Eigentlich haben wir ja damit gerechnet, dass noch in der Nacht der angekündigte Dauerregen einsetzen würde, nachdem gestern Abend irgendwann nach 23 Uhr der Regen zunächst aufgehört hatte. Aber zu unserer Überraschung ist nix passiert, es ist tatsächlich trocken geblieben.
Mal kurz ein paar Tröpfchen, ansonsten war es ruhig.
Dennoch haben wir nix zu lachen, als wir gegen halb 10 die Türe unseres Wohnwagens öffnen.
Buargh! Es ist wirklich gruslig kalt! Von wegen Sommer und so, viel mehr könnte es ein kalter und frisch- feuchter Herbsttag sein! Bestes Wohnwagen-Heizungs-Lümmelwetter!
Was ist das bitte nur für ein Sommer?!

Neben der Eiseskälte ist nämlich natürlich der Boden noch immer feucht von der gestrigen Dauerberegnung und sorgt so nun für eine feuchte und allmählich nach oben kriechende Kälte!
Wieder einmal muss es also unser Hektor richten und noch bevor ich zu den Duschen gehe, beschließen wir heute wieder einmal das Bett in der Bugsitzgruppe zurück zu bauen und eventuell anstehendes Campingleben im Wohnwagen zu verbringen.
Tja, auch ohne Regen will einfach nicht so recht der Erlebnis- und Entdeckerdrang aufkommen, auch wenn noch einige Reiseziele wie das Auffahren auf das Unterberghorn oder das Umrunden des Walchsees zu Fuß noch offen stehen.
Schaut man hingegen auf den Kalender wird es so langsam höchste Eisenbahn, denn schon übermorgen wollen wir abreisen und am Tag davor steht ja noch mindestens ein Großeinkauf  für „Österreich für zuhause“ auf dem Programm und auch das Zusammenpacken des Vorzelts wird morgen sicherlich eine Menge Arbeit verursachen.
Ich bin noch etwas unsicher, wie wir dieses nass einpacken sollen, denn bei der Kälte wird es heute wohl nicht mehr so recht trocken werden, selbst wenn es den ganzen Tag über nicht regnen sollte.

         
     Zwar ist es die Nacht über trocken geblieben, dennoch ist Wetter und Aussicht heute wieder mal eher mau. Schade :-/

„Sagen Sie, Sie sind mir ja eine feine Kauffrau!“ lächele ich der Verkäuferin im kleinen Supermarkt zu, die natürlich sofort ein fragendes „Wieso?!“ entgegen wirft.
„Naja, da bestellt jemand bei Ihnen Eiseskälte und sie liefern prompt! Na vielen Dank!“
Ja, da lacht sie und meint, dass das wohl die berühmt- berüchtigte Schafskälte wäre, die uns mit frischen Temperaturen im Griff halten wird. „Aber wenigstens soll es dann ab heute trocken bleiben“ fügt die Verkäuferin hinzu und gibt mir damit doch ein wenig Hoffnung, dass wir morgen mit dem Vorzelt vielleicht doch Glück haben könnten.

Zurück im Wohnwagen ziehe ich noch vor dem Decken des Frühstückstisches die dicken Wintersocken an! Hab sie in der untersten Ecke meines kleinen Schränkchens gefunden und bin nun froh, dass ich sie noch nicht aus dem Wohnwagen rausgeräumt hatte.
Klar läuft natürlich auch die Heizung, aber diese erwärmt in erster Linie mal die Luft, weniger den Boden. Und dieser ist schon ordentlich kalt.
Wieder einmal überlege ich, ob wir vielleicht doch einen Teppich auf den glatten PVC- Boden legen sollen, was Anja aber verneint. „Lohnt sich doch JETZT auch nicht mehr!“ meint sie und spielt damit auf unsere Entscheidung an, uns demnächst doch wieder nach einem neuen Freizeitfahrzeug umzuschauen.
Eins größeres halt, wo wir tagsüber nicht die Sitzgruppe aus dem Bett zaubern müssen und wir am Abend den Zauber rückgängig machen müssen.
Schön wäre es ja, man hätte dann für den Tag sowohl das Bett zum Lümmeln und eine separate Sitzgruppe zum Sitzen.

