Der erste Schritt heute tut unglaublich an den Fußsohlen weh! Oh Mein Gott!
Es schmerzt, als würden mir auf einmal tausend Nadeln zugleich in meine Fußsohlen gerammt werden!
Und das sind gefühlt nicht nur die kleinen Picksnadeln, sondern zum Beispiel auch wirklich richtigeStricknadeln oder Häkelnadeln, also die, mit den Widerhaken!
Boah ey, mit Laufen ist heute definitiv nicht sehr viel!
Ganz vorsichtig laufe ich wie auf Eiern die ersten Schritte zum bordeigenen Waschraum unseres Wohnmobils, nachdem ich soeben aufgestanden bin.
Nur wenig später, es ist grad mal halb 9 durch, schlagen wir die Tür zur Außenwelt auf.
Und gleich empfängt uns die absolute Tristesse!
Es ist nach wie vor grau, diesig und nebelig, ein leichter Nieselregen hält sich nach wie vor hartnäckig.
Puh! Also heute haben wir definitiv kein schönes Wetter!
Ein Glück, dass wir gestern am Preikestolen waren, denn da hatten wir wenigstens zeitweise schönes Wetter und sogar einen recht annehmbaren Ausblick auf den Lysefjord.
Aber heute? Nee, also heute würde ich wohl einen Tag abwarten und hoffen, dass das Wetter morgen wieder besser wird.
So, wie ich es halten würde, halten es wohl auch andere.
Denn auch heute zeigt sich auf den ersten Blick kaum Leben auf dem Campingplatz. Traurig hängen die dicken Regen- und Nebeltropfen an den Sturmabspannungen der Zelte, Wasser sammelt sich auf den Wohnwagendächern, die Pfützen rund um das Campinglager spiegeln den grauen Himmel über uns wieder.
Und niemand lässt sich blicken, alles hockt scheinbar im Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil.
Knapp über dem Boden hängt der Nebel am Hang fest Und direkt über uns ist es komplett in grau. Bäh! 🙁
Ne kurze Runde gehe ich unter die Dusche. Kostet ja nix!
Zu meinem Grauen entdecke ich übrigens 4 weitere große fette Mückenstiche auf Arm und Bein. Damit gehe ich in unserer Mückenstatistik mit 6 zu 2 in Führung. *Grummel*
Aber das gehört zu Norwegen einfach dazu.
Kurz nach der schnellen Dusche hole ich auch schon in der Rezeption unsere vorbestellten Brötchen ab.
Zurück im Wohnmobil, ich will gerade meine Duschsachen wegräumen, entdecke ich den ersten kleinen Quälgeist!
Listig versucht die Mücke sich über die geöffnete Dachluke aus dem Staub zu machen, hat aber die Rechnung nicht mit unserem Mückengaze an der Dachluke gemacht.
Und den Weg in die Freiheit gewähren, nachdem das Biest mich gestochen hat?
Nicht mit mir! Erst vollsaugen und dann abhauen? Nee-nee-nee!
*Zack* Tot!
Zufrieden decke ich den Tisch, natürlich wetterbedingt im Wohnmobil.
Nachdem Anja von den Duschen kommt, frühstücken wir erst einmal ausufernd und genüsslich.
Wir haben ja Zeit.
Während des Frühstücks beraten wir dann, was wir mit dem heutigen Tag machen.
Abreisen werden wir, soviel steht fest. Ein weiteres Mal klettern wir garantiert nicht den Felsen rauf und etwas anderes, als den Preikestolen zu besteigen, kann man hier oben sowieso nicht machen.
Nur wohin sollen wir fahren?
Anhand der Wetterauskunft, die ich mir in der Rezeption geholt habe, werden wir auch den ganzen Tag nicht vom Regen verschont werden.
Warum also dann nicht gleich ein größeres Stück fahren und schon heute zum nächsten erklärten Reiseziel unserer Reise aufbrechen.
Nach Bergen!
Schon gestern haben wir uns überlegt, dass wir diese Richtung heute einschlagen werden.
Bergen dürfte von hier aus etwa 250-300 Kilometer entfernt sein.
Allerdings nur, wenn wir der Hauptstraße E 39 folgen.
Dies würde aber bedingen, dass wir zunächst mal zurück nach Stavanger müssten. Das ist schonmal blöd, denn da kommen wir ja gerade erst her.
Und dann sind wir gezwungen, auch gleich mehrfach Fähren zu nehmen, eine davon sogar mit einer längeren Passage.
Kostet Zeit und sicherlich auch viel Geld.
Da wir (besonders ich) darauf keine größere Lust haben, werfe ich lieber die „Landroute“ über Odda (via Landstraße 13 und 7) ins Rennen. Empfiehlt übrigens auch der Reiseführer und listet noch zusätzlich die ein oder andere Sehenswürdigkeit unterwegs auf.
OK, diese Route ist natürlich länger (etwa 50-100km mehr), aber dafür müssen wir nur mit 2 eher kleineren Fähren fahren und können so mehr oder weniger selbst den Tag bestimmen und uns nicht von Fährfahrplänen diktieren lassen.
Das sagt mir natürlich deutlich mehr zu.
Um kurz vor halb 11 sind wir dann abreisebereit.
Wir fahren zunächst mal von unserer Campingwiese runter und dann rüber in die gut ausgestattete Servicebox am Ausgang. Hier findet sich alles.
Frischwasser, Brauchwasser, Ausguss und Bodenluke.
Vorbildlich getrennt, beschriftet und gut zu bedienen.
Vorbildliche Servicebox mit allen Anschlüssen für V/E Stau am „Check-Out“ Auch die Crazy Campers fahren weiter
Das Auschecken dauert dennoch recht lang. Dies liegt daran, dass wir mit unserem Mobil nach der Versorgung noch vor bis zur Rezeption fahren und uns dort in das WLAN einloggen.
Anja hatte ja extra noch eine kleine Präsentation vom gestrigen Reiseabenteuer Preikestolen vorbereitet und möchte diese nun natürlich an ein paar Leute in Deutschland schicken.
Ich nutze die Gelegenheit, um noch einmal die Serviceräume aufzusuchen, biologische Umtriebe lassen sich nunmal am besten auf einem Campingplatzklo ausleben 😉
Gegen halb 12 ist es dann aber soweit. Alles ist verschickt, wir sind offiziell ausgecheckt und auch unser Wohnmobil ist bestens versorgt.
Nur das Wetter könnte schöner sein, aber die Hoffnung auf besseres Wetter hat man mir erneut in der Rezeption auf Nachfrage genommen, Norwegen liegt heute unter einem dichten regnerischen Wolkenband.
OK, das passt, fahren wir!
Norwegen bei Regen zu bereisen hat auch was.
Natürlich fehlen die Farben der Natur und der Fjorde, aber durch das nasskalte Grau bekommt das Land einen gewissen Touch von Ursprünglichkeit.
Wir machen zahlreiche Bilder, eine kleine Auswahl von Norwegen im Regen zeigen wir gern:
Weiter geht die Fahrt durch ein tristes graues Norwegen Blick auf den Fjord mit tief hängender Wolkendecke
Die Route führt schön durch die Natur Und immer wieder können wir die Fjorde bestaunen
Das Fahren in Norwegen stellt natürlich auch bei Regen kein größeres Problem dar.
Viel schlimmer sind hingegen die vielen engen Routen, wo man gerade mal mit der Breite eines Wohnmobils oder eines LKWs durchkommt.
Zum Glück ist nicht sehr viel Verkehr, sodass wir eigentlich recht gut durchkommen und wenn uns doch mal ein Fahrzeug entgegen kommt, hält dies meist schon aus Respekt vor unserem breiten Wohni in einer Ausweichbucht an.
Aber auch wir nutzen natürlich die Ausweichbuchten. Zum einen, um hier und da auch bei Regen einen schönen Blick auf zahlreiche Fjorde, Berge und Wasser zu genießen, zum anderen aber auch, um schnellere Verkehrsteilnehmer hinter uns vorbei zu lassen.
Denn überholen ist bei diesen engen Straßen wirklich so gut wie unmöglich.
Alltag auf Norwegens engen Landstraßen: Mal steht man, mal fährt man
Gegen kurz vor eins erreichen wir mit Hjelmeland die erste Siedlung, wo wir erstmals eine Fähre nehmen müssen.
Kurz nach der Ortseinfahrt entdecken wir aber erst einmal eine Tankstelle, wo wir gleich mal anhalten.
Wenn sich die Gelegenheit bietet, tanken wir besser gleich nach!
Denn eine Sache ist uns auf den bisherigen Landstraßenpassagen abseits der E- Straßen aufgefallen: Das Tankstellennetz ist merklich dünn!
Bei uns in Deutschland oder Mitteleuropa fahre ich ja gerne mal bis zum letzten Tropfen oder rechne die mitzunehmende Tankmenge genau auf die geplante Strecke. Aber hier in Norwegen macht man das besser nicht.
Ist ein bisschen gegensätzlich zu dem, was wir im Fazit unseres Nordkap- Reiseberichts geschrieben hatten. Damals, auf der E 6 in Richtung Süden haben wir vom Nordkap bis zur schwedischen Grenze eigentlich immer genügend Tankstellen vorgefunden. Die Warnung aus den Reiseunterlagen, dass das Tankstellennetz in Norwegen dünn sei, konnten wir getrost ignorieren.
Hier auf den Landstraßen abseits der dichter bewohnten Siedlungen sieht das natürlich anders aus.
Nun, wir haben ja jetzt eine Tankstelle gefunden und sogleich berate ich mich mit Anja.
Denn neben dem normalen Diesel wird hier auch der steuerfreie „Avgiftsfri“ verkauft, der eigentlich nur für Landmaschinen und (ich glaub) für ausländische Reisebusse freigegeben ist.
Damit nicht jeder Hinz und Kunz den Diesel „aus Versehen“ tankt, steht gleich an der Zapfe in mehreren Sprachen, dass das Tanken dieses Diesel für Straßenfahrzeuge nicht zugelassen sei und ferner der Sprit zur Beweissicherung bei Kontrollen eingefärbt ist.
Und in Norwegen kann ich mir schon vorstellen, dass man richtig fett zur Kasse gebeten wird, wenn man diesen steuerfreien Diesel tankt.
Aber ganz ehrlich: Die Verlockung ist riesig! Der Preisunterschied beträgt immerhin 3 Kronen pro Liter, das sind umgerechnet etwa 40 cent!
Und wenn ich grob überschlage, was wir anhand der Restmenge tanken könnten, so wären locker 15 Euro Ersparnis und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr drin.
Sowas darf ich aber natürlich nicht allein entscheiden!
Denn 15 gesparte Euro können schnell teuer werden, wenn man bei einer Kontrolle erwischt wird.
Und dann ist die Urlaubskasse dran! Aber bei der Ersparnis ein bisschen Risiko???
Wir überlegen kurz gemeinsam, dann greife ich (mit ausdrücklicher Erlaubnis für die gewählte Sorte!) frohen Mutes zu einer der beiden Zapfpistolen und tanke randvoll! 😉
Steuerfreier Diesel in Norwegen: billig und für uns verboten… Hallo ihr da! Ratet mal, was ich gerade tanke… 😉
Weit kommen wir nach dem Tanken übrigens nicht.
Aber nicht, weil wir vielleicht den falschen Diesel getankt haben, sondern weil wir kurz nach der Abfahrt von der Tankstelle schon das Fährterminal für die Fähre nach Nesvik erreichen.
12:45 zeigt die Uhr und wir stellen uns in einer kleinen Schlange aus vielleicht 10 wartenden Fahrzeugen in vier Reihen an.
Ein Muster scheint mir hier nicht so recht erkennbar. Keine Reihe hat ein Piktogramm, alle Fahrzeuge (also Autos, Trekker und Wohnmobile) stehen wild durcheinander und auch einen Einweiser oder ein Kassenhäuschen sucht man hier vergebens.
Lediglich ein Schild an der Zufahrt zeigt an, dass die Reihen 2-5 für die Fähre nach Nesvik vorgesehen sind.
Naja, wird schon stimmen.
Zufahrt auf das Fährterminal von Nesvik So, da stehen wir nun. Hoffentlich dauert es nicht zu lange…
Geduldig stellen wir den Motor ab und schauen uns um.
Außer dem Fährterminal hat der Ort wirklich nicht sehr viel zu bieten und es scheint fast so, als würde sich das ganze Leben hier rund um diesen Hafen abspielen.
