Vorgeschichte und Prolog:
Im Italien waren wir schon ein paar Mal, meist nur für ein Wochenende, das letzte Mal waren wir im Februar diesen Jahres im Stiefelland.
Ein Wochenende in Rom mit dem Billigflieger sollte uns ein wenig auf diesen ersten richtigen Urlaub jenseits der Alpen in Italien einstimmen.
Anja und ich haben uns im Herbst letzten Jahres sogar für einen kleinen Sprachkurs der Volkshochschule Bergheim angemeldet, dieser begann im Januar diesen Jahres und dauert noch immer an.
Man will ja nicht völlig unvorbereitet in ein neues Land kommen und dann noch nicht einmal in der Lage sein mit der jeweiligen Tageszeit zu grüßen, sein Essen zu bestellen oder nach dem Weg zu fragen.
Italienisch gestaltet sich jedoch schwieriger zu lernen, als anfänglich von uns gedacht.
Die Sprache in der Theorie zu lernen ist gar nicht so schwer.
Schwerer ist es jedoch die Aussprache der Italiener korrekt zu verstehen und richtig zu interpretieren.
Wir haben zum Beispiel einen jungen Sizilianer als Italienisch- Lehrer, der sich sprachlich Mühe gibt extra langsam zu sprechen. Und deutsch kann er ja auch noch.
Aber ehrlich, wenn ich mir nun vorstelle, dass Mama Miracoli da herzoffen auf uns los plappert, nur weil wir „Buon Giorno“ gesagt haben, na dann gute Nacht Toscana!
Aber Italien ist zum Glück mehr, als der Versuch eine Sprache zu erlernen.
Italien ist Dolce Vita, die Kunst des Lebens.
Da gehen die Uhren ein wenig anders und man ist nicht so verkrampft und so versteinert, wie hier in Deutschland.
Italien ist ein Genußland mit frischen Oliven, knorrigen Zypressen, duftender Pizza, selbstgemachter Pasta, frisch geernteten Pommodoro, tiefroten Sonnenuntergängen, kleinen verwinkelten Gassen in einer toscanischen Altstadt und einem Hupknopf, der nicht hupt, sondern das voreingestellte Dauerhupen im Fahrzeug kurzzeitig unterbricht, zumindest wenn man dem Klischee folgen darf 😉
Nein im Ernst, von Italien erhoffen wir uns einfach eine Auszeit, eine kleine Pause vom Alltag.
Wir erhoffen uns, dass uns der italienische Charme und Flair erreicht und wir einfach mal 2 Gänge runter schalten, um uns einfach nur dem Genuss hingeben können, was immer es gerade zu genießen gibt.
Das ist Italien für uns und das erhoffen wir mit unserem Reiseziel Toskana.
Die Toskana verkörpert irgendwie all dies, wenn man nur den Namen dieser Region ausgesprochen hat.
Das klingt schon nach Urlaub, wenn man nur daran denkt.
Einige Bekannte waren schon vor uns dort, berichteten von tollen Urlauben und einer traumhaft schönen Landschaft.
Auch Reiseberichte im Internet (einige Links davon finden sich im Fazit zu dieser Reise) zeigen uns ein Land, was wir unmöglich nicht gesehen haben können, ohne den italienischen Lebensstil verstanden zu haben.
Mit dem Flugzeug könnte man im Alpensprung das Land der Sinne und Sinnlichkeit schon nach 2 Flugstunden erreichen, mit dem Wohnmobil allerdings stehen die Berge da doch noch ein klein wenig im Weg.
Anders als Hannibal kann man heute jedoch nicht mehr einfach so überall kostenlos einmarschieren, wo es einem gerade passt, oder sich unterwegs das nehmen, was der treue Elefant grad so an Futter braucht.
Und so haben beide Alpenstaaten (Österreich und Schweiz) die Alpenquerung als mögliches Einnahmeziel für das eigene Staatssäckerl entdeckt.
