Kurz nach Mitternacht dreht das Gewitter nochmals richtig auf! Es schüttet, es donnert und es hagelt sogar dabei! Na super! Während ich mich unruhig hin und her wälze, fällt mir siedendheiß unsere Kaution ein! Kennen die Amis die Problematik mit Hagelschäden bei Wohnmobilen so wie bei uns? Eigentlich ist hier ja Gewicht kein Thema, da kann das Dach sicherlich auch etwas schwerer und damit dicker ausfallen, was Hageldellen ganz automatisch entgegen wirkt.
Andererseits, wenn ich mir die dünnen Plastikdachhäubchen unseres Roadbears so anschaue, mache ich mir schon so Sorgen! Besonders, als die Hagelkörner dicker werden! Gleich durchschlagen sie uns am Ende noch die Dachhauben und kurz darauf wohl auch unsere Kaution!
Ich will mir gerade überlegen, wie ich… *gähn*… am besten mache ich… *chrchrchr*

Gegen 7 Uhr beginnt bei uns das Leben und damit noch immer deutlich früher, als wir es zuhause gewohnt sind. Die letzten Reste des europäischen Biorythmus! Für USA Reisen ideal, da bekommen selbst wir Langschläfer die Chance, den Tag wieder einmal früh zu starten. 😉
Das erste, was wir nach der Morgentoilette erledigen, ist das Umstecken der Datenkarte aus dem Datenhandy von Tim in das Handy von Anja wie ich es gestern gedanklich schon ausgetüftelt hatte. Dann hat wenigstens das Handy, welches regelmäßiger von unseren beiden in Gebrauch ist auch unterwegs mobiles Internet.
Da ich viel fahre, kann Anja viel im Internet surfen. Das Umstecken klappt auch wider Erwarten problemlos, wenige Minuten später flimmern bei Anja die ersten Nachrichten über das Handy. Nicht erwähnenswert, dass das WLAN des RV Parks noch immer nicht richtig funktioniert und wir erst jetzt wieder Netzempfang zur Heimat haben. Wir sind wieder online! Fast fühlt es sich an wie bei Apollo 13, nachdem diese einmal um die dunkle Seite des Mondes gekreist ist und wir nun wieder Verbindung zur Erde haben…

Nach dem Morgendurchgang durchs Bad sind es noch etwa 20 Minuten, bis die Rezeption öffnet. Dann können wir uns offiziell noch anmelden und auch die Problematik mit dem Strom klären. Die Batterie hat die Nacht zwar gut durchgehalten und wir hatten keinerlei Einschränkungen (auch nicht bei der Heizung mit dem Gebläse, das funktionierte auch alles normal), aber das muss ja hier kein Belastungstest unter Gefechtsbedingungen für die Bordbatterie unseres Wohnmobils werden. Lange warten mag ich nicht, mag das jetzt schnell abhaken. Also spaziere ich gleich mit Nils rüber in die Rezeption. Es ist zwar noch ein paar Minuten bis sie hier um halb 9 offiziell öffnen, aber es brennt schon Licht und die Türe ist nicht verschlossen, als wir unser Glück probieren.
Wir treffen auf eine nette ältere Dame am Computer und einen von der Sonne gegerbten Mann, der am Tisch daneben bei einer Tasse Kaffee sitzt. Beide wünschen uns einen guten Morgen und wissen offenbar sofort, wer wir sind. Sehen wir denn so deutsch aus?!
Besonders die Dame ist einmal mehr an uns interessiert. So weil wir aus Deutschland kommen. Sie mag einfach ALLES wissen. Allem voran wie man denn nun meinen Nachnahmen richtig spricht und schreibt! Das fand sie gestern am Telefon recht spannend. Ich reiche ihr meinen Ausweis und sie lehnt sich zufrieden zurück, um dem Gegerbten das Ausweisdokument und die Reservierung zu zeigen, auf der sie meinen Namen handschriftlich vermerkt hatte. Bis auf zwei Buchtstaben hatte sie alles richtig. Das stimmt sie offenbar stolz.

Wir zahlen etwas über 50 Dollar für die zwei Nächte und auch meine Frage nach dem Strom wird sofort geklärt. Ich habe meinen Satz noch gar nicht komplett zu Ende gesprochen und mein Problem anhand der vorhin an der Stromsäule gemachten Bilder untermalt, da erhebt sich der alte Kauz von seinem Stuhl und schreitet behäbig in den Nebenraum. Mit einem flammneuen Adapterstecker kehrt er zurück. 23 Dollar kostet der Adapater! DREIUNDZWANZIG! Und ich muss ihn kaufen, wenn ich Strom haben möchte. Leihen geht nicht. Da muss ich schon schlucken! Tja wer ist jetzt der Abzocker? Roadbear, weil dieser Strecker wider Erwarten nicht bei der Bordausrüstung dabei ist?
Oder doch eher der Campingplatz, der hier eine derart exotische Strominstallation eingerichtet hat, die zwangsläufig nur mit einem Adapter betrieben werden kann?
Egal.
Zähneknirschend bezahle ich die 23 Dollar, die ich übrigens im Gegensatz zur Übernachtung ausnahmslos NUR bar bezahlen kann. Bestimmt aus steuerrechtlichen Gründen…

Einen kleinen Bonus holen wir aber wenigstens wieder raus. Nils staubt mit seiner kindlich- niedlichen und verzückenden Art (hat ja schon bei der Flugbegleiterin von Iberia gut geklappt) einen Schokohasen als verfrühten Ostergruß ab! Zwar ist dieser nicht wie bei uns ein Schokoladenhohlkörper sondern nur so eine Art Sckokoplatte in Reliefform eines Hasen, aber immerhin! An Schokolade haben sie an dieser Platte jedenfalls nicht gespart. Die hat jedenfalls mehr Masse, als ein Schokohase bei uns in Deutschland.

Und noch etwas nehmen wir mit! Nämlich den Hinweis, dass die Präsidentenbibliothek zwar problemlos wirklich zu Fuß über die Brücke erreicht werden kann, allerdings öffnet die Bibliothek selbst heute erst um 13 Uhr! Oha! Gut zu wissen, dann haben wir noch etwas Zeit und können wir gleich das Frühstück ausgiebig genießen.

Nun, mit dem Adapater haben wir sofort Strom im Camper. Trotzdem eine Frechheit. Noch immer ärgert mich, dass dieser Adapter nicht dabei ist. Entweder zum Platz gehörig und zum Ausleihen bereit, wenn es sich um ein besonderes System handelt, oder eben zum Fahrzeug gehörig, wenn dieser Stecker ein ebenfalls anerkannter Standard für RV`s hier in Amerika sein sollte.

Anja schlägt mir aber, um meinen Groll aufgrund der unerwarteten Erleichterung unserer Bargeldkasse zu vermindern vor, den Stecker am Ende der Reise einzupacken und zuhause zu verkaufen. Wir werden ihn wohl nur dieses eine Mal auf dieser Reise brauchen. Bis wir dann wieder einmal in den Genuss einer Wohnmobiltour durch die USA kommen, befindet sich sicherlich in jedem amerikanischen Wohnmobil ein „Mr. Fusion“ Fusionsreaktor zur Selbstversorgung mit Strom. 😉
Naja. Mal sehen. Vielleicht kommen wir auch auf den Geschmack, mieten im kommenden Jahr wieder ein Wohnmobil und packen den Adapter dann in weiser Voraussicht gleich wieder ein…

Frühstücken wir erstmal! Ist ja noch Zeit! Es gibt leckere Captain Crunch Frühstücksflocken für die Jungs und dazu leckeren frischen Toast.
Auf dem Toast probieren die Jungs die gestern gekaufte Bologna- Fleischwurst, die nicht nur optisch wie eine Scheibe Plastik aus der Lebensmittelfabrik von Tricatel ausschaut, sondern auch recht chemisch riecht! Wahrscheinlich hat diese Scheibe Pressfleisch mit unserer Fleischwurst etwa so viel zu tun, wie USA- Wohnmobile mit sparsamen Dieselmotoren, aber den Kindern schmeckts! Das ist die Hauptsache.