Da gibt es zum Beispiel den Hafenkiosk mit Grill (die Hot-Dogs riechen sehr lecker, zu lange darf das hier jetzt aber nicht dauern 😉 oder auch einen kleinen Supermarkt auf der anderen Seite, wo einige Norweger sich die Wartezeit wohl mit Einkäufen vertreiben.
Naja, ob man dazu wirklich Zeit hat?
Da steht man vielleicht gerade an einer Schlange an der Kasse und plötzlich kommt die Fähre!
Nee, das wäre nichts für mich, der Nervenkitzel die Fähre zu verpassen wäre mir zu groß!
Trotzdem spazieren die Norwegen seelenruhig in den Supermarkt und kehren wenige Minuten später mit gefüllten Einkaufstaschen zurück.
Von der Fähre ist hingegen weit und breit nichts zu sehen!
Apropos Fähre, wo bleibt das dumme Ding denn eigentlich?
Soviel vorweg, es wird eine lange Wartezeit!
Ich präsentiere (natürlich mit einer großen Portion Sarkasmus und Ironie 😉 die Stufen des „wartenden durchschnittlichen deutschen Campers“ auf eine norwegische Fähre:
Stufe 1, die ersten 10 Minuten:
Ich sitze angespannt im Sessel, die Hände am Lenkrad und jederzeit bereit, schon beim Erkennen der Rauchfahne der Fähre am Horizont den Motor sofort zu starten…
Stufe 2, 11-20 Minuten:
Die Hände halten das Lenkrad nicht mehr zwingend umklammert und auch das gelegentliche Vorwärmen des Diesels (unser 1984er Dethleffs muss vor dem Motorstart etwa 20 Sekunden vorgewärmt werden) für einen schnellen Start beim Einlaufen der Fähre in den Hafen habe ich mir abgewöhnt…
Stufe 3, 21-30 Minuten:
Fahrer- wie Beifahrerplatz wurden zwischenzeitlich zugunsten der deutlich bequemeren Sitzgruppe verlassen. Wenn die Kack- Fähre kommt, werden wir sie schon sehen!
Um nicht in den Winterschlaf zu fallen, hab ich mir mal den Supermarkt von innen angeschaut. Nichts besonders zu entdecken, nichts gekauft.
Um die gegenüberliegende Würstchenbude mache ich allerdings einen großen Bogen! Ich vermute, dass die lange Wartezeit eine Verschwörung darstellt, um die wartenden Leute hier zu einem möglichst hohen Umsatz beim Hot-Dog- Kauf hinzureißen, anschließend teilen sich Würstchenbude und Fährbetreiber sicherlich den Gewinn. Meine Theorie wird dadurch bestätigt, dass die Leute scharenweise die Dinger gleich aus dem Topf kaufen…
Einsamkeit am Anleger: Von der Fähre ist nichts zu sehen Dafür ist die Würstchenbude aber gut besucht!
Ideal für die Wartenden: Ein Coop Supermarkt am Anleger Ich hab mich mal kurz umgeschaut. Gab aber nix besonderes
Stufe 4, 31-40 Minuten:
Die Fähre ist zu sehen! Endlich! Hastig stürmen besonders deutsche Camper zu ihren Fahrzeugen, einige starten sogar schon die Motoren!
Auch wir glühen natürlich fleißig vor!
Nur die Norweger bleiben überraschend gelassen! Der Norweger schräg vor uns in der Nachbarreihe geht sogar JETZT, wo man die Fähre schon auf uns zufahren sieht, ganz gemütlich einkaufen! Hat der sie noch alle???
Hurra, hurra, die Fähre kommt! Wird auch Zeit! Hier staut sich nämlich langsam was an…
Stufe 5, 41-50 Minuten:
Erste Mordgedanken leiten mich. Die Fähre hat angelegt und die Autos ausgespuckt. Aber geladen wird nicht! Die Deutschen, die ihren Motor schon gestartet hatten, schlagen mit dem Kopf abwechselnd gegen das Lenkrad oder den Schaltknüppel. Je nachdem, was mehr weh tut.
Meine Theorie mit dem Fähren-/Würstchenkartell bekommt durch die bestimmt bis zum Preikestolen- Camp zurückgestauten Autos (und damit neuen Kunden) neuen Auftrieb!
Das Elend der wartenden Fahrzeuge hinter uns ist unglaublich lang und NIEMALS werden alle Autos, die hier im Moment in der Schlange stehen, auf die kleine seelenruhig vor uns liegende Fähre auffahren können.
Aber vielleicht mal anfangen zu arbeiten oder die Fähre beladen? Nö!
Die Bordcrew hat sich zurückgezogen und macht wohlmöglich gerade Mittagspause.
Der Kapitän sitzt wahrscheinlich gerade in seiner Kajüte und ergötzt sich beim Blick aus dem Bullauge an der unglaublich langen Schlange, die sich vor dem geschlossenen Schlagbaum gebildet hat.
Bestimmt lacht er dabei und schiebt sich mit einen Löffel Labskaus vom Teller zwischen die faulenden Schifferzähne.
Pah! Skorbut und die Rache des Klabautermannes soll ihn einholen, uns hier einfach so warten zu lassen.
Die haben hier echt die Ruhe weg. Echt!
Ja, ich geb´s zu, ich hab für sowas echt keine Geduld!
Stufe 6, 51-60 Minuten:
Ich bin sicher, dass ich den Würstchenbudenbesitzer gerade mit einem Geldkoffer voller Tageseinnahmen hab in Richtung Hawaii abhauen sehen.
Der Mann muss mittlerweile steinreich sein! Und die Qualen sind wirklich unglaublich! Wir haben alle Fenster vorne und auch im Wohnraum in Richtung Würstchenbude dicht gemacht, weil der Geruch feinster Hot-Dogs mit Zwiebeln, Majo und Ketchup im Brötchen über den Platz zieht.
Aber wir bleiben eisern! Denen gebe ich mein Geld nicht!
Ich glaube mittlerweile, dass unsere Fähre vielleicht nicht mehr seetüchtig ist und der Fährbetreiber Tide wohl derzeit an einer neuen Fähre baut.
Ich bin noch hin und hergerissen, ob wir darauf warten sollen, oder alternativ vielleicht selbst anfangen, ein Floss zu zimmern. Unser vorhandenes Bordwerkzeug wäre hierfür wohl wenig geeignet, aber die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir trotzdem früher über den Fjord schippern würden, als wenn wir uns weiter Tide anvertrauen…
Stufe 7, 61-70 Minuten:
Ja, es tut sich was. Die Schranke hebt sich gemächlich und die Crew ist auch wieder an Deck zu sehen.
Ich hatte die Hoffnung schon aufgeben und war drauf und dran, uns auch einen Hot-Dog zu holen. Shietegal, was der gekostet hätte!
Auch wollte ich schon das Bettchen machen und die Sat- Antenne ausfahren, denn ich war der festen Ansicht, wir würden hier auf diesem Parkplatz übernachten.
Mittlerweile zeigt die Uhr kurz nach 2, wir haben hier also fast eineinhalb Stunden gewartet! Davon ungefähr die Hälfte der Zeit mit Blick auf eine tolle Fähre, die etwa 50 Meter vor uns reglos vor sich hindümpelt.
Ich bleibe aber skeptisch! Schon einmal hab ich gedacht, dass es gleich losgehen würde und wurde jäh enttäuscht. Das einzige positive Zeichen ist, dass sich auch die Norweger ganz gemütlich wieder an ihren Fahrzeugen einfinden. Sollte es tatsächlich gleich weitergehen?
Stufe 8, 71-80 Minuten:
Nun beginnt doch tatsächlich das Einchecken und ein gelangweilter Deckoffizier lässt die ersten Fahrzeuge bis zur Fährenrampe vorfahren. ENDLICH!
Meine Hände sind natürlich schweißgebadet und ich würde den vor uns stehenden Deutschen am liebsten gleich anschieben und mit unserem Wohnmobil auf die Fähre drücken!
Wenn der JETZT nicht aufpasst und auch mit auf die Fähre rauffährt, dann stehen wir hier! Denn der Decksoffizier nimmt NATÜRLICH erstmal die PKW, die sich rechts und links von uns befinden.
Und wenn wir nun darauf warten, dass alle PKW auf die Fähre gefahren sind, stehen wir im Jahresurlaub 2014 noch hier!
Zum Glück sind die Reihen hier nach wie vor mehr oder weniger bunt gewürfelt und nicht „sortenrein“, darüber hinaus kann ich mich sogar auf meinen Landsmann verlassen!
Ohne, dass er ein besonders Zeichen zum Einfahren auf die Fähre erhalten hat, setzt er sich nämlich in Bewegung. Puh!
Verwundert hat mich dies eigentlich aber nicht.
Denn unser Landsmann ist nicht nur ein Landsmann, er trägt auch mit berechtigtem Stolz (wie wir auch!) das „BM“ als Kennzeichen und weist sich damit als Camper aus dem Erftkreis aus.
„Adel verpflichtet“ könnte man sagen und unser Kollege fährt genauso, wie man es von ihm mit diesem Kennzeichen erwartet.
Gleich in seinem Schatten folgen wir, nichts auf der Welt könnte mich vom Befahren der Fähre abhalten!
Uh, das wird voll auf der Fähre! 😮 Fahr doch, BITTE FAHR! Puh, Glück gehabt! Wir passen wohl noch mit drauf.
Die Fähre Hjelmeland, so heißt wohl das gute Stück, nimmt scheinbar öfters viele Fahrzeuge auf.
Und hierfür hat man sich ein pfiffiges Raumkonzept überlegt.
PKW fahren rechts und links in kleine Kanäle und dann in eine Art erhöhte Parkröhre.
Nur die größeren Fahrzeuge wie wir mit unserem Wohnmobil nutzen das eigentliche Autodeck.
Eng geht es natürlich trotzdem zu und es wird absolut Stoßstange an Stoßstange geparkt.
Unser Deckoffizier weist uns mit vollem Körpereinsatz ein und winkt uns ganz rechts an die Seitenwand unterhalb der PKW- Röhre heran. Die Mittelspur will sich der Deckoffizier offenbar freihalten. Breitbeinig steht er an der Zufahrt zu dieser und verteidigt den wenigen verbleibenden freien Raum mit seinem Leben.
Der Sinn wird klar, als die ersten LKW auf die Fähre auffahren. Diese müssen wohl für den Schwerpunkt einerseits mittig stehen, sollen aber wohl auch, wenn wir später anlegen, auch als erste die Fähre verlassen dürfen.
Zeit ist ja bekanntlich Geld.
Ich würde mich eigentlich schon fast darüber aufregen, wenn ich nicht so erleichtert wäre.
Puh, wir haben es geschafft, stehen auf der Fähre.
Viele hinter uns hatten nicht dieses Glück und müssen am Fährterminal zurückbleiben.
Voller Körpereinsatz: DIESE SPUR! Die LKW kommen sehr knapp rangiert in die Mitte der Fähre
Gegen viertel nach 2 legt die Fähre Hjelmeland ab.
Unglaublich, wir haben zwischen Ankunft am Fährterminal und tatsächlicher Abfahrt nun 1 Std. und 30 Min. warten müssen.
Aber wir fahren!
Den Triumph und Sieg, dass wir im Fährhafen den HotDogs widerstanden haben, belohnen wir uns nun selbst.
Mit leckeren Snackwürstchen und einem Paket Frischei- Waffeln vom Aldi.
Schmeckt etwas merkwürdig die Kombi, aber das ewige Einlullen vom Duft frischer HotDogs im Brötchen hat uns nunmal kreativ werden lassen, wie wir mit unseren Bordvorräten so nah wie möglich an diesen Geschmack heran kommen würden.
😉
Eingequetscht auf der Fähre. Da kann man eigentlich nur.. …Pause machen! Erstmal lecker was essen. 🙂
Die Überfahrt dauert übrigens nur 10 Minuten!
Ja genau!
Läppische 10 Minuten (in Worten ZEHN!)!
Es ist mir unbegreiflich, warum da nicht zur Abfuhr der vielen wartenden Gäste öfter gefahren wird!
Immerhin haben wir am Fährterminal schon recht lange gewartet, bevor die Fähre doch überhaupt erst zu sehen war, geschweige denn die Wartezeit!
In der Zeit hätte die Fähre doch locker 2 Mal hin und her pendeln können, ohne dass eben welche am Fährterminal zurückbleiben mussten..
Ist hier Bummelstreik oder was?