Transit kostet nun mal Geld, nichts auf der Welt ist Transitfrei 😉
Und neben den Spritkosten stehen in beiden Ländern daher auch noch die Mautgebühren auf der Payroll.
Wir haben uns vorab ein wenig schlau gemacht, aber schon nach wenigen Minuten Recherche war klar: Aus dem Westen Deutschlands gibt es für Nord- Ober- und Westitalien eigentlich nur einen Weg über die Alpen und der führt durch die Schweiz und über oder durch den Gotthard.
Der Grund ist einfach: Der Gotthard stellt nicht nur die kürzeste Distanz aus Köln in die Toskana dar, die Benutzung ist mal abgesehen von der allgemeinen Vignettenpflicht für die schweizerischen Autobahnen nämlich kostenlos!!!
Und das passt natürlich hervorragend in unser Low- Cost- Konzept.
Und so mache ich mich einige Tage vor unserer Abfahrt auf nach Köln, um dort eine Zentralstelle des ADAC auf der Luxemburgerstraße zu besuchen und dort die erforderliche Plakette für die Schweiz schon vorab zu kaufen.
Ach ja, es gibt zwar einige (sagen wir mal stark zweifelhafte) Angebote zum Beispiel bei ebay, die den offiziellen Ausgabepreis der Vignette für die Schweiz noch unterbieten, aber wie das sein kann, kann ich mir nur durch eine Sache erklären, die ich hier jedoch nicht weiter ausführen mag.
Fakt ist auf jeden Fall, dass die Kosten für die Vignette mit 40 Franken und damit umgerechnet etwa 25,- € für das ganze Jahr definitiv nicht zu teuer ist.
Da ist es auch nicht schlimm, dass es keine Tages-, Wochen- oder Monatsvignette gibt.
Eine einfache Plakette für alle, die darüber hinaus noch bezahlbar ist.
Ich kann nicht verstehen, warum einige noch das Risiko einer Fälschung eingehen, nur um ein paar Euro zu sparen, zumal die Kosten von 40 Franken pro Jahr seit 1995 unverändert sind.
Kurzum ich kaufe natürlich ordnungsgemäß meine Vignette in der ADAC- Geschäftsstelle.
Und nicht nur das, ich lasse mich sogar so sehr von der Urlaubsfreude übermannen, dass ich neben der Vignette noch die Reiseführer „Mit dem Wohnmobil durch Toskana und Umbrien“ Teil 1 der Westen (Band 31) und Teil 2 der Osten (Band 32) kaufe und darüber hinaus verschwindet noch ein allgemeiner Toscana- Reiseführer von Polyglott in meinem Einkaufskörbchen.
Um über 100 Euro ärmer (ok, ich geb zu, ich hab noch mehr gekauft, aber für diese Reise ist das nicht so wichtig…) geht es dann wieder auf den Weg heim.
Eigentlich hätte ich ja noch die Warntafel für den Heckträger kaufen müssen. Denn in Italien hat sich die Alu- Lobby einen genialen Schachzug einfallen lassen.
So muss man nämlich dort für überstehende Lasten eine Warntafel am Heck des Fahrzeugs so eine Tafel aus Aluminium mit rückstrahlender Folie anbringen. Aber 30,- € für eine Warntafel, danke, da schaue ich lieber zuhause im Internet nochmal nach, ob das nicht auch besser oder zumindest billiger geht.
Zwar gab es auch die ein oder andere Papptafel im Angebot (auch schon hin und wieder montiert an Italienfahrern haben wir die gesehen), aber so ganz hochoffiziell ist nun mal nur die metallische rückstrahlende Warntafel mit 5 roten und 4 weißen Streifen.
Natürlich braucht man die nur für Italien! OK, das stimmt nicht ganz! In Spanien muss man auch eine Warntafel anbringen.
