Audias fabulas veteres sermonesque maiorum!
Hört uralte Geschichten und Erzählungen aus Urväterzeiten! 😉
Samstag, 31. Juli 2010
Lange fletzen wir uns im Bett. Haben wir uns aber auch verdient! Ist ja Wochenende! Und da wir gestern am Abend ja noch bis Trier durchgerauscht sind, brauchen wir heute ja nicht mehr fahren.
Gegen kurz nach 9 stehen wir auf und bereiten uns erst einmal ein leckeres Frühstück.
Das Angebot des Stellplatzes mit den Brötchen nehmen wir hierfür allerdings nicht in Anspruch, die Brötchen sind uns ein klein wenig zu teuer.
Stattdessen gibt es das gestern gekaufte Brot, das tut es auch.
Oh- Mann! Wenn das so weiter geht (also mit Stellplatz statt Campingplatz, Tütennudeln statt Curry-Wurst oder eben Brot statt Brötchen…), werden wir noch richtige Sparfüchse! 😉
Wir lassen uns Zeit mit dem Frühstück und ebenso gemütlich beginnen danach die Vorbereitungen für die Stadtrundfahrt.
Anja kümmert sich um den Abwasch, während ich schon mal die Fahrräder vom Fahrradständer abnehme.
Und da ich weiß, dass Anja auch noch eine Folge GZSZ im Fernsehen schauen mag, habe ich auch für eine kleine Wartung noch Zeit.
Entsprechend gucke ich direkt mal nach Anjas Schaltung. Auf Fanö hatten wir ja den hinteren Mantel nach einem kapitalen Reifenplatzer wechseln müssen, dabei habe ich wohl die Gangschaltung nicht ganz korrekt zusammen gebaut.
Einige Gänge lassen sich nur mit Krachen und Knacken einlegen, das soll natürlich nicht sein.
Zum Glück finde ich den Fehler recht schnell, der Bowdenzug ist an der Radnabe aus der Führung gesprungen, scheinbar war die Einstellschraube nicht fest genug.
Zuerst gibt es ein leckeres Frühstück… …danach repariere ich Anjas Fahrrad.
Ich repariere das fix und damit ich mich nicht vor späteren Garantieansprüchen meiner Frau bei einem erneuten Fehler fürchten muss, drehe ich auch gleich eine kleine Testrunde mit Anjas Fahrrad.
Und damit ich die Fahrt sogar noch sinnvoller nutzen kann, mache ich auch gleich ein paar Bilder im Hellen vom Stellplatz, damit eventuelle Besucher und Interessenten nach uns sich ein Bild der Lage machen können:
Rundfahrt über den SP: Einfahrt an der Schranke Servicecontainer mit Infos und CampCard Automat
Die Reihen sind recht großzügig gestaltet Man steht hintereinander, immer im Schnitt 3 Mobile
Die mittleren Plätze verfügen über Stromsäulen… …die mit der CampCard freigeschaltet werden
Am anderen Ende des Platzes steht das Sanitärgebäude 2 Kabinen, Eintritt mit CampCard, kostet 40 cent
Die VE liegt unmittelbar am Sanitärgebäude Auch hier schaltet die CampCard die Funktion frei
Ich radele eine weitere Runde mit dem Fahrrad, dieses Mal allerdings mach drehe ich mit meiner Digicam gleich mal ein kleines Video vom Wohnmobilstellplatz von Trier!
motus pictures melior est stans pictures!
Seht hier unser Video vom Wohnmobilstellplatz in Trier:
Bilder sind ja immer schön, aber laufende Bilder vermitteln noch viel besser, wie es vor Ort ausschaut. Daher haben wir für euch ein kleines Video von einer Rundfahrt über den Wohnmobilstellplatz von Trier gedreht:
Externes Video, welches wir unter den erweiterten Datenschutzbestimmungen auf youtube hochgeladen haben. Wenn ihr das Video anklickt, findet ein Datenaustausch zu youtube statt!
Ich drehe hierbei gleich mehrere Versionen, um mir dann hinterher die beste rauszupicken.
Da ich hierbei immer wieder die gleiche Runde um den Platz drehe, fällt mir schon bei der zweiten Rundfahrt ein älterer Herr auf, der etwas verloren vor der Stromsäule steht.
Beim dritten „Take“ breche ich dann das Video ab, da der Mann noch immer an der Stromsäule verharrt.
„Guten Morgen! Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“
Augenblicklich beiße ich mir fast auf die Zunge! DIR! „Dir“ wäre richtig gewesen!
Wir sind Camper, wir alle haben das gleiche Hobby. Ob nun Akademiker oder Arbeiter, an der VE sind alle gleich.
Und daher ist es bei der großen Mehrzahl der Camper auch so, dass das Hobby verbindet.
Entsprechend ist das „Du“ auf dem Camping- und Stellplatz üblich wie gebräuchlich.
Aber hier hat mir ganz einfach meine Erziehung ein Schnippchen geschlagen, denn ein älterer Herr am Wegesrand wird nicht einfach geduzt! Boing!
Naja, egal, der gute Mann antwortet prompt: „Ach, das ist aber nett von Ihnen, ich bekomme das mit dem Strom nicht hin.“
„Haben Sie denn die Karte aufgeladen?“
„Ja, 20 Euro, mehr ging nicht drauf“
Ich schlucke…
„Ja, dann schauen wir mal: Strom eingesteckt, Säule 3, ah ja! Schauen Sie, die Lampe leuchtet schon und ein Guthaben von 99 cent ist ja auch drauf. Haben Sie die Karte schon vorgehalten?
„Ja, aber habe ich jetzt Strom?“
„Haben Sie schon im Fahrzeug nachgeschaut?“
„Nein, ich schaue schnell“… „Ja, Strom ist da!“
„Na bestens, nun müssen wir nur noch überlegen (habe bewusst „wir“ statt „Sie“ gesagt ;-), wie viel Strom benötigt wird, davon abgesehen kann aber überzähliges Guthaben auch wieder auf die Karte aufgeladen werden. Sollen wir vielleicht noch 2 Euro auf die Säule laden?“
„Oh, ja, bitte!“
Ich nehme die Karte und lade noch 2 Euro auf die Stromsäule drauf, dabei zeige ich dem älteren sehr seriös wirkenden Herren (der war bestimmt mal hoher Beamter oder so), wie das Vorhalten der Karte an den Sensor und das Aufladen der Säule funktioniert.
Er bedankt sich außerordentlich höflich und so habe ich meine gute Tat für heute auch schon geschafft.
Ein schönes Gefühl, wusste schon Cicero: Iucundi sunt acti labores – Nach getaner Arbeit fühlt man sich wohl!
Nicht nur, dass ich dem Herrn bei seinem Stromproblem geholfen habe, auch Anjas Fahrrad scheint wieder super zu funktionieren, denn auch während der letzten Meter über den Platz kann ich trotz intensivem rauf- und runterschalten keine Probleme beim Schalten mehr entdecken.
Anja hat natürlich von all dem nichts mitbekommen. Sie sitzt im Wohnmobil am Laptop und kümmert sich um ihre Farm auf Farmville. Ob man sich danach auch „wohl“ fühlen kann?
Wenn man ein paar virtuelle Äcker bestellt hat???
Naja…
Da Anja gerade erst mit dem Farmen angefangen hat, kann das locker noch 30 Minuten dauern, auch ist die entscheidende Folge von GZSZ noch nicht über den Fernsehschirm geflimmert.
Nerven zwecklos, auch wenn ich endlich weg will. Wenn Anja sich was in den Kopf gesetzt hat, dann ist das auch so.
Naja, schnappe ich mir einfach den Laptop und fange schon mal mit dem Reisenotizen an.
Dann dauert es zuhause nicht zu lange, bis unsere Daten online sind….