Na warte, dem Decksmensch erzähle ich aber jetzt gleich was, wie schlecht ich das alles finde!
Natürlich nehmen sie, wie vermutet, erstmal die LKW- Fahrer dran.
Dann dürfen die PKW- Fahrer runterfahren und dann NATÜRLICH auch noch ein norwegisches Wohnmobil, welches am Schluss in der PKW- Reihe links von uns gestanden hat.
Erst dann bewegt der Deckshausmeister seinen Astralkörper aus dem Weg und gibt den Weg für uns bzw. den Bergheimer vor uns frei.
Unglaublich, wie man hier gemobbt wird!
Anja kann mich gerade noch davon abhalten, dem Deckoffizier einen Schwall verbale Grausamkeiten durch das Fenster entgegen zu werfen, als wir als eine der letzten Fahrzeuge die Fähre verlassen dürfen.
Danke Tide! So ein Mistladen!
Man-o-Man-o-Man! Das ist echt ein norwegisches Abenteuer, auf das ich gerne verzichtet hätte! Meine Laune ist mal so richtig im Keller!
Von oben regnet es, der Himmel ist weiter grau in grau, die Straße ist nass, wir haben über eineinhalb Stunden für NIX verschenkt und werden, wenn wir dem Navi mit seiner neu berechneten Ankunftszeit nun glauben dürfen, erst gegen 20 Uhr auf dem Campingplatz bei Bergen eintreffen.
Und das wird, so schätze ich mal, wohl nix mehr werden!
Diese Fahrtzeiten mit dem Navi sind eh schon unrealistisch und schließen ja auch NULL weitere Pausen, Stopps oder sonstwas ein.
Nur wegen dem Kackdreck hier müssen wir nun eine Zwischenübernachtung irgendwo unterwegs einlegen.
Echt toll, echt lobenswert!
Danke Tide!
Ich bringe mich richtig schön in Fahrt und werfe noch viele Flüche und Beleidigungen in den Raum, dass Anja sogar auf den nächsten Kilometern demonstrativ das Fenster aufmachen muss, um die gute Luft in der Fahrerkabine nicht zu verpesten und mit frischer Luft mein Gemüt zu kühlen.
Trotzdem wird es noch gut und gerne 10 Kilometer dauern, bis ich mich mit den neuen Umständen soweit abgefunden habe und auch wieder die Ausblicke Norwegens trotz Regen wieder einigermaßen genießen kann.
Die Fahrt nach Verlassen der Fähre erinnert nun, nachdem das Wohnmobil rollt und dies automatisch immer bei mir für Entspannung sorgt, sogar wieder ein klein wenig an unsere Nordkaptour 2006.
Die Strecke führt immer sehr dicht am Wasser rechts und am Berghang links entlang.
Nicht selten haben wir einen tollen Ausblick auf den Fjord, mindestens ebenso oft müssen wir uns aber auch voll auf die Straße konzentrieren.
Oft kommen Tunnel, plötzliche Kurven oder Engstellen, die wir befahren müssen.
Besonders Anja ist nicht sehr erbaut davon und bittet mich, trotz des großen Zeitverlustes, besonders vorsichtig zu fahren.
Aber selbst, wenn ich wollte, könnte ich gar nicht schneller! Wir stecken NATÜRLICH im Pulk der Fährfahrer fest, die sich nun die nächsten Kilometer vor uns wie ein Bandwurm durch die Botanik schlängeln.
Anja kennt mich und weiß, dass ich mich in solchen Situation schonmal hinreißen lasse.
Überholen ist ja nicht verboten! Und wo steht, dass man das nicht auch mit einem Wohnmobil darf?!
Der Plan ist natürlich schwer umzusetzen, denn die Straße lässt dies faktisch nicht zu.
Und so bleiben wir im Pulk an unserer Stelle stecken und eiern hinter den anderen Bussen und Wohnmobilen hinterher, was Anja wiederrum gut findet.
Denn wenn eine Engstelle kommt und es wird an dieser wirklich einmal eng, sind die ebenso breiten Fahrzeuge wie wir vor uns eher dran.
Auch eine Idee…
Die Straße führt nun dicht am Fjord und Hang entlang Netze im Wasser. Ob das Lachsfarmen sind?
Nicht selten müssen wir durch Tunnel fahren. Licht an bitte! Die Tunnel hier sind lang und dunkel… :-/
Tief hängen die Wolken nach wie vor über uns fest Und wieder ein Tunnel, diesmal mit kleinem Wasserfall
„Rechts abbiegen“ befiehlt plötzlich unser Navi.
Nanu?
Tatsächlich findet sich vor uns eine kleine Kreuzung, auf der es auf der 13 geradeaus weiter nach Sand geht, oder wir rechts in Richtung Mosvatnet und Jønsenfjorden abbiegen können.
Wir sind skeptisch!
Runter von der 13?
Die neue Straße hat jedenfalls keine Nummer!
Da aber mit uns auch ein deutscher VW Bus rechts abbiegt und ich darüber hinaus keine Lust auf weiteres Kolonnenfahren habe, biegen wir auch rechts ab.
Ist bestimmt eine Abkürzung!
„Bitte rechts abbiegen!“ Ok, Navi, wenn du es sagst… Ups! eine einsame Landstraße! Und eng ist sie auch…
Sofort wird die Straße wieder enger und mit jedem Zentimeter, den wir an Straße rechts und links verlieren, steigt Anjas Puls und Herzschlag!
Ihr gefällt es gar nicht, dass wir nun wieder schutzlos eventuellem Gegenverkehr ausgeliefert sind und so bittet mich Anja zu meiner Überraschung, doch wenigstens nicht den mintgrünen VW Bus vor uns aus den Augen zu verlieren!
Woah, das hatte ich auch noch nicht! Anja bittet mich, absichtlich schnell zu fahren?
Schon interessant, wie sie offenbar „alleine fahren“ gegen „schnell fahren“ gegeneinander abgewogen hat und nun diese Bitte an mich heran trägt.
Nun, „schneller fahren“ lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen und so versuche ich, mit unserem 3- Tonner an dem wendigen T 5 dran zu bleiben.
Gar nicht so einfach, denn die Leute vor uns geben gut Gas!
Eine Zeit lang können wir aber doch dranbleiben, bis wir auf einer bergaufführenden Serpentinenstrecke den Kontakt und damit die „Fühlung am Geleit“ verlieren.
Mist!
Sofort muss ich, auf Anweisung des Bordnavigators, die Marschgeschwindigkeit drastisch reduzieren.
„Als Vorsichtsmaßnahme“ sagt sie, „weil uns ja was entgegen kommen könnte.“
Gut, mache ich auch.
Ehrlich gesagt hat mir das schnellere Fahren ganz schön Kräfte geraubt, besonders das Kurbeln in den engen Kurven ohne Servolenkung geht in die Arme!
Auch Wohni hat sich gut geschüttelt und so manche Sachen aus den Schränken werden mit Sicherheit einen neuen Platz gefunden haben.
Oh- weh!
„Schnell, fahr zu! Behalte den VW Bus vor uns im Auge bitte!“ OK! Der VW Bus ist eine gute Vorhut.
Lohn der Angst: Schöne Ausblicke in unberührte Natur Hjorteland? Noch nie gehört und keine Ahnung, wo das ist…
Viel ist in Hjorteland jedenfalls nicht los 😉 Wohnen im Nebel! Hier hängen die Wolken wieder sehr tief
Wir vermuten übrigens, dass die Besatzung des VW Busses vor uns auch mit einem tomtom unterwegs ist!
Die wollten hier bestimmt ebenso wenig von der Hauptstraße abfahren, wie wir!
Nachdem wir den Bus -trotz aller Mühen- aus den Augen verloren haben, sind wir natürlich deutlich langsamer weiter gefahren.
Kurz darauf haben wir den Bus aber dann doch wider Erwarten eingeholt. Er stand rechts am Fahrbahnrand. Fahrer und Beifahrerin unterhielten sich dabei angeregt mit einer aufgeschlagenen Karte auf dem Armaturenbrett.
Offenbar ist denen diese enge Route auch nicht ganz geheuer.
Tja, ganz falsch werden wir schon nicht sein, denn das Navi kennt ja den Weg. Und solange keine Tunnel unter 3 Meter Durchfahrtshöhe oder Engstellen unter 2,25 Meter Durchfahrtsbreite kommen, werden wir keine Probleme bekommen.
Wenn aber doch, wäre es super ärgerlich…
Die Eindrücke von Norwegen sind hier, völlig abseits von allem, übrigens unglaublich urtypisch.
Regelrecht wilde und raue Natur empfängt uns.
Rasende Graswiesen, die im Wind regelrechte Wellen zaubern, dichte bewachsene Berge, enge teilweise durchtunnelte Felsklippen und immer wieder die typischen norwegischen urigen Häuser am Wegesrand.
Hier oben ist definitiv Norwegen!
Das miese windige regnerische Wetter verstärkt diesen Effekt zusätzlich.
Ohne Vorhut wird jede Kurve zur Überraschung 😉 Urgestein! Die Straße führt mitten hindurch…
Wie ein grünes Meer! Der Wind sorgt für die „Wellen“ Das ist mal wirklich: „Wohnen im Grünen!“ 😉
Eine knappe Dreiviertelstunde hat unser Nebenstraßenabenteuer gedauert, dann stehen wir plötzlich wieder an einer Kreuzung der nummerierten Landstraße 13.
Links geht es nach „Sand“, rechts geht es nach „Røldal“. Da Roldal grob unsere Richtung ist, biegen wir mal rechts ab.
Ob das kleine Abenteuer uns aber nun nach vorn, oder nach hinten geworfen hat, wissen wir nicht.
Die Autos, die wenig später vor und hinter und auftauchen, sind und gleichsam fremd.
Und die Campingfahrzeuge, auf die ich ja immer besonders achte, kommen mir auch nicht bekannt vor.
Ein Gespann bestehend aus Auto und Wohnwagen (auch Deutsche) ist zwischenzeitlich hinter uns aufgetaucht. Er schließt zwar auf, macht aber auch keine Anstalten, dass er vorbei will.
Ich will mal vorsichtig vermuten, dass wir uns vielleicht doch VOR der Gruppe der Fährnutzer befinden. Ein langsames Gespann ist mir nämlich weder auf der Fähre vor uns, noch bei den zurückgebliebenen Fahrzeugen für die potentiell nächste Fähre (also wahrscheinlich für morgen 😉 aufgefallen.
Naja, mit etwas Glück sind wir vorn, auch wenn das hier natürlich kein Wettrennen ist.
Aufatmen bei Anja! Wir erreichen wieder die „13“ Der Weg wird breiter und wir haben freie Fahrt. Schön 🙂
Nach einiger Zeit verläuft sich sogar der Verkehr hinter uns und wir ziehen ganz allein nun unsere Bahn.
Uns kommt kaum noch ein Auto entgegen, keiner folgt uns mehr und auch weit voraus ist kein anderes Fahrzeug zu entdecken.
Wieder sind wir einsam mit einem fast ausgestorbenen Norwegen und wieder einmal können wir uns tatsächlich auf die Natur und Landschaft konzentrieren.
Der Ärger mit der Fähre vorhin ist fast verraucht, was vielleicht auch daran liegt, dass wir schon einiger Zeit immerhin einige regenfreie Abschnitte befahren können.
Der Himmel ist zwar noch immer grau, aber wir müssen wenigstens nicht mehr die ganze Zeit dem Scheibenwischer hinterher gucken. Auf Dauer kann das nämlich ganz schön nervig sein.
Und wir haben wieder schöne Einblicke in ein urtypisches Norwegen, welches eindrucksvoll die friedliche Koexistenz zwischen Natur und Mensch zeigt.
Hier oben ist zwar absolut tote Hose und für eine Tüte Chips am Abend muss man bis zur nächsten Tanke wohl 100 Kilometer fahren, aber dafür sieht es total hübsch aus und ruhig ist es hier auf jeden Fall.
Die schöne Natur Südnorwegens. Trotz Wolken und Nebel Einsam ziehen wir unsere Bahn durch das Land
Steil ragen die Felsen aus dem Wasser. Der Weg für uns führt wieder einmal „durch“ den Berg…
Wohnen am Wasser 1: Zwischen dem Grün versteckt Wohnen am Wasser 2: Morgens gibt es frischen Fisch 😉
Gegen viertel nach 4 passieren wir Røldal.
Einer der markanten Wegpunkte auf der Karte.
