Heute ist also der „Tag auf See“. Diesen braucht unser schmuckes Kreuzfahrtschiff, um von Barcelona in Spanien nach Cagliari auf Sardinien kommen zu können. Oder anders: Offenbar waren unterwegs auf der Route keine anderen Häfen für Tagesausflüge verfügbar oder die Anlegegebühr war Costa zu teuer. 😉
Nun, ohne festes Tagesprogramm brauchen wir uns allenfalls lose an den Zeiten für Frühstück, Mittagessen, Nachmittagskuchen und fürs Abendessen orientieren. Und selbst, wenn wir eines davon verpassen, ist das nächste Zeitfenster fürs Futtern nicht weit. Entsprechend schlafen wir lang und ziehen den Vorhang, der in der Nacht noch das Mondlicht und frische Meeresluft durch die offene Balkontüre hereingelassen hat, immer weiter zu, je mehr Licht der aufsteigenden Sonne in die Kabine dringt.
Erst gegen 9 Uhr stehen wir auf und gehen reihum durch das Bad. Danach ist Frühstückszeit!
Das Squok Restaurant auf Deck 16 mit der tollen Aussicht ist heute deutlich voller als gestern. War aber auch irgendwie zu erwarten. Zum einen ist das Schiff gestern in Barcelona ein weiteres Mal richtig voll geworden und zum zweiten fehlt eben der Landgang heute, sodass alle mehr oder weniger ausgeschlafen haben und somit eben nicht asynchron zu unseren sonst üblichen Zeiten frühstücken.
Einen Fensterplatz können wir daher heute nicht mehr ergattern und selbst wenn wir uns an einen der wenigen freien Tische in Fensternähe quetschen würden, es wäre um uns herum zu wuselig und laut wie abends im Restaurant. Stattdessen suchen wir uns einen Platz im mittleren Teil nahe des Getränkeautomaten, aber hinter einer Trennwand. Schön ruhig und für uns allein.
Das Frühstück hält heute, mit Ausnahme dass es keinen gekochten Schinken sondern Mortadella Wurst gibt, kaum eine Überraschung bereit. Vielleicht noch frische Ananas an der Müslibar, dafür aber fällt die Wassermelone raus. Schade. Die hätte ich lieber gefrühstückt. Aber egal. Die Starter mit Rührei und gebratenem Speck sind gesetzt, dazu bestellen wir zwei Spiegeleier mit „Sunny Side up“. Und dann passiert das erste Malheur der Tages! Der Koch reicht mir den Teller mit den frischen Spiegeleiern an. Mit der rechten Hand greife ich danach, während ich links in der Hand einen Saft balanciere. Was der Koch mir nicht verrät ist die Temperatur des Tellers! Keinesfalls ist der so warm nur allein vom Ei. Sondern viel mehr war er wohl mit Ei bereits belegt und im Warmhaltedampfer. Nun ist der Teller natürlich unfassbar heiß! Und ich? Kann ihn nicht abstellen! Es kostet größte Körperanstrengung, den Teller nicht augenblicklich fallen zu lassen! Diese Selbstbeherrschung kostet mich übrigens am Ringfinger eine Brandblase!
Nach zwei, drei Schritten mit dem Glas links und dem heißen Teller rechts finde ich einen Abstellplatz auf der Galerie. Puh! Ein anderer Koch bekommt mit, dass mir der Küchenkoch einen viel zu heißen Teller in die Hand gegeben hat und macht den Küchenkoch gleich mal rund was ihm einfällt, dem Gast einen so heißen Teller in die Hand zu drücken. Dieser guckt etwas verschmitzt und entschuldigt sich dann. Ganz ehrlich: Natürlich hat der Chefkoch Recht damit. Ich hab mir die Pfoten verbrannt! Das war heiß! Der Koch hätte was sagen können. „Caution hot!“ oder so wäre das mindeste gewesen! Andererseits ist mir das dennoch hochnotpeinlich! Beim Camping wäre mir das nicht passiert! Da bereite ich das Frühstück selber zu und weiß, wie heiß ein Teller maximal werden kann, wenn ich frische Spiegeleier darauf platziere. Und das ich keine Möglichkeit hatte, schnell die Hand zu wechseln, lag eben auch am Saftglas in meiner anderen Hand. Ärgerlich. Ich mag nicht, wenn andere einen Anschiss bekommen, weil sie etwas mir gegenüber falsch gemacht haben, was ich selbst durch mehr Umsicht meinerseits auch hätte vermeiden können. Kam halt unerwartet.