Gegen kurz nach halb 1 Uhr kann es aber ENDLICH los gehen.
Mann- oh- Mann!
Da fahren wir extra nach Trier und sitzen dann doch den halben Tag im Wohnmobil rum.
Da hätten wir ja auch nicht wegfahren brauchen…
Naja, nun geht es jedenfalls los und so schwingen wir uns auf die Räder.
So Wohni, machs gut, wir lassen dich jetzt alleine… …denn endlich geht es mit dem Fahrrad los nach Trier!
Der Weg führt uns nun natürlich zunächst ganz dicht an der Mosel entlang. Wir passieren den Campingplatz und erkennen kurz darauf auch schon die Übergangsbrücke in die Stadt, genauer handelt es sich um die Römerbrücke.
Die Bauform ist auf jeden Fall typisch römisch, ähnlich einem Viadukt verfügt die Brücke über eine tragende Rundbogenkonstruktion. Allerdings ist der Stil durchaus moderner und weniger „antik“, sodass wir nicht ganz sicher sind, ob sich die Brücke wirklich noch in ihrer römischen Ursprungsversion befindet, oder bereits (was mal zu vermuten ist) mehrfach restauriert und an die neuen Gegebenheiten (wie zum Beispiel LKW- Verkehr statt Pferdekarren) angepasst wurde.
Zum Glück haben die Baumeister damals wie heute alles richtig gemacht, denn auch wir können ohne Probleme die Brücke überqueren, ohne dass sie einkracht 😉
Auf dem Radweg immer dicht an der Mosel entlang Ins Zentrum von Trier führt der Weg über die Römerbrücke
Nach Überquerung der Brücke versuchen wir uns anhand unseres Stadtplanes zu orientieren, was allerdings nur in der Theorie gut funktioniert.
Die von uns ausgesuchte Straße ist ein wenig schmal und eigentlich sogar eine Einbahnstraße, aber was macht das schon. In Köln fahren sie mit dem Fahrrad auch kreuz und quer umher, da könnten wir als „kölsche Botschafter“ diese Sitten auch in Trier einführen 😉
Auch biege ich an einer Stelle natürlich falsch ab, sodass Anja mich mal wieder auf „den richtigen Weg“ lotsen muss. Typisch.
Nun, Anja übernimmt daraufhin die Führung durch die Gassen von Trier und tatsächlich stehen wir kurz darauf am Anfang der Fußgängerzone.
Geht doch! Wir binden die Räder an einen Fahrradständer und starten zur besten Mittagszeit (13 Uhr) nun zu unserer Stadtbesichtigung.
Zuerst kurven wir ein wenig verloren durch die Gassen Dann aber finden wir doch noch die Fußgängerzone
Schnell gerät unser Augenmerk dabei auf die kulinarischen Köstlichkeiten am Wegesrand. Und das Angebot ist reichhaltig! Lange werden wir jedenfalls nicht widerstehen können.
An der „Kartoffelkiste“ kommen wir zwar noch vorbei, aber schon an der nächsten Ecke ermahnt uns fast schon eine Werbetafel, dass wir die dort angepriesenen Wildbratwürstchen „unbedingt probieren“ müssen.
Wie kann man dazu „nein“ sagen?
Aber wir reißen uns zusammen und bestellen erst einmal nur ein Brötchen, welches wir uns teilen, was sich im Nachhinein als absolut richtige Entscheidung heraus stellt.
Die Wurst ist lecker, keine Frage, aber für meinen Geschmack ist das Fleisch deutlich zu herb und gut gewürzt. Anja ist meiner Meinung, findet aber dann doch Gefallen an der Wurst, sodass ich ihr das Brötchen schon nach 2, 3 Bissen komplett überlasse.
Wir passieren kurz darauf einen „Pizza Hut“, wo wir uns ein großes Getränk teilen, denn die würzige Wurst hat Durst gemacht.
Na bei der Aufforderung können wir nicht nein sagen 😉 Lecker? Ja! Aber sehr herb und kräftig im Geschmack
Gut gestärkt kann es aber nun losgehen, wir spazieren voller Neugier und Entdeckerdrang durch die Gassen von Trier.
Natürlich fällt unser Augenmerk hierbei auf eine „typisch deutschen“ Souvenirstand. Eigentlich sind es sogar zwei, die uns mit dem Angebot überraschen.
Kleine Figürchen, Puppen, Bierkrüge, Schnapsgläser, Deckchen, Fingerhüte und sogar Kuckucksuhren werden hier verkauft. Typischer Kitsch, aber auch typisch schön! Ich mag das und es ist nicht weiter verwunderlich, dass sofort Erinnerungen an unsere Schwarzwald- Wohnmobiltour wach werden.
Wir stöbern ein wenig durch das Sortiment und wundern uns über die wohl uralten Postkarten, die man offenbar einfach nicht zur Seite legen will.
Ob die ausgebleichten vergilbten und gewellten Dinger noch jemand kauft?
Angucken tue ich die alten Karten natürlich gern. Die alten Straßenzüge, Klamotten und Menschen auf den Bildern, die immer ein kleines Fenster in die längst vergangenen 70er und 80er Jahre möglich macht. Gemeinsam staunen Anja und ich, wie damals alles ausgesehen hat und wie kitschig doch einige der Karten wirken.
Zum Glück finden sich aber nicht nur die „ollen Dinger“ im Ständer, sondern auch einige zeitgemäße Karten sind dabei.
Wir merken uns den Preis (0,25 € je Karte) und spazieren erst einmal weiter.
Meist findet sich dann doch noch irgendwo (guter Tipp: Touristeninfo!) ein besserer Preis für die Karten, mal sehen.
Wir schlendern durch die Gassen von Trier An diesem Souvenirstand machen wir halt
Der Stand bedient alle deutschen Klischees: Bierkrüge, Gläser, Tassen, Teller, Püppchen und sogar Kuckucksuhren!
Wenige Schritte später entdecken wir das erste richtige Highlight von Trier, es handelt sich um den zentralen Trierer Marktplatz, besser bekannt als Hauptmarkt von Trier.
Über 1000 Jahre ist der Markt bereits alt und ich bin sicher, dass die altehrwürdigen Mauern und Steine hier sicher so manch interessante Geschichte zu erzählen hätten.
Doch ist der Markt ein Ort der Ruhe und der Einkehr, um sich der Geschichte bewusst zu werden? Nicht wirklich…
Alles wuselt um uns herum, läuft durcheinander, Menschen bewegen sich von links nach rechts und umgekehrt. Einige telefonieren mit den Handy, andere (sehr viele übrigens!) schieben sich beim Gehen etwas mehr oder weniger Nahrhaftes zwischen die Backen.
Aber so ist das nunmal auf einem Markt.
Und ich bin fast sicher, dass es vor 1000 Jahren nicht anders war. OK, es wird wohl niemand mit dem Handy telefoniert haben (und wenn doch, wurde die Person bestimmt als Hexe(r) angeklagt und verbrannt 😉 aber Essen gehört zu einem Marktplatz wohl einfach dazu. Ein Glück, dass wir nicht zu hungrig sind, denn so können wir uns mehr den Sehenswürdigkeiten widmen.
Da wäre zunächst einmal das Marktkreuz. Erzbischog Heinrich I. stattete den Markt 958 mit diesem Symbol zum Start der offiziellen Markttätigkeit aus. Tolle Sache!
Verglichen mit unserer Zeit wäre dies in etwa so, als wenn in einer Innenstadt ein Saturn oder Media- Markt neu eröffnet. Ruck-zuck kommen die Leute… 😉
Das Marktkreuz von Trier (links in grau) als Wahrzeichen und Mittelpunkt des wuseligen Treibens in Trier
Viel interessanter ist aber auf jeden Fall der Petrusbrunnen.