Clever die Alu- Lobby, oder? Aber es geht noch cleverer: Die Spanier wollen nämlich 3 rote Streifen auf der Tafel haben, also kauft man lässig für Spanien noch eine Tafel, weil die für Italien ja (leider) 5 Streifen hat.
Hartgesottene versuchen es zwar mit der spanischen Tafel in Italien (oder auch umgekehrt), aber auch da gab es schon Geschichten im Internet, dass Leute mit der falschen Tafel bezahlen mussten.
Naja, mal sehen, noch ist ja etwas Zeit…
„Sollen wir die Katzen mitnehmen?“
Katzen im Wohnmobil? Ob das gut geht?
Mal sehen, ob im Endeffekt unser Gewissen siegen wird, oder ob unser Egoismus triumphiert.
Denn eines wissen Anja und ich ganz genau: Katzen sind grundsätzlich Revier- und Gewohnheitstiere!
Sie aus ihrer vertrauten Umgebung zu nehmen und auf 12qm in ein Wohnmobil zu zwängen ist nicht gerade besonders erbaulich für die kleinen Fellnasen.
Andererseits haben wir von vielen erfolgreichen Wohnmobilkatzen gehört, gelesen und sie sogar auch schon gesehen.
„Und es ist ja auch nicht für ewig“ beruhigt sich der beunruhigte Katzenbesitzer.
Immerhin fragt man sich ja auch oft unterwegs, wenn die Katzen nicht dabei sind: „Ist denn wohl zuhause auch alles in Ordnung?“
Es kommt zwar täglich jemand (meistens mein Dad) zur Fütterung vorbei, aber das ist trotzdem etwas ganz anderes, als wenn man täglich seine Katzen sieht und mit ihnen sozial interagieren kann.
Ist halt eine Erfahrungssache: Katzen allein lassen, auf 30 Minuten menschlichen Kontakt am Tag beschränken oder mitnehmen und sie zwingen sich zeitweise mit 12qm als Revier zu arrangieren.
Ich denke eine Musterlösung gibt es nicht, aber wir haben uns nach einigem hin und her entschlossen:
Minki und Dori kommen dieses Mal mit auf die Reise!
Geimpft sind sie, EU- Heimtierausweis haben wir auch, beide sind ge-chippt, von daher sollte die Mitnahme zumindest von der rechtlichen Seite her kein Problem darstellen.
Eine kurze Recherche im Internet bestätigt mir dann auch, dass wir unsere beiden Mizies mit dem aktuellen „Impfpaket“ sowohl mit in die Schweiz, als auch mit nach Italien nehmen dürfen.
Sei noch kurz unser Wohnmobil erwähnt!
Nachdem wir also zum Saisonstart gleich Pech mit dem Kühler hatten und unsere schmale Reisekasse gleich mal mit 2 neuen Reifen für die Hinterachse belastet wurde (wir berichteten hier zum Saisonstart), müssen wir darüber hinaus noch einige Spuren der winterlichen Abstellung entfernen. Wohni hat nämlich eine nette Staubschicht auf dem Häubchen und auch der Wassertank sollte zum Saisonauftakt mal wieder gründlich gereinigt werden.
Aber zum Glück haben wir dafür ja noch die ganze kommende Woche Zeit…
Es ist zwar noch dreckig, aber immerhin wieder einsatzbereit: Unser Wohnmobil 🙂
Vorbereitungen und Vorabend, Donnerstag, 13 März 2008
Der Urlaub beginnt mit einem Bad.
Kennen Sie das?
Man kommt am letzten Arbeitstag heim und freut sich auf den bevorstehenden Urlaub.
Alle Arbeit ist getan, die Abwesenheitsnotiz der Dienst-Email erfüllt brav ihren Zweck, das Auto parkt bereits in der Tiefgarage und die neue GEZ- Rechnung aus der heutigen Post wird mit einem Lächeln bezahlt.
Kurzum, die Last des Alltags fällt genau in diesem Moment von einem ab.
