Die Nacht war deutlich angenehmer, als die letzte! Mit dem Stellungswechsel (Tim jetzt ganz rechts an der Wand, Anja in der Mitte und ich links mit dem verjüngten Fußende) war es für Tim weit weniger möglich, sich des Nachts zu drehen.
Da wir darüber hinaus früh im Bett waren, sind wir nun auch recht früh wach. Schon um kurz nach 7 Uhr Ortszeit stehe ich auf. Komplett ausgeruht. Da alle anderen noch schlafen, ziehe ich mich leise an und will mal schauen, ob ich etwas zum Frühstück finde. Wir haben zwar Brot, aber ein paar ganz frische Brötchen hier aus Winchester, das wäre ein guter Start in den Tag! Zumal wir auch noch Marmelade und Nutella brauchen…

Bevor ich mich aber auf die Suche nach frischem Backwerk mache, geht es einmal fix auf die öffentlichen Toiletten hier am Stellplatz. Viel hat sich am Zustand seit gestern Abend nicht verändert. Trotzdem bin ich erschrocken, dass es sogar noch immer etwas dreister geht! Das ganze Toilettenpapier ist weg! Alles! Ratzekahl bis auf ein einsames Blättchen an einer leeren Rolle verschwunden. Gestern Abend lagen hier noch 4 volle Rollen auf dem Board!
Ganz spontan habe ich den kleinen dicken Italiener im Verdacht, der gestern auch sein Grauwasser einfach in die Botanik abgelassen hat. Er hat es noch nicht einmal für nötig befunden, seinen Wasserschieber zu schließen! Denn auch heute früh läuft ein tolles kleines Rinnsal direkt unter einem Wohnmobil die Straße runter. So ein Egoist! Am liebsten würde ich ihn fragen, was die Shice soll!

Aber schon gestern sprach er dermaßen gebrochen englisch, dass er mich nun sehr wahrscheinlich gar nicht mehr versteht. Wenn er denn überhaupt will. Dabei er so ein richtig alter stoischer Italienier. Wie Trappatoni! Nur älter und dicker! Sinn- und zwecklos mit ihm eine Diskussion anzufangen. Der knockt mir eher achselzuckend eine, als das er Einsicht zeigt. Und davon abgesehen sind die hier ja auch gleich mit 4 Mannschaften eingefallen. Das passt! 4 Rollen Toilettenpapier sind weg, 4 Wohnmobile. Wahrscheinlich hat er mit seinen Mafiosis ehrlich das Diebesgut geteilt, wie Piraten das nunmal so machen.
Anyway: Ich spaziere rüber zum Tesco Express, wo wir gestern Abend schon eingekauft haben.
Zu meiner großen Überraschung ist das Regal, wo eigentlich die frischen Backwaren liegen sollten, komplett leer gefegt! Nix, Nada, Niente!

Kaum drin spaziere ich also auch gleich wieder raus und gehe die paar Schritte in die Innenstadt. Dabei entdecke ich den CoOp, wo ich gestern Abend den Tesafilm gekauft habe. Der hat auch eine Backabteilung und flugs landen 4 Brötchen, 2 normale Coissants und ein Schokocroissant in der Tüte. Besonders die Croissantes haben es mir angetan! Sie duften wunderbar, sind noch gut warm und vor allem so wie es sein soll: Schön fettig! Die Tüte trieft schon fast auf dem Weg zur Kasse und ich bin überzeugt davon, dass kein dickbäuchiger französischer Boulangierier in der Bretagne die Croissants besser hinbekommen hätte! Das ist mal Fakt! Dazu packe ich noch Marmelade und Nutella (Sorry, war im Angebot!) in den Einkaufskorb und kurz darauf bin ich auch schon wieder draußen und auf dem Rückweg.

Gut gelaunt spaziere ich zurück zum Wohnmobil, wo ich gerade rechtzeitig zum Aufstehen meiner Truppe wieder da bin. Passt perfekt. Wir decken genüsslich den Frühstückstisch und schauen zu, wie die Italiener dem Reinigungstrupp zuschauen, der gerade seine Arbeit am Toilettenhäuschen aufgenommen hat. Und als ob ich es geahnt hätte, schaut der dicke Italiener genau darauf, wie viele Rollen Klopapier einer der städtischen Angestellten ins Toilettenhäuschen trägt! Der will doch nicht etwas schon wieder Klopapier abgreifen?!
Die Jungs von der Stadtreinigung sind allerdings auch clever! Offenbar haben sie auch etwas bemerkt, denn nachdem sie das Häuschen in einen wieder annehmbaren Zustand versetzt haben, machen sie vor dem Gebäude erstmal Pause. Demonstrativ in Richtung der italienischen Wohnmobilbesatzung gerichtet. Sie packen ihre Stullenbox aus und lassen es sich bei wenigen Sonnenstrahlen gut gehen. Unmöglich, sich an denen mit geschmuggelten Toilettenpapierrollen vorbei zu schummeln, ohne dass die dies bemerken würden. Das merkt auch der dicke Italiener. Auf einen Wink von ihm setzt sich urplötzlich die ganze Truppe in Bewegung! Wie ein Wink des Don Corleone. Die 4 Wohnmobile starten so fix, als könnte man meinen eine Razzia stehe bei der Cosa Nostra auf Sizilien an. Schwupp, sind die weg!
Kaum abgefahren macht sich auch der Reinigungstrupp wieder an die Arbeit. Unter Protest von Nils übrigens! Denn die Truppe ist mit einer Kehrmaschine angerückt, die nun über Nils‘ Straßenmalerei von gestern Nachmittag fährt! Das Kunstwerk leidet arg unter den harten Borsten der Kehrmaschine und trägt einige unschöne Blessuren davon. Sieht fast so aus, wie Michelangelos Fresko im Petersdom nach dem Angriff der Sarazenen auf Rom im Jahre 846.
Nils würde als Großmeister der Kunst persönlich am liebsten die Schäden gleich ausbessern und das Bodenfresko für die Nachwelt erhalten, doch dazu kommen wir nicht mehr. Wir müssen los!

Schon um kurz nach 9 starten wir den Motor unseres Wohnmobils und machen uns auf, das berühmte Stonehenge zu erkunden!
Anja und ich freuen uns gleichermaßen darauf, heute dieses monumentale wie mystische Bauwerk aus der Geschichte der Menschheit zu erkunden! Und wir freuen uns gleichermaßen für Nils und Tim mit, denn sie werden später einmal in ihrem Bekannten- bzw. Freundeskreis sagen können, dass sie bereits dort waren! Zwar als Kinder, OK, aber immerhin! Wer weiß, vielleicht steht das Teil ja auch in ein paar Jahren nicht mehr und es wird etwas Besonderes sein, dass man vor dem Einsturz einmal dort war.
Na jedenfalls geht von diesem Steinhaufen eine unglaubliche Anziehungskraft aus. Merkwürdig, dass es so lange gedauert hat, bis wir nach Jahres des Reisens ENDLICH den Weg hierhin finden!
Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein Interesse für Stonehenge geweckt wurde. Es war in den Zeiten des aufkommenden Privatfernsehens, muss Anfang der 90er gewesen sein. Ich glaub es war im Teleshop, wo seinerzeit das Ginsu 2000 Messerset vorgestellt wurde. Wenig später kam dann eine Buchreihe dazu. Im Werbespot sah man einen Mann, wie er aus Draht ein merkwürdiges Symbol formte und dieses auf den Stein richtete. Der gesprochene Text ging in etwa so: „Stonehenge – Ein Mann formt ein mystisches Symbol und richtet es auf den Stein, plötzlich trifft ihn ein Schlag und er fällt ohnmächtig zusammen!“ Es folgten im Teaser noch ein abstürzendes Flugzeug und ein Kornkreis von einem Ufo. Was das genau für eine Buchserie war, das weiß ich nicht mehr. Ist aber auch nicht wichtig. Meine Lust auf Stonehenge und das Mystische, was diesen Ort möglicherweise umgibt, war geboren! Anja ergeht es ähnlich, auch wenn sie „Stonehenge“ vielleicht lieber auf der „Allstar- Reiseliste“ simpel abhaken möchte wie Schloss Neuschwanstein, das Aufeinandertreffen von Nord- und Ostsee bei Skagen in Dänemark, das legendäre Nordkap oder die Achterbahn auf dem Dach des „Stratosphere Tower“ in Las Vegas. Stonehenge gehört in wenigen Stunden zur Sammlung unserer ganz persönlichen Reisetrophäen dazu! 🙂

Infobox: Stonehenge:
Blendet man Erich von Däniken mit seiner Theorie, dass Stonehenge möglicherweise von oder mit Hilfe von Außerirdischen (oder auch nicht) aufgestellt wurde, einmal nüchtern aus und betrachtet sich nur die Fakten, erwarten wir von Stonehenge wie folgt:
Eine Grabanlage mit 2 angelegten Steinreihen, eine innen und eine außen. Die Frühphase der Anlage wird auf etwa 3100 v. Chr. datiert. Es stand wohl auch mal eine hölzerne Struktur hier, die auffälligen Steine selbst sind etwa 1000 Jahre jünger und datieren um 2000 v. Chr.
Es stehen 3 globale Theorien für Stonehenge zur Auswahl: Die nüchternste: Es handelt sich um eine reine Grabstätte ohne besondere Merkmale.
Die zweite Theorie: Es handelt sich nicht nur um eine Grab- sondern auch um eine kulturelle Opferstätte mit Altar und Opfersteinen für bestimmte heidnische Feste.
Zum Schluss noch das für ein 2000 Jahre altes Gebilde astronomische Meisterwerk als dritte Theorie: Es handelt sich um einen Sonnenkalender! In einfacher Ausführung zur Bestimmung des besten Zeitpunkts zur Ausbringung der Saat bzw. Einbringung der Ernte und in wissenschaftlicher Ausführung sogar als frühzeitliches Observatorium von Sonne, Mond der Sternbilder. Letztere geht sogar so weit, dass angeblich mit Hilfe der Steinanordnung und dem Fersenstein neben dem Steinkreis von Stonehenge sogar der alle 18,6 Jahre stattfindende Mondfinsterniszyklus berechnet werden konnte! Kaum zu glauben.
Die Steine, die hier über tausend Jahre heran geschafft wurden, sind die zweite eigentliche Meisterleistung! Die mystische Variante: Merlin hat sie mit seinem Zauberstab aus Irland herbei geschafft!
Die bislang beste weltliche Erklärung: Sie stammen aus einem nicht näher spezifizierten Steinbruch aus dem deutlich näher liegenden Wales. Es wurde sogar im Jahr 2001 ein Versuch unternommen, mit Hilfe vieler Freiwilliger aus einem Steinbruch bei Wales einen vergleichbaren Stein nur mittels Hölzern und Muskelkraft heran zu schaffen! Das ganze Unternehmen klappte sogar, bis der Stein auf ein historisch für seine Zeit korrekt nachgebautes Schiff verladen wurde. Das Schiff sank mitsamt dem Stein bei rauer See im Bristolkanal. Ein betrübliches Ende für ein interessantes Experiment. Stammen die Steine wirklich aus Wales und wurden so nach Stonehenge verbracht, was muss damals, bei einem möglichen ähnlichen Unglück, die Wut und Enttäuschung groß gewesen sein!