Nun, dass die Bibliothek erst so spät öffnet, ist jetzt natürlich blöd. Wir müssen zum ersten Mal etwas Zeit totschlagen, was bei einem gefühlten „Canonball“- Rennen durch die USA, was unser Urlaub ja ein wenig ist, eher kontraproduktiv ist.
Andererseits eine gute Gelegenheit, ein bisschen zu entspannen und sich die Annehmlichkeiten des Wohnmobils gefallen zu lassen. Das hintere Bett probiere ich in einer wilden Kissenschlacht mit den Jungs ausgiebig aus und komme bei der anschließenden Verschnaufpause zu der Erkenntnis, dass das Achterbett für die Eltern bei weitem deutlich bequemer ist, als der Alkoven vorne! Richtig gemütlich ist es! Ich döse fast ein wenig ein und hole so etwas von dem Schlaf nach, der mir gestern Nacht so lange aufgrund des Gewitters verwehrt blieb.

Als ich wieder wach werde, ist es etwa halb 12! Boah!
Das kleine Schläfchen hat aber auch echt gut getan! Der Wind hat das Wohnmobil wohlig geschaukelt und zusammen mit dem überbreiten Fluss vor unserer Türe (der fast wie die Hafeneinfahrt von Rotterdam wirkt) und der dazu passenden frischen Luft, die ich über die leicht geöffnete Dachluke ins Wohnmobil gelassen habe, fühlte es sich hier fast an, als wären wir am Meer! Dabei sind wir wohl in jede Richtung mindestens tausend Kilometer von jedwedem Meer entfernt! Faszinierend. Da liegt unsere Heimatstadt Kerpen ja näher an der Nordsee…

Um den Kreislauf wieder in Wallung zu bringen, drehe ich mit den Jungs eine kleine Platzrunde. Die anderen übergroßen Wohnmobile und Camping- Trailer sind noch immer faszinierend und Nils und ich machen ein Spiel daraus, wer wohl als erster das dickste Wohnmobil erspäht, welches hier auf dem Platz zu finden ist! Gleich vorweg: Ein eindeutiger Sieger geht aus der umfangreichen Fahrzeugauswahl nicht hervor. Um dies genau zu prüfen, müsste man sie wirklich nebeneinander aufreihen und dann Länge wie Höhe und Breite messen, um den wirklichen Sieger zu küren. Aber auch ohne das größte Wohnmobil eindeutig gefunden zu haben, sind die Dimensionen natürlich gigantisch. Umso mehr stehen wir nicht minder mit offenem Mund da, wenn dann in so einer richtigen rollenden Villa lediglich zwei Menschlein wohnen. Die haben mehr Platz in ihrem Wohnmobil, als wir vier zuhause in der heimischen festen Wohnung!

Neben den schicken Wohnmobilen möchten wir euch gerne noch ein paar weitere Eindrücke des RV- Parks zeigen. Etwas, was die Campingplätze hier von unseren deutschen und europäischen Gegenspielern zu unterscheiden scheint, ist Art und Umfang der Serviceeinrichtungen. Schon auf dem Campground in Effingham war uns aufgefallen, wie vergleichsweise wenig Kabinen für Duschen und Toiletten gemessen anhand der Campingparzellen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sind diese zwar zweckmäßig, aber eben auch einfach gestrickt. Gleichzeitig bemerken wir aber auch, dass sie weder heute in der Frühe bei unserem ersten Rundgang, noch jetzt bei der zweiten Platzrunde nennenswert frequentiert wären. Die These: Die Servicehäuser hier sind weniger für den generellen Gebrauch, sondern eher als Art Back-Up gedacht. Die Camper hier nutzen eher ihre eigenen Duschen und Toiletten in den Fahrzeugen! Für diese These spricht auch, dass eben so viel Wert auf ein „Full-Hook- Up“ gelegt wird, also man sich um sein Abwasser, anders als in der Regel auf unseren Campingplätzen, keine Gedanken machen braucht. Ja, es kann gesammelt werden. Die Tanks sind ja recht groß. Also braucht man sich, ebenfalls anders als bei uns, kaum Mühe mit luxuriösen Serviceeinrichtungen geben. Sie werden eh nicht oder nur kaum benutzt. Schaut selbst:

Gegen 12 Uhr schieben wir ein Mittagessen ein. Zwar ist das Frühstück noch nicht sooo lange her, aber wir möchten nicht nachher im Museum nach einer mehrstündigen Besichtigung Hunger bekommen und dann das teure Gastronomie- Angebot in Anspruch nehmen müssen. Der Einfachheit halber gibt es erneut Pizza! Die hat gestern Abend schon geschmeckt, ist einfach zuzubereiten und auch der Nachbar freut sich, dass unser Rauchmelder so gut funktioniert! Herrje! Da haben wir doch glatt vergessen, das Teil abzuhängen! Wer baut so etwas aber auch bitte GENAU über die Küche?! Da hängen die Leute das Teil doch ab (wie auch wir!) und vergessen am Ende mit Pech, es wieder aufzuhängen, wenn sie mit Kochen fertig sind. Und dann? Dann ist der schicke Rauchmelder nutzlos, wenn er unter dem Sofakissen erst dann Alarm schlägt, wenn das Sofakissen bereits licherloh in Flammen steht…

Nun, zur geschmacklichen Pizza gibt es noch etwas auszuprobieren, was wir bislang noch nicht getestet haben. Den Fernsehempfang! Und tatsächlich schalten wir einfach nur den Fernseher ein und lassen den Sendersuchlauf auf Antenne durchlaufen. Ohne irgendeine Sat- Schüssel oder am Antennenregler in der Decke zu drehen. Es dauert nicht lang, da haben wir locker gut und gerne 30 Fernsehprogramme zur Auswahl! Keine Ahnung, wie das System hier genau funktioniert. Ich schätze aber mal, dass es sich um terrestrisches Signal handelt und analog zu unserem DVB-T funktionieren müsste. Denn die meisten Sender sind eindeutig lokal auf Little Rock bzw. Arkansas ausgerichtet. Macht aber nichts! Deutschsprachige Sender haben wir im lokalen Fernsehprogramm eh nicht erwartet und als die Kinder einen Sender mit Cartoons entdecken, spielt die Sprache sowieso nur noch eine untergeordnete Rolle.

Gegen viertel vor Eins sind wir fertig mit Essen und spülen. Dann ziehen wir uns an und spazieren gleich zum kleinen Fußgängertor des RV- Parks rüber, wo wir mit unserem Zahlencode auch diesen Fußgängerdurchgang öffnen können. Sogleich stehen wir unterhalb der Brücke, der Clinton Presidential Park Bridge, die uns auf die andere Seite des breiten Arkansas- River tragen wird. Ein schickes Bauwerk!