Etwas über 200 Kilometer sind es nun noch bis zu unserem erklärten Wunschziel und es ist immerhin nicht ganz ausgeschlossen, dass wir es vielleicht doch noch heute schaffen.
Alternativ haben wir uns überlegt, dass wir uns vielleicht unterwegs ein Plätzchen für die Nacht suchen.
Der weitere Weg führt uns nun ein wenig ins Gebirge.
Dies zeigt sich nicht nur an der Straße, sondern auch daran, dass vermehrt Wintersportgebiete vor uns aufgetan werden. Abfahrtspisten sind an den umliegenden Hängen ebenso zu erkennen, wie Skilifte.
Fast wirkt es so, als würden wir die Alpen bei Kitzbühel oder St. Moritz queren oder sowas.
Beide sind wir der Meinung, dass es die Straßenbauer in Norwegen wirklich nicht sehr einfach haben dürften.
Oft ist die Straße wegen großen Felsbrocken oder natürlicher Bebauung eng, oft müssen wir Serpentinen fahren und Passhöhen erklimmen.
Schwerstarbeit für Fahrer und Wohnmobil und das bei diesem unschönen Wetter.
Natürlich regnet es wieder und natürlich regnet es auch gleich wieder in meinem Gemüt.
Naja, nützt ja nichts. Nutzen wir den Tag zum Fahren.
So, ab jetzt wird es anstrengend! Es geht den Berg rauf! Tschö Fjord! Bis demnächst mal! 😉
Bevor wir aber den Berg erklimmen, lassen wir den Bus vorbei Ui, auf den Bergen liegt schon oder noch Schnee…
Wir schlängeln uns die Serpentinen hinauf Immer wieder zu sehen: kleine Wasserfälle vom Berghang
Kleine Berghütte am Wasserfall. Das sieht hier aus… …wie in der Schweiz! Das könnte z.B. St. Moritz sein 😉
sogar einen Skilift gibt es hier oben! Das ist also, die idyllische norwegische Bergwelt
Zum Glück müssen wir nicht den ganzen Berg erklimmen, die Spitze hat man offenbar ausgelassen. Dafür aber will nun ein Tunnel mit fast 5 Kilometer Länge durchquert werden.
Genauer handelt es sich um den Røldalstunnelen mit 4673 Meter.
Die Tunneldurchfahrt ist hier oben aber nichts Besonderes.
Wir haben heute schon einige Tunnel durchquert und ob diese nun 1, 2 oder 4 Kilometer lang sind, macht keinen Unterschied.
Mit etwas Glück sind die Tunnel beleuchtet, mit weniger Glück auch weniger beleuchtet.
Was soll´s.
Kurzer Stopp am Südportal des Roldaltunnels. Es warten knapp 5 Kilometer Tunnel darauf, uns zu verschlucken 😉
Nach der Tunnelausfahrt geht es natürlich gleich bergab. Und das ist mindestens ebenso anstrengend, wie die Auffahrt.
Denn nun muss gefühlvoll gebremst werden, wobei mich natürlich die Motorbremse unterstützt.
Zum Glück ist die Straße auf dieser nördlichen Tunnelseite viel breiter und besser ausgebaut, sodass wir auch dies ohne Probleme meistern.
Tatsächlich ist die Fahrt den Berg herunter so easy, dass wir während der Fahrt schöne Fotos mit Blick auf die norwegische Berglandschaft schießen können:
Berg runter geht einfacher, als gedacht. Bisserl bremsen.. Ausblick von oben über das urwüchsige norwegische Land
Blick in das Tal und an den Hang. Das ist eine Siedlung Noch 18 bis Odda, da kommen wir also gut vorwärts.
Wir folgen der 13 weiter in Richtung Odda, Brimnes und Utne.
Die Route führt uns nun vorbei an tosenden Wasserfällen und einem unruhigen Fluss, der sich parallel zur Straße schlängelt.
Gemeinsam fahren wir durch eine Art Schlucht, rechts und links sind über Kilometer die urtypischen grünen norwegischen Hänge.
Hier oben, da bin ich ganz sicher, versteckt sich ganz bestimmt hinter jedem zweiten Stein ein Troll.
Die Straße folgt einem wilden Flusslauf Ui! Die Steinnase (rechts) ragt aber weit in die Straße hinein!
Hier wird der Flusslauf etwas ruhiger. Das Wasser leuchtet grün Tosend stürzt sich das Wasser den Hang hinab
Gegen kurz vor 5 rollen wir in Odda ein.
Eine wirklich größere Siedlung mit vielen Seitenstraßen und Verkehr.
Schon bei der Zufahrt auf den Ort, es geht hierfür einen Hang hinab, kann man einen schönen Ausblick auf Odda genießen.
Scheinbar liegt der Ort recht idyllisch am Sørfjord, welcher als Nebenarm des Hardangerfjordes gilt.
Die Lage ist wirklich gut gewählt. Sicher in einer Bucht und doch ideal für Fischer und Bootfahrer.
Einfahrt in die Minen- und Fischerstadt Odda In der Stadt ist ein Stellplatz ausgeschildert.
Kurz überlegen wir.
Der Ort ist zweifelsohne recht groß.
Man könnte sich hier einen Platz zum Übernachten suchen und dann vielleicht noch einen Spaziergang machen.
Für uns aber wäre das wohl eher zu früh. Es ja noch nicht einmal 5 Uhr und wenn wir jetzt durchfahren, können wir morgen schon Bergen besuchen!
Das gefällt uns besser.
Und da es eh regnet, treffen wir die Entscheidung schnell, wir fahren ohne Übernachtung und auch ohne Pause weiter.
Zum Übernachten hätte sich übrigens ein Wohnmobilstellplatz hier in Odda angeboten, der sich hier in Odda befindet. Scheinbar ist der Ort bei Wohnmobiltouristen recht beliebt und ich vermute mal, dass nicht wenige Reisemobilurlauber auf dem Weg nach Norden oder Süden hier Station machen.
Odda ist wie gesagt eine größere Ortschaft mitten im Nirgendwo und wenn ich mir hier so anschaue, wie viele Wohnmobile im größeren Hafenbereich parken, dann gibt dies meiner Theorie neuen Auftrieb.
Was hier offiziell nun Stellplatz ist und was nicht, lässt sich nicht so recht erkennen.
Den nach unserer Meinung „offiziellen“ Stellplatz entdecken wir bei N 60.07112° / E 6.54838°.
Hier stehen aber gerade mal 3 auf 4 Mobile.
Folgt man aber dem Weg und biegt um die folgende Kurve, stehen auf einmal ganz viele Wohnmobile auf einem Seitenstreifen.
Wow, das ist mal eine Überraschung!
Wieder einmal wunderen wir uns darüber, wie beliebt Norwegen doch bei Wohnmobiltouristen zu sein scheint, denn hier stehen locker 50 Fahrzeuge!
Unterwegs sieht man kaum oder wenn, dann nur selten welche. Aber an markanten Plätzen kommen sie ja doch immer wieder zusammen.
Würde mich nicht wundern, wenn auch die Gladbacher hier irgendwo stehen würden, allerdings entdecken wir sie während unserer Vorbeifahrt nicht.
Ach ja, noch was wichtiges: Zwischen den beiden Plätzen ist eine gefährliche Unterführung!
Diese ist nur an einer Stelle mit 4 Meter Höhe befahrbar, die Seitenausläufer nehmen hingegen nur 3,30 Meter auf.
WIR passen da mit 2,83 Metern natürlich drunter, aber andere vielleicht nicht.
Ein Bild davon haben wir natürlich auch, so sieht man auch mal die Masse der Fahrzeuge, die hier mit Blick auf das Hafenbecken stehen:
Das hier halten wir für den offiziellen Wohnmobilstellplatz… Auf der anderen Seite der Unterführung (vorsicht Höhe!)…
entdecken wir am Hafenkai eine größere Womo- Ansammlung Auch nah beim Platz: ein kleiner Supermarkt.
Für den weiteren Weg in Richtung Norden und Bergen gibt es nun 2 Wege.
Einmal geht es links von Odda nach Norden auf der „550“ bis Utne. Von Utne aus führt dann eine Fähre durch den Hardangerfjord auf die andere Seite.
Oder man folgt der „13“ auf der rechten Fjordseite bis Kinsarvik und nutzt dann dort die Fähre.
Unser Navi würde uns gerne auf die 550 leiten, scheinbar ist dies der kürzeste Weg.
Doch dagegen legt Anja ihr „Veto“ als Bordnavigatorin ein!
Sie meint, dass die 13 auf den zurückgelegten Kilometern schon eine grausige Strecke mit vielen Engstellen und Kurven gewesen wäre.
Daher findet sie es besser, wenn wir wenigstens auf einer „2- stelligen“ Landstraße bleiben und somit auf einer 3- stelligen Landstraße (wie der 550) nicht Gefahr laufen, auf noch gefährlichere Straßenverhältnisse zu treffen, zumal in unserem Kartematerial die 13 als rote fette Straße markiert ist, während die 550 nur klein und gelb abgebildet ist.
Auch wäre noch zu erwähnen, dass der Campingführer auf der 13 auch noch die ein oder andere Campingplatzauswahl ausgibt, die wir im Falle des Falles einer erneuten Fährproblematik vielleicht nutzen können.
Also drehen wir wieder um (wir waren schon fast aus Odda wieder raus) und folgen dann der rechten Fjordroute über Ullensvang in Richtung Kinsarvik.
Die 13 hat es wirklich nochmal so richtig in sich!
Teilweise ist die Route erneut sehr eng und dank zahlreicher Kuppen und Kurven ist der weitere Weg vor uns nur sehr sehr schlecht einzusehen!
Wenn uns hier einer mit überhöhtem Tempo entgegen kommt, dann rummst es!
Besonders gefährlich würde dies werden, wenn uns ein LKW entgegen kommt. Denn dann kann keiner mehr von uns ausweichen, oder an den Seitenstreifen fahren.
Links kommt nicht selten sofort eine kleine Betonmauer und dann der Fjord, rechts haben wir direkt den Hang ohne Grünstreifen.
Der Ausblick ist ja schön, aber die Straße? Sooo eng! Überraschung Kurve! Wird uns wohl einer entgegen kommen?
Der Weg ist wirklich sehr schmal. Ausweichen geht nicht Anja atmet auf! DAS ist die perfekte Vorhut!
Zum Glück ist wenig Verkehr, sodass wir nur selten für entgegenkommende PKW anhalten müssen und mit Ausnahme eines Busses kommt uns auch kein gefährliches Fahrzeug entgegen.
Trotzdem macht Anja „drei Kreuze“, als wir auf der Route nach einigen Kilometern auf einen LKW auflaufen, der ab sofort für uns die Vorhut spielt.
Ich bin zwar kein Fan davon im Windschatten eines LKWs herzufahren, aber Anja beruhigt der mächtige „Wegfreiräumer“.
Naja, dann ist es eben so.
Und weiß Gott ist der LKW nicht gerade langsam!
Besonders an den abfallenden Strecken muss ich schon gut Gas geben, damit ich dem LKW dran bleibe.
Um kurz nach halb 6 erreichen wir im Windschatten des LKW den kleinen Ort Kinsarvik.
Die Fahrt von Odda bis hier her hat also nur etwa 30 Minuten gedauert.
Schon als wir in den Ort einfahren, entdecken wir den kleinen Fährhafen geradeaus an einer Kreuzung voraus, denn auch hier ist außer dem Fährhafen, einem Supermarkt und ein paar Häusern an der Hauptstraße, nicht viel zu sehen.
Was wir leider auch entdecken ist eine GERADE AUSLAUFENDE Fähre, die den Hafen verlässt.
Nein.
Nein, nein, nein!
Nein, das darf doch nicht wahr sein!
Was ist denn heute nur los?
So ein Mist!!!
Wir verlangsamen unsere Fahrt, als wir die Kreuzung zum kleinen Fährhafen erreichen und biegen links ab.
Der LKW vor uns hingegen gibt unbeeindruckt Gas und rast quasi durch den Ort durch. Eigentlich hab ich gedacht, der beeilt sich so, um auch noch eine Fähre zu erreichen (und kennt somit die Abfahrten hier oben), aber dieser Gedanke hat sich ja nun in Wohlgefallen aufgelöst.
Nein, nein, nein – Bitte nicht! Da legt sie ab, die Fähre über den Hardangerfjord 🙁
Wir kommen an einem kleinen Fährterminal mit unmittelbarem Zugang zum Fjord zum Stehen.
Puh, erstmal durchatmen.