Nach dem Frühstück geht es zurück in die Kabine. Die Sonne hat unsere Schiffsseite inzwischen verlassen und unseren Balkon in den Schatten getaucht. Etwas frisch ist es dort daher schon. Da wir sonst kaum was anderes zu tun haben, spazieren Anja und ich ganz kreuzfahrerlike auf das Außendeck 17 bzw. 18, wo die Sonne eigentlich immer scheint. Die Kids bleiben derweil auf eigenen Wunsch in der Kabine zurück, die zwei möchten ein wenige daddeln bzw. in Ruhe einen Kinderfilm gucken. Machen wir es so, haben wir etwas Elternzeit.
Schon im Gang zu den Aufzügen ist es überraschend voll und spätestens, als wir den offenen Bereich am Heck des Decks 16 erreichen, wird klar, dass heute wirklich kein Landausflug die Leute verschwinden lässt. Hier ist High Life! Musik dröhnt aus den Boxen, einige tanzen, andere sitzen auf der treppenartigen Konstruktion des Piazza del Campo und schauen gelangweilt den Tanzwilligen zu. Nur wenige haben einen Drink in der Hand was daran liegt, dass die Bar hier am Heck geschlossen ist.
Das ist schon etwas merkwürdig! Hier ist die Tanzfläche, die Musik läuft, der Bereich ist gut besucht. Aber die einzige Bar hier oben hat zu?!
Wer etwas zum Trinken in der Hand hat, kommt aus dem Mittelbereich des Schiffes. Da muss es also eine offene Bar geben. Wir folgen dem Strom an Leuten und entdecken tatsächlich eine geöffnete Bar, wo wir nach längerer (sehr langer!) Wartezeit einen alkoholfreien Pink Panther für Anja und eine Cola Light für mich bestellen. Ist beides in unserem Mydrinks Getränkepaket enthalten.
Mit den Drinks in der Hand suchen wir uns einen Weg durch die Feierwilligen, den eingecremten Sonnenanbetern auf den Liegen, dickbäuchigen Italienern mit Silberrücken und Trappatoni- Haarschnitt und umherwuselnden Kindern, die immer wieder in und aus den völlig überfüllten Pools springen, bis wir im vorderen Bugbereich des Schiffes oberhalb der Kommandobrücke ankommen. Gleich nebenan liegt das „Private Deck 19“, eine exklusive Lounge für Suite- Gäste. Zu denen gehören wir zwar nicht, aber der Außenbereich neben Deck 19 ist öffentlich. Und wenigstens etwas ruhiger. Wir beschlagnahmen zwei Liegen, eine in der Sonne für Anja und eine im Halbschatten unter einem gespannten Segeltuch für mich.
Etwas faul liegen wir erstmal einfach nur da und lassen das Wasser des noch immer absolut ruhigen Mittelmeeres erhaben an uns vorbeiziehen. Die nach allen Seiten offene See ohne Sand zwischen den Zehen und Zähnen ist schon ungewohnt für uns absolute Landratten und Camper, die sonst maximal am Strand der Nord- und Ostsee liegen. Das Meer ist einfach nur tiefblau, glatt und hat kaum mehr Wellen, als der heimische Otto- Maigler- See.
Der heimische Badesee ist übrigens ein gutes Stichwort! Das ist die Atmosphäre, für die ich die ganze Zeit die passende Beschreibung gesucht habe. Aber die mir mein Gehirn aufgrund der Sinnentäuschung mit Meer, Kreuzfahrtschiff und Co einfach nicht liefern wollte. Jetzt, wo ich einfach nur auf der Liege im Halbschatten mit geschlossenen Augen chille, fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Man braucht gar keine Kreuzfahrt machen, um das „Feeling“ eines Kreuzfahrt- Tages auf See selbst mitzuerleben! Es genügt mitunter schon ein Feriensamstag im heimischen Freibad! Genau so hört es sich zumindest an! Und so riecht es auch! Mit den Leuten um einen herum, das Stimmengewirr, der leichte Hauch von Sonnenmilch in der Luft. Einzig das Klientel ist hier auf dem Schiff natürlich etwas anders, im Freibad zahlt man ja aber auch keine 2000 Euro für den Eintritt. 😉
Dafür bekommt man hier aber eben auch die Liege inklusive und muss sich nicht mit einem Handtuch auf eine plattgedrückte Wiese neben Kronkorken und Zigarettenstummel legen.