         
     Der „Weihnachtselch“ deutet es an. Das sind Wintersocken!       Auch Nils wird „gut eingepackt“, es ist nämlich kalt! *brrr*

Wir frühstücken lange und ausgiebig, denn vor der Mittagspause und Platzruhe schaffen wir es sowieso nicht mehr, uns irgendwo hin zu begeben. Auch ist unsere Motivation wetterbedingt eher mäßig.
Stattdessen spielen wir mit Nils das „Becher- Umwerf- Spiel“, was er inzwischen immer besser beherrscht! Mittlerweile können wir ihm sogar 2 Becher oder auch einen Becher und eine leere Flasche hinstellen und beides wirft er mit Wonne um! Fallen die Becher oder die Flasche, dann lacht er und quietscht vergnügt. Ein Glück, dass Nils mit so wenig schon zufriedenzustellen ist, zumindest noch. Schwieriger wird es sicherlich später werden, wenn er älter wird. Denn dann kann ein Regentag im Wohnwagen sicherlich sehr frustrierend für ein Kind sein.
Glück für Anja und mich, dass Nils über dem Becherspiel recht schnell müde wird und ein kleines „Powernapping“ in der Luft liegt. Sehr schön, da können wir endlich mal den Frühstückstisch aufräumen.
Als Nils dann in der Sitzecke auf seinem Kissen eingeschlafen ist, lassen wir im Hintergrund den Fernseher laufen und nach einer lustigen Campingshow im Fernsehen tippe ich wieder am Reisebericht und Anja schreibt die ersten Postkarten als Grüße für die Daheimgebliebenen.
Ich bin schon sehr gespannt, wie Anja diese buchstäblich ins Wasser gefallenen Ferien jetzt noch zuhause verkaufen will, damit die Daheimgebliebenen neidisch auf uns schauen. 😉

         
     Nach dem Frühstück. Komm Papa, lass uns spielen 🙂               Naja zumindest solange, bis man vor Müdigkeit einschläft

Mit zunehmender Mittagsstunde lässt sich, zu unserer großen Freude und Überraschung, doch tatsächlich die Sonne blicken!
Und mit den ersten Sonnenstrahlen hinter den Wolken kehrt der alte Entdeckerdrang in uns zurück.
Mehr noch, uns wird allmählich bewusst, dass wir inzwischen weniger Urlaubstage vor uns haben, als mittlerweile hinter uns liegen.
Halten wir an unserem Plan mit der Abreise am Donnerstag fest, dann wäre schon der morgige Tag der Tag für das Abbauen unseres Campinglagers! Besonders für das Vorzelt müssen wir ja deutlich mehr Zeit einplanen, weil wir es möglicherweise im Regen abbauen müssen.
Das kann was werden! Aber auf den Abreisetag Donnerstag können wir das Abbauen ja auch nicht verschieden, weil wir an dem Tag ja auch etwas früher loswollen, um nicht zu spät am Abend zuhause anzukommen. Mit Pausen für Nils wird die Fahrt eh noch lang genug werden.
So oder so, streng genommen wäre der heutige Mittwoch der letzte wirklich vollwertige Urlaubstag und wir sitzen hier im Wohnwagen und gucken in die Glotze! Geht ja gar nicht!
Blöd nur, dass Nils noch immer nicht sein normalerweise kurzes Mittagsschläfchen beendet hat und wir darauf warten müssen, dass er wieder die Augen aufschlägt.
Und so vergeht die Zeit, bis wir endlich gegen halb 4 doch noch etwas unternehmen können.
Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und weil wir nicht wissen, ob das Wetter so schön bleibt, wollen wir im Umkreis um Kössen bleiben und nicht die Umwanderung des Walchsees angehen.
Aber die Fahrt auf unseren unmittelbar vor unserem Vorzelt liegenden „Hausberg“, das Unterberghorn, wollen wir angehen. Die Bahnstation der Hochkössenbahn ist ja hier gleich um die Ecke, das passt.

         
     Mit dem Auto fahren wir mal kurz rüber zur…                           …Hochkössen- Seilbahn! Einmal den Berg rauf bitte! 🙂

Als wir an der Talstation der Bergbahn ankommen, wundern wir uns über den geringen Betrieb und den absolut freien Parkplatz. Auch stimmt es uns skeptisch, dass wir den Nachmittag über noch keinen einzigen Gleitschirmflieger gesehen haben und alles deutet nun darauf hin, dass die Hochkössenbahn gar nicht fährt!
Und tatsächlich: Als ich mir die Anlage näher anschaue, kann ich wieder einmal nur geschlossene Schalter erkennen. Die Bestätigung liefert dann wieder der Fernseher mit dem eingeschalteten Panorama- Bildprogramm von der Bergstation und die unter dem Bild entlanglaufende Unterschrift: „Wegen schlechter Witterung heute kein Bergbahn Betrieb“.
Nee, nicht schon wieder!
Vor ein paar Tagen habe ich diesen Satz ja schon lesen müssen und OK, bei dem Regen war das verständlich. Aber heute? Wirklich geregnet hat es doch noch gar nicht, nur ein paar Tröpfchen heute Vormittag. Und seit der Mittagszeit klart es doch stetig auf, inzwischen haben wir doch sogar fast blauen Himmel!
Wie können sie da schreiben, dass die Bahn wegen Schlechtwetter nicht fährt???