Das war nämlich schon eine kleine Hetzjagd jetzt die 13 rauf.
Wir stellen den Motor ab und schauen uns um.
Niemand außer uns ist zu sehen. Das ist schonmal KEIN gutes Zeichen.
Wenn niemand anders hier wartet, dann ist es vielleicht nicht unwahrscheinlich, dass auch längere Zeit keine Fähre kommt.
Aber dieses Mal bin ich nicht so untätig, wie noch heute Mittag.
Ich steige aus und gehe einfach mal auf Erkundung, ob ich ein paar Infos zu den Fähren hier bekommen kann.
Vielleicht gibt es ja so eine Art „Fahrplan“, was erklären würde, warum die Norweger heute Mittag so ruhig geblieben sind, als die Fähre einlief. Die wussten vielleicht, dass die Fähre erst eine halbe Stunde später wieder ablegen würde.
Kann ja sein!
Tatsächlich finde ich in einem kleinen Bushäuschen eine Abfahrtstafel für die Fähre.
Viel kann ich auf der Abfahrtstafel nicht erkennen, was daran liegt, dass ich schon „von“ und „nach“ nicht so recht auseinander halten kann.
Denn hier sind alle Abfahrten zwischen Kinsarvik, Utne und Kvandal aufgedruckt, was sicherlich der Einfachheit eines gleichen Drucks halber geschuldet ist.
Ich muss noch dazu sagen, dass von hier aus 2 Fähren fahren.
Einmal eine Fähre nach Utne. Dort wären wir dann am gleichen Fährhafen, wenn wir auf dem Fjord die linke Seite, also auf der 550 rauf gefahren wären.
Von Utne aus kann man dann die Fähre nach Kvanndal nehmen, was unser Ziel auf der anderen Fjordseite ist, eine Anschlussfähre sozusagen.
Die zweite Fähre fährt von hier auf dem direkten Weg nach Kvanndal, also ohne „umsteigen“ 😉
Wenn ich nun den Plan richtig interpretiere (ich weiß noch immer nicht, was „til“ und „frå“ bedeutet, eins heißt sicher „von“, das andere „nach“, dann fährt die nächste Fähre nach Kinsarvik in etwa 20 Minuten.
Das würde ja noch gehen.
Sicher bin ich mir allerdings nicht, denn wenn ich mit meiner Interpretation falsch liege, würde die nächste Fähre (das ist quasi die gegenüberliegende Uhrzeit) erst wieder um 19:40 Uhr gehen! Und hier 2 Stunden rumstehen?
Nee, danke!
Das Dumme ist nur: Es gibt ja keinen anderen Weg! Wir können den Fjord nicht umfahren, sondern müssen eine Fähre nehmen.
Würden wir der Straße folgen endet diese später irgendwann in den Ausläufern des Hardangerfjordes an einer weiteren Fähre und verliert sich dann in der Natur.
Tatsächlich steht auch diese Abfahrtszeit der hinteren Fähre hier drauf.
Es handelt sich um die Fähre von Brimnes nach Bruravik.
Kurz in die Straßenkarte geschaut: Das geht ja auch!
Und wenn mich nicht alles täuscht, ist dieser Weg durch den Fjord deutlich kürzer (damit hoffentlich billiger) und wohl auch mit einem dichteren Takt belegt. Zumindest deuten die vielen Abfahrtszeiten auf der Fährtafel Brimnes – Bruravik darauf hin.
Ich studiere den Fährenfahrplan. Das ist fast wie Rätselraten…
Und dies würde auch erklären, warum sich kein anderer Fährwilliger hier einfindet.
Nach wie vor stehen wir hier komplett allein, während auf der unmittelbar angrenzenden Hauptstraße die Autos weiter der 13 folgen.
Muss doch was zu bedeuten haben, oder?
Die fahren doch bestimmt weiter, weil sie die Fähre in Brimnes erreichen wollen!
Und das würde auch erklären, warum der LKW eben so durchgeheizt ist.
Der will bestimmt auch auf die Fähre!
Unter den skeptischen Blicken von Anja starte ich den Motor wieder und wende schwungvoll über alle Hafenmarkierungen.
Gleichzeitig zeige ich Anja das Bild, was ich von der Fährtafel gemacht habe. Sie kann zwar auch nicht mit Sicherheit sagen, wann hier die nächste Fähre fährt, aber sie bestätigt mir, dass die Fähren zwischen Brimnes und Bruravik immerhin in 20- Minutentakt pendeln.
Und da sich hier noch immer niemand für eine eventuelle Abfahrt in 15 Minuten eingefunden hat, verlassen wir den Hafen und folgen wieder der 13.
„Aller guten Dinge sind drei!“ rufe ich heraus.
2 Mal hatten wir heute nun schon Pech mit der Fähre.
Erst heute Mittag die lange Wartezeit und jetzt mit der vor unserer Nase abgelegten Fähre.
Nun MUSS es aber auch mal klappen!
Wir sind gerade wenige Meter gefahren, da bekomme ich schon wieder den nächsten Blutrausch!
Wir sind ja mit dem Wohnmobil schon nicht gerade die Schnellsten.
Und es kommt ja wirklich sehr sehr selten vor, dass wir auf ein langsameres Fahrzeug vor uns auflaufen.
Aber GENAU jetzt passiert es uns dies natürlich! Wir fahren auf eine Kolonne bestehend aus mehreren Fahrzeugen auf.
Die Gruppe führt ein älterer gelber VW Bus an, der mit etwa 35-40 km/h vor uns her tuckelt.
60 sind erlaubt (gefahren werden könnte zweifelsohne noch schneller) und ich frage mich ernsthaft, warum der nicht mal auf die Seite fährt!
Hat der denn keinen Rückspiegel???
Das MUSS man doch sehen, wenn auf einer einsamen Landstraße auf einmal 5 auf 6 Autos hinter einem in dichtem Abstand herfahren!
Das ist doch hier oben in den einsamen Weiten des Landes schon fast als Stau oder zäh fließender Verkehr zu werten und garantiert eine Meldung im Hardanger- Lokalradio wert!
Aber nix, der fährt unbeirrt weiter.
Ich könnte ins Lenkrad beißen!
Über Minuten bremst der uns alle aus und fährt schön träumend oder den Schlaf der Gerechten schlafend so dermaßen bekloppt vor uns her, dass man noch nicht einmal mit einem PKW überholen könnte.
Mit dem Wohnmobil kann ich mir das sowieso abschminken, weil die Straße hierfür ja nach wie vor nicht breit genug ist.
Also schlafen wir alle zusammen den Schlaf der Gerechten oder regen uns darüber auf.
Ich entscheide mich für letzteres!
Man, kann der nicht auf Seite!?
Ich könnte hupen, aber was würde das bringen?
Wir sind 4 Autos hinter dem Schleicher. Der würde es nichtmal mitbekommen, während hingegen der Fahrer des Fahrzeugs vor mir sicherlich denken würde, ich hätte nicht alle Latten am Zaun ihn hier anzuhupen. Der kann ja auch nicht auf die Seite.
Und auf eine Art „Solidarhupen“ zu hoffen, dass alle vor mir meinen Huper ähnlich einer „stillen Post“ nach vorne zum Schleicher durchgeben, kann ich mir sicherlich auch abschminken.
Boah, regt mich das auf!
Kurve links rum tralalala, Kurve rechts rum, lulilulilu.
Und morgen gehen wir alle zusammen in den Zoo…
Mann, Typ! Fahr!!!
Tja und dann passiert es!
Wir erreichen Brimnes und sehen tatsächlich eine Fähre dort am Fährterminal liegen.
Anstalten abzulegen macht diese allerdings (noch) nicht, das könnte also jetzt wirklich wenigstens noch klappen!
Nur einmal muss ich doch auch mal Glück mit der Fähre haben, oder?!
Nur der Hammel vor uns macht hier natürlich den „Orientierungslosen“ und steht sich an der Linksabbiegerspur einen zusammen.
Aber nicht mehr mit mir!
Da er und wir die einzigen aus unserer Kolonne sind, die hier abbiegen (der Rest fährt weiter geradeaus), ziehe ich noch auf der Zufahrt zum Kasenhäuschen gleichauf mit dem gelben Bus und bremse hart am zweiten von zwei Kassenhäuschen.
Einfahrt nach Brimnes, links liegt die Fähre noch am Kai! Husch, schnell am gelben Bus vorbei ans zweite Kassenhäuschen
Eine etwas träumende und trantütige junge norwegische Blondine empfängt uns.
Ich deute auf die Fähre und mache Gesten, dass sie doch bitte hinne machen soll und so beeilt sich sich tatsächlich, uns unser Geld abzuknöpfen.
Ich nehme das Restgeld schaue kurz drüber und entdecke dann, dass wir kein Ticket bekommen haben!
„Ticket?“
„Ticket? You have Ticket!“
„No I don´t have the ticket, you didn´t gave me one!“
„I did!“
Ich hab keine Zeit für sowas! Dann eben ohne Ticket!
Und obwohl ich ganz sicher bin, dass die Tante uns kein Ticket gegeben hat, fahre ich trotz zeitraubender Konversation mit der Trantüte noch vor dem gelben VW- Bus in Richtung Fährterminal.
Wenn jemand das Ticket kontrollieren will, kann ich ja noch immer sagen, dass wir wohl kaum ohne zu bezahlen am Kassenhäuschen vorbei gerauscht sind. Ansonsten kann, wenn wir erstmal auf der Fähre stehen, der Decksmeister ja noch immer bei der Kassendame nachfragen und sich bestätigen lassen, dass wir bezahlt haben.
Doch so weit kommt es leider nicht.
Wir rollen gerade auf die Fähre zu, als die Schranke runter geht.
Nein!
Nein, nein, nein, bitte nicht.
Biiiitttteeeee!
Flehend suche ich den Blickkontakt zum Deckoffizier. Dieser hat uns eindeutig bemerkt und auch meinen Wunsch aufgenommen, noch mitfahren zu wollen, lässt sich aber von uns und unserer Ankunft nicht sonderlich beeindrucken.
Seelenruhig verriegelt er die Schranke und lässt ablegen.
Das war´s, Fähre weg. Ich flippe gleich aus.
Das Aas hat abgelegt! Einfach abgelegt! Ohne uns! Ich könnte Gift und Galle speien!
Nachdem uns also nun die zweite Fähre buchstäblich vor der Nase weggefahren ist, kann ich meinen Frust nicht mehr für mich behalten!
Das MUSS jetzt mal raus!
Als erstes steige ich mal aus und latsche zu unserer „Schlafnase“ im VW- Bus, der sich mittlerweile hinter uns eingefunden hat!
Geht ja nicht! Kann ja nicht sein, dass der nicht ein einziges Mal in den Spiegel schaut!
Und er ist jetzt und hier für mich mitschuld, dass wir die Fähre versäumt haben!
Ich klopfe wild entschlossen ans Fenster, was auch sogleich herunter gekurbelt wird.
Also halte ich dem etwas verdutzt dreinschauenden Fahrer erstmal einen Vortrag darüber, dass da eben sicherlich um die 10 Fahrzeuge hinter ihm langfahren mussten, die sich dank seiner Traumfahrt hier zwangsläufig an die „Juchei-ich-guck-mir-mal-die-Baumrinde-an“- Fahrweise mit anpassen mussten.
„Ganz toll, echt! Ganz großes Kino! Tolle Leistung!“ beende ich meine verbales Luftmachen und schrecke fast augenblicklich gleichsam zurück!
Denn die Ausmaße des Kerls hinter dem Lenkrad sind erheblich!
Der Typ, der mir körperlich locker 2-fach überlegen ist (und das passiert selten!), braucht jetzt nur aussteigen und dann rumst es! Und ich glaub nicht so recht, dass ich da ohne Probleme raus komme, eher im Gegenteil!
Doch meine Befürchtung auf eine handfeste Prügelei hier am Kai ist unbegründet.
Wie ein sanfter Riese hört der Mann sich meinen Monolog an, kratzt sich dann nachdenklich am Bärtchen.
Eine Sekunde, 2 Sekunden, 5 Sekunden. Veräppelt der mich jetzt? Oder denkt er nach, was er jetzt machen soll?
Die Reaktion fällt unerwartet aus: „Ja, hmm… Rechts ranfahren? Das könnte ich wohl mal machen…“ sprachs und zupfte wieder nachdenklich am Bärtchen.
Was ist denn mit dem??? Prallt das an dem ab oder was?