Der Faszination für das Bauwerk weicht schnell die Erkenntnis, dass es hier oben, in ein paar Metern Lufthöhe, ordentlich zieht! Der Wind ist kalt, beinahe eisig!
Glücklicherweise kommt nach ein paar Metern die Sonne heraus. Nicht nur, dass sie unseren Wohnmobilstellplatz und RV Park von Little Rock oder auch das gegenüberliegende Ufer in ein schönes Fotolicht taucht, nein, sie macht auch noch warm!
Immerhin ein kleiner Ausgleich für den unverändert frischen Wind, der zwischen den Stahlträgern der Brücke ordentlich durchpfeifft.

Der Spaziergang über die Präsidentenbrücke dauert nicht lang. Am anderen Ende des imposanten Bauwerks angekommen steigen wir die Treppe herab und stehen kurz darauf vor der eindrucksvollen William J. Clinton Presidential Library and Museum, der Präsidentenbibliothek des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton!

Kurzinfo Präsidentenbibliotheken in den USA:

Die über ganz Amerika verteilten Präsidentenbibliotheken standen ursprünglich vor dem Auftrag, historische Dokumente aus den jeweiligen Amtsjahren des jeweils ausgeschiedenen Präsidenten zu sammeln. Staubige Bücher, Unterschriftenmappen, langseitige Verträge, Dekrete und so weiter. Mit der Zeit aber mühten sich die ex- Präsidenten in spe darum, nicht nur eine Asservatenkammer als verstaubtes Archiv ihrer Regierung einzurichten, sondern sich „ihre“ jeweilige Bibliothek ein wenig wie ein zunehmend lebendigeres Museen, oder besser vielleicht „lebendides Mausoleum im Denkmalstil“ ausbauen zu können. Gut, tot liegen sie hier dann doch nicht aufgebahrt. 😉 Aber jeder Präsident versuchte eben, hier seine glorreichen Amtsjahre für die Nachwelt zu konservieren. Im besten Licht natürlich…
In der jüngeren Zeit wurden diese Bauten dann immer umfangreicher, lebendiger und attraktiver für einen Besuch!  Spätestens, als man damit begann Autos, Räume und sogar Flugzeuge wie die ehemalige AirForce One (Präsident Reagan hat zum Beispiel sein ausgemustertes Flugzeug in Los Angeles in seiner Bibliothek geparkt) in einer Präsidentenbibliothek auszustellen, sind aus den einst staubigen Archiven echte Besucherattraktionen geworden. Sie finden sich immer im jeweiligen Heimatstaat des Präsidenten.
Hier in Little Rock, Arkansas, lag die für uns am günstigen erreichbare Bibliothek des Ex- Präsidenten Bill Clinton von der wir hoffen, dass sie uns einen tollen Einblick in das Leben und Wirken des Präsidenten ermöglicht.

Ich bin schon sehr gespannt darauf! Schon deswegen natürlich, weil ich endlich mal ein Oval Office aus nächster Nähe sehen möchte! Das Schaltzentrum des mächtigsten Mannes der Welt, auch wenn sie bei diesem Office natürlich schon den Stecker gezogen und es ausgemustert haben. Dennoch:  Wie wird es in echt aussehen und wird es sich anfühlen einmal in diesem Machtzentrum der Erde zu stehen. Gleichzeitig bin ich aber auch gespannt darauf, wie der Amerikaner Bill Clinton und eben seine Leute auf die Präsidentschaft blicken. Die Affäre um Monica Lewinski ist ja nicht vergessen. Wird sie hier überhaupt thematisiert? Und wenn ja, vielleicht verklärt? Und was ist mit den anderen Leistungen der Administration Clinton? Ist das ein Tempel der Selbstbeweihräucherung? Oder hat das Haus wirklich den Anspruch, einen möglichst sachlichen Blick auf einen ehemaligen Präsidenten zu werfen?

Wir sind gespannt, zunächst mal müssen wir aber reinkommen ins Gebäude! Schon am Eingang werden wir freundlich begrüßt von einer älteren Dame, die als liebevolle Großmutter mit selbst gebackenem Apple Pie auf der Holzveranda von Bill Clintons Elternhaus durchgehen könnte. Sie begrüßt uns als Gäste so überschwänglich, dass wir fast sofort in das skeptische deutsche Muster fallen. Kennt ihr bestimmt: „Hier stimmt was nicht! Niemand ist ohne Not so freundlich. Oder doch?“

Sie erkundigt sich, warum wir hier seien und ich gebe eher scherzhaft zu Protokoll, dass wir den ganzen weiten langen Weg aus Deutschland mit Flug und Mietwagen NUR wegen Bill Clinton und seinem Museum auf uns genommen hätten! Um einmal im Leben hier sein zu können!
Was ich eher als Scherz gesagt habe, löst bei ihr großes Erstaunen aus! Ich glaube sie kauft mir die Geschichte ab und ist sichtlich beeindruckt! Oha.

Die Dame weist uns den Weg zum Ticketschalter, wo wir 20 Dollar für den Eintritt bezahlen. Danach folgt eine kleine Sicherheitskontrolle. Nicht so umfangreich wie am Flughafen und auch eher zählt für die Sicherheitsbeamten hier noch der persönliche Eindruck, als die pauschale Angst vor einem Anschlag. Soll sagen: Wir sehen nicht danach aus, als seien wir islamistische Attentäter und so dürfen wir ohne groß behelligt zu werden die heiligen Hallen des früheren Präsidenten Bill Clinton betreten! Was am Metalldetektor piept, wird einfach ohne eines weiteren Blickes gnädig abgewunken.

Da das Museum gerade erst geöffnet hat, sind wir mit die allerersten Besucher an diesem frühen Nachmittag. Grund genug den Rundweg sofort abzukürzen und DIREKT das Highlight des Museums, das Oval Office, zu besuchen.

Bevor uns andere Touristen vor die Kamerabilder laufen. Wir folgen also der Beschilderung für das Oval Office, fahren mit dem Aufzug auf die dritte Etage und entdecken kurz darauf auch schon den Eingang. Zu meiner Freude trennt KEINE rote Samtschnur den Raum vom übrigen Besucherstrom ab. Das war mir besonders beim virtuellen Rundgang durch das Gebäude auf Google maps aufgefallen! Es war im Bereich des Möglichen, dass das Oval Office selbst gar nicht zugänglich ist und nur von außen durch den Türrahmen begutachtet werden darf. Mein Plan war aber, wenigstens einmal den Schreibtisch des Präsidenten zu berühren, wenn man schon nicht auf dem Ledersessel sitzen darf.
*knock**knock* halt. Insider in Sachen HoC wissen schon Bescheid! 😉
Für diesen Traum bin ich sogar bereit, eben auch mal eine rote Samtschnur, der natürlich Feind des „Bitte nicht anfassen“- Schildignorierers, einfach rote Samtschnur sein zu lassen!
Für den Fall, dass mich ein Navy Seal oder wenigstens ein bulliger Mitarbeiter des Secret Service hieran hindern wollen würde, habe ich mir zuvor die Geschichte des dummen aber harmlosen deutschen Touristen überlegt. Maximal eine Nacht im Knast, mehr wird schon nicht passieren, oder?!