         
     Trotz blauem Himmel ruht hier heute der Betrieb. Schade.         Traurig und lustlos hängen die Gondeln an der Talstation 🙁

Mein Kampfgeist ist nun geweckt und ich bin nicht bereit, mir von einer es sich viel zu einfach machenden Bergbahnverwaltung mein Gipfelerlebnis zu stehlen!
Immerhin gibt es etwa in Höhe der Bergstation auch einen Gasthof und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Berggasthof rein mit der Bergbahn verwaltet wird. Der Wirt würde ja arm werden, wenn er Speis und Trank immer mit dem Lastenaufzug nach oben transportieren müsste! Ergo muss es doch eigentlich auch einen Weg geben, den man mindestens mit einem Lieferwagen, oder eben mit einem normalen Auto auch befahren kann, wir müssen diesen nur finden!
Ausgeschildert wird er wohl nicht sein, das wäre zuviel verlangt und würde ja die Touristen animieren, lieber mit dem eigenen Auto, als mit der kostenpflichtigen Bergbahn aufzufahren.
Und normalerweise würde ich dies ja auch so halten und nicht hier einen auf „Bequem“ machen.
Aber die Idee ist ja nur der Plan B, weil die Bergbahn ja gar nicht fährt! Und wenn die Bergbahn nicht fährt, wird ja wohl auch kaum für die drei Wanderer die Berghütte geöffnet haben. Da verdient der Wirt ja nix.
Also muss auch der Weg frei und befahrbar sein, zumindest schätze ich das mal.
Ich überzeuge Anja recht schnell von meinem Plan, dass wir unseren Hyundai Kombi nun quasi inoffiziell zur Bergziege ernennen und mit ihm den Berg hinauf kraxeln.
Tatsächlich finden wir auch rechts neben der Bergbahn einen kleinen Versorgungsweg, der nach etaa 50 gefahrenen Metern ein unscheinbares Holzschild mit der Aufschrift „Unterberghorn“ offenbart.
Na also!!
Wagemutig schalte ich also in den zweiten Gang und jage unsere 2- Liter- Maschine den Hang hinauf. Wer weiß, ob ich hier unten schon ordentlich Schwung holen muss?!

         
     Welch wunderschönes Alpenpanorama!                                    Von oben bestimmt noch schöner, wir müssen nur rauf!

         
Der Wegweiser (der obere aus Holz) zeigt den Weg                  Na also dann: Schwung holen und rauf zum Unterberghorn!

Unser Vorwärtsdrang wird jäh gestoppt, als wir nach etwa 20 Metern zurückgelegter Strecke in einer Hofeinfahrt landen. Au- weia!
Zum Glück ist hier kein kläffender Hund oder ein heugabelschwingender Landwirt, der uns vom Hof treibt, daher können wir gefahrlos einmal um das Areal kurven. Wenn unten ein Schild ist, muss hier ja auch irgendwo die Auffahrt nach oben versteckt sein, oder?!
Doch so sehr wir auch kurven, wenden, neu anfahren und erneut die Lage und Pfeilrichtung des Schildes unter uns überprüfen, wir landen irgendwie immer wieder in der Hofeinfahrt.
Na SO ein Mist!
Da endet mein kühner Vorwärtsdrang keine 10 Höhenmeter später in einer Sackgasse, bäh!
Wir drehen wieder um und schauen nun, ob sich vielleicht der Wanderweg auch für das Befahren mit dem Auto eignet. Ist zwar nicht fair, aber was kümmert es die Eiche…  😉
Leider müssen wir aber auch diesen Plan final verwerfen. Zwar finden wir kein Schild, was das Befahren des schmalen Weges verbietet, aber der im Tal noch betonierte Weg weist schon nach wenigen Metern eigentlich unbefahrbare Ecken, Kanten und Kurven auf.
Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur Wanderer, sondern auch einige Radfahrer und Mountain- Biker den Weg benutzen, just im Moment radeln auch 2 Biker den Hang hinab. Beide haben natürlich ordentlich Tempo drauf und man muss es sich nicht erst in seiner Phantasie ausmalen was passiert, wenn die in einer unübersichtlichen Ecke plötzlich angeschossen kommen. Da sind wir mit dem Auto, egal ob mit Schrittgeschwindigkeit oder nicht, am Ende die Dummen.