Der Mann ist regelrecht richtig schläfrig und absorbiert irgendwie meine gesame angestaute Energie wie ein schwarzes Loch das Licht verschlingt oder ein Pudding einen in den Pudding eingestochenen Löffel einfach verschluckt, ohne sich dies überhaupt anmerken zu lassen. Komisch! Und unerwartet!
Pah, ich bin grad so schön in Wallung, aber an DEM verliere ich noch meine ganze aufgestaute Energie und die brauche ich ja noch!
Geht mal gar nicht!
Weiter diskutieren bringt aber auch nichts, dafür habe ich einfach keine Geduld!
Mit Wut im Bauch marschiere ich stattdessen gleich weiter rauf zum Ticketverkauf.
Jetzt ist nämlich gleich noch die Kassenhäuschen- Tante dran!
Von wegen Ticket, das klären wir jetzt auch gleich mal!
Die Tusnelda ist nämlich auch schuld, dass wir die Fähre verpasst haben, jawoll ja!
Schnellen Schrittes eile ich auf das Häuschen zu und kaum bin ich am Fenster angekommen, poltere ich auch schon los: „Hören Sie mal! Nicht nur, dass diese blöde Fähre einfach abgefahren ist, wir haben das Ticket von Ihnen definitiv NICHT bekommen!“
Die Dame versteht natürlich kein Wort und ich hab ganz vergessen, dass wir eben in Englisch gesprochen haben.
Naja, das bekomme ich auch mit Wut im Bauch noch hin:
„Listen! You did NOT gave me…” ich werde unterbrochen.
Fast schon entschuldigend schaut die Dame mich nun an und bemerkt offenbar, dass mit mir im Moment wirklich nicht gut Kirschen essen ist.
Schnell reicht sie mir mein Ticket und stammelt: „I… I… I´m sorry. It was my fault. Here is your ticket. I´m sorry. It slipped off.“
„Ach was!“ geb ich unwirsch auf Deutsch zurück, schnappe mir das Ticket und gehe festen Schrittes zum Wohnmobil zurück.
Boah ey, bin ich noch immer geladen! Am liebsten würde ich den ganzen Kai hier zusammen treten!
Bei meinem „Glück“ werden wir nachher auf der Fähre bestimmt auch noch neu gemischt und wir werden (weil wir ja ein langsames Wohnmobil haben und auf Fähren grundsätzlich wie Müll behandelt werden) ganz bestimmt HINTER dem VW Bus von der Fähre gelassen.
Und dann? Kann ich wieder hinter dem Schleicher herfahren.
Tolles Kino! Und ja, es kotzt mich jetzt schon an.
Man, hab ich eine Wut im Bauch, das ist unbeschreiblich!
Der Fährbetreiber aller bisher genutzten Fähren „Tide“ (wie das Unternehmen heißt) gewinnt mit seiner Leistung heute bei mir bestimmt keinen Fan geschweige denn einen zufriedenen Kunden.
Man, hab ich schlechte Laune!
Mürrisch nehme ich wieder auf meinem Fahrersitz im Wohnmobil Platz und erzähle Anja, was ich da gerade gemacht habe, triumphierend halte ich dabei unser Ticket hoch.
Wenigstens Anja soll es ja bitte anerkennen, dass ich mir das vom Hintermann, von Tide, von Norwegen und von der ganzen Welt NICHT gefallen lasse!
Die Reaktion fällt allerdings anders aus, als von mir erwartet:
„Und das war jetzt wirklich nötig?“ fragt Anja eher zögernd, aber auch kritisch zurück.
„JA!“ entgegne ich, danach ist erst einmal Funkstille.
Etwa 10 Minuten schmolle ich vor mich hin.
Immer wieder schaue ich dabei in den Rückspiegel, ob sich noch was tut.
Vielleicht steigt der Rocker ja doch noch aus, wenn es bei ihm noch „klack“ machen sollte.
Und wenn er es tut, was mache ich dann?
Schmollend sitze ich also hier, warte einerseits darauf, dass sich vor uns oder hinter uns etwas tut und und grübele andererseits über den ganzen Tag nach, was mich dann doch erheblich beruhigt.
Schade ist das.
Und blöd gelaufen!
Ich könnte natürlich nach hinten gehen und mich für meinen unkontrollierten Wutausbruch von eben entschuldigen.
Und wenn ich schon dabei bin, könnte ich auch der kleinlauten Dame im Kassenhäuschen sagen, dass ich nicht wirklich sauer auf sie, sondern irgendwie global auf den ganzen Tag sauer bin.
Der ständige Regen, das ständige Grau und das missmutige Norwegen mit seinen Fährabenteuern haben mir nunmal wirklich grundlegend die Laune verdorben.
Und wenn sich dann den ganzen Tag über sowas anstaut, dann reicht eben ein „Schleicher“ vor einem oder ein aus Versehen nicht ausgehändigtes Ticket, dass die Lunte (wie von einem einzigen Funken entzündet) zu brennen beginnen lässt.
Vielleicht ist an dieser Stelle so mancher Leser ja auch entsetzt über das, was er hier gerade lesen musste.
Ich bin ehrlich gesagt auch nicht stolz drauf.
Aber so ist es nunmal passiert, was soll ich da beschönigen?
Es kann nicht immer nur alles toll, schön und super sein.
Und heute ist eben so ein Tag, wo genau das passiert.
Schade um den Urlaubstag, keine Frage. Aber man muss auch mal „schlechte Laune“ haben dürfen, um sich danach wieder an den schönen Dingen erfreuen zu können.
Wie sollte man sonst die schönen Dinge von den schlechten unterscheiden?
Blöd ist halt nur, dass ich nicht nur mich, sondern auch andere in meine schlechte Laune mit reingezogen habe.
Noch während ich im Gedanken versunken vor mich hin überlege, wie ich das vielleicht wieder gerade biegen könnte, werde ich aus meinen Überlegungen gerissen.
Die Fähre kommt!
Tatsächlich kommt etwa 10 Minuten, nachdem die andere Fähre abgefahren ist, schon eine neue um schon die Ecke.
Fast wie ein kleines Wunder! Ob das Universum ein Einsehen mit mir und meinen Frust hatte und sich für mich eingesetzt hat? Das wäre ja zu schön!
Tatsächlich legt die Fähre auch gleich an, spuckt ein paar Autos aus und schon 5 Minuten später können wir einfahren.
Ui, das ist mal eine Überraschung!
Die „Bømlo“ aus Bergen (so steht es zumindest auf dem Rettungsring) wird uns nun über den Hardangerfjord nach Bruravik tragen, wo wir dann dicht am Fjord über die „7“ in Richtung Bergen fahren wollen.
Das ist übrigens für heute die letzte Fähre, was mich nun, nachdem wir auf selbiger stehen, sichtlich aufmuntert.
Und damit mir etwas wie heute nicht ein weiteres Mal passiert, gebe ich schon jetzt den feierlichen Eid ab, dass wir auf unserer verbleibenden Reise, mit Ausnahme der Fjordcat und den Transfer zurück nach Dänemark, mit KEINER Fähre mehr fahren.
Das passiert mir nicht mehr.
„Und Fanö?“ fragt Anja, die sich sichtlich freut, dass ich wieder „normal“ sein kann.
Ach ja, Mist!
Fanö hab ich ja ganz vergessen!
Da wollen wir ja noch eine Woche nach unserem Norwegen- Urlaub hin und müssen auch hier eine Fähre nehmen.
Aber ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen…
„Na, diese Fähre ist ja in Dänemark, das gilt nicht“ und so ergänze ich noch schnell mit einem Augenzwinkern.
Die nächste Fähre kommt, lädt aus und uns gleich ein. Kreuzung auf See mit der anderen Fähre von eben
Anja ist froh, dass es mir wieder etwas besser geht.
Und ich bin ehrlich gesagt auch froh.
Die Überfahrt nach Bruravik dauert nur 10 Minuten.
Unterwegs begegnet uns sogar die Fähre, die uns eben vor der Nase weggefahren ist.
Scheinbar pendeln hier zwischen Brimnes und Bruravik 2 Fähren, was die kurzen Abfahrtszeiten ermöglicht.
Immerhin was.
Ankunft! Wir legen in Bruravik an. Blick nach rechts auf den Hardangerfjord
Ein ganz klein wenig muss ich mir natürlich auf die Zunge beißen, als wir auf der anderen Seite des Fjords in Bruravik ankommen.
Wie von mir orakelt, lässt der Deckmeister natürlich erst einmal die PKW- Reihe raus.
Danach folgt die Reihe neben uns, in der auch der VW- Bus darf vor uns ausfahren.
Offenbar hat das Universum doch kein Einsehen mit mir gehabt, oder will mich besonders hart auf die Probe stellen. Denn gleich nach dem Bus sollen wir ausfahren, was wiederrum keine wirkliche Logik beim Schiffspersonal beweist.
Den hinter uns folgen wieder einige PKW, die hinter dem Bus und uns gleichermaßen auf der Fähre gestanden haben.
Tja, was willst du machen?
Energie um mich aufzuregen habe ich keine mehr und ich hab auch keine Lust mehr, mir von diesen Dingen den Tag vermiesen zu lassen.
Hartes Schicksal! Der Bus durfte leider VOR uns rausfahren Jetzt tuckert er natürlich vor uns her. Oh- weh!
Die ersten Meter hinter dem VW- Bus reichen mir, dann fahre ich selber rechts ran.
Ich selbst kann den VW Bus nicht überholen (das gibt die Straße nicht her), aber ich muss ja nicht auch noch Bremser für die PKW hinter mir spielen.
Und damit wenigstens die schnellen PKW eine reelle Chance aufs Überholen haben, fahre ich rechts ran und lasse zur großen Freude von Anja alle Autos passieren, die hinter uns von der Fähre gefahren sind.
Viele sind es natürlich nicht, gerade mal 3 Stück.
Diese schaffen es dann auch auf den nächsten Kilometern, den gelben VW Bus zu überholen, sodass wir nach einiger Zeit wieder hinter dem VW Bus herfahren.
Aber ist er mal wenigstens rechts ran gefahren?
Nix.
Weder für uns, noch für die PKW.
Ergeben wir uns einfach unserem Schicksal und fahren damit buchstäblich in die Hölle.
Naja, zumindest „unter die Erde“ führt der Weg schon, das ist nicht gelogen. Vor uns liegt der Vallavik- Tunnel mit immerhin 7,5 Kilometern Länge!
Einfahrt hinter dem VW Bus in den Vallavik- Tunnel. Fast 8 km ist dieser lang.
Kurze Zeit später erreichen wir erneut an diesem Tag eine recht steile Bergetappe mit spitzen Haarnadelkurven und zahlreichen Serpentinen.
Hier kommt unser armer Wohni wieder mal ans Schnaufen und wir müssen im zweiten Gang den Berg hinauf kriechen, was uns zum ersten Mal ein wenig Distanz zum gelben VW Bus bringt.
Dieser kommt natürlich nicht nur deutlich besser um die Kurven herum, sondern kann offenbar auch etwas besser aus den Kurven rausbeschleunigen.
Aber das ist mir wie gesagt egal. Zumindest rede ich mir das ein. 😉
SO, alles festhalten bitte! Ein weiteres Mal haben wir eine anstrengende Bergetappe vor uns! 🙁
Auch hier, auf der anderen Seite des Hardangerjordes, sind die Wege und Straßen einfach zu eng.
Hier ist nun aber darüber hinaus auch noch deutlich mehr Verkehr, sodass wir oft anhalten und sogar einmal ein kleines Stück zurücksetzen müssen, um ein uns entgegenkommendes Fahrzeug vorbei lassen zu können.
Besonders schwierig ist dies bei Wohnwagengespannen, anderen Wohnmobilen und natürlich noch größeren Fahrzeugen.
Fahren hier oben ist also schon anstrengend und die Tatsache, dass es nach wie vor neblig- nass ist, macht die Sache nicht gerade einfacher.
Der Tag ist heute echt für nichts anderes zu gebrauchen, als zum Fahren!
Und selbst das ist tierisch anstrengend.
Der einzige Lichtblick stößt buchstäblich durch die Wolken durch, als wir auf der Anhöhe die Wolken offensichtlich zumindest für ein paar Kilometer verlassen. Die Sonne scheint! Wie wunderschön!
Uh, wer hat da abgebissen? Da ist ein „Halber“ Tunnel 😉 Bei Gegenverkehr wird es gleich wieder eng.