Irgendwann wird mir das Wasser im Meer zu dunkelblau und der Himmel zu hellblau, als dass ich weiter krampfhaft den Horizont nach anderen Schiffen oder gar Land absuchen kann. Das muss doch auch mit dem Handy gehen! Es dauert leider nur eine Sekunde bis mir wieder einfällt, wie sehr so ein Smartphone, selbst wenn es ein iphone ist, doch nutzlos wird, wenn es über keine mobile Datenverbindung verfügt! Aber noch immer finde ich 100 Euro für ein Internetpaket eine teure Investition, die ich einfach nicht bereit bin zu tätigen! Nein, danke Costa, das ist für euren unbegrenzten Webzugang einfach zu viel für 7 Nächte.
Vielleicht kommt ja doch ein GSM Signal zu uns! Immerhin sind wir nicht in der Kabine von der metallenen Seitenwand des Schiffs umgeben, sondern können frei in alle Himmelrichtungen unser Mobiltelefon in den Wind halten! Also einfach mal eine Netzwerksuche durchlaufen lassen. Damit hat man manchmal mehr Erfolg, als mit der voreingestellten automatischen Netzwahl.
Tatsächlich flimmern kurz darauf gleich mehrere verfügbare Netze über den Bildschirm! Nanu, warum verbindet sich denn das Handy nicht mit diesen? Liegt es am Netz selbst? Die Namen selbst sagen mir zumindest nichts und sind wahrscheinlich auch nicht im Roaming Paket unseres heimischen Mobilfunkanbieters enthalten. Telenor Marine zum Beispiel. Oder ooredo Algeria. Djezzy wäre noch zu nennen, ALG Mobilis oder Tunisiana. Klingt sehr nach Afrika?! Reichen deren Netze denn wirklich so weit? Spätestens „Orange TN“ ist aber doch ein europäischer Anbieter, oder? Und selbst wenn nicht, wenn das TN für Tunesien steht, würde das nicht dennoch funktionieren? Wenn ich in Tunesien Urlaub mache, funktioniert mein Handy doch auch da?! Oder sind das spezielle See- Netze, für die wir keine Berechtigung haben? Eine manuelle Anwahl der Netze bleibt jedenfalls erfolglos, ich werde einfach nicht eingebucht. Aber ich mache wenigstens einen Screenshot der verfügbaren Netze. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir doch nochmals eine Kreuzfahrt durch das Mittelmeer machen, werde ich versuchen, mehr über diese Netzanbieter und deren Netzabdeckung auf hoher See in Erfahrung zu bringen. Vielleicht bieten diese E- Sims mit Datenpaketen an, die deutlich unter dem Angebot des Kreuzfahrtanbieters liegen.
Gegen 13 Uhr haben wir genug Sonne getankt! Fast zu viel, das könnte ein Sonnenbrand werden! Der leichte Hauch von Sonnenmilch in der Luft von unseren Mitreisenden wird uns wohl sehr wahrscheinlich nicht geschützt haben und wir selbst haben gar keine mitgenommen. Wer konnte das auch ahnen?!
Anja und ich spazieren zurück zur Kabine, nicht aber ohne die Gelegenheit einer nicht ganz so vollen Bar mitzunehmen und noch schnell zwei Flaschen Wasser aushändigen zu lassen.
Für das Mittagessen schauen wir einmal mehr im Squok Club vorbei. Das Mittagessen ist hier wirklich sehr kindgerecht aufbereitet mit Pommes, Nudeln, Würstchen, Burgerpatties, Kartoffelpüree und vielen Dingen mehr, die Kinder gerne essen. Dazu liegen auch noch die Reste des Frühstücks als Alternative bereit. Wir probieren uns einmal durch das angebotene Menü und fühlen uns fast ein wenig wie bei IKEA an einem Samstag. 😉 Schmeckt aber nicht schlecht! Blöd ist nur, dass die Crew hier auf Augenhöhe mehr wie einmal die Erwachsenen bedient, anstelle nach unten zu schauen, wo die zahlreichen Kids kaum über die Fensterscheibe blicken können aber mitansehen müssen, wie Erwachsene, die nach ihnen kommen, vor ihnen bedient werden.