Aufgeben kommt aber nicht in Frage, wir haben ja noch immer ein anderes Ass im Ärmel!
Genauer den Weg, der an unserem Campingplatz vorbeiführt und den ich gleich am ersten Tag des Urlaubs auf dem Weg zum Semmelholen mit Nils mal bis zur ersten Gabelung spaziert bin.
Es würde mich nicht wundern, wenn der echte Weg auf den Berg vielleicht alternativ dort entlang führt und man gar nicht an der Talstation der Hochkössenbahn starten muss.
Wir fahren also wieder ein kleines Stück zurück, biegen dann links ab zurück in Richtung Campingplatz und lassen diesen dieses Mal rechts liegen.
Ja, auch dieser Weg ist natürlich schmal, aber da wir schon oft Autos haben dort herauf und wieder herunter fahren sehen und sogar selbst bei unserem Spaziergang nach dem Essen in der Kaiseralm den vorbeifahrenden Autos ausweichen mussten, ist Autoverkehr hier auf diesem Weg zumindest nicht unbekannt. Ergo können wir auch hier entlang fahren, ohne dass wir besonders auffallen. Wird schon!

         
     Schleichweg zum Berg, Teil 2. Dieses Mal den schmalen Weg am CP vorbei und hoch zur ersten Weggabelung.

Allerdings folgt der Weg irgendwie nicht der Himmelsrichtung zum Unterberghorn, sondern führt viel mehr an diesem vorbei und dann „nach rechts“ raus und von diesem weg. Zwischen Unterberghorn und uns tut sich darüber hinaus sogar eine Art Graben oder besser eine stark bewaldete Schlucht auf, was uns weiter vom Berg entfernt.
Unsere Idee mit der Bergumrundung und Befahren eines Geheimweges quasi im Schatten und auf der Rückseite des Berges können wir uns wohl verabschieden! Stattdessen fahren wir nun eine andere Anhöhe hinauf, die uns immer weiter vom Unterberghorn entfernt.
Das ist natürlich nicht Sinn der Sache und so folgen wir der ersten Möglichkeit, die uns wieder zu einer Hauptstraße führt, hier biegen wir dann rechts ab und fahren wieder in Richtung Kössen.
5km durch die Walachei *äh* durch die Tiroler Bergwelt gefahren für nix.
Naja, Pech.
Nützt aber auch nix zu fluchen, wir müssen eben einsehen, dass der Berg und wir heute nicht zusammen kommen.
Schade, schade, aber nicht zu ändern.
Sicherlich wird es einen Weg hinauf geben, denn wie gesagt muss sich die Gastronomie oben auch irgendwie versorgen (und da gibt es mehrere Hütten!) und ich bin auch sehr sicher, dass ich vorhin ein Auto auf halber Höhe zum Berg habe fahren sehen, aber so sehr wir uns auch anstrengen, wir finden diesen Weg wohl nicht. Und den Wanderweg entlang fahren trauen wir uns nicht so recht.
Also, brechen wir hier ab und hoffen darauf, dass die Bahn vielleicht wieder morgen fahren wird.
Wenn wir uns ein wenig mit allem ranhalten, können wir durchaus auch noch zum Abschluss unseres Urlaubs den Berg besteigen bzw. mit der Hochkössenbahn befahren.

         
     Irgendwie kommen die Berge und wir nicht zusammen 🙁         Und zu allem Überfluss wird auch noch der Weg schlechter

Wir suchen uns eine Ersatzbefriedigung und entscheiden uns, einfach schon heute einkaufen zu gehen.
Eigentlich war der österreichische Großeinkauf ja erst für morgen geplant, wenn wir sowieso die Abreisevorbereitungen einleiten. Aber da wir sowieso schon in Kössen unterwegs sind und uns auch das normale Wasser ausgegangen ist, können wir auch gleich heute schon alles für die letzten Tage hier und für zuhause einkaufen.
Auch würde das Einkaufen heute ja das Einkaufen morgen sparen, sodass wir diese Zeit ja morgen wieder für die Bergfahrt zur Verfügung hätten. So machen wir´s!

         
     OK, dann brechen wir die „Bergtour“ eben ab und fahren stattdessen wieder runter ins idyllische Kössener Tal. Passt schon.