In der Neuzeit findet Stonehenge inzwischen sogar immer mehr Anhänger der Druiden- und Esoterik- Bewegung, die hier zu bestimmten Ereignissen gebündelte Erdstrahlen vorzufinden glauben. Im Jahr 2014 feierten über 36.000 (!) Personen in der Vor- Nacht zu Beginn des längsten Tages des Jahres hier ein rauschendes Fest! So „rauschend“, dass sogar die Polizei eingreifen musste und mehrere Personen zwar nicht wegen Erdstrahlen, wohl aber wegen mindestens ebenso berauschender Drogendelikte festnehmen musste. Auch nicht schlecht.
So, als Kurzüberblick sollte dies erstmal reichen.
Wer mehr wissen möchte, findet hier sowohl den offiziellen Link sowie einen, wie wir finden, sehr schönen, sachlichen wie spannend geschriebenen Wikipedia- Artikel über Stonehenge, der deutlich umfangreicher auf die einzelnen Theorien eingeht und sogar noch die Artus- Sage sowie den Teufel ins Spiel bringt. Wirklich lesenswert!

Das erste was wir von Stonehenge entdecken, ist die abrupte Nähe zur Autobahn bzw. Landstraße! Das kam unterwartet! Unvermittelt taucht die Steinformation rechts in einer Hügellandschaft auf, sodass man sich fast erschrickt! Fasziniert vom Anblick und abgelenkt vom Umstand endlich DA zu sein an einem Ort, den so viel Mystisches umgibt, das fordert alle unsere Aufmerksamkeit! Gerade auch, weil Stonehenge so abrupt rechts voraus aufploppt!
Zum Glück ist vergleichsweise wenig los und so können wir uns unbeschadet die Augen nach diesem historisch wertvollen Ort der Menschheitsgeschichte ausgucken, während ich gleichzeitig das Wohnmobil mehr instinktiv lenke. Hammer das Teil! Also Stonehenge. Ja und das Wohnmobil natürlich auch… 😉

Noch während Stonehenge hinter einem Hügel neben uns verschwindet und wir uns orientieren, wo wir denn nun rechts abbiegen müssen, kommt mir plötzlich ein ganz anderer Gedanke! Knallt es hier eigentlich öfters? Ich meine wir sind ja nicht die ersten Touristen hier, die vom plötzlichen Anblick des Bauwerks fasziniert den Blick für die Straße aus den Augen verlieren! Ich muss unbedingt, wenn wir aus dem Urlaub zurück sind, mal die lokale Verwaltung anschreiben und um Auskunft zu Verkehrsunfällen bitten…

Info- Box A 303, Zufahrtsstraße nach Stonehenge
Das Thema hat uns während der Nacharbeit zu unserem Reisebericht so interessiert, dass ich tatsächlich die lokalen Behörden wegen dieser Auskunft angeschrieben habe. Nach einigem Hin- und Her sind wir schließlich bei der Polizeibehörde der Grafschaft Wiltshire gelandet, die unsere Anfrage auch beantwortet hat. Aber erst, nachdem wir uns auf den Freedom of Information Act aus dem Jahre 2000 berufen mussten. Etwas aufwendig, aber irgendwie war mir diese Randinfo zu unserem Reisebericht wichtig. Ergebnis: Die Polizeibehörde von Wiltshire hat uns mitgeteilt, dass die A 303 der Grafschaft Wiltshire im Bereich um Stonehenge offenbar keinen besonderen Unfallschwerpunkt darstellt. Das hat mich dann doch überrascht. Aber lieber so, als anders herum. Seid dennoch gewarnt und fahrt an der Stelle vorsichtig. Nicht nur ihr selbst werdet vielleicht vom plötzlichen Anblick fasziniert und abgelenkt sein, sondern auch der Vordermann vor euch!

Übrigens: NEIN! Es gibt an der A 303 KEINE Möglichkeit, direkt hier in eine Parkbucht oder auf den Randstreifen zu fahren, um Stonehenge spontan zu fotografieren! Wirklich nicht! Ich habe gesucht, aber nichts dergleichen gefunden! Vielleicht gibt es vorher auf der Landstraße irgendwo etwas, wo man mal kurz stehen bleiben könnte und dann eben ein paar Schritte läuft. Aber wenn man Stonehenge sieht, ist es zu spät! Kein Platz rechts, keiner links und mitten auf der Straße für ein Foto anhalten ist sicherlich gar nicht gerne gesehen… 😉

Wir folgen der hinweisgebenden Beschilderung zum Nationalpark Stonehenge und erreichen, nachdem wir das Areal gefühlt einmal komplett umrundet haben, einen recht großen Parkplatz. Dieser ist zwar noch relativ leer, lässt aber schon jetzt anhand der potentiellen Ausmaße an Parkwilligen erahnen, was da heute noch an Besuchern auf die altehrwürdigen Steinmauern zurollt! Ein bisschen schmälert die „Heimsuchung“ durch die Touristen natürlich das Erlebnis Stonehenge und wenn sich hier wirklich etwas Mystisches offenbaren sollte (wie der Mann mit dem geformten Kleiderbügel aus der uralten Fernsehwerbung), dann wird es wohl sehr wahrscheinlich allein aufgrund der schieren Masse an Touristen wohl kaum ausgerechnet uns erwischen. Ein bisschen ist das schon ernüchternd!

Schon jetzt ist es, trotz des vergleichsweise leeren Parkplatzes, ordentlich voll am Eingang! Es sind viele Gäste aus aller Herren Länder hier, die wir am unterschiedlichen Stimmgewirr in den langen Schlangen vor dem Kassenhäuschen ausmachen können. Besonders aber dominieren Asiaten! Besonders auffällig sind sie hierbei aber nicht aufgrund ihrer Sprache oder ihres körperlichen Aussehens, nein, nein! Sie fallen sogar schon früher auf! Durch ihre knallbunten Selfie- Sticks, die sie wirklich an fast jeder Ecke, an jedem Stein und sogar schon hier am Eingang zu Stonehenge in die Höhe recken! Am anderen Ende steckt eigentlich immer, nur der Vollständigkeit halber erwähnt, ein iPhone. Hier gibt es offenbar mehr davon, als in einem offiziellen Apple- Store…

Wir kämpfen uns durch, zahlen (im Gegensatz zum Tarif für den Besuch der Winchester Kathedrale gestern) überraschend wenig und sind kurz darauf auch schon drin. Der Weg führt nach den Kassen zwar intuitiv in Richtung der Ausstellung, aber da sind wir klüger! Wir gehen SOFORT zu den Bussen, die einen von hier bestimmt einen knappen Kilometer näher an die Steinformationen heran bringen! Denn die Schlange hinter uns wird nicht kürzer, sondern länger!
Ein Bus ist gerade voll und fährt ab, in einen zweiten drängt sich aktuell eine Gruppe Asiaten, schwer behangen mit dem Besten, was der asiatische Fotomarkt derzeit zu bieten hat! Wir könnten uns da noch zwischen klemmen, denn immerhin sind wir gut erprobt mit Asiaten in öffentlichen Verkehrsmitteln an Touristenhochburgen.
Auch wenn das bedeuten könnte, dass ich vielleicht wieder „sexuell belästigt“ werde… 😉
Nun, wir werfen lieber ein Auge auf den dritten Bus, der sich gerade bereit macht an den Busbahnsteig zu fahren. Der ist leer und die Asiaten im zweiten Bus fast alle drin. Warum noch dazu quetschen? Und so warten wir keine 2 Minuten, bis wir im leeren Bus 3 dann gute Sitzplätze bekommen.

Die Fahrt ist kurz und ruppig. Besonders viel Wert wird hier nicht gerade auf qualitativen Komfort gelegt, sondern eher auf quantitativen Transport. Aber die Fahrt ist kurz, da ist das egal. Kaum aus dem Bus ausgespuckt, liegt Stongehenge aber auch schon in seiner ganzen Pracht vor uns!
Dennoch können wir uns die Enttäuschung nicht ganz verkneifen, als wir näher kommen. Denn die „Pracht“ der Steinformation Stonehenge ist nur aus der Ferne zu bewundern! Ein Rundweg einmal um die Steinformation herum erlaubt uns zwar das Umkreisen so ähnlich, wie man die Kabah in Mekka umkreist, aber eine einfache wie höflich gezogene Leine verbietet jedermann die saftig grüne Wiese zu betreten, die zwischen Rundweg und Steinformation liegt. Mal näher, mal weiter, aber immer mit einem Abstand, den selbst Inspector Gadget mit seinem Gogogadgeto- Arm nicht überwinden könnte, selbst wenn er die die Steine gerne berühren wollte!