Nun, alle diese Gedanken waren unnötig. Denn die Türe steht offen, von einer roten Samtschnur als Absperrung weit und breit nichts zu sehen!
Wir spazieren hinein und kaum sind wir drin, sprechen uns auch sofort zwei Herren an, die im Rücken zur Tür standen und quasi nur auf Touristen gewartet haben! Unsichtbar für unseren Blick, denn logischerweise ist unser Blick nur auf den Arbeitsplatz des Präsidenten gerichtet!
Ich bin sofort bereit, wenigstens Nils mit einem beherzten Griff zu packen und auf den Schreibtisch des Präsidenten zu werfen, bevor mich einer der beiden zu Boden reißt! Damit Nils ihn wenigstens mal angefasst hätte!
Doch dazu kommt es nicht. Denn die beiden Herren sind zwar energisch, haben aber gegen die Besichtigung des Raumes grundsätzlich gar nichts. Nur ein sehr forsches „NO PHOTOS!“ kommt fast synchron über ihre Lippen. Hmm.
Blitzschnell lässt sich erkennen, dass die beiden Herren weder eine Uniform tragen, noch mit Teaser und Pfefferspray das Erstellen von Fotos verhindern könnten. Also halte ich an meinem ursprünglichen Plan in abgeschwächter Form fest. Den „dummen Touristen“ spielen. So unauffällig wie möglich drücke ich ein paar Mal auf den Auslöser der Kamera vor meiner Brust.

Eines der Bilder wird dabei sogar ganz passabel, auch wenn es nicht wirklich die ganze erhabene Tragweite dieses bedeutsamen Ortes zeigen kann:

Schnell wird klar, warum wir keine Fotos machen sollen! Nicht, weil hier noch geheime Unterlagen über die Area 51 herumfliegen oder gar das geheime Buch des Präsidenten gerade zufällig offen zur Einsichtnahme ausliegt. Nein, nein! Es geht um etwas viel schnöderes.
Um Geld!
Das wollen die beiden Herren nämlich haben und wären bereit, im Gegenzug auch Bilder von uns im Oval Office zu erstellen. Was für eine Ironie! Die Schaltzentrale des (ehemals) mächtigsten Mannes der Welt ist zu nichts weiter verkommen, als zu einem Tempel des schnöden Mammons!
Obwohl… Wenn man genauer drüber nachdenkt, war das nicht schon immer so?! 😉

OK, da wir für die vom Personal gegen Geld gemachten Bilder nicht nur das Oval Office betreten, sondern sogar am Resolute Desk, also dem Schreibtisch des Präsidenten sitzen dürfen, nehmen wir das Angebot an!
Nicht ganz billig werden die 4 auf 5 Fotos zwar, die wir kurz darauf ausgedruckt bekommen und auch herunterladen dürfen. Aber was will man machen? Ich kann ja nicht mehrere tausend Doller für die Reise in die USA ausgeben und dann ausgerechnet hier die 38 Dollar für die Erinnerungsfotos sparen?!

Die Bilder werden sogar recht ansehnlich! Unseren persönlichen Favoriten und Lieblings- Erinnerungsfoto an diesen tollen Tag (es ziert inzwischen sogar einen Schlüsselanhänger) möchten wir euch natürlich auch gerne zeigen:

Nachdem wir unsere Bilder gemacht und am kleinen Schalter außerhalb des Oval Office bezahlt und abgeholt haben, füllt sich der Raum sehr sehr schnell mit weiteren Besuchern. Durch die ständige Fotografiererei der übrigen Gäste bleibt uns kaum noch eine Möglichkeit, sich in Ruhe im vielleicht wichtigsten und detailreichsten Raum dieses Museums umzuschauen! Sehr schade!
Mal anfassen, das Ambiente auf uns wirken lassen, vielleicht einen letzten verblassenden Hauch der totalen Macht des mächtigsten Mannes der Welt spüren, das bleibt uns verwehrt. Und es wird nicht besser. Für jedes abfotografierte Pärchen am Schreibtisch rücken zwei weitere nach. Bewegt man sich auch nur in die Nähe des Raums, wird man von den Fotografen schon schräg angeschaut frei nach dem Motto: „Ihr habt doch eure Bilder, was wollt ihr noch hier?!“
Naja. Egal. Wir waren da. Das Ziel „Oval Office“ auf der persönlichen Bucket List ist abgehakt! Das allein zählt! Und damit ist es auch nicht wert, sich mit den Fotografen anzulegen oder anderen Besuchern, ihren Fotomoment zu vergällen.
Nur ein Gedanke bleibt am Ende des Tages zurück. Kann ein Präsident eigentlich loslassen? Also wenn er nicht mehr Präsident ist? In einem Anflug von Phantasie stelle ich mir vor, dass am späten Abend, wenn alle Besucher längst weg und die Reinigungskräfte mit den Staubsaugern längst durch sind, Bill Clinton in seine eigene Bibliothek und ins Oval Office schleicht. Und noch einmal Platz nimmt auf seinem alten Stuhl, an den alten Schreibtisch heran rollt und dann an alte Zeiten zurückdenkt? Es wäre irgendwie menschlich, ja?! 😉

Nun, bleiben wir lieber in der Realität, schauen wir uns stattdessen nun den Rest der Ausstellung einmal genauer an.

Hier auf der dritten Etage gibt es als nächstes in Vitrinen hinter Glas die ersten Exponate aus der Clinton´schen Präsidentschaft zu sehen. Eine Art roter Faden erschließt sich allerdings nicht. Vielleicht sind es Geschenke, die der Präsident mal bekommen hat. Immer wieder unterbrochen durch kleine Videoschnipsel aus den Reden seiner Amtszeit. Dann folgen plötzlich eine festlich gedeckte Tafel und eine Vitrine mit unzähligen kleinen blauen Kartons. Man könnte sie für ausrangierte Uhrenkartons eines noblen Schweizer Armbanduhrenhersteller wie Hublot oder Cartier halten, wenn nicht jedes der Kartönchen das Siegel des Präsidenten tragen würde! Eindrucksvoll, was dieses Symbol aus kleinen blauen Schachteln macht! Sofort empfindet man eine Art respektvolle Distanz dazu. Und einen unglaublichen Drang, ein solches Schächtelchen besitzen zu wollen!
Spontan würde ich am liebsten zugreifen! Klar, dass mich eine fette Plexiglasscheibe davon abhält. Wir fragen uns dennoch, was es wohl mit den Schachteln auf sich hat! Steckt in einer vielleicht ein kleines Geheimnis? Die erste Münze des amerikanischen Dollars vielleicht? Oder ist das nur Füllmaterial, damit die Vitrinen hier nicht so leer wirken? Wir werden es auf dieser Reise leider nicht mehr in Erfahrung bringen…

Durch die offene Bauweise des Hauses können wir wie in einer Aula schon vom oberen Gang nach unten blicken, was uns auf der ersten Etage erwartet. Da dort eindeutig mehr Exponate zu finden sind, als hier auf der dritten Etage, spazieren wir über die Treppe eine Etage nach unten.

Hier finden sich dann wirklich deutlich mehr Ausstellungsstücke aus der Regierungszeit von Hr. Clinton. Ereignisse, die aus Sicht der Amerikaner bestimmend für seine Präsidentschaft waren, sind hier zu finden. Auch wir erinnern uns an so manches Ereignis. Den Balkankrieg um das ehemalige Jugoslawien zum Beispiel! Und Briefe! Zahlreiche Abschriften von Briefen, die berühmte Persönlichkeiten an Bill, Hilary oder die Regierung geschrieben wurden. Auch Bilder fremder Staatsmänner, die man selbst schon fast vergessen hat, hängen hier im geschichtlichen Kontext. Nelson Mandela zum Beispiel. Oder Tony Blair und Jaques Chirac. Oder Boris Jelzin! Wer war eigentlich damals bei uns der Mann an der Macht? War es noch Kohl? Oder doch schon Schröder? Jedenfalls fällt uns auf, dass wir spontan kein Bild unseres Staatsoberhauptes entdecken. Vielleicht hängt unser Bundeskanzler aber auch in einem Nebenraum für besonders staatsmännische wie überaus geschätzte Staatsmänner oder so. 😉
Auch einen kleinen, wirklich sehr kleinen, zum Amtsenthebungsverfahren wegen der Lewinski- Affäre finden wir. Gut versteckt in einem Zeitstrahl und leicht zu überlesen. Naja.