Dieser wurde zum Ende des 16. Jahrhundert vom Bildhauer Hans Ruprecht Hoffmann erschaffen. Auf seiner Spitze steht eine Figur des Stadtpatrons Petrus, die dem Brunnen seinen Namen gibt. Unverkennbar.
Der Brunnen dient heute natürlich einigen ruhesuchenden und eisschleckenden Menschen, die sich an seinem Sims niedergelassen haben.
Auch ich kann dem Brunnen natürlich etwas abgewinnen, er dient mir nämlich als Stütze für einige schöne Bild vom Marktplatz aus einer etwas höheren Position, ideal um das wuselige Treiben auf dem Marktplatz einzufangen:
Ebenfalls sehr markant: Der Petrusbrunnen von Trier
Von leicht erhöhter Position mache ich weitere Bilder Der Marktplatz ist umgeben von schönen antiken Häusern
Neben Marktkreuz und Petrusbrunnen entdecke ich dabei gleich die nächste Sehenswürdigkeit hier am Hauptmarkt, die historische Kirche St. Gangolph. Nach dem Dom ist diese übrigens die älteste Kirche der Stadt!
Hier am Markt stand wohl schon immer eine Kirche, denn kurz nach dem Marktkreuz wurde 964 auch der Grundstein für die Kirche gelegt, so informiert zumindest eine Historientafel am Eingang zur Kirche.
Von der ursprünglichen Kirche hat die heutige St. Gangolf. Kirche allerdings nicht mehr viel gemein, das heutige spätgotische Bauwerk stammt etwa aus der Zeit um 1500.
Die Kirche beherbergt übrigens gleich 2 interessante Glocken! Zum einen die „Lumpenglocke“, die um 22 Uhr ihren Klang erscheinen lässt.
Mal sehen, ob wir die heute Abend hören können. Früher leutete die Glocke wohl die Sperrstunde ein hat damit die ganzen „Lumpen“ (im Sinne von Gesindel) von der Straße geholt, was vielleicht die Namensfindung erklären könnte 😉
Neben dem Pennerwecker *äh* der Lumpenglocke findet sich auch noch die Feuerglocke genannt „Zündel“ hier im Glockenturm, über deren Verwendung es bei diesem tollen Namen wohl keinen Zweifel geben dürfte…
Direkt am zentralen Markt steht die Kirche St. Gangolph Am Eingang informiert eine Zeittafel über das Wichtigste
Schon als wir den Vorbereich der Kirche betreten, wird es augenblicklich ruhig um uns herum. Es ist schon erstaunlich, wie man nur durch bloße Betreten eines Kirchenareals zu innerer Einkehr und Ruhe findet und sich sogar die Mitmenschen um einen herum dieser plötzlichen „Entschleunigung“ anschließen.
Von innen birgt die Kirche hingegen keine Überraschungen. Typische Holzbänke, einige Schreine, Bilder und Gemälde in den Ecken, eine Opferstelle mit Kerzen und Marienbildnis, ein Taufbecken, Altar und Kreuz.
Interessant ist vielleicht noch die Verzierung der Decke in einem der Seitenschiffe, die so gar nicht zur Schlichtheit des Hauptschiffes passen will.
Das Mittelschiff der Kirche St. Gangolf hier eines der Seitenschiffe, die Decke ist etwas schöner
Wir entdecken noch ein stilischtes Taufbecken Ansonsten ist die Kirche im Innern eher schlicht gehalten
Um einen Moment zu pausieren und kurz einzukehren ist die Kirche sicherlich gut geeignet, da uns aber derzeit nicht nach geistiger Ruhe ist, verlassen wir die Kirche wieder nach einem kurzen Rundgang.
Wie sehr aber doch dieser Moment der Ruhe auf uns gewirkt hat merken wir erst, als wir wieder unter dem schweren eisernen Tor auf den Marktplatz treten.
Mit einem Schlag ist das ganze wuselige, quirlige Leben wieder da!
Wir atmen noch einen Moment durch, dann geht es auch schon wieder ab durch die Mitte!
An der Kirchenschwelle: Der wuselige Marktplatz vor uns Nun geht es wieder los! Rein ins Getümmel!
Wir stöbern noch ein wenig durch die Marktstände und bestaunen die umfangreichen Fachwerkarbeiten
In einer Seitenstraße gleich neben dem Hauptmarkt (links rum, wenn man aus der Kirche kommt) entdecken wir gleich das nächste Highlight, das Spielzeugmuseum.
Wir überlegen kurz, ob wir es uns vielleicht anschauen wollen, entscheiden uns dann aber dagegen. Zwar kann das Museum sicherlich so manches interessantes Spielzeug präsentieren, was eine kleine kostenlose Ausstellung am Fuße des Eingangs beweist, aber wir sind ja nicht nach Trier gekommen, um Spielzeug anzuschauen.
Uns geht es ja viel mehr um die römische Geschichte, die wir mit der Besichtigung DES römischen Bauwerks in Trier, der Porta Nigra, nun auch mal so langsam angehen wollen.
Und immerhin schaffen wir es schonmal, dass wir die richtige Richtung zur Porta Nigra einschlagen, allerdings ist es unserem schwachen Durchhaltevermögen zu verdanken, dass wir uns auf dem Weg immer wieder ablenken lassen.
Für die erste Ablenkung ist der „historische Keller“ verantwortlich. Hierbei handelt es sich um eine Gaststube in einem Kellergewölbe gleich unter einem Karstadt- Komplex.
Die Speisekarte kann sich sehen lassen und da ich mir das heutige Abendessen durchaus in einem mittelalterlichen Kellergewölbe vorstellen könnte, eile ich einmal kurz die Treppen herunter, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Und der ist nicht schlecht! Sofort werden Erinnerungen an unsere erst kürzlich durchgeführte Reise nach Nürnberg wach, wo wir ebenfalls in einem Kellergewölbe gut zu Abend gespeist haben, damals im „Barfüsser“.
Ich mache ein paar Bilder von der Szenerie und hüpfe dann die Treppen wieder rauf zu Anja, die oben auf mich gewartet hat. Sie schaut eher skeptisch auf die Bilder und ist eher geneigt, der zum Start der Stadtbesichtigung entdecken „Kartoffelkiste“ unseren Zuschlag für das Abendessen zu erteilen.
Nun, wir vertagen die Entscheidung natürlich erst einmal, es ist ja noch keine Abendessenszeit.
Das Restaurant „zum historischen Keller“ weckt Interesse Blick in den Gewölbekeller: Ja, das sieht ganz nett aus
Aber ein leckeres Eis könnte uns wohl munden, zum Glück hat Anja während meines Ausflugs in den historischen Keller gleich nebenan eine gute Eisdiele mit dänischem Eis ausgemacht und bereits die Lage sondiert.
Das besondere hier: Die Eiswaffeln werden ganz frisch gebacken und danach gerollt! Wir bestellen jeder ein leckeres Eishörnchen, welches wir uns kurz darauf auf einer Bank mit Blick auf die nur wenige Meter entfernte Porta Nigra schmecken lassen.
Das Eis allein ist schon nicht schlecht, aber die Krönung ist ganz klar die leckere knusprige Waffel! Nicht so hart und trocken wie normale Eiswaffeln, hier schmeckt man wirklich die Frische, dass das Eis fast schon zur Nebensache wird.
Die Werbung siehr schonmal super aus! Das fertige Eis ist aber noch besser! Und soooo lecker!
Wir schauen eisschleckend ein wenig dem bunten Treiben zu, beobachten Touristen, die einen Sightseeing- Bus besteigen, oder sich mit dem Stadtplan durch die Gassen schieben.
Und beim Thema Stadtplan entdecken wir auch gleich darauf den Ort, wo die Stadtpläne ausgegeben werden, nämlich gleich neben der Porta Nigra in der dortigen Touristeninfo.