Was da damals in der TV- Werbung suggeriert wurde (und woran ich mich in diesem Moment erinnere), nämlich das man an die Steine wirklich herankommen kann, das geht nicht!
Klar, man könnte „flitzen“! Es ist ja kein Nato- Zaun, der die Steinformation von uns trennt. Aber eigentlich wollte ich gar nicht dass meine Kinder mit ansehen müssen, dass sie ihren Papa hier wegen Landfriedensbruch verhaften! Das Problem ist halt, dass sich natürlich keiner über die Absperrung traut! Obwohl man noch nicht einmal viele Parkranger sieht, die das Areal bewachen. Vielleicht liegt es an der typischen englischen Selbstdisziplin, vielleicht gibt es aber auch ein Sicherheitssystem, was ich nicht überblicke. Na jedenfalls traut sich keiner nach vorne und entsprechend bleiben auch wir hinter der diskreten wie eindringlichen Absperrung zurück.
Stattdessen stolzieren wir, unter der Erstellung hunderter Fotos von uns und den Steinen, einmal um das Areal herum. Glücklicherweise kommt man im weiteren Verlauf besonders im Bereich einer Brücke doch noch so nah ans Bauwerk heran, dass es sich FAST doch lohnt einen Kleiderbügel zu einer Antenne zu formen und diesen an die Steine zu halten. Damit es halt funkt wie in der Fernsehwerbung aus den 80er Jahren! Wir haben aus unseren mehreren Hundert Bildern eine kleine Auswahl zusammen gestellt, mit der wir euch Stonehenge zum anschauen auch mal zeigen wollen. Hier unsere schönsten Bilder des Bauwerks. Aufgenommen in dem kurzen Moment, wo wir nah genug dran standen und die Sonne uns für wenige Sekunden hold war:

Mehr wie einmal komplett die Steine umrunden bleibt uns übrigens auch nicht übrig! Denn der Raum hier im Areal ist zwar großzügig bemessen, aber dennoch gibt es eine gewisse Grundströmung in der Masse der Leute, der man sich unweigerlich anschließt, ja  anschließen muss. Und so spazieren wir einmal im Kreis wohl wissend, dass wir zu früheren Zeiten mindestens 3 Wechselfilme á 36 Bilder brauchen würden, um dieses einmalige Erlebnis für die Erinnerung festzuhalten. Das wir an diesem Tag weit über 500 Bilder von uns, von uns mit Stonehenge, von Stonehenge ohne uns und so weiter machen, das ist schon eine Leistung! Wir haben aber auch, dass muss man sagen, echt Glück mit dem Wetter! Mehr wie einmal kommt die Sonne durch das triste Grau zum Vorschein, sodass die Steinformation Stonehenge wieder und wieder in einem anderen Blick- und Lichtwinkel zur Geltung kommt. Und jedes Mal ist es gleich faszinierend! Es wird schwer werden, am Ende wirklich die schönsten Bilder aus dem Bildkompendium auszuwählen, welche wir mit digitaler Spiegelreflexkamera, der Taschenknipse und den beiden Handys erstellen.

Man hat, während man so dem Rundweg folgt, fast kaum einen Blick für das, was es neben dem berühmten Steinkreis noch zu entdecken gibt. Da wäre zum Beispiel so eine Art „Peilstein“, der etwas abseits wie gewollt schräg in der Erde zu stecken scheint. Betrachtet man von diesem in etwa die Linie zum Steinkreis, kommt einem unweigerlich ein Sextant in den Sinn. Die Idee mit der Astronomie / Astrologie ist daher vielleicht gar nicht so abwegig, im Gegenteil. Auch kleine Hügel entdecken wir, die man vielleicht als Aufstellplätze früherer Steine vermuten könnte. Ein weiterer eher unbedeutend anmutender Stein knapp oberhalb der Grasnarbe wird hingegen als Opferstein beschrieben! Das würde wiederrum die Theorie einer okkulten Stätte begründen. Faszinierend. So oder so, das wahre Geheimnis von Stonehenge werden wir als einfache Touristen in einem Bandwurm anderer einfacher Touristen nicht lösen. Vielleicht war der Steinkreis auch einfach nur ein Steinkreis! Von Leuten aufgestellt, die eine Art „steinzeitliches Karussell“ installieren wollten. Statt elektrisch angetriebene Wagen spazierten die Leute in der Steinzeit einfach an den Händen haltend um den Kreis herum. Der Steinkreis war dabei einfach nur die Orientierung, dass aus dem Kreis kein schlingerndes Oval wird und am Ende alle lachend auf der Wiese liegen. Könnt ihr euch das vorstellen? Im Prinzip also das, was heute bei so manchem Maibaum gefeiert wird mit den Bändern um den Stamm. Und heute? Laufen Touristen wie wir wie Lemminge im Kreis um den Steinkreis herum. Gefühlt tausend Jahre nach seiner Erbauung wird also quasi noch immer unwissend wie unwillkürlich der ursprüngliche Zweck erfüllt, wer weiß? 😉

Wir brechen nach einer Umrundung aus diesem Kreis ohne weitere Geheimnisse um Stonehenge zu lüften aus und nehmen einen der Busse zurück zum Besucherzentrum. Quasi minütlich hat sich die Anwesenheit anderer Touristen erhöht und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis man sich wirklich nur noch um den Steinkreis herum schiebt und nicht mehr stehen bleiben kann, ohne von der Masse mitgerissen zu werden. Und bevor diese Menge an Leuten nachher alle auch noch das Besucherzentrum mit Ausstellung und Souvenirshop stürmen, machen wir, dass wir weiter möglichst vor der Welle bleiben.

Zurück nach einer holprigen Busfahrt kümmern wir uns kurz um den kleinen Bub in den wirklich vorzüglich eingerichteten Servicebereichen für Kinder. Danach erkunden wir die kleine Ausstellung zur Hintergrundgeschichte von Stonehenge, für die übrigens das Ticket am Eingang vorgezeigt werden muss.
Im Innern überzeugt zunächst eine recht eindrucksvolle Kinoprojektion, die im Zeitraffer die Geschichte von Stonehenge erzählt. Von den ersten Anfängen bis hin ins heutige Zeitalter. Faszinierend ist dieser Film, der in Endlosschleife läuft und den wir uns wirklich mehrfach aus verschiedenen Blickwinkeln ansehen ist, dass er wie der Steinkreis selbst in einem 360° Kino gezeigt wird. Klar, dass die Theorie des Sonnenkalenders für Winter- und Sommersonnenwende dabei im Vordergrund steht (die gezeigten Sonnenaufgänge über und im Steinkreis sind wirklich toll in Szene gesetzt!) und als wahrscheinlichste Theorie angesehen wird.

Aber: Bei allem Multimedia- Kino, was uns hier präsentiert wird, es bleibt ein deutliches Fragezeichen zurück! Und das ist etwas, was besonders faszinierend ist und für dessen Erkenntnis man auch wirklich stehen bleiben, dem Film zuhören und sich der Infotafel in einem der Nebenräume widmen muss, um dieses Fragezeichen zu verstehen!
Liest man es und versteht es, glaubt man es kaum! So eindeutig logisch wie dumm!
Doch urteilt selbst:
Einer der führenden Wissenschaftler von Stonehenge sagt, dass die Steine in den letzten Jahren und Jahrzehnten, ja sogar durch die Jahrhunderte so oft umgestellt, aufgerichtet und wieder abgelegt worden sind, dass man heute gar nicht mehr so genau sagen kann, wie das Bauwerk denn ursprünglich mal ausgesehen hat!
Das heutige Produkt „Stonehenge“ sei mehrheitlich das Ergebnis der Umbauten von Wissenschaftlern, die hier in dem mytseriösen Steinkreis etwas gesehen haben, was sie unbedingt sehen wollten!
Entsprechend haben sie darauf hingearbeitet, dass der Steinkreis auch genau so ausgesehen hat. Betrachtet man das Alter, womit wir es hier zu tun haben, wird sogar ein Schuh draus! Mal ehrlich: Wenn ich einfacher Ackerbauer der Bronzezeit gewesen wäre, hätte ich mich dann für die Sommer- und Wintersonnenwende interessiert? Ja ich meine OK, klar waren die Jahreszeiten wichtig! Aber genau der Tag? Wurde es wärmer, habe ich die Saat ausgebracht. Wurde es Herbst, habe ich die Ernte eingeholt und gehofft, dass wir damit und dem Wenigen, was der Wald an Buchecken, Kastanien und dem ein oder anderen Reh zusätzlich zu den eigenen Vorräten hergegeben hat, meine Familie durch den Winter bringe. „Geschafft“ in Sinne von Arbeiten hat man sicherlich jeden Tag und nicht in einer 39,5 Std. Woche bequem von Montag bis Freitag und freiem Wochenende. Waren Wochentage, weit vor Einzug des Christentums mit dem festen Sonntag, da überhaupt wichtig?
Und wo soll da bitte überhaupt die Zeit gewesen sein, sich dem Ermitteln von Winter- und Sommersonnenwende, dem Ausrechnen und Positionieren von Steinen an diesem Himmelsmerkmal und dann noch dem Feiern derselben hinzugeben? Manchmal sind ein paar Steine einfach nur (und das ist die plausibelste Erklärung) ein paar Steine, oder z.B. ein Friedhof! Und wer zu seiner Zeit was zu sagen hatte, hatte eben einen größeren Stein! Und wer richtig der Homie im Hood war, der hatte eben ein kleines Mausoleum! Kann man übrigens als gesellschaftliche Studie noch heute nachvollziehen! Einfach mal im Kölner Westen auf den Melaten- Friedhof spazieren, da kann man die gleichen Vergleiche in Bezug auf Grabsteine noch heute sehen!
Jetzt hat damals ein findiger Steinmetz zu seiner Zeit halt die Steine zufällig so aufgestellt, dass die tiefstehende Herbstsonne schön auf den Platz scheint, wo der Chef seinerzeit begraben wurde.  Zufällig traf er dann damit die Sommersonnenwende. Die Wissenschaftler aber waren (und sind) absolut davon überzeugt, dass dies beabsichtigt gewesen sein muss! Sir Leigh Teabing würde wohl sagen: „Der Verstand sieht das, was der Verstand sehen will, ein Skotom!“. Bestenfalls hat er Recht, mindestens aber handelt es sich um selektive Wahrnehmung!
Und so „hantierten“ sie wohl am Stonehenge so lange herum, bis diese Theorie immer mehr und mehr passte! Wer würde es wagen, die Koryphäen auf ihrem Gebiet anzuzweifeln, wenn diese in Stonehenge genau diese Zweckbestimmung sehen, ja sehen WOLLEN!
Aus dieser Sicht ist gerade dieser Kommentar eines Wissenschaftlers so interessant, der eben heute zugibt, dass man eben nicht mehr genau weiß, für was Stonehenge seinerzeit gut war und was eben nachträglich alles zu diesem Steinkreis dazu gedichtet wurde! Man kann es heute schlichtweg nicht mehr auseinander halten. Was für eine kritische (Selbst-)Erkenntnis!
Die Antwort auf die Frage würde wohl nur eine Zeitreise geben können! Damit man sich selbst 1:1 an Ort UND Zeit davon überzeugen kann, was die Menschen seinerzeit für eine Zweckbestimmung für Stonhenge vorgesehen hatten. Faszinierender Gedanke! Vielleicht sollte man aus einem alten drahtigen Kleiderbügel ein Symbol formen und es auf den Stein halten. Der darauffolgende Blitz hätte sicherlich gute Chancen, einen mehrere tausende Jahre durch die Zeit zurück zu katapultieren! 😉
„Reisen bildet“, das steht wohl außer Frage. Und Stonehenge war zweifelsohne einer der Orte, die man auf einer persönlichen „All Star- Reiseliste“ abgearbeitet haben sollte. Das können wir heute sagen! Haken dran, gut ist! Auch ohne Erklärung für die tatsächliche Bestimmung des Steinkreises.