Blick zurück ins wolkenverhangene Tal mit Wasserfall Boah! Was ist das denn? Ein blauer Himmel? 😉
Ach ja! Wohin fahren wir eigentlich?
Das haben wir ja noch gar nicht erwähnt!
Schon frühzeitig hat Anja sich eingelesen und einen Campingplatz nahe bei Bergen rausgesucht.
Genauer handelt es sich um den Campingplatz „Lone Camping“ in Haukeland, ca. 20 Kilometer von Bergen entfernt.
Der Campingplatz wirbt damit, über eine Busverbindung nach Bergen zu verfügen und weil wir im Vorfeld gelesen haben, dass Parken mit Wohnmobilen in der Hafenstadt Bergen sehr kompliziert sein soll, haben wir auch für Bergen das „Preikestolen“- Prinzip gewählt, wobei dies eigentlich nur bedeutet, dass wir am Abend auf einem Campingplatz nahe der Stadt einkehren.
Am nächsten Tag erkunden wir dann die Stadt und kehren am Abend zum sicher auf dem Campingplatz stehenden Wohnmobil zurück, um auch die zweite Nacht dort zu verbringen.
So müssen wir tagsüber keinen Parkplatz suchen und uns am Abend, wenn wir nach dem Stadtbesuch müde sind, nicht noch Gedanken über den Schlafplatz machen.
Einzig der Umstand, dass der Lone- Campinglatz mit 20 Kilometern doch recht weit von Bergen entfernt ist, bedingt eben eine längere Busfahrt.
Da wir aber keinen besseren Campingplatz aus den Reise- und Campingführern entdecken können (nur ein anderer stand mit 17 Kilometern Entfernung noch zur Auswahl, der ist laut Campingführer aber deutlich teurer!), haben wir den Campingplatz Lone in unser Navi einprogrammiert.
Mit etwas Glück ist uns morgen ja auch wieder die Sonne hold, sodass wir einen schönen Spaziergang durch Bergen erleben können.
Und das mit dem Glück könnte tendenziell sogar klappen!
Denn mein „Ärgernis“, der mal mehr oder weniger vor uns her fahrende VW Bus, hat sich vor wenigen Minuten an einer Straßenkreuzung in Richtung Oslo verabschiedet.
Problem gelöst.
Danke Universum!
Die weitere Fahrt verläuft absolut ohne Probleme.
Wir stoppen noch einmal in einem größeren Ort, weil wir am Straßenrand einen Bankautomaten entdecken.
Und da wir nicht sicher sind, ob unsere verbleibenden Mittel reichen, holen wir gleich mal ein wenig Geld nach.
Gleich neben der Bank entdecken wir einen kleinen Grill.
Hmm.
Da wir eigentlich nach dem Frühstück und nach dem merkwürdigen Waffel- Würstchensnack den ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen haben, schauen wir uns den Grill mal an.
Allerdings scheint dieser trotz deiner hohen Preise (ein einfacher kleiner Döner z.B. für umgerechnet 6 Euro) so beliebt zu sein, dass die Schlange gefühlt fast bis an den Türrahmen reicht.
Wir fragen nach, wie lange es wohl dauern möge und bekommen zur Antwort zurück, dass wir bis zu unserer Bestellung mindestens 20 Minuten warten müssten, weil es in der Küche gerade „Probleme“ gäbe.
Was meinen die damit? „Probleme“?
Ich meine das ist eine Imbissbude und kein Flugzeug! Entweder sie kochen, oder sie lassen es sein!
Naja, da ich heute (wie der Leser es sicher schon gemerkt hat) eh schon nicht mit Geduld gesegnet bin, bitte ich Anja auf eine längere Wartezeit zu verzichten.
Auch für unseren Geldbeutel schlage ich stattdessen vor, dass wir lieber nach einem Supermarkt Ausschau halten sollten, um uns dann dort vielleicht was Leckeres zum Abendessen zu kaufen.
Ansonsten verspreche ich, nachher nach Ankunft auf dem Campingplatz noch etwas aus den Bordvorräten zu kochen.
Ich glaub, wir haben noch Nudeln 😉
Kurzer Stopp in irgendeinem Nest zum Geld abheben und gucken, ob im Imbiss (hinterm Womo) was zu Essen zu finden ist
Mit neuem Geld ausgerüstet geht es die letzten 80 Kilometer an.
Die Uhr zeigt mittlerweile kurz nach 19 Uhr, es war heute also wirklich ein langer laaanger Fahrtag voller Regen, Nass, Grau und auch ein wenig Frust.
Nun sind wir beide gleichermaßen geschlaucht vom Fahren.
Ich natürlich vom Fahren selber und Anja vom Beifahren.
Die Strecken mit den vielen Engstellen haben ihr keine rechte Freude bereitet und die ganzen Schönheiten der Natur, die sich wetterbedingt eh schon nicht so recht offenbaren, werden durch die anspannende Fahrt nur noch mehr in den Schatten gestellt.
Auch das ganz kurze Gastspiel der Sonne hat sich wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Wieder einmal geht es durch tief liegende Wolken. Ich mag sie nicht mehr sehen! Ehrlich nicht!
Versuchen wir lieber, den Fahrtag so schnell wie möglich zu beenden und freuen uns stattdessen morgen auf den Besuch von Bergen.
Wieder geht es durch tief hängende Wolken 🙁 Ach wie schön! Warum haben wir davon vorhin keine gehabt?
Gegen kurz nach halb 9 erreichen wir den Lone Campingplatz.
Die Einfahrt und Rezeption liegt etwas versteckt unmittelbar an einer Shell- Tankstelle.
Gleich nebenan befinden sich gleich 2 Supermärkte und sogar eine Bäckerei und eine Imbissbude ist hier anzutreffen.
Na Bestens!
Das Einchecken geht mit unserer Scandinavian Camping Card problemlos.
Auch die benötigten Infos zum Bustransfer nach Bergen sind gut. So fährt der öffentliche Bus direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite ab.
Einziges Manko: Morgen, also am Samstag, muss man den Bus einmal wechseln und umsteigen.
In der Woche gäbe es hingegen auch eine durchgehende Busverbindung.
Check- In am Lone Campingplatz. Versteckt hinter der Tankstelle (im Rücken)
Unsere Parzelle dürfen wir uns frei aussuchen und auch der Strom ist zum „Selbstanstecken“. Supi.
Sofort rollten wir auf den Platz und entdecken einen geschottertes Areal, auf dem gleich mehrere Wohnmobile stehen.
Hmm, das gefällt uns natürlich nicht so gut!
Irgendwie hat das „Stellplatzcharakter“, denn die Mobile stehen relativ dicht beieinander und auch Wiese für ein bisschen Freiraum um sich herum ist nicht auszumachen.
Stattdessen wird das Areal durch 2 Gebäudekomplexe flankiert, die sich als eine Art „Motel“ heraus stellen.
Hier kann man für die Durchreise also z.B. auch ein Zimmer wie in einem amerikanischen Motel am Straßenrand mieten und dann morgen mit dem PKW nach Bergen fahren.
Neben den Motel (die Anmeldung läuft auch über die Campingplatzrezeption) gibt es aber natürlich auch noch einige freistehende Blockhütten.
Nee, das sieht nicht so schön aus! Wir haben „Campingplatz“ bezahlt und wollen jetzt nicht auf einem „Stellplatz“ stehen!
Da uns der Schotterplatz überhaupt nicht gut gefällt, fahren wir erst einmal weiter und schleichen einen Abhang in Richtung Wasser hinunter.
Der Campingplatz liegt nämlich nicht nur an der Hauptstraße und einer Tankstelle, sondern auch an einem ruhigen See.
Dies funktiniert, weil der Campingplatz über mehrere „Etagen“ verfügt. Oben ist Schotterplatz, Motel und Rezeption. Unterhalb hingegen Wiese und Wasser.
Ui, hier unten, direkt am Ufer, ist es doch gleich viel schöner! Oben auf dem gesplitteten Steinuntergrund steht man dagegen doch total unattraktiv! Warum parken die denn alle da oben? Naja, uns egal!
Schnell suchen wir uns ein hübsches Plätzchen mit direktem Blick auf den See, nur noch wenige dieser Plätze mit „Seeblick“ sind frei.
Kaum haben wir unser Wohnmobil abgestellt (unsere Parzelle bei N 60.37213° / E 5.45927°) und wollen mit den obligatorischen Arbeiten rund ums Wohnmobil beginnen (wie Strom einstecken, Sat- Schüssel ausrichten, etc), wird besonders mir schlagartig klar, warum die ganzen Wohnmobile eher oben auf dem Aschplatz stehen und es hier unten mehrheitlich nur die Wohnwagen und Zelte hin verschlagen hat.
Ich steige aus und stehe fast knöcheltief im Schmodder!
Ach du dickes Ei! Das Einregnen des heutigen Tages (und vielleicht auch schon von gestern) hat aus der idyllischen Campingwiese ein kleines Moor gemacht.
Böh!
Na hoffentlich kommen wir übermorgen hier wieder weg und wir versinken nicht auf Nimmerwiedersehen in den unterirdischen Auswaschungen der Wiese.
Schön stehen wir unten auf der Wiese, keine Frage. Nur etwas „feucht und moorig“ ist es… 😉
Auch hier zeigt sich durch den Dauerregen übrigens das gleiche Bild, was wir auch schon auf dem Campingplatz am Preikestolen ausmachen konnten.
Dank des Dauerregens wirkt der Platz wie ausgestorben, zumindest wenn man die eigentlich hier anwesenden Personen bezogen auf die Anzahl der Fahrzeuge für diese Art der Bewertung heran zieht.
Wahrscheinlich haben sich alle in die Wohnwagen und Zelte verkrochen und sitzen das miese Wetter aus, so gut es eben geht.
Auch wir werden heute wohl kaum draußen grillen, oder es uns auf den Campingstühlen bequem machen…
Naja, bei wem sollten wir uns auch beschweren?
Schon im Vorfeld haben wir gelesen, dass Bergen aufgrund seiner Lage zu den niederschlagsreichsten Städten in ganz Norwegen gehört.
Und wenn es dann tatsächlich regnet, was ja hier normal zu sein scheint, darf man sich eben nicht wundern.
Für heute ist uns der Regen egal. Verkriechen wir uns im Wohnmobil, passt ja!
Nur für morgen wäre es natürlich nett, wenn es nicht regnen würde. Denn morgen wollen wir ja Bergen erkunden!
Vor der Erkundung von Bergen steht aber (trotz Regen!) natürlich noch eine kleine Erkundung des Campingplatzes und seiner Umgebung auf dem Programm.
Und so schauen wir uns erst einmal die Waschräume an, die sich unterhalb der Motelanlage befinden.
Die Motelanlage ist nämlich 2- stöckig.
Oben finden sich die Motelzimmer und hier, auf der unteren See- Ebene liegen die Serviceräume für die Camper.
Ein Haus, 2 Verwendungsmöglichkeiten.
Blick in die Waschräume des Lone Campingplatzes Mist! Man braucht spezielle Duschmünzen, die wir nicht haben
Mit den Waschräumen sind wir soweit zufrieden, allerdings benötigt man für die Duschen Duschmünzen, die wir nicht haben.
Mist, da hätte ich beim Einchecken besser mal nachgefragt.
Da wir aber eh noch zum Supermarkt wollen, um uns etwas für das Abendessen zu besorgen, spazieren wir noch kurz in der Rezeption vorbei und besorgen uns ein paar Münzen. Zu einem teuren Preis übrigens!
Wow…
Jetzt müssen wir aber definitiv beim Abendessen sparen. 😉
Wir gehen nochmal rauf zur Rezeption (links im Gebäude) und dann über die Tankstelle durch zum Supermarkt (gegenüber)
Die Idee, wie wir die teuren Münzen übrigens wieder ausgleichen, kommt uns direkt beim Spaziergang durch den Supermarkt.
Wir hätten zwar auch gern die benachbarte Grillstube mit einem Besuch beehrt, aber leider hat diese schon geschlossen.
Ist ja auch schon spät!
Wir haben Glück, dass der Supermarkt immerhin bis 22 Uhr geöffnet hat und wir somit wenigstens noch in den Genuss einer verbleibenden Öffnungszeit von 30 Minuten kommen.
Reicht ja für uns.
Schnell haben wir uns auch für ein leckeres Abendessen entschieden.
Pizza!
Genauer Tiefkühlpizza.