Man kommt zur Tür rein, feuert die Arbeitsklamotten in die Ecke und springt als erstes in die warme Badewanne.
Im Bad kommt man dann zum aller ersten Mal zur Ruhe, man entspannt sich und malt sich bereits im Gedanken aus, wie toll doch die Urlaubsreise werden wird.
Dazu ein wenig im Reiseführer schmökern, während die Haut sich allmählich anfängt wie eine Aspirintablette im Wasser aufzulösen.
Keine schlechten Gedanken an Regen, Stau, kaputte Autos oder Wohnmobile, Verspätung am Flughafen, schlechtes Essen im Hotel oder sonst ein trübender Gedanke.
Dieser Moment ist fast der schönste am ganzen Urlaub.
Es ist der Moment, wo noch alles vor einem liegt.
Nichts desto trotz muss natürlich auch noch einiges vorbereitet werden.
Immerhin ist dies die erste Reise in diesem Jahr mit unserem Wohnmobil und ein paar Kleinigkeiten müssen wir noch erledigen
Besonders das erstmalige Ergänzen der Vorräte nach der Abstellung ist Teil der heutigen Tätigkeiten!
Und während Anja zuhause unsere Schränke plündert, fahre ich noch kurz bei „Feinkost Albrecht“ vorbei und lade ins Wohnmobil, was es zu laden gibt.
Notrationen an Schwarzbrot, Dauerwurst, Süsskram, Obst aber auch Getränke wie Wasser, Fruchtsaft oder Notfall-H-Milch landen dabei im Einkaufswagen.
Natürlich wollen wir uns nicht nur von Aldi-Futter ernähren, man fährt ja auch nicht zu McDonalds und backt da sein Bistro-Baguette aus der Tiefkühltruhe aus…
In Italien werden wir sicherlich mehrfach Gelegenheit haben örtliche Supermärkte zu plünden und in den ein oder anderen Geschäften zu stöbern. Aber eine gewisse Grundausstattung gehört zum Reisestart nunmal in jedes Wohnmobil.
Einkaufen bei „Feinkost Albrecht“ Praktisch! Aus dem Einkaufswagen gleich ins Womo!
Wenigstens das Tanken können wir uns sparen, denn vor der winterlichen Abstellung hatten wir den Dieseltank zur Rostprävention ja komplett voll getankt und erfreuen uns nun, dass wir diesen dicken Batzen Geld für einen vollen Tank nicht im Vorfeld ausgeben müssen.
Aber es ist mal wieder eine gründliche Reinigung erforderlich, denn die Baustellentätigkeiten in unserer Nachbarschaft haben bereits die ersten Spuren hinterlassen und auch während der winterlichen Abstellung in der bäuerlichen Scheune hat sich ein leichter Staubfilm auf unser Wohnmobil gelegt.
Auf eine umfangreiche Wäsche in der angrenzenden Waschstraße allerdings haben wir keine so rechte Lust.
Erstens kostet dies gleich wieder 14,- € und zweitens handelt es sich beim Schmutzfilm nur um groben Staub, der mit einfachem Wasser abgespült werden kann.
Streng genommen würde es vielleicht sogar mit dem sich ankündigenden Regen reichen, aber wenn es dann fiese Schmutzstreifen gibt, ist das auch nicht so toll.
Und so investieren wir 6,- € für die Waschbox, spritzen das Wohnmobil einmal komplett ab und befreien es so von grobem Schmutz, das sollte genügen.
Ersmal muss der sandige Staubdreck runter! Wieder sauber! So kann der Urlaub starten!
Zu den weiteren Reisevorbereitungen oder besser zu den alljährlichen wiederkehrenden Tätigkeiten aus der Abstellung gehört natürlich auch das Reinigen und Auffüllen der Wassertanks.
Zwar ist das die erste „Frühlingskur“ für unser Womo seit wir es haben, aber schon jetzt wissen wir wie alte Hasen um die Probleme, die eine Abstellung in Bezug auf die Wassertanks und deren Reinhaltung mit sich bringen kann.