Das passt ganz gut, denn bevor wir die Porta Nigra besichtigen, wäre ein wenig mehr an Information sicherlich nicht verkehrt.
Die Touristeninformation ist natürlich gut besucht, kein Wunder bei der reichhaltigen Auswahl an Informationen. Wir schnappen uns einen weiteren kostenlosen Stadtplan (am Stellplatz gab es zwar auch welche, aber nur noch einer in Deutsch, die übrigen waren auf Spanisch…) von Trier sowie einen kleinen Reiseführer über Triers Sehenswürdigkeiten.
Mit Interesse schauen wir uns auch die Angebote an lokalen Führungen an. Schon interessant, was hier geboten wird. Ganz besonderes Interesse findet bei uns die Nachtwanderung „Der Teufel in Trier“, die aber leider schon am Freitagabend stattfindet. Hätten wir das mal eher gewusst!
Wir nähern uns der Porta Nigra! Vorher aber… …biegen wir noch kurz zur Touristeninfo ab
Das Angebot an Führungen ist sehr reichhaltig Eine Erlebnisführung wäre bestimmt eine tolle Sache!
Nun, wir sind bestimmt nicht das letzte Mal in Trier und für den nächsten Besuch werden wir uns diese Führung fest auf die To-Do- Liste setzen!
Die einzige Alternative hierzu wäre heute Abend der sogenannte „Nachtschwärmer- Rundgang“ mit anschließender Weinprobe. Da dies aber nicht zu den „Erlebnisführungen“ gehört, wird diese sicherlich weitaus weniger interessant sein, wie die Mittelalterwanderung am Freitagabend.
Nun, konzentrieren wir uns also auf das, warum wir hier sind. Römische Geschichte!
Gleich nebenan besorgen wir uns 2 Eintrittskarten für die Besichtigung der Porta Nigra, die mit 3,- € pro Person nicht zu teuer sind.
So, aber jetzt! Die Porta Nigra! DAS römische Bauwerk und Wahrzeichen von Trier wird nun besichtigt!!! 🙂
Bevor wir uns aber nun aufmachen, das Portal von innen zu betrachten, hier ein wenig Geschichte zum Tor, die wir gleichermaßen von den Info- Tafeln wie auch unserem kleinen soeben gekauften Reiseführer entnehmen.
Gebaut im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts n. Chr. Ist die Porta Teil eines über 6 Kilometer langen Stadtrings gewesen. Der untere Teil der Anlage hat keine Fenster, so konnte sich wohl in der Nacht auch niemand rein und rausschleichen, wäre ja noch schöner!
Die beiden darüber liegenden Stockwerke haben hingegen breitere Rundbogenfenster. Das geniale an der Konstruktion der Porta ist aber der Trick mit den „doppelten Türen“. Nach außen hin fanden sich früher wohl schwere Eisentore, die schon schwierig zu überwinden gewesen sein dürften. Schafften es die Germanen oder Barbaren aber dann doch, liefen sie regelrecht in eine Falle! Der Innenhof der Toranlage konnte nämlich von allen Seiten der umragenden Wehrgänge und Türme gleich von mehreren Etagen aus unter Beschuss genommen werden (was halt da war: Pfeile, Steine oder auch mal lauwarmes Pippi…), während eine zweite Gruppe Tore die Eindringliche davon abhielt, einfach in die Stadt durchzumarschieren.
Clever!
Nun, alles Wehrhafte der Toranlage hätte nicht geholfen, das Gebäude über die Jahrhunderte bis in unsere Zeit vorm Zerfall zu retten.
Nach Ende der römischen Herrschaft zerfiel nämlich auch Trier in eine Art „prä- kulturelle“ Zeit zurück, wobei die Errungenschaften der römischen Zeit zum großen Teil verloren gingen. Hierzu zählt natürlich auch die Wehranlage und Stadtmauer. Besonders die Verbindungselemente der großen Steinblöcke der Wall- und Toranlage rund um Trier waren begehrt, da sie aus Eisenklammern im Bleiverguss bestanden. Diese Legierung war damals offenbar so wertvoll, dass sich sogar das Blossstellen der eigenen Schutzmauer rentierte und man beim Lösen dieser Halteelemente keine Skrupel kannte. Entsprechend sind die allermeisten Teile der damaligen Wehranlage von Trier zerfallen.
Doch die Porta hatte Glück! Dem frommen Einsiedler Simeon ist es wohl zu verdanken, dass das Bauwerk nicht abgerissen, sondern unter neuem Zweck weiterverwendet wurde.
Dieser Simeon, ein Grieche aus Syrakus, wohnte nämlich 5 Jahre in der Porta Nigra.
Dies hindert natürlich niemandem, ihm quasi die Wände vor der Nase wegzuklauen, aber die Tatsache, dass der Mann nach seinem Tod heiliggesprochen wurde, hat hier offenbar ungemeinen Einfluss gehabt.
Die Porta wurde zu Ehren des Heiligen kurzerhand in eine Doppelkirche umgewandelt und diente mit einem benachbarten Stiftsgebäude (das Simeonstift, gebaut 1036) von nun an religiösen Zwecken.
Was für eine Schmach für die ehrwürdige Porta Nigra, die sich nun buchstäblich unter dem Dach des Kirchenasyls verstecken musste.
Nun, lieber so, als kaputt, oder?
Mehrere hundert Jahre musste sich die Porta nun unter dem Dach der Kirche verstecken, bis ein kleiner Franzose um die Ecke kam.
Napoleon selbst war es, der im Jahre 1802 die Stiftsanlage aufheben und ließ nur 2 Jahre später auch gleich den Rückbau der gesamten Kirchenanlage anordnete, was immerhin 5 Jahre in Anspruch nahm. Ähnlich wie die „Borg“ (siehe Star Trek 😉 haben sich wohl die Kirchenmänner in dem Gebäude ganz erheblich festgesetzt 😉
Ganz fertig wurden die Franzosen bei allen Mühen trotzdem nicht, erst der guten deutschen Wertarbeit in Form der Preußen gelang es, 1815 das Tor wieder komplett freizulegen.
Nun, dies zur trockenen Geschichte der Porta, kommen wir nun zum lebendigen Geist und zum „römischen Spirit“, den das Gebäude zweifelsohne ausstrahlt. Schon der Gang auf die erste Ebene über die Wendeltreppenanlage vermittelt die Anstrengungen damaliger Legionäre, die hier tagaus tagein Wache auf der Porta schieben mussten.
Porta Nigra inside: Zunächst wichtig: Weltkulturerbe! Hier der Beweis, unsere Eintrittskarte 😉
Im Innern gleich der erste Aufstieg: Wendeltreppen Die erste Ebene ist erreicht! Anja in der Porta Nigra
Auf der ersten Ebene angekommen sondieren wir natürlich zunächst mal die Lage und schauen uns die reich verzierten Pfeiler der Bogenkonstruktion an.
Und was finden sich hier für Reliefarbeiten!
Von meiner ureigensten immerwährenden Suche nach dem heiligen Gral getrieben suche ich natürlich sofort eventuelle Zeichen und Hinweise in den zahlreichen Personen, die hier abgebildet sind. Schnell erkenne ich den „Big Boss“ der bunten Reliefrunde, ein waschechter Papst ist unter den Herren vertreten!
Erkennbar natürlich am dreistöckigen Hut des Papstes, der Tiara.
Also wenn sich Hinweise auf den heiligen Gral hier finden lassen, dann ja wohl auf seinem Abbild, oder?
Akribisch suche ich die Tafeln ab, aber so sehr ich auch suche, ein Hinweis auf den Gral findet sich leider nicht.