Bevor wir aber den SPAR in Kössen anfahren, stoppen wir abrupt an der Metzgerei Gründler!
Schon ein paar Mal haben wir diese auf unseren Fahrten ins Umland passiert, aber nie angehalten.
Und was wir bei all unseren Fahrten bisher nicht genießen konnten, war eine leckere Bratensemmel!
Fleischkäse, ja, den gibt es bei MPreis, Spar und sogar bei Billa!
Aber Braten hatte merkwürdigerweise noch keine Fleischtheke, obwohl wir von unseren Fahrten im Transit durch Österreich eigentlich anderes gewöhnt sind! Andererseits waren die Spar- Märkte, die wir bislang in Österreich besucht haben, auch deutlich größer als der hier in Kössen.
Nun, probieren wir es eben in der Metzgerei Gründler! Wenn diese keine Bratensemmel hat, ja dann weiß ich es auch nicht mehr!
Was soll ich sagen, wir werden nicht enttäuscht! Gleich 2 verschiedene Braten stehen zur Auswahl, ich entscheide mich für 2 herrlich knusprige Stücke aus der Schulter geschnitten und warm in die Semmel gelegt.
Hammer, wie das schmeckt! Noch auf dem Parkplatz verzehren wir die kleine Tiroler Köstlichkeit und lassen uns die Semmel so richtig gut schmecken!
Nur schade, dass Nils noch VIEL zu klein ist, um hier mal vom Brötchen abbeißen und den Geschmack des deftigen Brötchens genießen zu können. Ein möglicher Versuch würde sowieso am bösen Blick von Anja scheitern, also genieße ich mein Brötchen ganz allein. 😉

Während wir so vor der Metzgerei im Auto sitzen, unser Brötchen mümmeln und dabei die Blicke kreisen lassen, fällt uns ein im Schaufenster der Metzgerei aufgehängtes Plakat auf. Ab morgen beginnen nämlich für 4 Tage die „29th Days of Thunder“ in Kössen, ein Motorradspektakel, hauptsächlich für die Fans von Chopper, Harley und Co.
Au- weia! Na da wird sicherlich was los sein, besonders wenn die Feierlichkeiten 4 Tage lang gehen sollen. Da steigen bestimmt die Zimmerpreise und der ein oder andere Zeltcamper wird sich bestimmt auch auf dem Campingplatz einfinden. Na schauen wir mal.

Mit gut gefülltem Bauch kauft es sich natürlich gleich viel einfacher ein.
Denn mangels Hunger beschränken wir uns nämlich auf das Wesentliche und kaufen nicht aus Hunger irgendwas, was wir eigentlich gar nicht kaufen wollen.
Viel mehr landen hauptsächlich einige haltbare Lebensmittel, aber besonders Getränke in unserem Wagen. Allen voran natürlich für mich (Björn) Cola Light in pfandfreien Dosen und für Anja die leckeren Limonaden und Fruchtsäfte von Rauch, die es bei uns in Deutschland offenbar nicht zu kaufen gibt, zumindest nicht im Rheinland. Auch diese sind übrigens pfandfrei und so eignen sich diese Getränke nicht nur, um österreichisches Lebensgefühl als kleine Erinnerung in den deutschen Alltag mitzunehmen, sondern bieten sich auch geradezu als Ausrüstung für uns Globetrotter durch Deutschland und Europa an. Nichts ist nämlich nerviger, als beim Camping die gebrauchten Ein- und Mehrwegflaschen wieder zurück in den Laden bringen zu müssen, besonders die Einwegflaschen mit ihren 25 Cent Pfand verbrauchen wertvollen Stauraum!

Mit einem vollen Einkaufswagen verlassen wir gegen kurz nach 4 den Spar wieder und laden ins Auto, was das Zeug hält.
Dennoch bin ich der Meinung, dass wir vielleicht noch einmal einkaufen gehen sollten. Sicherlich fällt uns morgen noch etwas ein, was wir unbedingt gebrauchen können, bevor wir wieder nach Hause fahren.

Auf dem Weg zurück zum Campingplatz halten wir noch kurz an der Shell- Tankstelle im Ort. Schon seit unserem Ankunftstag kostet der Liter Super dort unverändert 1,468, obgleich einige andere Tankstellen den Spritpreis zwischenzeitlich um einen auf zwei Cent angehoben haben.
Da wir eh morgen tanken würden, können wir das auch genauso gut gleich heute machen und so kippe ich den Tank randvoll.
Dann müssen wir am Abreisetag nicht mit dem Wohnwagen hier vorfahren, was ja auch immer etwas umständlicher ist.