Nach der Ausstellung folgt unmittelbar der Shop. Klar, dass wir hier alles neugierig durchstöbern! Das Angebot ist überraschend exorbitant, es findet sich allerlei Nippes, vom Kaffeebecher über Postkarten bis zum Schlüsselanhänger. Auch Kleidung ist natürlich im rauen Maße dabei, wobei einige Stücke sogar wirklich schön und kleidsam gestaltet sind. Schämen müsste man sich damit, anders z.B. als mit einem T- Shirt vom Ballermann, wahrscheinlich nicht.
Sogar Gesellschaftsspiele rund um Stonehenge finden wir! Ein Grabspiel, eine mystische Variante, ein Stonehenge- Cluedo und sogar eine „Monopoly- Ausgabe“ entdecken wir mit einer gewissen Überraschung. Was es nicht alles gibt?!
Ein paar Kleinigkeiten und Andenken finden dann auch tatsächlich den Weg in unsere Schatzkiste. Teuer sind die Sachen nicht, aber auch nicht wirklich günstig. Aber als Andenken schon in Ordnung.

Zum Abschluss unseres Besuchs bestaunen wir noch ein kleines nachgestelltes steinzeitliches Lager oder eine Siedlung, die mit mehreren geduckten Häuschen wohl das Leben der Menschen damals zur Gründungszeit von Stonehenge wiederspiegelt. Man kann die kleinen Häuschen sogar begehen und von innen bewundern. Oder anfassen! Nils zeigt uns kurzerhand, wofür z.B. die Feuerstelle in der Mitte gut ist. Nämlich für ein abendliches Gelage und zum Feuer machen.
Auch Tim hat seinen Spass und fängt, vielleicht durch magnetische Erdstrahlen unbewusst berührt, plötzlich an mit den kleinen Steinchen vor dem Haus zu spielen und diese aufzubauen. Ein richtiges Stonehenge in Miniaturausgabe wird es zwar nicht, aber er hat immerhin seine Freude dran. Das reicht ja auch schon. 😉
Auch ein großer Steinklotz ist auf einem Schlitten nachgestellt und zeigt, wie beschwerlich der Transport der Steine doch früher ohne Räder und nur auf Kufen gewesen sein muss. Das Teil zu ziehen, wie viele Lasttiere und Menschen waren dafür wohl notwendig und wie wenig Distanz konnte man wohl so an einem Tag zurücklegen?

Gegen halb 2 geht es zurück zum Wohnmobil.
Man könnte sich hier am Stonehenge zweifelsohne noch lämnger aufhalten, aber eigentlich haben wir so ziemlich alles gesehen, um einen „guten Überblick“ zu haben. Am Wohnmobil angekommen sammeln wir uns kurz, verstauen die wenigen Souvenirs und überlegen dann, wie es heute weitergehen soll. Um den Tag schon zu beenden, ist es noch viel zu früh. Andererseits gibt es hier in der Region auch nicht viele Campingplätze, sodass wir durchaus ein kleines Stückchen fahren müssen. Macht ja nix! Wir haben ja ein Wohnmobil! Also machen wir uns startklar und verlassen Stonehenge auf der A 303 in westlicher Richtung, bis wir in Deptford wieder auf eine größere Landstraße, die A 36, treffen. Hier könnten wir uns jetzt für den „südlichen“ Weg durch Südengland entscheiden und nach Salisbury abbiegen. Von dort aus könnte man dann die Küste im Uhrzeigersinn befahren. Die Route wäre nicht schlecht, zumal Salisbury nicht weit wäre und der Reiseführer kleine Städtchen auch als absolut sehenswert einstuft. Andererseits hat der Reiseführer auch Winchester als absolut sehenswert eingestuft (was wir jetzt nicht unbedingt bestätigen können…) und da wir gerade erst aus einer Stadt kommen, möchten wir nicht wieder in eine Stadt hinein fahren! Wir biegen also rechts ab auf die A 36 in Richtung Küste! Es ist so schön warm und wenn das tolle Wetter morgen noch anhält, wäre zur Abwechslung ein Tag am Strand bei Weston-Super-Mare genau das Richtige! Dan folgen wir im weiteren Reiseverlauf der Küste in westlicher Richtung, drehen in Land’s End und fahren die Küste sozusagen gegen den Uhrzeigersinn im Süden auf der Ärmelkanalseite zurück. Ist das nicht toll? Diese Entscheidung treffen wir final jetzt und hier unterwegs! So ein Wohnmobil ist schon super!

Es folgen die wirklich schönsten südenglischen Landschaften, die man sich vorstellen kann! Sanfte grüne Hügelzüge, nur durch dunkelgrüne Hecken abgetrennt, einsame Baumreihen, dazu blauer Himmel und helle Wolken. Einfach traumhaft! So etwas Schönes, Farbenfrohes gibt es bei uns nicht! Keine Ahnung, ob wir schon hier den Vorzügen des Golfstroms unterliegen und die Insel hier deswegen auch im Sommer noch so schön grün ist. Aber welche Begründung auch immer, genau so, wie sich England uns hier präsentiert, so deckt es sich 1:1 mit unserer Vorstellung! Hier mit dem Wohnmobil entlang fahren ist genau die Art von Freiheit, von der wir uns in den letzten Jahren mit dem Wohnwagen immer weiter entfernt haben. Etwas, was uns jetzt in diesem Moment regelrecht bewusst wird. Klar, die Straßen sind eng, aber nicht unbeherrschbar. Im Gegenteil! Es macht Spass, hier und da am Lenkrad zu drehen oder in kleinere Hänge hinab zu blicken, die sich direkt neben der Fahrbahn auftun. Viel Luft ist da nicht, aber man fährt ja auch kein Rennen oder auf Rille, sondern genießt eher das, was die Augen gierig aufnehmen. Es könnten keine schöneren Tage sein, als diese hier! Ich ärgere mich im Nachgang nur, dass wir es fast völlig versäumen, Bilder zu machen! Die Faszination hat uns einfach hiervon abgelenkt. Dennoch haben wir wenigstens ein paar Schnappschüße vom Handy anzubieten und ein paar Bilder, die Anja aus der „zweiten Reihe“ gemacht hat. Auch wenn die Bilder nichmal ansatzweise die Schönheit wiedergeben vermögen.

Noch unterwegs treffen wir übrigens die Entscheidung, dass wir zwar grundsätzlich ans Meer wollen, dies aber nicht mehr zwingend heute erreichen müssen. Stattdessen bestimmt die Platzsuche für die Nacht unser heutiges Tagesziel und da wir aktuell ja sogar Sommerferien haben, dürfte am Meer sicherlich deutlich schwerer etwas zu finden sein, als im Hinterland. Passend zu dieser Idee sucht Anja aus dem Campingführer des CCC, für dessen „privileged scheme“ wir ja qualifiziert sind, einen passenden Campingplatz heraus. Der Campingplatz Cheddar Mendip Heights liegt in der Nähe der See- Küste, etwa 20 Meilen trennen ihn vom Seebad Weston-Super-Mare, mit dem wir unsere Küstentingeltour nach Land´s End Richtung Westen starten möchten! 20 Meilen, das schafft man morgens locker nach dem Frühstück und ist da, bevor man sich um das Mittagessen kümmern muss. Perfekt! Noch perfekter ist aber, dass wir gleich noch einen weiteren Punkt von unserer Urlaubsliste mit Sehenswürdigkeiten abhaken können.
Glastonbury!
Glastonbury liegt zwar nicht ganz auf der direkten Linie zum Campingplatz, einen kleinen Umweg müssten wir fahren, aber das tun wir gerne! Denn so können wir zumindest auf dieser „Seite“ der Küste schon alle Inlandsziele von unserer Karte abhaken und haben es gesehen. Spontan biegen wir also von der A 36 wieder links ab und setzen Kurs auf Glastonbury. Ist das nicht toll? Vor einer Stunde wollten wir noch ans Meer und entdecken dann unterwegs, dass uns ein anderes Ziel noch genehmer ist. Was für eine Freiheit! Das Wohnmobil ist schon toll! Und Glastonbury muss auch ohne Meer vor der Haustür trotzdem in nichts nachstehen! Denn Glastonbury verfügt mit seiner altehrwürdigen Abtei über eine historisch wichtige Komponente:

Info- Box Glastonbury und Glastonbury Abbey:
Glastonbury mit seinen heute etwa 8.000 Einwohnern hätte ein x- beliebiges Dörfchen in England sein können. Ein Ort, durch den wir heute wie so einige einfach durchfahren würden und noch nicht einmal die Augenbrauen heben müssten.
Vielleicht haben die alten Mönche der Glastonbury Abbey ja genau diese Bedenken der Bedeutungslosigkeit ihrer Abtei umgetrieben und so überlegten sie sich im Jahre 1191 als Lösung einen passenden Aufhänger, um diesem Schicksal zu entkommen!
Jedenfalls soll sich in der Glastonbury Abbey nichts geringeres, als das Grab von König Artus und seiner Frau Guinevere befinden! Mehr noch, auch den sagenumwobenen und mystischen Ort „Avalon“, den Ort der spirituellen Ruhe und Erholung, beanspruchten die Mönche seinerzeit für Glastonbury! Wie praktisch, dass man seinerzeit beim angeblichen Fund des Grabes gleich ein Kreuz mit ausgegraben hat, auf dem die Inschrift: „Hier liegt der berühmte König Artus auf der Insel Avalon begraben.“ eingraviert war. So hatte man die Gebeine des Königs und die gesicherte Erkenntnis über den geografischen Verbleib von Avalon! 😉
Ich dachte immer, Avalon sei eine Insel wo leicht bekleidete Sirenen tapferen Kriegern der Antike Wein aus Trinkhörnern und Trauben auf goldenen Tablets dargeboten haben. In der „englischen“ Variante steigt dann vielleicht noch Nebel aus den Gewässern rundherum auf, es riecht nach Irish Moos Duftwasser und irgendwo in einem trüben Tümpel liegt das verlorene Schwert Excalibur, wahrscheinlich bereits leicht angerostet…
In jedem Fall aber sollte doch Avalon immer eine Insel sein und wir sind doch mittig und mindestens 20 Meilen (für damalige Verhältnisse doch mindestens eine Tagesreise!) von der Küste entfernt?! Na egal.