Ich hätte zwar auch Lust auf eines dieser übergroßen Riesensteaks (genannt Svin Flintsteak, keine Ahnung, was das genau ist), aber so ein Teil und Fleischlappen gehört eindeutig auf einen guten heißen Grill und nicht in eine Pfanne.
Also nehmen wir die Pizza.
Eine billige Haumarke übrigens! Die teure Markenpizza können wir uns mit fast 8 Euro pro Stück gerade noch verkneifen. Boah ey!
Aber immerhin die billige ist gerade noch bezahlbar und so freuen wir uns auf eine leckere Pizza zum Abendessen.
Wir haben in unserem Wohnmobil natürlich keinen Ofen, aber der Campingplatz hat ja auch eine Küche, zumindest haben wir das Piktogramm dafür vorhin auf der Platzkarte gesehen.
Da werden wir einfach unsere Pizza in den Ofen schieben.
Schon seit Flekkefjord und „Flekkefjords beste Pizza“, die wir im dortigen Einkaufszentrum angepriesen bekommen haben, wünschen wir uns eine Pizza.
Vielleicht liegt es daran, dass wir ausgerechnet Pizza mangels Ofen im Wohnmobil nicht machen können.
Und was man nicht hat, begehrt man ja immer ganz besonders.
Anja in Regenmontur vor dem RIMI- Supermarkt 😉 Die Auswahl im Supermarkt ist sehr gut
Die Brötchenecke. Schon geplündert für heute… Svin Flintsteak. Was das ist? Sven´s Flintensteak vielleicht? 😉
Die Preise im Supermarkt sind natürlich wieder erschreckend Hier z.B. Markenpizza: Eine kostet umgerechnet fast 8 Euro!
Auf dem Rückweg zum Wohnmobil biege ich gleich mal mit der Pizza in Richtung Küche ab, während hingegen Anja zum Wohnmobil durchmarschiert.
Was ich aber dann als „Küche“ entdecke, spottet jeder Beschreibung.
Lediglich eine einfache völlig veraltete Bretterbude entpuppt sich als „Kochstelle“.
Einfach drauf los kochen geht ferner nicht. Zwar gibt es elektrische Kochplatten, aber diese kann man nur in Betrieb nehmen, wenn man vorher in den bereitgestellten Automaten 10 Kronen einwirft!
Unglaublich!
SO etwas habe ich nicht noch nicht gesehen.
Fast ausnahmslos alle Campingplätze in Dänemark haben Küchen. Voll ausgestattet und modernisiert.
Und auch hier in Norwegen fanden wir bislang nur gute Serviceeinrichtungen vor.
Ein paar Nudeln kochen konnte man überall und etwas dafür bezahlen musste man auch nicht.
Aber hier will man 10 Kronen für die Inbetriebnahme eines uralten Kochfelds haben.
Wie lange bekommt man denn überhaupt Strom für die Platte?
Was ist, wenn ich die Münze einschmeiße, mein Eintopf gerade warm wird und dann die Uhr „klackt“.
Muss ich dann nochmals 10 Kronen einwerfen?
Da wird der Strom für das Essen ja teurer, als die Suppe selbst?!
Gott sei Dank haben wir in unserem Wohnmobil ja eine eigene Kochstelle.
Und selbst wenn nicht, könnten wir noch immer auf unserem Camp Bistro kochen, wie man ja Vorabend der Preikestolenbesichtigung gesehen hat.
Von daher stört mich der Geldzwang für den Strom nicht wirklich.
Aber es ist unfair denen gegenüber, die wieder einmal mit dem Wenigsten auskommen müssen.
Nicht jeder ist ja mit dem Zelt unterwegs, weil er z.B. eine Motorradtour macht, oder gern auf puristische Campingerfahrungen steht.
Manche können sich eben nur ein Zelt leisten!
Und wenn diese Gäste dann hier genötigt werden, für Strom auch noch extra Geld zu bezahlen, dann ist das wirklich Abzocke!
Tut mir leid, aber diese Art der Geldvermehrung gefällt mir gar nicht!
Der Platz ist schon nicht billig und rechtfertigt kaum den Preis, aber dann noch extra Geld fürs Kochen zu verlangen ist unverschämt!
Das weiße Haus ist das Küchengebäude… Unglaublich! Den Strom für die Herdplatte muss man zahlen!
Fast hätte ich bei der ganzen Aufregung vergessen, warum ich ja eigentlich hier bin.
Pizza!
Und für diese sind wir natürlich auf einen Ofen angewiesen, den wir wiederrum im Wohnmobil nicht haben.
Also bin nun auch ich der Gelackmeierte und gehe nicht davon aus, dass es den Ofen umsonst gibt, wenn schon Herdplatten Geld kosten.
Tatsächlich aber muss ich für den Ofen nichts bezahlen.
Aber nicht, weil die Campingplatzbetreiber den Automaten vergessen oder ein gutes Herz für Pizzabäcker haben, sondern weil schlichtweg kein Ofen da ist!
Die kleine Bretterbude genannt „Küche“ hat nämlich nur die paar Elektro- Kochplatten zu bieten und sonst nichts.
Kein Ofen!
Ja, und nun?
Das kann doch nicht sein!
Bestimmt ist das hier ein Altbau oder sowas.
Übrig geblieben von den frühen Anfängen des Campings, als König Harald auf seinem Feldzug hier erstmals durchgezogen ist.
Bestimmt gibt es aber noch ein anderes Küchengebäude!
Spontan spaziere ich mit der Pizza zurück in Richtung Motelgebäude.
Denn die Waschräume waren ja modern. Vielleicht versteckt sich dort ja auch noch ein moderner Küchenraum.
Tatsächlich finde ich zwischen Waschmaschinenraum und Toilette einen kleinen Raum mit Tisch und Bänken und sogar einer Küchenzeile.
Aber auch hier gilt:
1. es gibt Strom für die Kochplatten nur gegen Geldeinwurf am Automaten
und
2. auch hier gibt es keinen Ofen! Das kann doch gar nicht sein! Bislang war doch auf JEDEM CP ein Ofen zu finden!
Im modernen Servicehaus finde ich die Waschküche… …und die normale Küche. Auch hier kostet Strom extra Geld
Na super!
Und was machen wir jetzt mit der allmählich antauenden Pizza?
Ratlos gehe ich zurück zum Wohnmobil, um mich mit Anja zu beraten.
Auch sie kann es nicht glauben und findet es eine Unverschämtheit, dass man hier für Strom zum Kochen extra zahlen muss.
Wer hier mit dem Zelt steht ist wirklich gekniffen!
Und die Tatsache, dass ein Ofen fehlt, findet sie auch nicht gerade prickelnd.
Die Pizza in den Kühlschrank tun? Dann würde sie komplett auftauen.
Sie wäre dann sicher auch noch morgen geeignet, um in den Ofen geschoben zu werden, aber wir haben ja schon für zwei Nächte eingecheckt. Also stehen wir morgen Abend ja immernoch hier und könnten die Pizza nicht machen.
Und übermorgen ist die Pizza auch bei Kühlschranklagerung sicherlich nur noch ein feuchter Schwamm.
Bäh!
Eine Lösung muss her und diese darf nicht darin enden, dass wir die (trotz Billigmarke!) teure Pizza wegwerfen!
Anja meint, wir sollten einfach mit der Bordküche experimentieren.
Wir könnten z.B. von unserem CADAC- Safari Chef- Grill die Teflonplatte nehmen, diese umdrehen und dann darauf die Pizza legen. Das wäre dann wie ein Backblech.
Die Pizza selber wird aber nicht direkt auf die Teflonplatte gelegt, sondern zwischen Platte und Pizza kommt noch der Grillrost. So kann die warme Luft auch unter der Pizza zirkulieren.
Diese Kombination stellen wir dann auf die heiße Gasflamme und damit sich die Wärme gleichmäßig rund um die Pizza wie in einem Steinofen verteilen kann, legen wir die WOK- Schale und gleichzeitigen Grilldeckel unseres Grills auf die Pizza oben drauf.
Hmm, könnte gehen!
Wir versuchen es einfach, auch wenn ich stark daran zweifele, dass wir damit um die Pizza 200°C Hitze erzeugen können, die für das Zubereiten der Pizza eigentlich erforderlich sind.
Aber immer noch besser, es zu versuchen und die Pizza vielleicht als misslungenen Versuch weg zu werfen, als die Pizza gleich unversucht in den Müll zu schmeißen.
Gesagt getan bauen wir unseren Steinofen *äh* Campingpizzaofen á la Alfredo auf.
Wäre doch gelacht, wenn das nicht funktioniert!
Dann machen wir die Pizza eben selbst! mit dem Grill! Anja zeigt unseren „Campingpizzaofen“ Typ Alfredo! 😉
Tatsächlich streicht schon wenige Minuten, nachdem wir den Ofen in Betrieb genommen haben, der Duft frischer Pizza durch das Wohnmobil. Na also, geht doch!
Allerdings dauert es nicht lang, bis nach dem Duft frischer Pizza der „Duft“ verbrannten Teigs hinterher zieht.
Oh- weia!
Irgendwie hat das mit unserem Pizzaofen nicht so recht funktioniert.
Der obere Belag ist noch kalt, der Boden der Pizza hingegen verbrannt.
Irgendwie hat sich die Wärme nicht optimal verteilt.
Wir retten, was zu retten ist und kratzen den Unterboden aus.
Soll ja Krebs erregen das schwarze Zeug, zumal es ja auch nicht wirklich schmeckt.
Was von der Pizza aber übrig bleibt, ist ganz schmackhaft.
Ein bisschen schmeckt es, wie ein Bistro Baguette ohne Baguette. 😉
Zuerst riecht es gut, dann verbrannt. Oh weia. So muss Pizza schmecken! Oben kalt, unten verbrannt 😉
Die Ursache für die verbrannte Pizza ist schnell ausgemacht.
Offenbar war die Flamme mit maximaler Stärke viel zu heiß eingestellt.
So wurde es von unten zu schnell zu heiß und der Boden verbrannte.
Da wir ja noch die zweite Pizza haben, machen wir es nun besser.
Geduld ist hier das Zauberwort! Nicht immer voll „aufs Gas“ und ab durch die Mitte!
Lieber langsam, dafür besser! Das könnte man übrigens ohne Probleme wie einen Leitspruch durch den ganzen Tag ziehen, wie Anja süffisant bemerkt 😉
Mit kleiner Flamme und deutlich mehr Zeitaufwand gelingt uns immerhin eine brauchbare zweite Pizza.
OK, der Käse verläuft nicht so schön, wie bei einer richtigen Ofenpizza, aber dafür ist die Pizza warm, knusprig und für ein Billigprodukt sogar überraschend schmackhaft.
Geduld ist der Schlüssel! Lieber auf kleiner Flamme… Sieh an! Das wird ja! Und lecker schmeckt sie auch 🙂
Viel machen wir nach dem Essen nicht mehr.
Ich gehe fix den Grill *äh* Alfredos Pizzaofen spülen, danach mummeln wir uns regelrecht im Wohnmobil ein.
Gegen halb 12 geht es hundemüde ins Bett.
Ein bisschen grübele ich dann, während Anja schon das Ticket für das Traumland gelöst hat, noch über den Tag nach, wie heute alles verlaufen ist.
Aber nicht nur meine Gedanken kreisen, auch meine Finger!
Überall am ganzen Körper juckt es erbärmlich! Meine Anzahl an Mückenstichen ist auf 14 (!) gestiegen.
Besonders an den Beinen haben mich die Viecher zerstochen. Da ich auch heute wieder mit kurzer Hose gefahren bin (ist einfach entspannter), vermute ich mal, dass mich die Mücke während der Fahrt gestochen hat und folglich IM Wohnmobil sitzt. Draußen waren wir heute ja eigentlich nicht und ich glaub kaum, dass die Stiche alle von den wenigen Minuten an der frischen Luft heute früh auf dem Campingplatz, oder auf der Fähre bekommen habe.
Die wird irgendwo hier drinnen sein!
Aber obwohl ich alles durchsucht und regelrecht abgescannt habe, konnte ich keinen kleinen Quälgeist entdecken.
Damit ich morgen nicht wieder mit neuen Stichen aufwache (Ich sehe mittlerweile aus, als hätte ich Beulenpest), habe ich alle offenen Körperstellen mit unserem Mückenspray eingesprüht. Darüber hinaus habe ich unter der Decke einen langen Schlafanzug an. Hoffentlich hilft´s…
23:30 Uhr auf dem Campingplatz Lone. Noch immer ist es relativ hell, trotz dichter Wolken.