Nun, mit vollem Tank und vollen Einkaufskörben, könnten wir eigentlich zurück zum Campingplatz fahren und den Tag schön vor dem Wohnwagen ausklingen lassen. Die Sonne hat sich nämlich mittlerweile durchgesetzt und es sieht so aus, als könnte es fast ein sommerlicher Abend werden.
Etwas frisch ist es zwar noch immer (die Schafskälte, der Leser erinnert sich), aber es ist ja auch ein wenig die Einstellung, die zählt.
Der Plan erscheint uns passend, zumal wir um diese Uhrzeit sowieso nichts Großes mehr anfangen können.
Für eine Tour nach Walchsee ist es wieder mal zu spät und die Bergbahn fährt ja auch nicht, warum also nicht faul in der Hängematte liegen und den Tag genießen?! Extra hierfür habe ich mir ja sogar ein paar Knabberlies und für jeden von uns eine Dose Radler mit Zitrone gekauft, der bestimmt zu einem Sonnenuntergang vor dem Vorzelt gut schmecken wird.
Bevor wir aber den Campingplatz ansteuern, stoppen wir ein weiteres Mal beim Metzger Gründler!
MUSS!

     Metzgerei Gründler in Kössen
     Metzgerei Gründler in Kössen – die besten Bratenbrötchen in Tirol! Mjam! 🙂

Das Bratenbrötchen von vorhin war nämlich eben SOWAS von lecker, dass ich davon unbedingt noch eins verspeisen möchte! Und sogar Anja ist meiner Meinung, was man durchaus als wahres Lob für den Metzgerbetrieb verstehen darf.
Sofort ist auch Anja für ein weiteres Brötchen zu begeistern, als ich ihr einen weiteren Halt beim Metzger vorschlage.
Wir stoppen also abermals beim Metzger und lassen uns dieses Mal eine noch dickere Scheibe auf die Semmel legen, bevor wir zurück zum Campingplatz fahren.

Kaum auf dem Campingplatz angekommen, machen wir es uns unter der allerschönsten Tiroler Sonne gemütlich.
Herrlich der Tag! Vom angekündigten Regen ist wirklich nicht das Geringste zu sehen und die paar Wolken, die sich am Himmel zeigen, ziehen ihre Bahnen eher wie rastlose Schiffe am Horizont und gar nicht wie richtige Regenwolken.
Sonne und Temperaturen sind inzwischen entgegen aller Vorhersagen zu unserer Freude auch mal so weit fortgeschritten, dass ich nicht nur in kurzer Hose mit Bratenbrötchen vor dem Vorzelt sitze, nein ich musste mir sogar inzwischen einen Schattenplatz suchen, weil ich es unter der direkten Sonne nicht aushalten kann!
Nix mehr von wegen Schafskälte oder Wintersocken!

     Bratenbrötchen von der Metzgerei Gründler in Kössen, Tirol
     Herrlich! Leckeres Bratenbrötchen vor dem sonnigen Unterberghorn. Urlaub! 🙂

Auch Nils haben wir auf unserer Campingwiese in den Schatten vor unseren Campingtisch platziert, er liegt bäuchlings auf seiner Krabbeldecke und untersucht ganz neugierig das Gras und die direkten Grashalme vor seiner Decke.
Schon interessant für uns als Eltern mit anzusehen, wie ein kleiner Mensch etwas für uns selbstverständliches wie Grashalme komplett neu entdecken muss, um sie zu verstehen und zu begreifen.
Was für ein unglaublicher Aufwand dies doch für die menschliche Rasse ist! Kaum geboren, lernen wir über Jahre hinweg sämtliche Dinge unseres Lebens, die uns wichtig (oder auch mal unwichtig) erscheinen, nur um sie mit dem letzten Atemzug unwiederbringlich für die Menschheit zu vergessen.
Aber so ist er nunmal, der Kreislauf des Lebens. Ganz unfreiwillig müssen wir erkennen, dass wir uns erst nach der Geburt unseres Sohnes so recht damit auseinandergesetzt haben.
Aber lassen wir das Philosophieren, da kommt bei mir ja sowieso nur Blödsinn raus, wie Anja meint.
Wir leben heute, hier und jetzt und nicht in dem Gedanken, dass wir irgendwann sogar diesen Gedanken einmal ins unwiederbringliche Nirvana übergeben.
Nils macht das schon genau richtig, wie er das macht und überhaupt keine Energie an so etwas verschwendet. Wie auch? Er spielt mit den Fingern im Gras, buddelt dann ein wenig herum und möchte die frische Tiroler Erde gerade in den Mund stecken, als Mama hilfreich zur Seite eilt.
Tja, mit einem Kind wird es eben nie langweilig, da hat man eh kaum Zeit sich über Zeit und Raum Gedanken zu machen 😉