Die Stätte hat darüber hinaus noch weitere (nicht gesicherte) religiöse Bedeutung, so soll z.B. die Gründung der Abtei angeblich direkt durch Jünger Jesu erfolgt sein. Und (jetzt wird es spannend!), auch Josef von Arimathäa soll, neben den heiligen Patrick und David, auch mal hier gewesen sein! 30 Jahre nach dem Tod Jesu soll er hier angelandet und seinen Wanderstab in die Erde gerammt haben. Daraus entwuchs dann ein Dornenstrauch, der auch heute noch angeblich 2x im Jahr blüht. Ein Zweig dieses heiligen Dornenbusches von Glastonbury wird auch heute noch vom diensthabenden Priester zu Weihnachten abgeschnitten und an den Königshof geschickt, wo er die Weihnachtstafel der Königin schmücken soll! Tolle Geschichte und eine nette Tradition wie wir finden.
Viel spannender aber: Josef von Arimathäa, das wissen wir aus der Gralslegende, soll ja seinerzeit auch den Kelch des letzten Abendmals empfangen haben! Er könnte ihn nach Glastonbury mitgenommen haben was sich mit der angeblichen Weisung von Josef von Arimathäa deckt, hier in Glastonbury eine würdige Kirche für den Verbleib des heiligen Grals zu schaffen! Wow! Das wusste ich nicht! Ein erstes handfestes Indiz für den Verbleib des Grals, wenn dieser Joseph von Arimathäa wirklich hier war!
Nun, trotz aller geweckten Gralsritter- Gene in mir darf ein Blick auf nackte Zahlen und Fakten nicht fehlen. Gesichert ist, dass das Kloster im Jahre 705 gegründet wurde (oder auch „wiedereröffnet“, falls es vorher schon bestand. 705 aber erstmals urkundlich erwähnt). Um das 10. Jahrhundert stieg das Kloster in der Hierarchie dann auf und wurde im Jahr 1172 gesichert von mehr als 70 Mönchen bewohnt und belebt. Für die damalige Zeit war das echt viel! 1184 brannte dann die ganze Hütte ab. Was in den Jahren danach geschah, lässt sich mit dem schmalen Infos bestehend aus Reiseführer, Wikipedia und Co. nicht eruieren. Fakt ist aber, dass eben 1192 angeblich das Grab von König Artus und seiner Frau gewunden wurde. Angeblich, was für ein Zufall ein paar Jahre nach dem Brand…

Übrigens, DIESES Mal machen wir mit der Abbey nichts falsch! Wir werden, selbst wenn es Eintritt kostet, diese alte und inzwischen verfallene Abtei nicht nur von außen über eine Mauer bewundern, sondern wirklich von innen durchstöbern! Nicht so wie damals in Schottland mit der Melrose Abbey, von der wir erst im Nachgang erfahren haben, dass sich in den steinernen Mauern der Melrose Abbey das Herz von Robert the Bruce, dem berühmten schottischen König, befunden hat. Wir haben dieses Highlight schlichtweg verpasst, weil wir es nicht besser wussten! Heute passiert das auf dieser Reise nicht mehr. Und so sicherlich auch verständlich, dass wir unsere Reiseführer stets akribisch vor einer Sehenswürdigkeit studieren. Und wenn wir dann im Register des Reiseführers für die Glastonbury Abbey das Stichwort „Gral, heiliger“, entdecken, dann beim Teutates werden wir die Abbey auch besichtigen und jeden Stein umdrehen wenn es sein muss (und natürlich nur, wenn es keiner merkt 😉

Die Einfahrt nach Glastonbury gleicht ein wenig Winchester, auch wenn es deutlich kleiner ist! Die Straßen sind dennoch oder gerade deswegen nicht gerade „wohnmobiloptimiert“, zumal das Linksfahren in engen unübersichtlichen Gassen noch immer nicht leicht von der Hand geht. Ohne die Abtei wäre Glastonbury wahrscheinlich wohl kaum mehr, als ein weiteres belangloses Dörfchen an der Landstraße geblieben und wir wären schon durch. Doch dank der Artussage gibt es sehr wahrscheinlich einen ansehnlichen Parkplatz mit Aussicht auf Reisebusse, umringt von einer historischen Altstadt!
Zum Glück ist die Abbey als Highlight von Glastonbury auch tatsächlich gut ausgeschildert, sodass wir sie recht schnell erreichen und keine unnötigen Umwege fahren müssen. Vor Ort aber sind wir zunächst skeptisch, ob wir hier überhaupt parken können! Denn der Parkraum ist ausnahmslos für PKW optimiert. Die für eine Abtei aus der Artussage überraschend wenigen Busparkplätze vor der Abtei sind ausdrücklich nicht für Wohnmobile freigeben, im Gegenteil! Es ist bei Androhung empfindlicher Strafen sogar verboten sich mit etwas anderem in die Parkbuchten für Busse zu stellen, als eben mit einem Bus. Super! Und wo sollen wir hin? Anders als in Winchester haben wir keine Beschilderung gesehen, die für uns vorgesehen wäre. Das macht die Sache kompliziert! Sollen wir jetzt doch durch die engen Gassen kurven in der Hoffnung, doch noch irgendwo ein Plätzchen für uns zu ergattern? Und uns dabei mit Pech immer weiter von der Abbey weg bewegen? Nicht wirklich. Wir drehen drei Mal eine Runde über das überschaubare Parkareal und entscheiden uns dann, in eine der Längsbuchten zu parken. In die Querbuchten würden wir sowieso nicht passen. So ganz „richtig“ ist es dennoch nicht. Denn neben der Androhung drakonischer Strafen bei Missachtung des Busparkplatzverbotes für Wohnmobile ist es ebenso verboten, außerhalb der markierten Bereich zu parken! Zwar ist unser Sunlight T 58 Wohnmobil recht kompakt, aber für eine normale PKW- Bucht reicht es dennoch nicht. Wir stehen mit dem Bürzel so dermaßen über, dass in der Parkbucht hinter uns definitiv keiner mehr parken kann. Legt man die Parkplatzregel nun streng aus, kann uns das ein Ticket, eine Kralle oder mit Pech sogar eine Abschleppaktion kosten. Andererseits ist der späte Nachmittag schon weit fortgeschritten, der Parkplatz relativ leer (sodass wir keinen Parkraum anderen Besuchern wegnehmen) und wahrscheinlich kommt auch gar keine Politesse mehr. Einen Parkschein ziehen wir natürlich trotzdem. Auch, wenn es vermutlich keinen Unterschied machen wird, wenn dennoch eine Kontrolle kommt. Wenigstens sind wir dann nicht so dreist, dass wir nicht nur frech über zwei Buchten parken, sondern auch noch kackfrech die Parkgebühr prellen…
Und so springen wir über meinen Schatten und parken hier nicht ganz regelkonform, aber vor allem gegen meine Überzeugung, weil wir weit und breit das einzige Wohnmobil auf diesem Parkplatz sind. Das ist eher komisch…

Vom Parkplatz aus sind es nur wenige Schritte zum Eingang der Abbey. Wie auch der Parkplatz ist die Abbey zu unserer Freude recht leer und so traue ich mich, die alles entscheidende Frage zu stellen, während ich die ausgerufenen Pfund für den Eintritt per Kreditkarte begleiche und so ganz beiläufig neben Schwatz über Wetter und Urlaub zufällig mal nachfrage:
„And, by the way, can you please just tell me where we can find the holy Grail?“
„The … what?“ fragt die Kassiererin etwas irritiert.
„The grail! The holy one! The Kelch halt, the Blechkrug you know? Where Jesus and his Saints drink from together at the last Abend!“
Zwar mag ich „Grail“ mit Sicherheit falsch ausgesprochen haben, aber nun hat sie verstanden was ich hier möchte. Und zuerst verdreht die Kassiererin die Augen, dass es mir fast Leid tut, diese Frage überhaupt gestellt zu haben.
Machen bestimmt viele und wenn sie 2, 3 Mal am Tag die Frage nach dem heiligen Gral beantworten muss, ist das bestimmt ebenso nervig, wie wenn man einen Schaffner fragt, ob der Zug auch wirklich nach Köln Hbf fährt! Obwohl es am Zug dran steht, es am Zugzielanzeiger am Bahnsteig steht und es von Köln- Ehrenfeld aus in Richtung Köln Hbf eben nur nach Köln Hbf gehen kann.
So etwa wie eine Bahnsteigaufsicht schaut die Dame auch in diesem Moment.
Aber nur sehr kurz! Dann ist sie vollends Profi und blickt sich verschwörerisch um, dass uns scheinbar ja niemand belauscht! Ich spitze gespannt die Ohren, als sie mir etwas zuflüstern möchte und ihren Zeigefinger anwinkelt, um mich zu sich heran zu ziehen.
„Well. Yes we know. But it´s a secret!“ Offenbar will sie mir das Geheimnis ins Ohr flüstern! Ja, JAA! In wenigen Minuten werde ich den heiligen Gral in meinen Händen halten! Leck mich fett!
Jahre der Suche gehen endlich zu Ende!!! Der gute Frank, mein bislang ärgster Widersacher bei der Gralssuche, wird in wenigen Minuten Augen machen!!!
„We have it here!“ flüstert sie jetzt verschwörerisch und setzt dann mit einer Rückwärtsbewegung deutlich lauter nach: „We are drinking every day our tea from it, placed actually in our cupboard!“ ergänzt sie mit einem schelmischen Grinsen!
Was für eine freche Auskunft!
Sie muss lachen und ich auch. Der Gral. Bei denen im Hinterzimmer als Teegefäß. Na klar! Sie zwinkert mir ein letztes Mal zu und entlässt uns dann mit einem ehrlich gemeinten „keep your eyes and your mind open and you will SEE and FEEL!“ in den Garten der Glastonbury Abbey. Zuerst kann ich mit dieser Auskunft rein gar nichts anfangen. Hat etwas Gruseliges der letzte Satz, der auch ein bisschen morbide an einen abgehalfterten Penner von der Straße erinnert, der ein Schild „Das Ende ist NAH“ auf seine Brust geschnallt hat. Was meint sie nur damit?
Na egal. Wir schauen uns jetzt die Abbey an und wenn wir gleich doch wider Erwarten den Gral finden, dann lachen WIR! Hah! 😉