Was als nächstes folgt, ist fast so imposant wie das Oval Office selbst! Der sogenannte Cabinet Room! Ebenfalls ein wohl bekanntes Zimmer aus dem weißen Haus, wo der Präsident und seine Minister stets zusammengekommen sind. Besonders imposant ist, dass jeder Stuhl hier seine eigene kleine Plakette mit dem Titel des jeweiligen Ministers trägt. Klar, den Stuhl des Präsidenten hätte man auch so erkannt. Denn sein schwerer Lederdrehstuhl ist an der Lehne natürlich erhöht. Hat was von einem Thron…
Aber die anderen Plätze? Ist das denn so wichtig, wer wo sitzt? Gab es vielleicht damals Streit wer wo sitzt und wer näher am Präsidenten sitzt, ist sein bester Freund? So wie im Kindergarten zur Geburtstagstafel? 😉

Oder sind die Schildchen für besonders vergessliche Minister gedacht?
„Was war ich nochmals? Ach, auf meinem Schildchen steht es ja! Ich bin Verteidigungsminister! Achso! Also dann ANGRIFF auf den IRAK!!“ oder so ähnlich. 😉

Jedenfalls hatte jeder der Minister hier seinen festen Platz sodass Nils, Tim, Anja und ich wahlweise in verschiedene Rollen schlüpfen können. Mal bin ich Präsident und diskutiere mit Verteidigungsminister Nils sowie Wirtschaftsminister Tim gegen die Familienministerin Anja, ob wir uns einen Krieg gegen Europa leisten können und wollen. Und mal bin ich der Vizepräsident und plane gerade ein Amtsenthebungsverfahren mit meinen Mitstreitern, dem Bauminister Tim und dem Secretary of State (also dem Außenminister) Nils, ob wir die Präsidentin Anja entmachten sollten.  Tss, wo kommen wir denn bitte hin, wenn die USA eine Frau als Präsidentin hätten… 😉

Nils gefällt übrigens die Rolle des Präsidenten fast noch am besten. Besonders, als er auf den „roten Knopf“ drücken darf. „*Ups*, das wollte ich gar nicht!“ 😉

Wir spielen lange Präsident und seine Minister im Cabinet Room, bis wir endlich weiterziehen. Es folgt als nächstes ein kleiner Kinosaal, in dem die Stationen aus dem Leben des Bill Clinton gezeigt werden. Wäre ich Hilary, würde ich wahrscheinlich kotzen, dass mein Mann inzwischen Star eines musealen Kinofilms ist und ich schon wieder ein Rennen um die Präsidentschaft verloren hätte. Ich meine, da beißt man doch mit Anlauf in die Tischplatte, oder?! 😉

Dabei meine ich das übrigens gar nicht gehässig, sondern durchaus ehrlich! Muss doch frustrierend sein! Nur einen Schritt entfernt und dann doch verloren. Das ist übrigens der Grund, warum ich mich niemals für das Präsidentenamt zur Wahl stellen würde. Viel zu sehr würde es mich grämen, wenn ich auf der Zielgeraden dann doch noch überholt würde… Es gibt so 320 Mio Amerikaner? Einer der beiden aus diesem Pott zu sein, der das Kopf- an- Kopf Rennen um den mächtigsten Posten der Welt sogar ein zweites Mal antreten kann und darf und dann in letzter Instanz auch noch verlieren?

Na jedenfalls schauen wir uns den wirklich gut gemachten Film zu gut Zweidritteln an. Sogar Nils und Tim lümmeln sich in die bequemen Kinosessel, obwohl sie vom in englischer Sprache ausgestrahlten Film natürlich kein Wort verstehen und sowieso viel lieber Cartoons anschauen möchten, als den älteren Mann mit dem weißen Haar, der eigentlich immer lächelt. Macht aber auch nichts.

Die letzten Ausstellungsstücke auf dieser Etage widmen sich intensiver der Wahl und der Wiederwahl Bill Clintons zum Präsidenten der vereinigten Staaten. Es werden Ausschnitte aus seinem Wahlkampf sowie Wahlkampfdevotionalien gezeigt. Alte Hüte, Buttons, Aufkleber. Das Standard- Klischee würden wir sagen. Nett. Zweifelsohne. Aber irgendwas war doch noch?!
Ja richtig! Das Auto!
Gut, hätten wir statt der Bibliothek von Bill Clinton die Präsidentenbibliothek von Ronald Reagen genommen, dürften wir jetzt noch eine alte ausrangierte AirForce One bewundern! Da unsere Reise aber mit Disney- Land abschließt, ist für einen Abstecher zu dieser Präsidentengeschichte leider kein Puffer mehr in unserem Zeitplan verfügbar. Dennoch können wir zumindest aus unmittelbarer Nähe die Mobilität des Präsidenten bewundern. Er hat nämlich seinen Dienstwagen hier stehen lassen, nachdem er Privatier wurde. Übrigens mitten in der Halle des Erdgeschosses und das ganz ohne Parkticket oder Abschleppversuch.

Schon von der Treppe aus erkennen wir den etwas im Lack stumpf gewordenen Cadillac Fleetwood aus dem Jahre 1993. Von außen absolut unscheinbar steckt in ihm die geballte Verteidigungstechnik des Secret Service aus der damaligen Zeit. Leider kamen die Gimmicks wohl nie wirklich zum Einsatz. Art und Umfang dürften aber ohne Übertreibung wahrscheinlich locker an den Aston Martin von James Bond heranreichen.
Gepanzerte Türen und Fenster, gepanzerte Bodenplatten, angeblich versteckte Verteidigungssysteme und offensichtlich sogar eine mobile Funkzelle! Zumindest wenn man sich die stattliche Anzahl an Antennen betrachtet, die das Heck zieren. Die waren wohl kaum für UKW und DAB+…

Nils findet den Wagen trotz seines biederen Images sowie seines Designs der 90er Jahre „voll cool“ und würde gerne mal eine Runde damit drehen. Hmm. Ob Bill den Schlüssel stecken gelassen hat? Wie man das manchmal so macht, wenn man in der dritten Reihe parkt, damit der aus der zweiten Reihe das Auto schnell wegfahren kann, wenn es den Weg blockiert? Ich würde ja mal ausprobieren, ob das Auto offen ist, aber eigentlich möchte ich hier in Little Rock gar nicht ins Gefängnis!  😉
Gut, Arkansas ist jetzt nicht Texas. Die Todesstrafe scheidet somit (hoffentlich) aus, wenn man widerrechtlich das Auto des (Ex-) Präsidenten klaut. Und wenn ein Sechsjähriger gerne eine Runde mit der Limousine des Präsidenten drehen möchte, was wäre ich für ein Papa, wenn ich das nicht ermögliche?! Die anschließende Strafe muss man dann eben in Kauf nehmen…
Ich will gerade über die metallene Absperrung steigen, da findet abrupt der angrenzende Souvenirshop das Interesse unseres Sohnes. Puh! Glück gehabt! 😉