SO ein Mist! Wenn ich doch nur Latein könnte! Aber ohne Kenntnis dieser Sprache, bleibt mir die Inschrift natürlich verborgen. Hmm, ich muss schon eingestehen, dass ich als Gralsforscher nicht unbedingt die besten Vorrausetzungen mitbringe… 😉
Die erste Ebene offenbart einige verzierte Pfeiler Hmm, ob der Kahlköpfige was vom heiligen Gral gewusst hat?
Oder der vielleicht? Ist da ein Hinweis in seinem Stab? Uh-ho-ho! Sogar ein Papst! Na DER wusste bestimmt was! 😉
Anja ist bereits einen Raum weiter, sie hat für gewöhnlich wenig Verständnis für meine Affinität der geheimen Zeichen und Hinweise auf den heiligen Gral… 😉
Als ich mich endlich von den Reliefen lösen kann und sie wieder einhole, hören wir ein ungewöhnlich lautes Gebrabbel aus dem benachbarten Turm. Was ist denn da bitte los?
Als wir näher kommen, entdecken wir eine kleinere Menschentraube, die um einen seltsam gekleideten Herrn herum steht.
Der Herr trägt ein rotes Gewand im antiken Stil mit einem schwarzen breiten Gürtel, dazu antike Ledersandalen.
Oh-ha, wir sind wohl in sowas wie eine römische Aufführung geplatzt?!
Etwas unpassend ist allerdings die Tatsache, dass der „Römer“ (wie wir ihn ab sofort nennen) mit einem sehr merkwürdigen Dialekt auf die versammelte Mannschaft einredet.
Er redet „schwul“. Dies allerdings, das merkt man sofort, bewusst übertrieben klischeehaft!
Ob das ernst gemeint ist?
Das setzt der Szenerie natürlich ein wenig die Narrenkappe auf, obgleich ich an dem fast schon cineastischen Bühnenstück inzwischen Gefallen finde!
Unser Römer erzählt nämlich von römischer Geschichte und erklärt, wie es zum Bau der Porta Nigra kam. Und der Vortragsstil ist, nachdem man einen Moment zugehört hat, sogar recht witzig!
Gerade, als wir gebannt der Performance folgen, läuft der Römer plötzlich wie von der Tarantel gestochen weg von der Menge.
Brüllend „GESICHTER, GESICHTER, ICH SEHE GESICHTER“ rennt er auf dem Wehrgang rüber in Richtung des anderen Turms, von wo wir gerade gekommen sind.
Ich ahne es bereits, die Gesichter werden wohl die Reliefs sein, die ich eben für die Suche nach Hinweisen auf den heiligen Gral so akribisch untersucht habe.
Einen Moment steht die versammelte Menge noch unschlüssig herum, dann merkt auch der letzte, dass die Show wohl nebenan weiter geht. Entsprechend setzt sich der Tross in Bewegung.
Spontan entscheiden wir uns, der Aufführung noch einen Moment weiter beizuwohnen und folgen der Gruppe.
Tatsächlich entdecken wir unseren Römer im benachbarten Turm wieder, er hat sich mittlerweile einen Besen geschnappt und fegt die Stufen.
Die Leute bauen sich in einem Halbkreis vor den Treppen auf, als der Römer gut gespielte Aufmerksamkeit und einen überraschenden Gesichtsausdruck aufsetzt.
„Ah, Pilger! Seid ihr auch hier wegen der Heiligen“
Schon beim ersten Satz des Römers lernen wir eine neue Facette des Bühnenstücks kennen.
Der Römer spielt hier nämlich nun den „Hausmeister“, der für die Ordnung verantwortlich ist.
Aber dieses Mal nicht als „schwuchteliger Prätor“, sondern als „kölsche Kaczmarek“, was in Köln für die typischen immerfleissigen „Facility- Manager“ steht. Oder anders ausgedrückt: Eben der Hausmeister…
Unser Römer geht in seiner Hausmeisterrolle sehr gut auf und führt zunächst mal ein kleines Pläuschchen mit den Touristen. Dabei legt er tunlichst Wert darauf, dass er nicht auf Kameras abgelichtet wird. Kann ich verstehen! Die römische Kutte wirkt selbst an einem Ort wie diesem ein wenig deplatziert und wenn darüber hinaus sein Vortrag bei Youtube zu finden wäre, würde sich ja keiner mehr die Show hier in der Porta Nigra anschauen.
Wir sind übrigens inzwischen fast sicher, dass der Römer nicht ein entlaufener Geisteskranker ist, der nach seinem Bühnenstück mit dem Hut umher geht, sondern wir tippen mal stark darauf, dass wir gerade der offiziellen „Erlebnisführung“ beiwohnen, die in der Touristeninfo auch beworben wurde.
Zwangsweise vermischen sich nun natürlich die „normalen“ Touristen wie wir mit denen, die für diese Führung extra Geld bezahlt haben. Ein ganz klein wenig schlechtes Gewissen bekommen wir aufgrund dieser Erkenntnis. Es reicht aber nicht, dass wir uns die Ohren zuhalten 😉
Der Römer lüftet übrigens kurz darauf das Geheimnis der Relieffiguren und wie ich es fast erwartet habe, haben die Herren mit der Gralssuche wohl wenig gemeinsam.
Stattdessen stellt sich heraus, dass die Herren allesamt Heilige sind.
Aha!
Mit Witz und Charme trägt der Römer die Hintergründe hierzu vor und erläutert uns, wie leicht man doch in Trier heiliggesprochen werden kann.
Mich trifft es übrigens fast auch, beinahe wäre ich ab heute auch ein Heiliger!
Im unpassendsten Moment stehe ich nämlich gerade vor einer der Säulen und schaue dem Römer bei seinem Vortrag zu. Dabei wechselt er aber oftmals so schnell die Stellung, sodass wir mit unserem Versuch uns möglichst im Hintergrund zu halten nicht sehr erfolgreich sind (wir haben ja nicht bezahlt… 😉
Plötzlich marschiert der Römer nämlich stramm auf MICH zu und erzählt: „Und dat hier, dat is de heilije Beneficius“, dabei zeigt er mitten in mein Gesicht. 😮
„Ach nee, du bis et ja jar nit!“ entgegnet er, „aber wenn de wills, kannste hier och heilich jesproche werde!“
Mir steigt natürlich die Schamesröte ins Gesicht, die übrigen Touristen kichern.
Zum Glück mache ich im richtigen Moment einen Schritt zur Seite und gebe das Steingesicht in meinem Rücken frei. Der Römer setzt seinen Vortrag fort und wir machen, dass wir uns wieder ganz hinten einreihen können. Puh!
Einen Moment lauschen wir noch dem Vortrag, dann aber machen wir uns wieder auf eigene Faust auf den Weg, die Porta Nigra zu erkunden.
Wer weiß, welche Kapitel der Römer bereits abgehandelt hat und was wir verpassen würden, wenn wir uns ihm nun anschließen. Auch haben wir ja offiziell nicht für diese Führung bezahlt und wenn wir es tun, wollen wir natürlich auch nicht „mittendrin“ einsteigen, sondern alles von Anfang bis Ende erleben.
Wir verlassen also die Gruppe und machen uns auf, die nächste Ebene zu erreichen.
Die Porta präsentiert sich nun deutlich kahler, als auf der unteren Etage, dafür ist aber der Ausblick über Trier deutlich besser.
Wir machen natürlich einige schöne Bilder von oben, die wir niemandem vorenthalten möchten:
Wir erklimmen weitere Stufen Anja unterwegs in einem der Verbindungsgänge
Der Innenteil der Porta Nigra, unter uns liegt der Torhof Wofür dieses alte Becken wohl mal gut war?
Blick über Trier von der Porta Nigra aus Unten rechts die Touristeninformation gleich an der Nigra
Auch die letzten Stufen bis zur höchsten Ebende erklimmen wir.
Wieder genießen wir einen noch besseren Ausblick über Trier, nun sogar von ganz oben.