Wir bekommen zu unseren Eintrittskarten einen kleinen Führer zur Anlage, auf der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Glastonbury Abbey verzeichnet sind. Der ist sogar auf Deutsch! So können wir uns unseren ganz persönlichen Rundgang zusammenstellen und erfahren sogar noch ein bisschen mehr über die alte Abtei rund um König Artus, als es uns unsere Reiseführer vermittelt haben.
Und die Abtei hat trotz ihres verfallenen Zustands noch einiges zu bieten! Da wäre die St.-Patricks Kapelle, die Marienkapelle, natürlich das Grab von König Artus, die massiven Klosterruinen, die stattliche Hauptkirche (Great Church) die Naturoase, der Obstbaumgarten, der Kräutergarten oder die Küche des Abts. Alles da.
Ja sogar die Latrinen der Mönche haben einen eigenen Dot auf der Karte der Sehenswürdigkeiten. Großartig! Und wenn man es recht überlegt, auch irgendwo menschlich! Ob man den Klositz sehen kann, auf dem König Artus seinerzeit…  😉

Wir starten unseren Rundgang gleich mit einer Bronzestatue eines Kirchenmannes. Der heilige Sigeric, ein  wohl besonders gütiger Mönch aus dem 10. Jahrhundert, gibt sich von seinem Pferd (oder ist es ein Esel?) gutväterlich mit einem Lächeln herab zu einem ebenso bronzenen Kind, was zu ihm immerzu aufschaut. Na, wenn er so kinderlieb ist, wird er sicherlich unserem Sohn Nils verzeihen, dass dieser von des Künstlers Arbeit besonders im Bereich des Auges so angetan ist, dass er dem guten Sigeric einfach ein Auge „zudrücken“ muss. Er wird es wohl verkraften. 😉

Gleich benachbart zur Statue und nachdem wir durch ein weiteres Tor in den weitläufigen Garten geschritten sind, finden wir den „heiligen Dornenbusch“ vor, der für den Moment nichts anderes ist, als eben ein Gebüsch am Wegesrand. Das wir ihn später für eine weitere Theorie mehr als fasziniert betrachten werden, können wir jetzt noch nicht wissen. Und mal ehrlich, wenn man in DEM Garten steht, in dem wir jetzt gerade stehen, würde man sich auch nicht für ein Gestrüpp am Wegesrand interessieren!
Wir blicken auf die stattlichen Überreste der Marienkapelle und der Hauptkirche, die wie ein Gerippe den traurigen wie dennoch respekteinflößenden Überrest eines Gotteshauses darstellt, welches zu seiner Zeit kaum würdiger hätte sein können! Wie ein Skelett eines Tyrannosaurus mag dieses alte verfallene Gebäude noch immer einen ehrfürchtigen Anblick auslösen, auch wenn von ihm längst keine Gefahr mehr ausgeht. Was für ein Bauwerk!

Sofort sind die Kinder beide Feuer und Flamme über diesen ungewohnt tollen Abenteuerspielplatz und tollen durch die versteckten Winkel und Erker auf den verschiedenen zugänglichen Ebenen dieser Ruine. Ein Glück, dass wir wirklich fast alleine mit dem Garten der Abtei sind. Gäbe es andere Besucher, müssten wir unseren Nachwuchs sicherlich dazu anhalten, dem Ort mit etwas mehr kirchlich angemessener Würde zu begegnen. So aber können wir 5 gerade sein lassen und mehr noch, wir stimmen in das spannende Entdeckspiel der Kirche ein! Wo, wenn nicht in dieser Kirche könnten sich wirklich geheime Zeichen und Spuren finden lassen. Z.B eingeritzt und längst verwittert im kahlen Stein?! Ich drücke hier und schiebe dort, betrachte einfallende Lichtstrahlen in bestimmte Ecken und Winkel und finde, dass dieser Platz hier einen ganz hervorragenden Austragungsort für ein neues Abenteuer von Robert Langdon abgeben würde! Oder jeden anderen Thriller, indem es um geheime Zeichen, mystische Kreise, spannende Rätsel und um jahrhundertealte Geheimbünde geht!

Man kann, wenn man sich zur Ruhe ZWINGT und den Blick länger als die übliche maximale Aufmerksamkeitssekunde unserer aktuellen Gesellschaft an eine Sehenswürdigkeit heftet, wirklich unglaublich viele Details in dieser Ruine erkennen!
Sind das Rosen an dem Querbogen dort oben? Oder warum sind die Bögen in den einzelnen Abteilungen mal rund und mal gezackt? Oder der Königsschild! Kennt ihr die „alternative actionreiche Geschichte“ um Indiana Jones im letzten Kreuzzug? Der Schild des zweiten Kreuzritters, der in Venedig begraben liegt? Sein Schild (der das Tor „Alexandretta“ bekannt gibt) hat erstaunliche Ähnlichkeit mit einem längst verblichenen Schild, den wir an einem Torbogen entdecken!
Auch könnte man an einem weiteren Torbogen so etwas wie 2 Ritter erahnen, die in der Mitte ein Pferd führen! Zwar kennt die Geschichte der Templer die Ritter eher auf statt neben dem Pferd, aber vielleicht durfte sich das Pferd der Templer- Ritter in diesem Fall ja mal ausnahmsweise schonen?! Kann doch sein!

Und befindet sich dort oben links an der Wand tatsächlich so etwas wie ein Baphomet? Wow! Er sieht, obwohl er sich quasi mangels Dach und Schutz mehr oder minder im Freien befindet und damit Wind und Wetter ausgesetzt ist, erstaunlich gut erhalten aus! Ein wirklich faszinierender Ort diese Glastonbury Abbey und nicht minder mit Rätseln und Anekdoten versehen, als die Rosslyn Chapel hoch oben im Norden an der Grenze zu Schottland!

Reisebericht interaktiv – transitfrei.de zum Mitmachen:
So, dann wollen wir euch mal mitraten lassen! Eher durch Zufall haben WIR den kleinen „Baphomet“ an den Mauern der altehrwürdigen Abtei von Glastonbury entdeckt! Wir sind gespannt, ob euch dies auch gelingt! Schaut euch doch mal das folgende Bild an und dann guckt, ob ihr auch einen guten Gralssucher abgegeben würdet! Falls ihr ihn nicht findet: Die Auflösung gibt es ein paar Bilder später…
😉

Das Schauspiel der geheimen kleinen Rätsel setzt sich auf den verschiedenen Ebenen fort, die man hier erkunden kann. Faszinierend! Im Tiefgeschoss zum Beispiel entdecken wir Treppchen, Erker und an der Kopfseite sogar einen großen Altar, der durchaus auch als „Tomb“, also als eine Art Sarkophag durchgehen würde! Liegt hier etwa König Artus? Neben ihm, als Gabbeigabe sozusagen, der heilige Gral? Einfach so, unbewacht? Wäre möglich doch möglich? Der beste Schutz durch Unscheinbarkeit! Eine bereits offen stehende Tür tritt ja auch kein Dieb mehr ein… Ich will gerade an der Platte rütteln und schauen, ob sie sich bewegt, da schnappt sich Tim ein herumliegendes loses Stromkabel, welches aus einer Wand ragt! Was zum…?!

Nachdem ich die Situation mit einem beherzten Sprung an die Seite meines Sohnes bereinigen kann und dabei feststelle, dass das Kabel ja gar keinen Strom führt, kommen weitere Touristen in den unteren Bereich der Marienkapelle. Nix mehr mit am Stein des Altars rütteln! Mist! Na vielleicht später! Der Altar ist auf jeden Fall vielversprechend, wenn auch etwas zu auffällig, wie Anja meint! Denn auch Anja hat, zu meiner absoluten Überraschung (belächelt sie doch sonst immer meinen Spleen für die Suche nach dem heiligen Gral…), eine Theorie zum Verbleib des Grals hier in der Glastonbury Abbey! Tatsächlich kann sie sich nämlich ebenfalls vorstellen, dass wenn es so etwas wie den heiligen Gral wirklich gegeben hat, dieser durchaus hier in den verfallenen Mauern der Abtei verborgen liegen könnte! Noch immer, nach so vielen Hunderten von Jahren! Und sie geht sogar noch einen Schritt weiter und teilt mir mit, dass sie den Aufenthaltsort gefunden hat und es sich mitnichten um den Altar im Keller handelt! OK, sie hat jetzt nicht wirklich den Gral in den Händen, das wäre zuviel verlangt, aber sie meint den Platz gefunden zu haben, wo sie den heiligen Gral verstecken würde, wenn es ihr Kloster gewesen wäre! Denn in der Ruine hat sie eine eher unscheinbare aber dennoch recht robust wirkende nach oben hin abgesetzte quadratische Mauer entdeckt, die ein bisschen wie ein Tresoraufsatz aus Stein aussieht! Sie meint, dass man dort oben einfach nur den losen Stein in dieser Mauer finden muss! Und dahinter, in einer kleinen Nische, liegt er vorsichtig in ein altes Leinentuch eingehüllt und wartet auf die ersten Sonnenstrahlen seit zweitausend Jahren…
Wow! Und diese durchaus nachvollziehbare Theorie von MEINER Frau! 😮

Es gäbe noch tausende Ecken, wo man den Gral vermuten könnte! Am liebsten würde ich sie alle abfotografieren, jedes Detail der Abtei auf unsere Speicherkarte bannen und dann zuhause in Ruhe auswerten, wo sich der Gral noch versteckt halten könnte! Zu blöd, dass ausgerechnet jetzt unsere gute Digitalkamera und auch die kleine Taschenknipse mehr oder mindermit der weißen Fahne wedeln! Beide Akkus sind offenbar aufgrund unserer Fotoexzesse am Stonehenge überansprucht, sodass wir fast nur noch mit dem Handy im Notfallprogramm knipsen können! Sollten wir jemals wieder Rundreisen wie diese mit dem Wohnmobil machen, müssen wir uns unbedingt mal die Anschaffung von Ersatzakkus für die Digitalkamera überlegen oder eben es muss eine 12V Lademöglichkeit oder ein kleiner Wechselrichter für das Wohnmobil her, damit wir unterwegs die Akkus auch wieder über die normalen 220V Ladegeräte laden können!

Während wir noch überlegen, für welches Motiv wir die letzten Milliampere aus dem Akku der Digitalkamera lutschen (wenn man den Akku kurz ausbaut und einmal am Shirt reibt, reicht es meist wieder für ein auf zwei Bilder! 😉 zieht es die Kinder längst weiter! Sie haben ein eher intakt ausschauendes Gebäude am unteren Ende der Klosteranlage entdeckt, welches sich laut Plan um die Küche des Abts handeln soll.

