ihrer Karte abgebucht wird und nach uns vielleicht die nächsten auch noch auf ihre Kosten tanken.

Ich denke gar nicht so weit, ich mache erst mal den Tank randvoll.
Während ich so tanke kommen plötzlich 2 osteuropäisch aussehende Gestalten aus einer hinteren Ecke der Tankstelle in Höhe eines kleinen Parkplatzes, sie haben einen Sixpack Bier dabei und gehen in Richtung eines der nah bei uns stehenden LKW mit lettischem Kennzeichen.

„Nanu, wo kommen die denn her und wo haben sie das Bier her“ frage ich mich und sehe schräg gegenüber in einem umgebauten Wohnhaus einen kleinen Supermarkt. Theoretisch könnte man meinen, dass das Häuschen auch mit zur Tankstelle gehört.
Die Tür ist auf, drinnen ist Licht.
Anja geht mit mir zusammen hinüber, wir wollen es uns ansehen.

Gleich nachdem wir den Raum betreten haben erkenne ich die Kasse, ein dynamischer junger Mann mit langen Haaren vom Typ Aerosmith hat hier Dienst.
Er wirft uns gleich den getankten Betrag an den Kopf. Undzwar vom zweiten (knapp 3 Liter) und vom dritten (knapp 16 Liter) an den Kopf.
Aus der schöne Traum vom kostenlosen Diesel, dieser kleine Supermarkt hat auch die Tankstelle unter sich.
Also geht es ans zahlen, diesmal in bar.
Wir fragen kurz, wie das mit dem ersten Tanken wäre und mit der KK, er meint, dass er das nicht auf dem Schirm habe und dieser Betrag dann direkt von der KK abgebucht wird. Die Kasse wäre zwar hier, der Tank-O-Mat aber auch in Betrieb.

Gekrümmt und zermattet gehen wir wieder zurück zum Wohnmobil.
Die Gier nach kostenlosem Diesel hat mir ein Schnippchen geschlagen. Nun habe ich den Tank randvoll mit Diesel für 1,07 €, dabei wollte ich doch in Liege tanken, wo der Diesel am Freitag nur 0,95 € gekostet hat.
Schade, ich ärgere mich.
Wir werfen den Diesel wieder an und fahren weiter auf der Straße zur Autobahn.
Unterwegs kommen wir an einer weiteren besetzten Tankstelle vorbei.
Diesel für 1,05 €. Auch das noch. Öl ins Feuer, Finger in der Wunde.
Das tut weh…
Dennoch Glück im Unglück. Wären die beiden LKW- Fahrer mit dem Bier hier nicht vorbei gekommen, wäre mir der Supermarkt nie aufgefallen. Ich hätte die Kanister voll gemacht und wäre dann vom Hof gefahren.
Kameras waren keine da, das habe ich gleich als erstes geprüft. Aber der junge Mann wäre bestimmt hinter uns her gelaufen, hätte sich das Kennzeichen notiert und die Polizei gerufen Ein langsames Wohnmobil hätten die wieder gefunden, da bin ich mir sicher.
Dann wären wir angehalten worden, ohne zu wissen warum.
Also wie gesagt: doch noch Glück im Unglück.

Gegen halb 9 sind wir wieder auf der E 40 in Richtung Ostende unterwegs.
Wir passieren eine Autobahntankstelle, Diesel für 1,07 €.
Jaja, wer den Schaden hat, braucht für den Spot nicht zu sorgen.

         
     Na toll, da hätten wir auch hier tanken können                 Na wenigstens haben wir freie Fahrt

Felidae rettet mich. Nachdem wir das eben passierte zu Ende besprochen haben und wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, hören wir unser Hörbuch weiter. Dabei kann man toll den Ärger um den unnötig teuren Diesel vergessen.
Aber so ist das eben, manchmal verliert man und manchmal gewinnen die anderen.