Über den Häuserdächern kann man nun sehr schön erkennen, wie sehr Trier doch in das Moseltal eingebettet ist. Hätten wir ein wenig mehr Zeit, würde ich gerne mal einen der umliegenden Höhenzüge aufsuchen und von dort oben einen kompletten Stadtüberblick über Trier genießen.
Aber dafür reicht unsere Zeit wohl nicht und so muss der Ausblick von der Nigra reichen:
Auf der obersten Ebene angekommen So können wir beim Nachbarn ins Fenster schauen
Blick nach links auf der Rückseite der Nigra Im Hintergrund kann man schon die Höhenzüge erkennen
Darf nicht fehlen: Wer war wann und wie hier… Anja macht ein Bild von mir während ich ein Bild mache 😉
Blick nach rechts auf der Rückseite der Nigra Hinter dem Hotel Mercure fängt das Umland an
Blick vorne raus: Auch hier kann man schön die Höhenzüge rund um Trier erkennen, dort ist die Aussicht bestimmt prima!
Auf dem Weg nach unten hören wir natürlich wieder unseren Römer lautstark durch die Gänge poltern.
Hmm, eigentlich war das mit der Erlebnisführung ja wirklich nicht schlecht und ich hab nix dagegen, nun auch noch den Rest der Führung mitzubekommen. Ich überrede Anja, dass wir uns einfach wieder der Gruppe anschließen. Heute gibt es ja nur diese eine Vorstellung und wer weiß, wann wir wieder nach Trier kommen!
Mein Vorhaben sich aber gleich wieder der Gruppe anzuschließen, ist gar nicht so einfach! Die Gebäudekonstruktion macht es mir irgendwie unmöglich, den Römer genau auszumachen.
Mal vermute ich ihn auf der Etage unter uns, mal im benachbarten Turm über uns. Wo stecken die nur???
Auf der mittleren Ebene im Verbindungsgang zwischen den beiden Türmen kann ich den Römer endlich ausmachen, die stehen unten vor der Porta!
Zum Glück müssen wir uns aber nun nicht den Weg nach unten freikämpfen, denn hier von der ersten Etage aus hat man ebenfalls einen ganz guten Blick auf das Geschehen und läuft ferner nicht Gefahr, ungewollt erneut zum Hauptdarsteller zu werden.
Gespannt lauschen wir der Vorstellung und bekommen nun in einem astreinen französischen Akzent eine Persiflage auf den kleinen Franzosen Napoleon zu sehen. Genauer werden gerade die Geschehnisse des Besuchs von Napoleon 1804 wiedergegeben, wo Napoleon sich zur „Entkirchung“ und Rückbau der Anlage in seinen römischen Ursprungszustand entschieden hat.
„Das muss weg, das hier muss auch alles weg! Und der Pöbel muss auch weg!“
„Mon-dieu!“
„Und hier die Steine und die Mauer, die muss auch weg!“
„Mon-dieu!!!!“
Herrlich!
Mimik, Gestik und Kulisse des Römers sind sowas von gut gelungen, dass man ihm sofort den Napoleon abkauft. Entweder, der übt die Rolle wirklich gut ein oder ist vielleicht sogar Schauspieler oder sowas.
Jedenfalls hat der Kerl echt Talent! Wir können nur jedem Besucher von Trier empfehlen, diese Erlebnisführung in und an der Porta Nigra einmal mitzumachen (Freitags 15Uhr, Samstags 13:15 und 15 Uhr, Sonn-/Feiertags 11:30 und 14 Uhr, Karten gleich nebenan in der Touristeninfo) !!!
Unser „Römer“ in Aktion, die Leute hängen an seinen Lippen… „Das da hinten muss alles weg!“ „Mon-dieu!“ 🙂
Nun, mit der Besichtigung der Porta Nigra haben wir den wohl „dicksten Brocken“ der römischen Geschichte in Trier abgehandelt. Äußerst zufrieden begeben wir uns nun wieder auf Entdeckungsreise der übrigen Highlights der Stadt.
Nur welche genau?
Da ich schon die ganze Zeit das Verlangen nach einem Besuch des „historischen Kellers“ von Trier habe, starte ich einen erneuten Versuch, Anja zum Besuch dieses Restaurants zu überreden. Dort können wir bei einem kalten Glas Cola und einem leckeren Mittagessen die weitere Marschroute bestimmen.
Nach einem kurzen Abstecher in das Karstadt- Kaufhaus (ich hab mir neue Socken gekauft, falls es jemanden interessiert… ;-), nutzen wir den direkten Übergang vom Karstadt in den historischen Keller, um dort gleichzeitig Mittag- und Abendessen einzunehmen.
Der historische Keller wird übrigens vom Karstadt mit betreut, die Kellnerinnen haben allesamt Karstadt- Namensschildchen.
Zuerst denke ich noch, dass dies ja dann eigentlich nur eine „bessere Kaufhauskantine“ darstellen könnte, die durch Pappwände und Deko in einen historischen Keller umgewandelt wurde.
Eine erste Klopfprobe an den Wänden zeigt mir aber, dass es tatsächlich um einen echten Gewölbekeller handelt.
Der historische Keller AD 1166, ob´s stimmt? Das Gewölbe ist jedenfalls echt, das Ambiente urig!
Schnell finden wir ein paar schöne Plätze in einer Nische und bestellen auch kurz darauf schon unser Essen.
Einmal „Steakpfanne“ für Anja und einmal die „Porta Nigra“- Platte für mich.
Während wir auf das Essen warten, lese ich natürlich auch schnell den Reiseführer quer.
Anja hat schon anhand des Stadtplans die weitere Route abgesteckt und die nächsten Sehenswürdigkeiten markiert. Dies übrigens anhand der Vorgabe der sogenannten „Touristenroute“, die entsprechend im Stadtplan eingezeichnet ist.
Schon auf der Porta Nigra hatte Anja die Idee hierzu, die wir nun in die Tat umsetzen.
Wenn die Stadt Trier so eine Art „Touristenroute“ empfiehlt, sollten wir dieser ja auch folgen, oder?
Als nächstes werden wir daher kurz den „römischen roten Faden“ verlassen und den Dom von Trier besuchen. Danach aber wird es gleich wieder zurück auf die römischen Spuren gehen, denn die Basilika und die Kaiser- Thermen stechen noch als besondere Highlights von Trier hervor.
Aber erst einmal stärken wir uns!
Und wir können nach etwa 20 Minuten Wartezeit vermelden, dass wir unsere Wahl nicht bereuen. Das Essen ist jedenfalls lecker und preislich absolut sein Geld wert gewesen!
Na dann zeig mal, wie man durch den Helm trinken kann! 😉 Warten bis zum Essen: wir lesen uns im Reiseführer ein
Einmal Steakpfanne für Anja… und einmal Porta Nigra Platte für mich
Wir denken noch kurz über einen Nachtisch nach, lassen aber dann doch davon ab.
Wie sagte schon Hieronymus? „Plenus venter non studet libenter!“, was so viel bedeutet wie „Ein voller Bauch studiert nicht gern“.
Und zu träge wollen wir uns ja auch nicht durch die Straßen schleppen.
Nur 5 Minuten, nachdem wir den historischen Keller mit vollem Bauch verlassen haben, stehen wir auch schon vor dem imposanten Dom von Trier:
Auch hier MUSS natürlich zunächst ein kurzer geschichtlicher Überblick erfolgen, der anhand der Info- Tafeln auch ohne Reiseführer möglich ist.
Durch die Trierer Gassen geht es zum Dom Gleich am Eingang steht eine große Infotafel
Und schon die ersten Sätze beruhigen auch gleich wieder unser schlechtes Gewissen, dass wir quasi den „Pfad der römischen Geschichte“ kurz verlassen, denn auch der Dom hat eine römische Vorgeschichte. Genauer stand an dieser Stelle nämlich mal ein prächtiges römisches Wohnhaus. Puh, Glück gehabt! 😉
Und auch der erste Bauherr war Römer!