Wir laufen den Kindern nach und was wir hier wenig später hinter der schweren und knarrenden Holztür vorfinden, ist wirklich super in Szene gesetzt! Eine lebendige Küche eines Klosters! Zwar wirkt die Küche der Abtei selbst bei einem näheren Blick etwas hastig verlassen, aber ich glaube nicht, dass pflichtbewusste Mönche das Feuer der Kochstelle unbeaufsichtigt gelassen hätten! Oder Lebensmittel offen auf dem Tisch gelegen hätten! Nein, das wäre der Mönche wohl unwürdig. Obwohl: Streng genommen ist ja doch ein Mönch da! Auf einer lebensgroßen Leinwand ist er abgebildet und schaut uns Gästen eher skeptisch zu, was wir hier und jetzt in seiner Küche wollen…

Auch gut gelungen ist übrigens der Grill! Klar, auch Mönche mögen es sicherlich deftig und ein leckeres Ferkelchen vom Spieß wird damals zweifelsohne auch eine Delikatesse gewesen sein! Wie heute! Nils zeigt sich allerdings etwas betrübt über den Umstand, dass das arme Ferkelchen hier aufgespießt hängt! Trotzdem weiß er (und das finde ich fasznierend) mit seinen 4 Jahren, dass das Ferkelchen zum Essen auf dem Spieß hängt und kommentiert die Szenerie entsprechend. Ich selbst könnte zwar mit der bereits küchenfertigen Steak- oder Schweinefilet- Variante jetzt deutlich mehr anfangen, aber aus Höflichkeit vor dem Gastgeber und seinen lokalen Gebräuchen würde ich mich natürlich auch herablassen, hier jetzt direkt frisch vom Spanferkel nach Klosterart zu kosten, wenn es denn echt wäre. 😉

Wir schauen uns lange in der Küche um, bis uns ein besonderer Duft nach draußen zwingt. Wow, eindeutig KEIN wohlriechendes Brat- und Brutzelaroma, sondern eher der Duft, der zu einer frischen Windel einlädt! Oh Mann! Und so kommt der geweihte grüne Grasboden vor dem Küchenkomplex kurz darauf zu einem ganz weltlichen Einsatz. Bevor wir hier einen Waschraum für Kleinkinder gefunden haben, sind auch die restlichen Klamotten unbrauchbar…

Einmal draußen bleiben wir auch draußen und wollen mal schauen, wie die Mönche so ihre Feldfrüchte, Kräuter und Obst so geerntet haben. Gleich nebenan befindet sich ja der Kräutergarten und die Obststreuwiese mit zahlreichen Bäumen. Leichtfüßig, ja fast schon beschwingt entdecken wir eine zwar inzwischen verwilderte aber dennoch früchtetragende Baumlandschaft, von dessen Bäumen wir Äpfel kosten. Spontan muss man sich fragen, ob gerade der Apfel als Frucht des Bösen nach Vertreibung aus dem Paradies nicht ein Paradoxon auslöst, wenn besagter Apfelbaum ausgerechnet auf einem geweihten kirchlichen Boden steht! Aber so lecker, wie die kleinen Äpfel ausschauen, wischen wir diese Bedenken weg! Zumal auch keine Schlange in der Nähe ist, die uns die Äpfel schmackhaft machen würde.
Und was sind die lecker!

Wir schlendern mit einem Apfel in der Hand ausgeglichen und zufrieden weiter durch den Garten. Sogar die Kinder sind lieb, bleiben in Reichweite und hören aufs Wort, was für einen übergroßen Wiesenspielplatz wie die Abtei schon eine Besonderheit ist. Wir akzeptieren auch eher schmunzelnd den Umstand, dass unsere Kinder die ehemalige Lokusanlage der Mönche zu einer Festung umfunktionieren und sich dort verkriechen, wo seinerzeit wohl mal alte Männer in Roben ihrem runden Dubs die Natur gezeigt haben. Die Vorstellung ist irgendwie belustigend.

Mit voller Wonne drehen wir eine komplette Runde durch die Anlage und können gar nicht so recht erklären, was uns hier hält. Aber es tut gut! Anja und ich spazieren Hand in Hand und zum ersten Mal seit Beginn der Reise kommt dieses Urlaubsgefühl auf, welches einen innerlich zufrieden werden lässt. Normalerweise kommt dieses immer erst kurz vor Ende der Reise und nur wenige Minuten vor dem Moment wo man dann realisiert, dass man ja morgen schon nach Hause fahren muss! Hier aber ist es urplötzlich da, macht sich breit und beschert uns einen positiven Gemütszustand. Unglaublich! Was haben wir doch für ein Glück mit dem Wohnmobil! Und wir kosten es aus! Südengland! Die Tour hat gerade erst begonnen und es liegen noch so viele grandiose Tage vor uns! So lässt es sich leben.
Lustwandeln
kommt uns als Begriff spontan in den Sinn, der den Nachmittag hier im Park der Abtei am besten beschreibt. Die Wiesen sind grün, die Vögel zwitschern, den Bauch füllt ein klostereigener Apfel, die Kinder lachen und tollen herum, ohne dabei wild oder ungestüm zu werden. Einfach glückliche Kinder und glückliche Eltern. Zur gleichen Zeit!! Eltern mit Kleinkindern wissen, wie selten das ist. 😉

Einzig das „wahre“ Grab von König Artus, von dem heute nur eine Furche in der immergrünen Wiese zu sehen ist, hat etwas enttäuschendes. Klar, dass sie das Loch seinerzeit natürlich wieder zugeschüttet haben und man davon heute nicht mehr so viel sieht. Trotzdem wäre es natürlich schön gewesen, wenn man mehr als nur eine Wiese gesehen hätte! Wiesen haben wir ja auch zuhause! Aber irgendwie fehlt es am Groll darüber, dass hier einfach nur ein Schild in der Wiese steckt und darauf steht: „Ach, hier ist übrigens das Grab von König Artus“! Als Attraktion ist das eigentlich etwas dürftig. Wohl gemerkt: Eigentlich! Denn aus irgendeinem Grund ist uns der genaue Fundort des Grabes von König Artus gar nicht mehr so wichtig. Es war hier, innerhalb der Mauern dieser Anlage. Irgendwo. Wo genau ist egal! Den es geht auch ohne genaue Ortsangabe eine merkwürdige Faszination von diesem Ort aus, die kein Schild mit dem Pfeil oder eben ein „X“ auf einer Schatzkarte braucht!

Wir spazieren so langsam zurück in Richtung Eingang! Aber nicht um zu gehen, sondern um uns noch das Museum und die Ausstellung zur Abtei anzuschauen, die im Besucherzentrum aufgebaut ist.
Und hier bietet die Geschichte rund um Königs Artus und den heiligen Gral noch einmal ALLES auf!

Die Geschichte beginnt mit einem Streifzug durch die Stadt. Glastonbury, erzählt am markanten Stadttor, welches romanischen Ursprungs sein und aus dem 6. Jahrhundert stammen soll. Und sogar hier führt schon der zweite Absatz einen Hinweis auf eine geheime Kammer unter dem Tor aus, wo nicht nur der heilige St. Patrick irgendwie seine Finger im Spiel gehabt haben soll. Dann steht dort noch etwas von Weihwasser, was sich aber aufgrund der vielen Fachbegriffe der englischen Historie mit unserem Schulenglisch nicht lückenlos übersetzen lässt. Andererseits gebe ich mir auch nur wenig Mühe damit. Ich meine hey, was will man z.B. mit der Bundeslade, wenn man den heiligen Gral bekommen kann!  😉

Es folgen einige weitere Infos zur Kathedrale und auch zu den zahlreichen Köpfen, von denen wir ja schon mindestens einen vorhin selbst an der Innenwand entdeckt haben. Hier zeigen sie nun mehrere davon, die offenbar vorsichtig entfernt und hier nun wettergeschützt zu bestaunen sind.
Richtig interessant und faszinierend lebendig wird Geschichte aber, als es um die Legende um Josef von Arimathäa und König Artus geht! Auch ihm ist mehr oder minder eine ganze Abteilung gewidmet, hier halten sie offenbar das Mysterium auch Jahrhunderte nach der ersten angeblichen Entdeckung durch die Mönche hoch, obwohl die moderne Wissenschaft sicherlich Theorien beweisen oder entkräften könnte. Besonders die Artussage ist doch für einen durch Erdkunde der 8ten bis 10ten Klasse und Geschichtsunterricht der Geschwister- Scholl- Realschule in Bergheim bestens belesenen Historiker wie mich kaum mit der modernen Geschichte der Welt vereinbar! Nicht umsonst wird König Artus doch heute in das Reich der Legenden befohlen. Bestenfalls. Denn seine Existenz ist wohl, anders als das vieler anderer Könige und Königinnen Britanniens vor und nach ihm, in keiner wirklichen offiziellen Quelle erwähnt?!
Warum also wird ihm ausgerechnet hier, in einer so seriös wirkenden Ausstellung, so unglaublich viel Raum eingeräumt?
Ist wirklich was dran am heiligen Gral, dem Grab von König Artus und dem sagenumwobenen Avalon?
Man kommt WIRKLICH ins Grübeln, wenn man hier steht und all dies liest! Und mehr! Man kommt sich seltsam „berührt“ vor! Ich kann es nicht beschreiben. Aber man liest die Worte und es kommt einem so vor, als stünde man nur einen Schritt davor, alles zu begreifen! Alles zu verstehen! Als wäre die Antwort auf alle Fragen der Menschheit nur ein Augenzwinkern entfernt, man muss nur hinsehen, das Puzzle zusammensetzen! Und dann: Ist man dabei!
Herrje, ich muss aufpassen, was wir hier schreiben! Entweder, unsere Leserinnen und Leser denken jetzt endgültig ich sei durchgedreht oder, was noch schlimmer ist, am Tag 1 nach der Veröffentlichung klingeln die Hüter des Grals bei uns und hacken unsere Webseite! Und wir? Waren auf einmal NIE in England! 😉

Zum Abschluss unseres Besuchs darf natürlich ein Abstecher in den Souvenirshop der Glastonbury Abbey nicht fehlen! Zwar ist dieser bei weitem nicht so üppig bestückt, wie der Shop am Stonehenge- Kreis, aber auch die Abtei weiß hier, was die Kunden suchen und welches Klischee sie bedienen müssen. Neben den obligatorischen Klamotten, Pullovern, Tassen, Schlüsselanhängern und Postkarten ist natürlich alles auf König Artus, seine Tafelrunde und sogar auf den heiligen Gral gesetzt! Klar, dass das hier angebotene Stück nicht nur eine Replik ist (den echten würden sie ja nicht hier hin stellen, sondern trinken ja Tee im Hinterzimmer draus… 😉 sondern auch noch dazu deutlich zu klischeehaft dargestellt ist. Spätestens seit Indiana Jones und seinem letzten Kreuzzug weiß man ja (Ihr wisst schon „Jesus war Zimmermann…“), dass der Kelch wohl kaum reichhaltig verziert sein wird, geschweige denn das sich Abbilder der Ritter auf ihm finden, die geschätzt so 500 oder 1000 Jahre NACH seinem Einsatz beim letzten Abendmal auf ihm abgebildet sind. Kitsch. Nippes. Aber dennoch schön! Allein einen solchen kitschigen Gral sich zuhause in die Vitrine zu stellen und wenn dann der Besuch daheim fragt: „Wo ist denn dieser hässliche Becher her?“ die Frage souverän mit „aus der Glastonbury Abbey, dem Grab von König Artus!“ wird diese ketzerische Frage sicherlich im Halse des Besuchs stecken lassen. Hah!