Wer weiß denn schon genau, was sich an Biofilm während der winterlichen Abstellung gebildet hat und nun darauf wartet endlich wieder gebadet und somit zu neuem Leben erweckt zu werden.
Nachdem wir also unsere Tanks mehrfach gespült, das Wasser gewechselt und die finale Ladung mühsam mittels Schlauchverlängerung von der Waschküche in den Tank bekommen haben (es läuft am Überlauf bereits wieder heraus…) beenden wir endlich das leidige Thema Wasseraufnahme.
Für die Zukunft muss ich mir auf jeden Fall etwas neues ausdenken, denn das mit dem Wasser aus dem heimischen Waschkeller ist keine praxisnahe Idee.
Ich rufe Anja (die unten im Waschkeller am Wasserhahn steht) ein lautes „GENUG!“ zu und sie dreht endlich das Wasser ab.
Die ganze Aktion hat merkliche Spuren hinterlassen, durch den Überlauf und durch das Spülen steht die Einfahrt ein wenig „unter Wasser“. Zum Glück ist es jedoch leicht abschüssig und das Wasser läuft auf die Straße in Richtung Gully ab.
Ja und dann traue ich meinen Augen nicht!
Denn auf dem kleinen Rinnsal ablaufenden Wassers hat sich tatsächlich ein kleiner aber feiner schimmernder Film gebildet.
Was ist das denn?
Das schaut aber merkwürdig aus!
Ich verfolge das Rinnsal und stelle fest, dass unser Wohnmobil diese glitzernde Flüssigkeit verliert.
Ist das wieder Kühlwasser?
Ist der neue Nippel vielleicht doch noch nicht ganz fest?
Am Kühler, am Ausgleichsbehälter und an den Schläuchen kann ich allerdings keine Undichtigkeit erkennen, auch glänzt der kleine Film nicht grünlich wie unser Kühlwasser, sondern eher bläulich und auch der Geruch kommt mir merkwürdig vertraut vor.
Es ist Diesel!
Irgendwo verlieren wir Diesel, etwa 1 Tropfen pro Sekunde.
Das ist bares Geld! Von der Umweltverschmutzung mal ganz zu schweigen!
Ich stelle unter den Motorblock sofort eine Schale unter, die den auslaufenden Dieselkraftstoff auffangen soll.
Die Ursache ist dann nach Aufreißen der Haube zum Glück recht schnell gefunden.
Ein kleiner Kraftstoffschlauch des Rückflusssystems ist undicht und tropft nun in Richtung Getriebe, von dort aus sammelt sich der Diesel und tropft auf die Straße, bzw. jetzt in meine kleine Schale, die sich zusehends füllt.
Ich sehe vor meinem geistigen Auge, ebenso wie Dagobert Duck in den Comics, die Geldsäcke mit kleinen Flügeln davon fliegen…
Was nun?
Notdürftig flicke ich die Undichtigkeit, aber viel bringt es nicht, denn der ganze Schlauch ist porös und kaum habe ich oben etwas geflickt, rupfelt der unten an der zweiten Verbindung wieder auf.
Nun muss GANZ SCHNELL eine Lösung her, denn morgen früh wollen wir los!
Aua, das wird bestimmt teuer! Da rechts am Schlauch läuft der Diesel aus… 🙁
Aber wo eine Lösung finden? Es ist bereits kurz vor 6 durch und die nächste Fiat- Werkstatt ist über 20km entfernt.
Und zu ATU? Danke, da kann ich uns ja gleich ein neues Wohnmobil kaufen…
Die Alternative wäre morgen früh nicht sofort los zu fahren, sondern erst das Teil in der Fiat- Werkstatt zu besorgen, zu reparieren und dann einzubauen.
Dies wäre sicher eine besonnene Lösung, aber keinesfalls die richtige.
Denn wir wollen ja weg!