Das Angebot des Souvenir- Shops ist sehr umfangreich! Angefangen von Postkarten über Kleidung mit Aufdrucken aus den Stationen des Präsidenten hin zu Geschirr und Besteck, Brettspiele, Bücher, die Verfassung als Rohfassung und als kommentierte Ausgabe, Golfbälle mit Präsidentenlogo, Parkschilder (Presidential Parking only), Stifte, billiges Spielzeug, teures Spielzeug, Taschen, Gläser, Becher und Eier! Genauer Ostereier! Zwar keine echten zum Essen, aber welche aus Holz. Schön lackiert und beschriftet mit dem traditionellen Ostereiersuchen im Garten des weißen Hauses. Tim verliebt sich sofort in eines der Eier! Nicht nur, weil es ihm optisch gut gefällt, sondern weil er auch eine Ahnung hat (wie man eben als Dreijähriger denkt), dass er mit diesem Ei künftig beim traditionellen Seifert´schen Eiertitschen zu besonderen Anlässen (nicht nur zu Ostern, gerne auch zu jedem samstaglichen oder sonntäglichen Frühstück…) immer als Sieger vom Tisch aufsteht!
Gut. Kaufen wir das Ei.
Und noch mehr! Zum Beispiel eine echte, schwere Medaille mit dem Siegel des Präsidenten darauf! Das ist was für meinen Reisetrophäenschrank für zuhause!
Und eine Basecap für mich! ENDLICH finde ich mal eine Basecap, die auf Anhieb auf meinen Quadratschädel passt! Super! Und nicht nur die Passform ist phänomenal, auch der Aufdruck „AirForce One Presidential Crew“ sieht nicht billig gemacht, sondern sogar recht authentisch aus!! Die nehme ich auch mit!
Auch Anja entdeckt noch ein paar Sachen und so geben wir eine Menge Dollar für Souvenirs und Andenken aus. Wie gesagt, man kommt ja auch nur einmal nach Amerika!

Nach dem Durchstöbern des Shops zieht es uns nach draußen. Die Sonne scheint einfach zu schön! Sehr frühlingshaft! Das haben wir in Deutschland in einem viel zu langen Winter vermisst! Ein kleiner Spaziergang ins Städtchen Little Rock hinein darf es jetzt, nach dem präsidialen Pflichtteil, durchaus sein! Wir holen also unsere Sachen an der Garderobe, besuchen noch einmal die Waschräume und wollen gerade gehen, als uns die mutmaßliche Großmutter von Bill Clinton hier am Eingang nochmals anspricht. Nanu?
Sie entschuldigt sich nochmals, dass sie unsere Sprache nicht gesprochen hat und sie verspricht uns, dass sie bei unserem nächsten Besuch auf jeden Fall unsere Sprache sprechen wird!
Das finden wir beeindruckend! Besonders wenn man bedenkt, dass die alte Frau schon mindestens auf die 65 zugeht! Meint sie das ernst?
Habe ich sie etwa mit meinem eher locker gemeinten, aber durchaus ernst rübergebrachten Spruch, dass wir den weiten Weg von Deutschland in die Staaten nur auf uns genommen haben, um einmal das Präsidentenmuseum von Clinton zu sehen, so dermaßen in Verlegenheit gebracht?! Das kann sie doch nicht wirklich glauben, oder? Wahrscheinlich veräppelt sie mich gerade jetzt so, wie ich sie vorhin veräppelt habe. 😉

Wieder an der frischen Luft zu sein ist herrlich! Das Museum war sehr interessant! Keine Frage! Aber wir haben mit Flugzeug, Hotel und Wohnmobil schon viel zu viel Zeit in den letzten Tagen in geschlossenen Räumen verbracht. Daher fühlt es sich jetzt richtig gut an, in der frühen arkansas´schen Sonne ein paar Schritte zu gehen! Die Sonne wärmt so sehr, dass wir sogar erstmals die Jacken ausziehen können! Es ist herrlich! Genau so haben wir uns das vorgestellt.

Little Rock würden wir als ersten Eindruck so beschreiben, wie man sich eine amerikanische mittlere Stadt aus einer klischeeüberdrehten amerikanischen Serie im Stil von „Friends“ oder „Beverly Hills 90210“ vorstellt. Live und in Farbe entdecken wir schöne Gassen, kleine Bars und Cafés, schmucke Häuser und eine lebendige Kunst- wie Kulturszene. Die Menschen um uns herum wirken zufrieden und die Autos sind nicht verbeult oder kaputt. Selbst die Straßenbahn, die eindrucksvoll vorbei rumpelt, ist sehr gepflegt und kein „Tag- Bomber“, der die Graffitis der Schmierer aus der letzten Nacht in der Stadt spazieren fahren muss! Gefällt uns wirklich sehr gut!

Gleich um die Ecke entdecken wir dann eine Art Flohmarkt. Ein paar aufgebaute Stände, wo es wohl kaum für die USA authentischere Souvenirs geben dürfte, als hier.

Wir würden uns das Angebot glatt näher anschauen, wenn hier nicht ebenfalls in der Seitenstraße die Polizeistation angesiedelt wäre! Und *schwupp*, sind die Jungs verschwunden! Nils findet die Polizeiautos hier nämlich derart coll, dass eine Besichtigung keinen weiteren Aufschub duldet. Besonders der Dodge Charger mit seinem fetten Rammgestänge vorne (also dem Bullenfänger) ist der Favorit des Tages! So ein Auto für zuhause, die Leute würden auch ohne Blaulicht freiwillig Platz auf der linken Spur der Autobahn machen!
Das Auto strahlt so ziemlich passgenau jene amerikanische Autorität und Kraft aus, die zum Klischee der Amerikaner passt. Und das ist nichtmal bös oder gar sarkastisch gemeint! Keineswegs! Aber die Amis sind nun einmal nicht zimperlich, wenn ihre Gesetze gebrochen werden. Bei einer Verfolgungsjagd aufgeben und lieber der Sicherheit den Vorzug geben (was unsere deutschen Polizisten eher machen (müssen)), das würde es hier in Amerika nicht geben! Die Cops sehen einen flüchtenden Verbrecher ja auch gleich als Herausforderung, wenn sich einer nicht an die Regeln halten mag. Und der darf dann auch gerne bei voller Fahrt auf dem Highway weggerammt werden. Wagen Totalschaden, Täter verletzt, vielleicht noch paar Kollateralschäden, aber die Ordnung wieder hergestellt. So in etwa.
Und dennoch kann ich absolut nachvollziehen, dass unsere Jungs den polizeilichen Fuhrpark hier super finden!

Von der Polizeistation aus spazieren wir runter Richtung Flussufer und dann durch den Park allmählich zurück Richtung Brücke. Die Sonne wärmt uns dabei wunderbar und lässt den nahenden Frühling wirklich endlich fühlen. Ab jetzt kann das Wetter nur besser werden! Denn jetzt kommen ja erst noch die warmen Staaten wie Texas, Nevada oder Kalifornien.

Der Rückweg über die präsidiale Brücke zurück nach North Little Rock und zum Wohnmobilpark ist allerdings nochmals frisch. Der Wind pfeifft nach wie vor eisig durch die metallenen Streben des Bauwerks und lässt uns frösteln. Vorbei der kurze sommerliche Touch. Auch, wenn die Sonne selbst nach wie vor ihre beste Seite zeigt.

Zurück am Wohnmobil gehen wir alle reihum durch das Bad und machen uns dann fertig für einen neuerlichen kleinen Spaziergang. Rüber zum Suermarkt! Die Pizza gestern aus dem wohnmobileigenen Backofen war so lecker, dass wir heute einstimmig (!) beschlossen haben, zum Abendessen erneut eine leckere Pizza aufzubacken! Das dritte Mal Pizza in Folge also. Wir müssen sie nur kaufen.
Auf google Maps haben wir zum Glück gesehen, dass etwa in der Höhe, wo wir gestern Abend vom Highway abgefahren sind, ein Family Dollar Supermarkt angesiedelt ist. Keine 600 Meter vom RV Wohnmobilstellplatz entfernt. Da spazieren wir einfach mal rüber!