Weil sie einfach dem Personal direkt entgegenwerfen, was sie gerne haben möchten und dieser Wunsch auch prompt erfüllt wird. Das müsste der Grund sein, warum hier im Squok Restaurant eigentlich nur Familien zugelassen sind. Leider hält sich nicht jeder daran, an mehr wie einem Tisch sitzen ausnahmslos Erwachsene ohne Kinder. Meistens sind es dann genau diese erwachsenen Egoisten, die Kinder an der Essensausgabe wohl „aus Versehen“ übersehen und über deren Köpfe hinweg einfach vordrängeln und bestellen. Und leider eben auch prompt vor den Kids bedient werden. Hier wäre es gut, wenn Costa doch bitte ein bisschen mehr auf die kleinen Gäste achten würde!
Sehr gerne mache ich mehr wie einmal notfalls auch lautstark auf Kinder vor mir aufmerksam, wenn ein Drängler sich meint vordrängeln zu können. Kaum drehen diese sich dann um und blicken dann in mein wirklich finsteres Gesicht, belassen sie es dann auch dabei und halten die Reihenfolge ein. Geht doch.
Nach dem Mittagessen lassen wir den Tag auf See weiter vorbeiziehen. Noch immer liegt unsere Kabine im Schatten, noch immer ist die See absolut glatt und kräuselt sich gar nicht. Der Wind ist frisch, aber nur leicht. Dennoch merkt man auf der Schattenseite des Schiffes nach einiger Zeit schon, dass die wärmende Sonne fehlt. Es bleibt hier weiter frisch.
Da uns in der Kabine allmählich die Decke auf den Kopf fällt, entscheiden wir uns eine weitere Erkundungsrunde über das Schiff zu drehen. Dieses Mal probieren wir es auf Deck 8 und dem dort befindlichen „Infinity Walk“ der Costa Toscana. Dieser Rundweg umkreist das ganze Schiff einmal, wir können einen Teil davon von unserer Kabine von Deck 10 aus sehen, wenn wir vom Balkon aus nach unten schauen.
Auf Deck 8 befindet sich darüber hinaus auch die Eisdiele. Auch, wenn Eis nicht in unserem Paket enthalten ist und für eine Kugel Eis mit Seezuschlag hier kühne 2,20 € aufgerufen werden, lassen wir uns das leckere Eis schmecken. In einer touristischen Region hier in Italien hätte man wohl kaum viel weniger gezahlt.
Mit dem Eis in der Hand schlendern wir das Deck 8 und den Infinity Walk weiter entlang, bis wir zum Bug des Schiffes gelangen. Dieses Mal aber nicht oberhalb der Kommandobrücke, sondern unterhalb. Und hier muss ich meine vorhin getroffene Meinung über das Schiff ein wenig revidieren! Hier unten auf Deck 8 ist es nämlich gar nicht so sehr voll. Und mehr noch: Hier gibt es richtig gemütliche Liegen, Lounges und Sitzgelegenheiten zum Chillen und Ausruhen sowohl im Innen- wie im Außenbereich. Nix mit lauter Musik, nix mit Partyvolk. Nix mit Pool an einem Sommertag im August. Ist hier gar nicht vorgesehen und hätte auch keinen Raum dafür. Nur gediegene Atmosphäre, aber ohne Sorge haben zu müssen, dass gleich die Gräfin von Kleinkleckerwitz um die Ecke kommt und unsere eher legere Garderobe bemängelt. Gemütlich einfach! Hier bleiben wir eine Zeit und fühlen uns wohl.