Eins der vielen Straßenschilder zeigt uns den Weg nach Hause, Brüssel und Gent, es geht geradeaus. Nach rechts kann man abfahren nach Roselare.
„Der Kelch zu Rosslyn liegt begraben“. Mir fällt unwillkürlich ein Zitat aus Dan Brown´s Film „Sakrileg“ ein.
Rosslyn, Rosenlinie, der heilige Gral, das ist schon ein spannendes Buch gewesen.
Roselare? Ob Roselare wohl auch auf der Rosenlinie liegt? Ob vielleicht hier der Kelch oder alternativ Maria Magdalena begraben liegt? Ob es jemals wieder ein spannendes Buch von Dan Brown geben wird. Mir fällt unser Ausflug nach Rom vor einigen Jahren ein. Es war spannend dort die ganzen Kirchen, Rätsel und Hinweise aus „Illuminati“ mit dem geliehenen Roller abzuknattern. Und ich freue mich auf Schottland und auf einen Besuch der Rosslyn Chapel. Ich freue mich…

         
     Der Kelch zu Rosslyn liegt begraben, ob das auch für Roeselare gilt?                         Kurzer Stau in Höhe Gent

In Höhe von Gent wird es trotz fortgeschrittener Uhrzeit an einem Sonntag Abend voll auf der Autobahn. Sind vielleicht Rückreisende, wir werden zwar langsam, anhalten müssen wir aber nicht. Gut, dass fast alle Autobahnen in Belgien dreispurig sind. Es geht mit 40-60 km/h etwa 6 Kilometer weiter, bis wir Gent passieren. Danach haben wir freie Fahrt. Wir ziehen mit 98 km/h unsere Bahn, unser kleiner Schutzengel auf dem Armaturenbrett nickt im Takt der Straße und signalisiert mir Zustimmung.

Liege passieren wir gegen kurz nach 11, wir fahren von der Autobahn ab und wollen trotz noch recht gut gefülltem Tank prüfen, ob wir hier tanken können.
Wir haben Glück im Unglück. Diesel kostet mittlerweile nur noch 0,94 € und wir können mit unserer KK zahlen. Wir tanken nochmal so etwa 30 Liter nach. Da wir gut 300 km seit dem letzten Tankstop gefahren sind, ist das kein schlechter Schnitt. Muss so um 10 Liter liegen und das für eine Autobahnfahrt ohne LKW- Windschatten. Die sturen 95 km/h machen es möglich, es besteht also noch Einsparpotential beim Verbrauch.
Genau nachrechnen will ich nicht, dafür ist der Schmerz des teuren 1,07 € Diesels noch zu präsent.
Zurück auf die Autobahn wird etwas komplizierter. Wir haben hier keine direkte Zufahrt zur E 40, nur eine Abfahrt. Will man zurück in Richtung Aachen muss man der Beschilderung E 25 hinterher fahren, dann dort auf die Autobahn und bereits danach kommt eine Ausfahrt zur E 40 Richtung Aachen direkt danach. Nur in Richtung Brüssel gibt es eine Aus- und Auffahrt.
Wir gesagt, dass hier ist unser Lieblings-Zwischenstop auf dem Weg von oder nach Belgien ans Meer.
Auch der Quick- Burger hat noch auf. Trotz Hunger meiden wir aber einen Besuch. Einmal, weil ich mich bei der Hinreise von der Klofrau so blöd angemacht gefühlt habe, andererseits, weil nur noch der Drive-Through auf hat. Und die Höhe ist auf 2 Meter begrenzt. Nichts, für ein Wohnmobil.

              
     Diesel für 0,94 € / Liter                        Klar, dass wir den Tank voll machen    zurück durchs nächtliche Liege

Exakt um 0 Uhr passieren wir die Grenze nach Deutschland.
Nachdem wir die Marschgeschwindigkeit hinter der Grenze sogar af 90 und ab Düren sogar auf 80 km/h reduziert haben, schaffen wir es nicht das Hörbuch ganz bis zu Ende zu hören.
Das Finale steht auf jeden Fall noch aus. Aber mit Schottland haben wir auf jeden Fall wieder die beste Gelegenheit dieses und vielleicht noch einige andere Hörbucher zu hören.
Können Sie mir was empfehlen? Nur her damit ins Gästebuch oder Kontakt.
Ach ja, der Vollständigkeit halber, den Motor stellen wir zuhause um kurz vor 1 ab.

         
     Am Ende von Belgien angelangt                                       erreichen wir nun wieder Deutschland

Zitat des Tages: „Wenn ich als deutscher etwas französisches esse, ist dann meine Sch*** französisch oder deutsch?“
„Es sollte französisch sein, aber nur, wenn du sicher bist, dass dein Auswurf wirklich auf französischer Nahrung beruht. Angebaut, geerntet und hergestellt in Frankreich!
Hast du jedoch in Deutschland gegessen und gehst in Frankreich erst auf Klo, dann ist es guter deutscher Hausmannsdung.“

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