Die Zeit rennt und es fällt schwer, sich von der faszinierenden Ausstellung, dem Abteigarten und sogar vom Souvenirshop zu lösen! Aber wir müssen weiter und noch unseren Nachtplatz ansteuern, den Campingplatz Cheddar Mendip Heights. Das ist von hier aus auch noch eine knappe halbe Stunde Fahrt! Die Kinder haben noch nichts zu Abend gegessen, aufbauen müssen wir auch, dann natürlich auch überhaupt erstmal Einchecken und die Uhr läuft!
Es ist bereits 19 Uhr! Kinders waren wir lange hier! Das haben wir gar nicht gemerkt! Die machen hier gleich zu und wenn wir uns nicht beeilen, dann macht die Rezeption des Campingplatzes bestimmt auch gleich zu!
Wir verabschieden uns knapp. Viel zu knapp! Nur zu gerne hätte ich mich der netten Dame von vorhin an der Rezeption noch ausgetauscht. Über ihren Satz besonders. Denn da WAR was!
Noch während wir das Gelände verlassen wird dieses Gefühl klarer und klarer. Besonders jetzt, wo es fehlt!
Noch während der Fahrt gehen mir viele Gedanken durch den Kopf, was da gerade in der Glastonbury Abbey passiert ist.
Ich hatte das Gefühl, dass das Geheimnis aller Geheimnisse irgendwie unmittelbar vor einem liegt. Wir konnten es beinahe sehen, haben es erahnt, seine Präsenz gespürt. Und das war jetzt nicht unbedingt der heilige Gral im Sinne eines Kelches, den wir natürlich als Souvenir im Shop- Bereich neben viel anderem Tinnef gefunden haben! Aber schon der Shop- Bereich, normalerweise ein Garant für ausgiebiges Stöbern für uns, hat uns gar nicht mehr so sehr interessiert. Es war dieser Ort, der Ort innerhalb der alten Mauern, der etwas Besonderes an sich hatte.
Auch, wenn jeglicher physischer Beweis hierfür fehlte. Immerhin haben wir keinen Gral gefunden.
Oder hat mich die wirklich gut gemachte Ausstellung einfach nur in ihren Bann gezogen? Das klassische Skotom halt, dass ich das gesehen habe, was ich unbedingt sehen wollte! Und schon beinahe reflexartig warm wurde, kaum dass man den Namen Joseph von Arimathäa, König Artus und den heiligen Gral gemeinsam geschrieben auf einer Infotafel auch mal wirklich vorgefunden habe.
Und trotzdem muss da was sein! Nehmen wir z.B. mal diesen Dornenbusch! Das Gestrüpp, welches wir beim Betreten der Abtei eher teilnahmslos und unbeachtet maximal zur Kenntnis genommen haben. Wusstet ihr, dass jedes Jahr ein blühender Zweig aus diesem Strauch an das britische Königshaus geschickt wird?
Und die Königin? Die nimmt diesen Zweig dankbar an und packt ihn sich auf nichts Geringeres, als ihre Weihnachtstafel!
Jetzt nehmen wir nur mal bitte für einen Moment an, ihr wärt selber König!
Und ihr wüsstet, dass es den Gral (wenn auch vielleicht nicht gerade physisch als Kelch) genau HIER zu finden ist. Oder eben Avalon, eben jener mystischer Ort voller positiver Energie!
Das, was uns jetzt erst auffällt, weil es fehlt und was uns einen wunderschönen wie ausgeglichenen Nachmittag beschert hat, nur weil wir durch die Anlage spaziert sind!
Als König kann man jetzt natürlich schlecht nach Ava… *äh* Glastonbury umsiedeln und seinen Regierungssitz hier hin verlegen. Das Geheimnis wäre vielleicht enttarnt worden, oder diese „Energie“ hätte sich abgenutzt, wenn hier ein ganzer Hofstaat herum gestreunert wäre. Aber weil er um die besondere Ausstrahlung dieses Ortes wusste, hat er sich eben jährlich wenigstens einen kleinen Gruß aus Glastonbury zur besinnlichen Weihnachtszeit schicken lassen. Eine Tradition, die über alle Könige und Königinnen (also so als Geheimnis der Herscher) weitergegeben wurde und über die alle gekrönten Häupter Englands im Geheimen Bescheid wissen?!
Ja, ich gebe zu, das ist jetzt weit, WIRKLICH weit hergeholt. Aber wisst ihr was: Fahrt mal selber hier hin! Macht es mal, wenn ihr könnt! Spaziert durch den Garten und ich würde was drauf wetten, dass ihr hinterher den Garten anders und deutlich positiver verlasst, als ihr ihn betreten habt! Ich bin wahrlich kein Esoteriker, im Gegenteil! Ich rolle schon mit den Augen, wenn sich eines der Kinder an einer Kante stößt und Anja dem Kind zur Vermeidung eines blauen Flecks so ein Globuli- Kügelchen Arnika geben möchte!
Alles Humbug! Und dennoch: Hier in Glastonbury ist etwas passiert! Uns allen!
Ich glaube, wenn wir auf all unseren Reisen, wo wir mehr oder minder mit einem Augenzwinkern den „Gral“ gesucht haben, waren wir ihm nie so nah, wie hier und heute in der Glastonbury Abbey!
Es erscheint auf einmal alles so unglaublich glaubhaft. Die ganze Geschichte um den verschollenen Gral, diesen Ort und die Geschichte um König Artus Und wenn man dann noch die spirituelle Erfahrung dieses schönen Fleckchens berücksichtigt, dann ist hier ganz einfach was! Etwas, was beruhigt. Entspannt. Ausgeglichen macht! Einfach nur, indem man in diesem Park spazieren geht. Eine Kraft, die auf einen übergeht und die man echt schwer beschreiben kann. Man muss es einfach mal erlebt haben!
Kann gut sein, dass der Gral wirklich genau hier irgendwo versteckt liegt! Vielleicht wirklich in diesem Rest von einem Turm, den Anja als möglichen Platz ausgemacht hat. Hinter einem losen Stein in der Wand. Versteckt. Darauf wartend, dass auch der letzte Rest der Glastonbury Abbey in sich zusammen fällt und das Geheimnis endlich offenbart! Bis dahin aber projiziert der Gral seine Energie auf diesen Ort innerhalb der Mauern und geht über auf alle, die sich hier aufhalten.
Mit diesem Gedanken fällt es wirklich schwer, Glastonbury zu verlassen!

Die halbe Stunde Fahrt mit dem Wohnmobil ist schnell absolviert. Die Straße ist zu dieser fast schon späten Stunde frei und wir finden den Campingplatz auf Anhieb. Und er gefällt uns! Er gefällt uns sogar so gut, dass wir spontan anfragen, ob wir für 2 Nächte bleiben können. Zwar ist unsere Reise gerade erst gestartet, aber irgendwie ist uns nach den Erlebnissen der letzten Tage und besonders heute danach, schon jetzt nach einem Jokertag. Einfach mal ausruhen und nichts tun! Klar, wir wollten eigentlich morgen bis zum Meer kommen! Aber das Meer ist noch weit und irgendwie haben wir das Gefühl, „angekommen“ zu sein nach einer langen Reise und Suche. Es zieht uns für den Moment so gar nicht weiter! Schon komisch. Aber die Kinder sind happy, als sie den kleinen Spielplatz entdecken, der sich gleich schräg gegenüber auftut. Die Anlage sieht typisch englisch gepflegt aus, die Leute machen einen netten Eindruck. Nicht nur, dass sie für uns die eigentlich schon geschlossene Rezeption wieder aufgemacht haben, nein sie haben auch extra ihre Tochter im Teenager- Alter aus ihrer Privatwohnung geholt, um sich mit uns auszutauschen. Weil sie in der Schule DEUTSCH lernt und sich die Platzfamilie einfach gefreut hat und sogar etwas stolz darauf war, dass sie uns auf Deutsch begrüßen und einchecken konnten! Dabei ist unser englisch doch gar nicht so schlecht! 😉

Anyway: Wir dürfen 2 Nächte bleiben, was uns für den Moment sehr entgegen kommt. Wir packen alles aus, wobei „auspacken“ ja kaum mehr, als Stromkabel und die paar Utensilien aus der Heckgarage des Wohnmobils sind. Dann machen wir noch ein schnelles Abendessen für die Kinder und verschaffen sie sogleich ins Bett. Sie schlafen wie Babys!
Und wir? Sitzen einfach noch ein bisschen da und sind irgendwie zufrieden.

Reisebericht interaktiv – transitfrei.de zum Mitmachen:
So, hier noch die Auflösung auf unser Ratebild!
Der kleine Baphomet hing an der linken Mauer im oberen Bereich zwischen Außenfensterbogen und mittlerem Torbogen! Damit ihr ihn findet, haben wir ihn hier im kleinen Bild links nochmals rot umkreist und dann ausgeschnitten im Bild rechts noch einmal für euch heran gezoomt:
Wenn ihr ihn vorher nicht gefunden habt, könnt ihr gerne wieder hoch springen und nochmals schauen.

Was für ein Tag! Gleich 2 Highlights haben wir heute gesehen! Zuerst Stonehenge, welches der Menschheit nach wie vor Rätsel aufgibt. Nicht minder interessant war aber das zweite Highlight des Tages, die Besichtigung der Glastonbury Abbey! Ein Ort, den wir als „ganz besonders“ empfunden haben und noch immer nicht wissen, warum das so war. Habt ihr auch schonmal so etwas erlebt? Einen Ort, der euch auf ganz besondere Art und Weise ergriffen hat? Schreibt uns gern einen Kommentar wenn ihr wollt und auch, wenn von eurer erfolgreichen Baphomet- Suche berichten wollt:

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