Übrigens, was mir noch auffällt: Hier am Durchgang zwischen Mitteldeck und Vordeck scheint der bislang einzige Bereich zu sein, wo man direkt über der Wasserlinie spazieren und auch ins Meer spucken kann, ohne dass einen eine etwa 2 Meter hohe Scheibe davon abhält! Nur hier kann man seinen Kopf und gar den Rest des eigenen Körpers über die Reling zu werfen! Das war eines der ersten Dinge, die mir irgendwie übel auf dieser Kreuzfahrt aufgestoßen ist! Überall dieses Glas! Ja, es ist zwar „nur“ Glas, aber dennoch fühlt man sich immer ein Stück weit eingesperrt! Oder wie in einer Art Aquarium. Ironie des Schicksals, da fährt man auf dem Wasser und kommt damit dennoch nicht in Berührung, weil eben das Glas einen überall davon abhält. Von wegen einen „Rose“- Move wie in Titanic machen, über die Reling klettern oder sich wie Jack als König der Welt fühlen! Das geht hier gar nicht! Zumindest dachte ich das bis eben. Hier ist dann doch über ein paar Meter des Rundweges die Konstruktion der gläsernen Reling so ausgeführt, dass sie nur bis etwa Hüfthöhe geht. Überraschend! Spätestens nach Passagier 23 oder dem realen Drama um Daniel Küblböck hätte ich erwartet, dass solche Schlupflöcher für beabsichtigtes oder eben unbeabsichtigtes Überbordgehen von einem Schiff geschlossen worden wären. Notgedrungen. Nun, wer einen der wenigen wirklich offenen Bereich sucht, wo man ganz ordinär ins Wasser spucken kann, hier auf Deck 8 beim Infinitiy Walk ist er!
Eine weitere Sache fällt mir auf! Mehr wie einmal haben wir auf dieser Kreuzfahrt den Eindruck gehabt, dass wir uns gar nicht wirklich bewegen. Das ansonsten so typische leichte Schaukeln von Schiffen ist hier praktisch nicht spürbar! Würde man die sich leicht kräuselnden Wellen nicht beobachten können, wie sie am Schiff vorbeiziehen, man könnte meinen man sei in einem Hotelkomplex am Festland! Mit Meerblick, klar, aber eben am Festland! So ruhig ist das Schiff.
Aber hier am Vordeck ist zum allerersten Mal ein ganz, wirklich gaaaanz leichtes Rollen bzw. eine Art Wellenschlag spürbar! Na endlich! Das Gefühl auf dem Meer zu sein wird damit erst komplett irgendwie.
Ich genieße das Lümmeln auf den gepolsterten Stühlen mit ihren dicken Sitzkissen. Viel gemütlicher, als irgendeine harte Liege ohne irgendwas auf Deck 16, die Reih an Reih mit dem Nachbarn liegen. Ich weiß nicht, ob es so etwas wie „geheime Ecken“ auf einem Kreuzfahrtschiff wie der Costa Toscana gibt. Und wirklich „geheim“ ist diese Ecke natürlich nicht. Sie steht ja auch im Deckplan unserer Costa Toscana drin! Aber ich würde ganz klar sagen, dass dieser Bereich hier eben deutlich weniger in Anspruch genommen wird, als das obere Außendeck. Dabei steht dieser Bereich hier dem Oberdeck in Nichts nach! Im Gegenteil! Wir genießen die Seereise hier in diesem Moment auf dem Vordeck der Costa Toscana. Genau so, wie es jetzt ist, ist es erholend im Sinne von Urlaub.
Halb 7, das Abendessen steht fast vor der Türe! Schon auf dem Außendeck haben wir vorhin in die Speisekarte der Costa App für den heutigen Abend geschaut. Dabei ist mir ganz besonders ein Gericht ins Auge gestochen, was mich zuerst zu einem irritierenden Blick und dann zu einem herzhaften Lachen gebracht hat!
„Das hast du… Hahahaha, das… Hahahahaha, das hast du beim Camping aber NICHT!“ erkläre ich Anja, die mit den Augen rollt. Heute Abend gibt es: Crêpes mit Meeresduft!
CREPES Mit M E E R E S D U F T!!!!
Wie geht das? Ist das Teil des Rezepts? Laufen die mit dem Teig einmal auf das Außendeck und rühren um? Oder reicht es, beim backen bzw. braten der Crêpes einfach das Fenster in der Küche aufzumachen, sodass die Crepes die Luft ansaugen?!