Der Spaziergang selbst ist recht abenteuerlich! Die wenigen Häuser hier in der Pine Street sind recht verfallen und wirken beinahe postapokalyptisch! Man bekommt gleich ein mulmiges Gefühl.
Und noch etwas lässt uns schmunzeln. An der Straßenecke zur East Washington Avenue befindet sich ein größerer Parkplatz. Diesen haben wir gestern Abend schon gesehen und wären beinahe durch die Winkemännchen mit ihren Taschenlampen auf diesen gelotst worden. Auch heute stehen wieder Parkplatzwächter und machen mit Warnweste und Lampe einen auf wichtig. Nur das jetzt im Tageslicht gut lesbare neonfarbene Schild mit der Aufschrift „Parking 10$“ verrät ihre kommerzielle und somit wenig hoheitliche Ausrichtung.
Nun, das alleine wäre nicht schlimm. Wenn nicht in der Parallelstraße Brother Paul Drive ein ebenso großer Parkplatz zu finden wäre. Komplett kostenlos! Es sind wirklich nur wenige Meter, die die beiden Parkplätze trennen. Und dennoch sehen wir allein jetzt zwei Autos, die auf den gebührenpflichtigen Parkplatz auffahren. Ich gehe mir, weil ich es einfach nicht glauben kann, extra das benachbarte Parkfeld anschauen! Es stehen keine Verbotsschilder, es gibt keine markierten Bordsteinkanten (rote Bordsteine wären absolutes Halte- und Parkverbot, gelb ist Parkverbot und blau wäre kostenpflichtig) oder sonst einen Hinweis darauf, dass man hier nicht parken darf! Warum also fahren dann mindestens zwei von drei Autos dennoch auf den kostenpflichtigen Parkplatz?! Nur, weil dieser 50 Meter näher an der Hauptstraße liegt?! Weil die Amis es sich einfach leisten können?
Die Frage wird eine der großen ungelösten Rätsel dieses Urlaubs bleiben, denn jemanden ansprechen, warum er für 10 Dollar parkt, wenn das Parken nur wenige Schritte die Straße runter kostenlos ist, traue ich mich nicht. Habe Bedenken, dass es zu überheblich wirkt und mir vielleicht die Parkplatzeinweiser eines der Hütchen auf den Kopf hauen, wenn ich ihnen das Geschäft versaue.
Also lieber schnell weiter.

Nachdem wir die East 2nd Street passiert haben, folgt als nächstes die Hauptstraße, die East Broadway Street, die auch gleichzeitig Teil der Interstate 70 ist. Sofort wird uns klar, dass du als Fußgänger hier in Amerika aber ganz, gaaaaanz weit hinten in der Nahrungskette stehst!
Zweispurig für jede Richtung, in der Mitte nur durch eine gelbe Fahrbahnmarkierung getrennt, wird das Überqueren der Straße zum waghalsigen Sprint! Anja nimmt Nils an die Hand und spurtet in einer passablen Lücke los. Ich nehme Tim hingegen gleich ganz auf den Arm und tue es ihr mit dem Sprint gleich. Gemeinsam schaffen wir es, durch die Autos durchzukommen. Erst als wir drüben sind, bemerken wir plötzlich, dass die Straße nach der Autoflut wieder komplett leer wird.
JETZT hätten wir gefahrloser die Straße überqueren können. Naja. Da waren wir wohl etwas zu ungeduldig und sind unsere europäischen Bandwürmer auf der Straße gewohnt. Wenn du da mittags die Straße überqueren musst und warten willst, bis wirklich kein Auto mehr kommt, wird es locker 21 Uhr… Mindestens.
Hier aber scheinen die Ampeln besser aufeinander abgestimmt zu sein. Denn nach einem Moment der Ruhe ergießt sich ein neuerlicher Schwall Autos über die Hauptstraße aus beiden Richtungen, kurz darauf wieder abgelöst von einer Ruhephase. Aha! Das werden wir uns merken.

Anja marschiert mit Nils schonmal vor in den kleinen Supermarkt. Ich gehe noch ein paar Schritte weiter zu einem benachbarten Autohändler. Interessiert mich einfach, was gebrauchte Autos hier so kosten!
Das Angebot ist auch recht reichhaltig, nur Preise entdecke ich leider keine! Muss man die denn individuell ohne erstes Angebot des Händlers verhandeln? Komisch das halt nichts dran steht! Dann aber entdecke ich, dass die Autos alle Schildchen in unterschiedlichen Farben haben. Scheinbar gibt es hier nicht so etwas wie Einzelpreise pro Auto, sondern so etwas wie einen Gruppenpreis! Alle Autos mit grünem Schild kosten wohl Summe X, alle Autos mit einem roten Schild sind hingegen in der Preisklasse Y angesiedelt. Irgendwie so. Nur leider gelingt es mir nicht, diesen Korridor heraus zu bekommen.
Was das Auto im Endeffekt kosten soll, erschließt sich mir also nicht.
Etwas anderes fällt mir aber dafür auf. Etwas, was bei uns per Gesetz völlig unmöglich wäre, ist hier offenbar Gang und Gäbe. Praktisch jedes Auto hier ist ohne Garantie und ohne Gewährleistung! Du kannst offenbar die übelste Schrottmöhre kaufen und merkst es nicht einmal! Rollst du nach dem Bezahlen vom Hof, gilt das Auto offenbar als gekauft wie gesehen. Nicht besonders verbraucherfreundlich, besonders für Laien beim Autokauf, oder? Aber das ist sie eben, die amerikanische Mentalität von Freiheit. Der Händler hat das Recht sein Auto ohne Gewährleistung zu verkaufen, wenn er das möchte. Und der Käufer hat das Recht, dieses Risiko eben allein zu nehmen, oder es eben zu lassen.
Ich würde es in der Preisklasse, in der hier die Autos stehen, wohl eher lassen. Andererseits lockt natürlich auch das Schnäppchen! Muss der Händler kein Risiko für einen Motorschaden (den er auch nicht immer vorausahnen kann) mit einkalkulieren, ist der Wagen eben wirklich „gekauft wie gesehen“! Habe ich dann Ahnung, spare ich ein paar (viele) Dollar. Da könnte man durchaus schwach werden…

Schnell eile ich rüber in den Family Dollar bevor ich mir noch überlegen muss, wie ich ein hier gekauftes Cabriolet so kostengünstig wie möglich nach Deutschland verschifft bekomme. Statt Cabrio gibt es Pizza. Das ist wichtiger.

Der Family Dollar überrascht! In seiner Einfachheit! Er wirkt gleichsam unaufgeräumt und chaotisch wie steril. Wir brauchen wieder mal einen Moment, bis wir erkennen, warum das so ist.
Es fehlt einmal mehr komplett die frische Ware!
Es gibt keine Obst- oder Gemüseabteilung! Es gibt keine Kühltheke mit Frischfleisch! Es gibt entweder nur Tiefgefrorenes, oder derart mit Vakuum und Konservierungsstoffen versetze Nahrungsmittel, dass sie auch nach einem radioaktiven Fallout noch immer genießbar bleiben.
Für einen gesunden Einkauf im Sinne von frischen Zutaten taugt dieser Supermarkt gar nicht und ist gleichzeitig ein Kulturschock! Nur Tiefkühl oder Abgepackt, das wirkt unvertraut steril! Klinisch! Und ungewohnt, wo doch jeder Dorfsupermarkt bei uns zumindest etwas welkes Gemüse im Angebot hat.
Aber für unsere Pizza und noch ein paar andere Dinge reicht das Angebot hier natürlich durchaus.