         
     Nils robbt von der Spieldecke zur Wiesenkante.                      Uh, das ist spannend! Nils entdeckt Gras und Blümchen! 🙂

Dank des anhaltend schönen Wetters kommt mir aber dann doch noch ein Gedanke an ein „erwartetes Ende“. Zwar nicht gleich das Ende aller Tage (zumindest für uns), wohl aber das Ende dieses Urlaubs!
Rückt zweifelsohne näher!
Und da ich noch immer sehr kritisch gegenüber dem Wetter eingestellt bin, treffe ich noch heute Abend eine Entscheidung, die unmissverständlich auf das Ende des Urlaubs hindeutet.
Ich baue das Vorzelt ab!
Fast zu früh eigentlich, denn wir fahren ja erst übermorgen nach Hause, aber ich möchte den sonnenstarken Nachmittag gerne für das trockene Verpacken des Vorzeltes nutzen.
Denn sollte es morgen regnen, wird das Zelt bis zu unserer Abfahrt ja nicht mehr wirklich trocken!
Und nass einpacken würde bedeuten, dass wir es zuhause zum Trocknen wieder auslegen müssten.
Wohl dem, der hierfür einen Garten zur Verfügung hat, wir haben leider keinen. Also mache ich mich gegen kurz nach 6 daran, die Seiten- und Frontwände des Vorzeltes abzunehmen.
Gut, dass die Sonne auch unsere Nachbarparzelle den ganzen Tag quasi unter sonnige Dauerbescheinung genommen hat und dort kein Fahrzeug steht. Denn so kann ich dort die einzelnen Elemente auf der freien Wiese auslegen, mit einem Handtuch nochmals zur Sicherheit drüber wischen und dann die Elemente zusammenfalten und einpacken.
Dies klappt erstaunlich gut, sodass ich für den kompletten Rückbau der Seiten- und Frontteile sowie für das dicke Dachtuch keine 30 Minuten brauche, obwohl ich das Vorzelt ganz alleine zurückbaue.
Anja würde mir natürlich helfen, hat aber just im Moment Babydienst und fällt somit aus.
Macht aber auch gar nichts, inzwischen bin ich durch die mehrfachen Auf- und Abbauten des Vorzeltes auch einigermaßen geübt.
Wenn ich da so an den ersten Aufbau in Luxemburg denke? Oh- weia! ;-D

         
     Gut, dass die Sonne scheint und die Wiese trocken ist               Da kann ich die Vorzeltwände schon zusammen legen.

Etwas Probleme bereitet mir am Ende noch das Gestänge des Vorzeltes, aber auch das findet schließlich final seinen Platz im Stoffsack.
Passt doch.
Kaum ist das Vorzelt dann aber komplett zurückgebaut wird uns erst klar, wie sehr wir uns doch hier regelrecht „ausgebreitet“ und über das Vorzelt unglaublich viele Dinge verstaut und ausgelagert haben! Da stehen Wasserflaschen neben Fahrradtaschen, Gummischuhe neben Autospiegeln und sogar ein Beutel mit Wäsche taucht auf. Ui-ui-ui!
Da merkt man doch sofort, wie sehr man das Vorzelt im Campingurlaub dann doch assimiliert und nicht nur als Lebensraum in den Campingalltag integriert. Ist vielleicht menschlich irgendwo. Kaum hat man Platz, nutzt man diesen natürlich auch…
Nun aber, mit unserer quasi offenen Campingflanke, können wir unseren (tschuldigung!) „Saustall“ so natürlich nicht lassen! Was sollen denn die Nachbarn denken?!
Und so wuseln wir ganz schnell wie die Heinzelmännchen alles weg, was eben noch gutmütig durch das Vorzelt verborgen war. 😉

         
     Puh, geschafft! das Vorzeltgestänge ist verpackt.                      Ups! Irgendwie sieht das alles unordentlich aus! 😉