Ach kommt Leute, das ist doch ein Armutszeugnis! Wenn ich Crepes zuhause mache (oder gerade auch beim Camping als Pfannkuchen! Da klappt das sehr gut!) plustere ich mich doch auch nicht auf und mache daraus „Crepes mit Landluft“! Das ist doch nur eine elegante Form als Umschreibung für die Tatsache, dass auf dem Teller absolut nichts anderes, als ein nackter Crêpes ohne alles zu finden sein wird! Keine Marmelade, keine Nutella, nichts! Und mir wird auch klar, warum das so ist. Denn auf der Costa Toscana gibt es auch eine offizielle „Nutella Bar!“ Wer einen Crepes mit Nutella möchte, der kann sich ja dort einen holen! Gegen Aufpreis versteht sich…
Ich überlege lange, ob ich den Crepes mit Meerduft bestellen soll. Einfach nur, um euch das Teil zu zeigen und der Nachwelt stolz mitteilen zu können, dass ich einen Crepes mit Meeresduft hatte! Kann auch nicht jeder von sich behaupten! 😉
Aber ich lasse es dann doch und wir konzentrieren uns auf das, was uns spontan ins Auge springt und sich lecker liest und nicht nach, Verzeihung, Verars***ng.
Also Lachstartar und Bresaola als Beispiel. Oder in Chainti Wein geschmorte Kalbsbäckchen als Hauptgericht. DAS klingt doch absolut nach Edelgastronomie ohne Mogelpackung, oder?
Die Enttäuschung könnte kaum größer sein, wenn Realität und Vorstellung aufeinander treffen. Das Lachstartar am Segelschiffchen sind zwei Löffel rote Masse, garniert mit einer halben und einer viertel Toastscheibe, dünnst zum Durchgucken geschnitten und etwas Beiwerk. Soll wohl ein Segelschiff darstellen und wenn man nicht aufpasst, genügt wirklich der kleinste Lufthauch, um das Toastsegel in die Höhen aufsteigen zu lassen. 😉
Schmecken tut es, ja, keine Frage! Da bin ich ehrlich, es ist sehr lecker! Aber mit nur drei Happs ist der erste Gang auch schon im Bauch verschwunden! Tim trifft es heute mit dem Gericht „Risotto“ von der Kinderkarte aber auch nicht viel besser. Der Reis ist derart überschaubar wie lieblos angerichtet, dass man optisch wie vom Volumen her zu einem Fertigtütchen Reis vom Discounter als „Singleportion“ kaum einen Unterschied sieht. Auch der übrige Service ist heute einmal nicht optimal. Einzig mit unseren Getränken hat funktioniert, diese standen bereit als wir pünktlich an den Tisch kamen. Ansonsten aber klappt auch heute die Reihenfolge der Menüs so gar nicht! Wird aber durch die Größe, pardon, „Kleine“ der Portionen direkt kompensiert! Niemand muss lange zuschauen, wie der andere Partner isst, während man selbst auf sein Essen wartet. Dafür sind die Portionen viel zu klein und viel zu schnell vertilgt.
Auch die Kalbsbäckchen reißen es nicht mehr raus. Zu klein und viel zu sehr durchgegart, fast wie Leder.
Ich will mich wirklich nicht beschweren! Ganz ehrlich, wenn ich meine eigenen Zeilen lese, liest sich und klingt das super- überheblich! Ich habe diese Ansprüche an „zartes Filet“ gar nicht! Wenn ich ein Steak auf den eigenen Campinggrill werfe, treffe ich selten die genaue Temperatur zwischen „noch roh“ und „Schuh- Leder“!
Ich möchte aber hier und jetzt einfach nur ein einfaches Gericht und vor allem davon satt werden! Meine Steaks vom Grill mögen sicher nicht perfekt sein, aber sie machen satt! Das aber wird hier nicht präsentiert! Hier gibt es Gerichte mit dem Anspruch, einer Sterneküche gerecht zu werden. Wo es eben nicht darum geht, satt zu werden, sondern das Essen als Teil einer gesamteinheitlichen Genussreise für alle Sinne angeboten wird. Dabei werden zu Gunsten der Optik eben Abstriche gemacht und mein Lachstartar- Segelschiffchen ist eben nur eine einfache Sloop und kein Mehrmaster wie die Gorch Fock!