Man merkt übrigens auch, dass diese Ecke von North Little Rock eher zu den sozial schwächeren gehören muss. Nicht nur an der halb verfallenen umliegenden Architektur der Häuser, sondern auch am Kundenklientel! Die wenigen übrigen Kunden wirken recht abgehalftert, ohne das negativ zu meinen. Es ist natürlich nun so, dass wir sogar als Touristen im Freizeitlook für diesen Supermarkt etwas overdressed wirken und von den wenigen Stammkunden hier recht kritisch beäugt werden. Dies fällt wiederrum der einzigen Verkäuferin auf, die hier im Laden ihren Dienst verrichtet. Sie passt sich optisch zwar durchaus ihrem sonst üblichen Kundenklientel an, ist aber gleichzeitig auch freundlich und offen und bricht damit regelrecht eine soziale Barriere. Zumindest zu unseren Jungs! Die findet sie „so cute!“ und würde ihnen am liebsten mit ihren überlangen begelten Fingernägeln in die Wange kneifen. Holla! Da müssen wir aufpassen.
Wir kaufen ein was brauchen. Leider gibt es die leckere Pizza nicht, die wir gestern gegessen haben. Aber die Pizza aus dem Hause „Tony´s“ sieht zumindest auf dem Karton ebenso verlockend aus. Die werden wir probieren.

Der Weg zurück zum Wohnmobil und zum RV Park sorgt an der Tankstelle für ein weiteres, komisches Reiseerlebnis. Ein älterer Afro- Amerikaner, rau und ungepflegt, lehnt an den Staubsaugerautomaten im Rücken des kleinen Shops und lallt lautstark etwas in unsere Richtung, als wir auf dem Bürgersteig entlang spazieren. Es fiele so schon schwer, der Aussprache folgen. Im besoffenen Zustand allerdings wird das gelallte Wort des Mannes aber nahezu unidentifizierbar.
Er wirkt zunächst harmlos, als er von Gott spricht. Als er uns aber als Sünder tituliert und sich offenbar aufmacht, seiner mündlichen Predigt möglicherweise auch handfeste Argumentationshilfen folgen zu lassen, mahne ich meine Truppe an einen Schritt schneller zu gehen. Gleichzeitig positioniere ich mich schonmal vorsorglich so, dass der Typ erst an mir vorbei müsste, bevor er Frau und Kind erreichen könnte.
OK, lallende Besoffene haben wir in Deutschland natürlich auch. Selten aber am helllichten Tag an einer 08/15 Straßenecke und mit einer „göttlichen“ Botschaft. Und, das kommt absolut erschwerend hinzu, hier kannst du deine Kanone im Walmart kaufen! Was ist, wenn der einen solchen Gebetsprügel für besonders eindrucksvolle Predigten von Smith&Wesson für 99 Dollar Angebotspreis unter seiner schwarzen Daunenjacke trägt?!
Was würde ich tun, wenn er uns bedroht? Den Herrn preisen und loben, meine Sünden bekennen und auf die Knie fallen in der Hoffnung, dass er dann von uns ablässt? Also so psycho- mässig?
Zum Glück kommt es nicht so weit. Wir bewegen uns schneller aus seiner Distanz, als er sich selbst zum Gehen koordiniert bekommt. Er ruft noch einen missionarisch wichtigen Satz hinter uns her, den er mit einem lautstarken „Hallelujah“ abschließt. Dann steht er wieder unbeteiligt am Staubsaugerautomaten der Tankstelle und wartet offenbar auf neue zu bekehrende Heiden, die aus dem Supermarkt kommen und über die Straße gehen wollen.
Surreales Erlebnis!
Es macht uns klar, dass man seinem Gegenüber hier unbewaffnet keinesfalls aggressiv entgegentreten darf. Klar, das sollte man so auch schon in unseren Breitengraden so machen. Aber hier ziehst du als Tourist ohne Erlaubnis eine Waffe zu tragen schon rein statistisch definitiv immer den Kürzeren…

Zurück am Wohnmobil ist der kleine Vorfall vergessen. Logisch, das Bedrohungspotential der Situation bestand ja nur in der möglichen Annahme, dass der betrunkene „Missionarspriester“ eine Waffe haben KÖNNTE! Ob er eine hatte und ob er diese überhaupt aus der Jacke zieht und uns damit „eindrucksvoll zu seiner Religion bekehrt“, war ja gar nicht klar. Da wir uns der Situation entzogen haben, ist ja nichts passiert. Also vergessen wir das schnell.

Widmen wir uns stattdessen der Pizza! Jetzt, wo wir um die korrekte Bedienung des Ofens wissen, bekommen wir eine fast perfekte Pizza hin! Super! Leider schmeckt sie weitaus weniger lecker, als die Pizza aus dem WalMart. Schade Tony! Aber das war nix!
Wir nehmen uns daher direkt vor, bei nächster Gelegenheit den Pizzabestand im Gefrierfach unseres Wohnmobils bedeutend aufzubauen, sobald ein Walmart am Wegesrand auftaucht.

Allmählich kommen wir übrigens auch im amerikanischen Rhythmus an. Denn als die Sonne langsam tiefer sinkt, schleicht sich zum ersten Mal so etwas wie Müdigkeit um diese Uhrzeit ein. Juchu! Fühlt sich gut an wieder im Rhythmus zu sein! Zumindest ansatzweise. Nur die Jungs wehren sich noch gegen das Synchronisieren mit der amerikanischen Uhrzeit und wollen noch nicht ins Bett. OK, das wollen sie allerdings zuhause auch nie. Von daher ist alles in Ordnung würde ich sagen.
Obwohl es zwar schon halb 8 Uhr durch ist, wollen wir aber das Schlafen auch nicht mit der Brechstange herbeiführen. Also darf es noch ein wenig Kinderprogramm zum Abschluss des spannenden Tages sein.
Heute Nachmittag hatte ich es mal spontan probiert mit dem Fernseher und quasi sofort nach dem Einschalten und Suchlauf an die 40 Sender auf den Fernsehschirm bekommen! Das ist mal allerdings proud american! Auch jetzt klappt das Fernsehprogramm sofort tadellos. Spannend wird sein, was von dem Angebot noch übrig ist, wenn wir später mal mitten in der Pampa stehen. Für den Moment aber freuen sich die Jungs über ein paar Cartoons, die zwar natürlich in englischer Sprache ausgeführt sind, aber für Cartoons braucht man nicht wirklich ein Sprachverständnis. Wenn der Zeichentrickkatze der Zwei- Zentner Amboss auf den Fuß fällt, ist das in jeder Sprache witzig! 😉

Meilen bei Abfahrt 781,3
Meilen bei Ankunft: 781,3
Gefahrene Meilen: 0 (und wir haben jede einzelne nicht gefahrene Meile genoßen 😉 )

Fernwehmoment des Tages:
Am Abend, als die Kinder längst schlafen und auch Anja sich bereits im Bad bettfertig macht, gelingen mir bei eisigen Temperaturen mit lang geöffneter Blende meiner Digitalkamera noch ein paar ganz tolle Bilder von Little Rock, der Brücke und unserem Wohnmobil! Es hat etwas unglaublich fernwehträchtiges, wenn wir heute im Nachgang zu unserer Reise diese Bilder betrachten:

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