Also eile ich wie der Blitz in mein Auto und fahre mal in unser benachbartes Industriegebiet. Hier finden sich weitere Werkstätten anderer Marken, so tummelt sich hier ein Volvo-, ein Ford- und ein Hyundai- Händler. Und so ein Kraftstoffschlauch ist doch bestimmt irgendwie genormt oder Meterware oder sowas…
Gleich beim ersten Händler auf der Ecke (der Hyundai- Händler) fahre ich auf den Hof und gehe in die Ersatzteilabteilung.
Der Lagermeister ist nett und fragt, was ich benötige und was für einen Hyundai ich denn fahre, oh je…
Ich erkläre die vertrakte Situation, dass ich eigentlich dringlich einen für Diesel zugelassenen Kraftstoffschlauch für unser Wohnmobil und damit nicht ein Ersatzteil für einen Hyundai, sondern für einen Fiat Ducato benötige.
Der Schlauch müsste so etwa 20cm lang sein und darüber hinaus einen Durchmesser wie etwa mein kleiner Finger haben.
Ich hätte den defekten Schlauch natürlich gern mitgebracht, aber dann würden sich unsere verbliebenen 69 Liter im Kraftstofftank bis zu meiner Rückkehr wahrscheinlich in Wohlgefallen aufgelöst haben…
Der Meister grübelt zunächst, verschwindet dann im Lager.
Wenig später kehrt er mit einem kleinen Stück Schlauch zurück.
Und dieser erfüllt immerhin 90% der Anforderungen: es ist ein Kraftstoffschlauch, zugelassen für Diesel ist er auch, nur der Durchmesser ist ein wenig kleiner, als mein kleiner Finger.
„Hier, das ist der breiteste Schlauch, den wir haben“ entgegnet mir der Meister, „wenn der nicht passt, kommen sie einfach wieder und wir basteln irgendwas!“
„Danke, ich probier´s mal aus, was kostet der den?“
„Nichts, Kundenservice“
„Aber ich fahre doch als PKW gar keinen Hyundai!“
(Der Meister lacht): „Dann kaufen sie sich als nächstes Auto doch einen!“
Nun muss ich auch lachen, ich bedanke mich so höflich es geht (beinahe schon asiatisch 😉 , werfe noch eine 2,- €- Münze in die Kaffeekasse und eile mit meiner neuen 20cm- Gummi- Faserband- Schlauchkombi zurück zum Wohnmobil.
Die untergestellte Schale ist bereits zu 1/3 gefüllt, das ist mindestens eine halbe Kölsch- Stange, die da gerade „ausgelagert“ wird (Für Unwissende: ein Glas Kölsch hat 0,2 l).
Und die Suppe in der Schale nimmt noch an Menge zu, denn als wir den alten Schlauch abziehen, strullert die Leitung natürlich so richtig los wie ein Baby in die Windel.
Auch will der neue Schlauch nicht sofort auf die Leitungen passen, wie gesagt, der Durchmesser ist ein klein wenig zu gering…
Mit viel Mühe schaffen Anja und ich es aber tatsächlich den etwas dünneren Schlauch auf die beiden breiten Stutzen der Dieselanlage zu stülpen. Die vorher montierten Schlauchschellen kann man sich dabei schon fast sparen. Aber das wichtigste: Es ist dicht!
Auch einen Test unter Motorleistung besteht der neue Kraftstoffschlauch mit Bravour.
Das sitzt und passt.
Der Urlaub scheint wieder einmal in letzter Minute gerettet zu sein.
Beinahe wie in einem schlechten Heldenfilm…
Ich rüttele zwar noch ein wenig hier und da, kann aber keine Probleme erkennen und so schraube ich final die Plastikabdeckung des Motors wieder drauf und fülle den ausgelaufenen Diesel wieder in den Tank.
Nun, wo das drohende Übel abgewendet werden konnte, können wir uns wieder den Packtätigkeiten widmen.
Puh, das war wirklich knapp!