Lange Rede kurzer Sinn: Nach dem Abendessen im L’Argentario gehen wir noch ins Buffet- Restaurant. Hier ist es laut, voll, jeder rennt durcheinander und es gibt Schlangen an der Essensausgabe. Ja. Aber es gibt eine Portion auf den Teller die einen satt macht mit einem Gericht, was einem eben schmeckt. Ein Schnitzel mit Pommes, ein gebratener Fisch mit Bratkartoffeln, so etwas eben! Bodenständig! Dafür ein Sattmacher und lecker ist es auch!
Noch während wir uns satt essen beschließen wir, für den Rest der Reise lieber pünktlich zur Öffnungszeit hier im Buffet Restaurant La Sagra die Sapori zu erscheinen und uns einen guten Platz zu sichern. Und uns dann nur noch das zu holen, was wir wirklich mögen in der Portion, die uns satt macht. Egal, ob Essen oder Getränke. Das geht insgesamt schneller und ist sicherlich auch leckerer.
Mit dem Zweitmenü aus dem Buffet- Restaurant sind wir satt und zufrieden. Gegen halb 10 sind wir zurück in der Kabine. Anja schaut mit dem Jungs noch etwas Fernsehen (es gibt übrigens einige deutsche Sender störungsfrei im Bordprogramm!), ich hingegen möchte wenigstens den Tag nicht ganz ohne Bewegung ungenutzt verstreichen lassen und schaue noch für ein schnelles Workout im bordeigenen Fitnessstudio vorbei. Jetzt, eine halbe Stunde bevor es schließt, ist es auch schön leer! Ich war vorhin vor dem Abendessen auf dem Rückweg vom Außendeck zur Kabine kurz hier, aber da war es nicht auszuhalten. Jedes Gerät (wirklich jedes!) belegt, an einigen standen die Leute Schlange. Und dazu eine unfassbar ekelhafte Luft in dem Studio, das ging gar nicht! Jetzt aber ist es leer, gelüftet haben sie offenbar auch, ich drehe eine Runde auf Laufband, Stepper, Spinning- Rad und Rudermaschine. Was eben in der Kürze der Zeit geht, bevor das Fitness- Studio schließt.
Zum Abschluss meines Trainings drehe ich dann noch eine Außenrunde auf dem Oberdeck. Hierbei kommt mir spontan eine Idee! Eine Challenge! Eine Art Herausforderung für alle, die nach mir auf der Costa Toscana (oder dem baugleichen Schiff Costa Smeralda) reisen und eigentlich zuviel am Buffet futtern wie ich. Lauft gegen mich!
Nur eine Runde! Start und Ziel ist vorne am Bullauge und Plakette der Meyer Werft Turku. Dann lauft ihr einmal auf dem Außendeck komplett herum (also den „langen“ Weg, ja! auch über die gläserne Galeria im Heck!) und wieder nach vorn. Das ganze nehmt ihr per Video auf (entweder selbst oder lasst es aufnehmen) und stellt dann eure Zeit vor. Ich habe die Runde von immerhin knapp 1,2km in 03:34 min geschafft! Das müsst ihr erstmal nachmachen! 😉
Außer Puste aber zufrieden gehe ich zurück in die Kabine und dann unter die Dusche.
Noch während ich unter der Dusche stehe, höre ich das berühmte „dupidup!“ aus meinem Handy. Eine Nachricht! Und tatsächlich wir haben Internet! Dieses kommt ganz offenbar von der Insel Sardinien, welche in der Ferne am Horizont schon zu sehen ist! Man mag es kaum glauben! Wir sollten doch eigentlich erst morgen früh anlegen! Und da sind wir jetzt schon da?! Schade, dass das Schiff nicht mehr heute Abend anlegt! Auf einen Nachtspaziergang in der Altstadt von Cagliari hätte ich richtig Bock!
Ja, ich gebe es zu, mir fehlt der Landausflug und die Bewegung! Irgendwie fühlt sich der Tag auf See heute vergeudet an. Schade, dass das Schiff nicht zum Beispiel auf den Balearen wie Mallorca oder Menorca für einen Tag festgemacht hat. So rein vom Gefühl und von der Fahrtroute her hätte das doch möglich sein können?