Kein geringerer als Flavius Valerius Constantinus, besser bekannt als Kaiser Konstantin war es, der nach dem „Überlaufen“ zum christlichen Glauben den Bau der Kirche beginnen ließ.
Der Bischof Maximin (329–346) baute das Gotteshaus dann zu einer der größten Kirchenanlagen Europas mit vier Basiliken, einem Baptisterium und weiteren Nebengebäuden aus. Nun, das hat er sicher nicht alleine gemacht, auch wenn weitere Baumeister im Reiseführer jetzt nicht genannt sind. 😉
Die Kirchenanlage des 4. Jahrhunderts wurde dann allerdings von den Franken zerstört, ein Teil kurz darauf aber gleich wieder errichtet.
Eine weitere Zerstörung erfolgte dann allerdings im Jahre 882 durch die Normannen.
Aber auch davon ließ man sich in Trier doch nicht unterkriegen und fing einfach wieder von vorne an. Man baute den Dom über die folgenden Jahrzehnte immer weiter aus, die Aktivitäten reichen nun bis ins Mittelalter.
Erzbischof Balduin von Luxemburg ließ um 1350 die beiden Osttürme erhöhen, Erzbischof Richard von Greiffenklau zu Vollrads setzte 1512 dem Nordwestturm eins drauf.
Grund hierfür war wohl der Umstand, dass die von uns zuvor besuchte Pfarrkirche St. Gangolf zur damaligen Zeit mit ihrem Turm ein höheres Bauwerk inne hielt, als das eigentlich repräsentative kirchliche Gebäude.
Wie kann sowas passieren frage ich mich! Hat denn da keiner beim Bau und bei der Planung aufgepasst, dass man dem Dom von Trier mit einem höheren Turm nicht den Rang ablaufen würde? Oder war das etwa berechtigte Absicht! Tatsächlich weiß der Reiseführer von einer kleinen Fehde zwischen Bischof (der aus dem Dom) und den Stadtvätern (die aus der St. Gangolf- Kirche) zu berichten, die auf damals wie heute durchaus praktikable Weise ausgetragen wurde.
An den jeweiligen Kirchen finden sich nämlich Inschriften, die die jeweils andere Inschrift der gegenüberliegenden Kirche teilweise außer Kraft setzen, weil sie ein jeweiliges Glaubensbekenntnis anders auslegten. Auf den ersten Blick fällt dies übrigens gar nicht so sehr auf und ich denke mal auch uns wäre dies ohne Studium und heimischer Vertiefung der Recherchen nach unserer Rückehr gar nicht aufgefallen.
Aber damals konnte man ja schlecht etwas ganz offensichtliches wie „St. Gangolf ist doof!“ auf den Dom schreiben. Und so versteckte man die unterschwellige Kritik an der jeweils anderen Kirche ganz einfach in ein paar Inschriften, die wahrscheinlich keiner verstand, außer den jeweils eingeweihten. Und wenn ich es mir so recht überlege, hätte man ja eigentlich schon „St. Gangolf ist doof“ auf die Kirchentür des Doms schreiben können, es hätte ja in der damaligen Zeit eh kaum einer lesen können.
Nunja, unabhängig der Inschriften (bin ein wenig abgeschweift 😉 stellten die Erzbischöfe jedenfalls die Ehre des Doms durch Aufstockung der Türme wieder her und der Friede war gesichert, der Trierer Dom hatte wieder „den längsten“ 😉
Von weiteren Umbauten und auch einem Brand berichtet das 18 Jahrhundert, im 19. Jahrhundert erfolgten dann weitere Restaurierungen, die sich zum Ziel gesetzt hatten, das Flickwerk aus den früheren Jahrhunderten wieder auszubüglen und das mittelalterliche Erscheinungsbild wiederherzustellen, so ersetzte man zum Beispiel 1883 die barocken Hauben der Osttürme durch etwas altertümlich wirkende neugotische.
Meiner Meinung nach hätte man aber vielleicht besser die verworrene Architektur ein wenig entzerrt!
Überall finden sich Erker, Türmchen, Fluchten und Gänge, die auf ein breites Spektrum an Gängen, Räumen und vielleicht sogar geheime Kammern im Inneren schließen lassen. Sollte vielleicht an dieser Stelle der heilige Gral…
Verwinkelt und verschachtelt mit vielen Gängen, Türmchen, Fluchten und Wegen präsentiert sich der Trierer Dom
Papperlapapp heiliger Gral…, kommen wir lieber zum Rest der Geschichte:
Im Zweiten Weltkrieg wurde der aus Sandstein bestehende Dom schwer beschädigt, konnte aber danach relativ zügig wieder aufgebaut werden.
Von 1960 bis 1974 wurde der Dom dann nochmals grundlegend restauriert und am 1. Mai 1974 wieder eröffnet, sein heutiges Erscheinungsbild ist dann das aktuelle.
Natürlich hat der Dom von Trier weit mehr zu bieten, als nur eine zugegeben eindrucksvolle Geschichte!
Was wäre denn aber auch ein Dom, wenn er nicht eine berühmte heilige Reliquie zu bieten hätte?
OK, ganz so interessant wie die „heiligen drei Könige“ im benachbarten Kölner Dom ist die Reliquie in Trier zwar nicht, aber immerhin kann man sich hier mit Jesus´s Unterhemd *äh, Verzeihung* mit der Tunika von Jesus Christus, auch besser bekannt als „der heilige Rock“ brüsten!
Nun, die Authentizität ist, wie bei vielen Reliquien, natürlich umstritten und ein wissenschaftlicher Beweis für diese These steht aus. Auch wird die Tunika nur selten präsentiert und ist der Öffentlichkeit leider nicht zugänglich.
Macht aber auch nichts, die heiligen drei Könige in Köln darf man ja auch nicht „auspacken“ und nachschauen, ob nun Kaspar, Melchior oder Balthasar der Weise mit dunkler Hautfarbe war (auch dies ist übrigens umstritten!).
Interessant ist übrigens in diesem Zusammenhang nicht nur, dass der wissenschaftliche Beweis für die Echtheit der Tunika fehlt, sondern auch innerhalb der Kirche gewisse Unstimmigkeiten nach dem Auftauchen der Tunika aufgetreten sind.
Wohl am wenigsten amüsiert war man in der benachbarten Abtei Prüm, wo man sich zu dieser Zeit damit rühmte, die Sandalen von Jesus Christus als Reliquie zu besitzen.
Auch nicht schlecht, oder?
Zur damaligen Zeit wohl auch ein mächtiger Schatz und eine hinreichend gute Legitimation, sich als wahre Kircheneinrichtung zu rühmen!
Nun aber kamen die Trierer daher und plötzlich hatte man im dortigen Bistum gleich mal Jesus´s heiligen Rock, zumindest ein Stück davon.
Das wog ganz einfach mehr und das Kleidungsstück erlangte alsbald große christliche Beliebtheit, was zahlreiche Walfahrten nach sich zog.
Die nächste Walfahrt ist übrigens gar nicht mehr so fern! Schon 2012 soll es soweit sein, denn dann jährt sich die öffentliche „Zur- Schau- Stellung“ des Rocks zum 500. Mal!
Nun, auch ohne den Rock anschauen und anfassen zu können, betreten wir nun das altehrwürdige Gebäude.
Auch hier, im Dom zu Trier, empfängt uns natürlich sofort eine Gefühl der Ruhe und Stille.
Die Leute um uns herum schreiten ehrfürchtig durch die Gänge und auch wir setzen gleich zu einer kleinen Besichtigung an.
Markant ist auf jeden Fall die massive Orgelkonstruktion! Diese wirkt fast freischwebend und „hängt“ nur von einer Seite an der Wand.