Nachdem der Bereich vor dem Wohnwagen wieder offen, luftig und einigermaßen vorzeigbar ist, muss natürlich auch wieder ein wenig „Campingatmosphäre“ her.
Und hierfür haben wir natürlich noch unsere Caravanstore- Sackmarkise, die uns zumindest als schützendes Dach über uns dient.
Schnell ziehen wir den während der letzten Tage unter dem Wohnwagen gelagerten Markisensack wieder in die Kederschiene und rollen die Markise aus. Dann noch schnell die Stützen ausfahren und fertig ist der Campingbereich Light vor dem Wohnwagen.
Und obwohl nun luftig, offen und gar nicht mehr „privat“, genießen wir die neue Situation trotzdem.
Denn zum einen haben wir jetzt ohne das doch recht dominante Vorzelt etwas mehr vom Grün unserer Parzelle und zum anderen können wir so nun viel freier die Aussicht auf die umliegende Natur und die Berge genießen.
Auch einen weiteren Vorteil hat der nun bereits zurückgebaute Campingbereich. Denn was wir heute schon verstaut haben, müssen wir morgen nicht machen. Sollte es nämlich (entgegen der Wettervorhersage, was aber inzwischen auch nicht mehr verwunderlich wäre) ein schöner Tag werden, können wir diesen dann auch noch als vollwertigen Urlaubstag nutzen. Kein Gedanke an „Oh, wir müssen ja aber noch packen, sonst kommen wir am Abreisetag nicht zeitig weg!“. Ist ja auch irgendwo belastend. So aber brauchen wir, quasi wie bei Wochenend- Kurzurlauben, einfach nur die losen Ausrüstungsgegenstände wie Stuhl und Tisch einpacken. Das geht selbst am Abreisetag selbst ganz schnell.
Auch die Markise müssen wir am Abreisetag eigentlich ja nur wieder einrollen. Sollte es dabei regnen, können wir sie sogar problemlos trocken wischen, da die Markise ja in der Kederschiene verbleibt und somit zum abrubbeln mit einem alten Handtuch quasi an der Seitenwand des Wohnwagen herab hängt. Klarer Vorteil gegenüber dem Vorzelt, dessen Elemente zum trocknen und falten ja auf den nassen Boden gelegt werden müssten.
Passt also, gleich in mehrerlei Hinsicht, dass wir schon heute die ersten Vorbereitungen für unsere Abreise übermorgen bereits getroffen haben.

     Campingidylle am Campingplatz Wilder Kaiser in Tirol
     Na, das sieht doch wieder ordentlich aus! Deutsche Campinggründlichkeit 😉

Bleibt uns an diesem Abend nach getaner Arbeit eigentlich nur noch, es uns unter der Markise mit Tisch, Stuhl, ein paar Knabberlis und einer Dose Stiegl Zitronenradler gemütlich zu machen.
Dabei genießen wir natürlich ganz besonders den nun offenen, freien und fast schon panoramawürdigen Ausblick auf die sonnengeküssten Berge und das Unterberghorn unmittelbar vor uns.

Herrlich der Abend und traumhaft schönes Urlaubsfeeling, wie man es eigentlich in einem Urlaubskatalog für die Berge vorfinden würde…

     Das Unterberghon im Abendrot     Blick auf den wilden Kaiser
     Urlaubsfeeling! Kaum schöner kann das Panorama der Abendsonne sein. Blick auf das Kaisergebirge rechts von uns

Kaum schauen wir entspannt und gemütlich auf das Bergpanorama, fällt mir natürlich wieder die Postkarte des Kaisergebirges ein, die ich gestern am „Kufsteiner Markt“ gesehen habe.
Die Karte können wir (wie im gestrigen Reisetag geschrieben) aufgrund des Urheberrechts ja leider nicht zeigen, aber wir können nun natürlich unser eigenes Panoramabild des Kaisergebirges zeigen und die Berge einzeichnen!
Ganz besonders der Predigtstuhl, also der „Tiroler Preikestolen“ hat es mir ja dabei angetan, da uns dieser Berg an unsere tolle Wohnmobiltour nach Süd- Norwegen im Sommer 2010 und an die dortige Klettertour auf den norwegischen Preikestolen erinnert.

Und so mache ich mir die Mühe und zeichne mal kurz (ganz wie ein echter Reiseführer- Profi) die Bergbezeichnungen in das Panoramabild ein, welches man genau von hier aus genießen kann. Schwer ist es eigentlich nicht, diese Felsspalte mit angrenzendem gleichnamigen Berg ist wirklich unverkennbar:

     Preikestolen - Predigtstuhl im Kaisergebirge in Tirol
     der Tiroler „Preikestolen – Predigtstuhl“ als Teil des wilden Kaisers in Österreich.

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