Da kann man wirklich hoffen, dass die damaligen Baumeister hier anständige Tox- Dübel genommen haben, damit die Orgel nicht herunter kracht.
Besonders der untere Abschluss der Orgel dürfte für den, der im Falle des Falles darunter sitzt, zum Problem werden. In 4 Biegungen läuft die Orgel nämlich spitz zu! Wenn das jemand ins Auge bekommt! 😉
Wir betreten den Dom zu Trier Ein umfangreicher Plan gleich am Eingang informiert über alles
Deutlich detailreicher, als St. Gangolf, überall in vielen Ecken und Erkern finden sich pitoreske Strukturarbeiten
Glanzstück: Die Kirchenorgel! Na hoffentlich haben die gute Dübel genommen! Wenn die Spitze jemand ins Auge bekommt…
Nun, neben der Orgel fällt uns natürlich auch die reichhaltige Verzierung der Kirche auf. Es ist zwar bei weitem nicht so detailverliebt und bunt, wie zum Beispiel bei Kirchen im südeuropäischen Raum, dennoch sind die ausgestellten Arbeiten recht ordentlich.
Auch hier finden sich Fresken, Reliefs und Ornamente, einzelne Figuren oder möglicherweise sogar ganze Grabstätten.
Auf dem Boden liegen zum Beispiel große Quader, wo sich nur ein Name und ein paar Jahreszahlen drauf befinden und ich stelle mir die Frage, ob es sich hierbei wirklich um ein Grab mit einem mehrere hundert Jahre alten Leichnam darunter handelt, oder ob man nur um einen Steinblock zum Gedenken in den Boden eingelassen hat. Nun, wir werden es wohl nicht herausfinden, denn einen Griff zum ziehen oder eine Schnalle zum Öffnen lässt sich nicht entdecken. 😉
Blick nach vorn: Lang und mächtig wirkt das Kirchenschiff Blick nach oben: Reichhaltig verzierte Deckenarbeit
Blick nach unten: Ob Hillin von Falmagne oder Ivo Kardinal wirklich geschätzte 30 Zentimeter unter uns auf ewig ruhen???
Neben den einfachen Steinen im Boden finden sich aber auch noch andere Hinweise darauf, dass man hier während der Messe zwischen Toten gastiert.
Eine dieser Grabstellen ist ganz besonders reichhaltig verziert. So findet sich ein Herr (der ein wenig wie William Shakespeare aussieht) in halbliegender Position mit einem Stück Pergament in der Hand. Neben ihm steht Gevatter Tod, hat die Sense im Anschlag und schaut fragend zum Himmel.
Fast könnte man in die Mimik die Frage schon hinein interpretieren:
„Wollt ihr DEN?“
Aber da ist auch sowas wie ein Vorwurf in seinem Blick, obgleich man bei einem Totenschädel mit leeren Augenhöhlen nicht unbedingt von einem „Blick“ sprechen kann.
Es wäre aber dennoch ebenso möglich, dass er fragt: „Was denn? DER ist tot? Wie konntet ihr nur!?“
Die „Antwort“ auf eben diese oder jene Frage gibt ein kleiner Engel in der Form eines Knaben, der sich am Ende einer obeliskähnlichen Steinarbeit findet.
Dieser schaut fast schon ein wenig griesgrämig, wirkt aber auch gleichzeitig neugierig und interessiert. Schon eigenartig!
Gevatter Tod mit einem „Neuzugang“… Wollt ihr DEN? Der kleine Engel an der Spitze schaut eher wenig interessiert
Wir folgen dem Besucherstrom und müssen uns vorn am Altar entscheiden, welchen Weg wir einschlagen wollen.
Die Treppe rauf geht es wohl zum Heiligen Rock, die Treppe runter geht es in die Katakomben.
Für das Unterhemd, welches doch eh nicht zu sehen sein wird, hat sich eine kleine Schlange gebildet, also fällt die Entscheidung nicht schwer.
Die Katakomben enttäuschen uns dann aber, was wir etwas überraschend finden.
Neben einer kleinen Kapelle lassen sich hier in einer Art Gruft weitere Steinblöcke im Boden finden, die möglicherweise auf weitere Gräber hindeuten. Ein wenig hat dieser Keller zwar Ähnlichkeit mit dem im Petersdom im Rom, aber eine bekannte Persönlichkeit oder wenigstens ein paar Geschichten zu den hier wahrscheinlich bestatteten ehemaligen Würdenträgern findet sich leider nicht.
Eine weitere Parallele zum Petersdom findet sich ebenfalls hier im Trierer Dom.
Auch hier hängt nämlich so eine Art „Ahnentafel“ an der Wand, allerdings stehen darauf nicht die verflossenen Päpste wie in Rom, sondern „nur“ die Bischöfe von Trier.
In den Katakomben des Doms: Eine kleine Kapelle und eine Art Gruft mit weiteren Steinplatten
mit Grablicht, die Steine scheinen also Gräber zu sein Ebenfalls vorhanden: Die „Ahnentafel“ der Bischöfe von Trier
Wir verlassen die Katakombe wieder, die Schlange vor dem Aufgang hat sich aufgelöst und obwohl die Chance einen Blick auf den heiligen Rock zu erhaschen wohl im Minimal- *äh* Makromalbereich liegen dürfte, steigen wir die steinerne Treppe einmal hinauf.
Oben angekommen stehen wir auf einer Art Innenbalkon oder Empore, von wo aus sich ein schöner Blick in das Kirchenschiff offenbart.
Gleichzeitig bildet eine reichhaltig golden verzierte Tür die letzte Barriere bis zum vermuteten Aufenthaltsortes des heiligen Rocks. Die Tür scheint nicht nur durch goldene Stäbe vor dem Zugriff neugieriger zu schützen, sie verhindert bereits einen klaren Blick auf den Raum, der hinter der Türe liegt. Vielleicht als Blitzschutz, vielleicht als Blickschutz, wer weiß, auf jeden Fall kann man durch das Glas kaum etwas erkennen.
Ja, da wird er dann wohl liegen, der Heilige Rock, sonst würde man ja diesen Aufwand nicht betreiben.
Schemenhaft will Anja immerhin eine reich verzierte Truhe erkennen. Ich probiere es mit „Hochhalten“ der Kamera, um ein Foto durch das nicht vergitterte Oberlicht zu machen.
Für ein vernünftiges Bild fehlen mir allerdings „Gogo-Gadgetto-Arme“, denn außer der Decke, einem vergoldeten Himmel auf Rot und einem Kreuz schafft die Kamera keine neuen Erkenntnisse. Schade.
Bis zuletzt hofft man ja, dass man vielleicht doch zufällig in den Genuss kommen würde, den Rock wenigstens hinter Glas oder so anschauen zu können.
Oder vielleicht hätte man den ja gerade zufällig ausgepackt, um ihn in die Reinigung zu bringen oder so! Wäre ja immerhin möglich! Aber so? Nur eine geschlossene Tür und ein nichtssagender Blick durch eine Wandluke in ein verziertes Zimmer.
Wir suchen die Tunika! Die meisten Wege sind versperrt… Gefunden: Blick vom oberen Balkon in das Innere der Kirche
Blick in den „Tunika- Raum“ durch einen Lichtspalt Alles ohne Erfolg: Die Tunika gibt es nur auf Bildern zu sehen
Immerhin kann man sich ein paar Bilder anschauen, wie der Rock aussieht.
Und wäre es nicht „DER Heilige Rock“, würde ich einen Spruch anbringen, dass auch gewöhnliche Unterhemden nach einer Woche durchgehenden Tragens im Sommer in etwa so aussehen. Ich würde es auch nicht schreiben, wenn ich nicht grundsätzlich an der Echtheit zweifeln würde. Wie ausgerechnet sollte denn bitte das Gewand von Jesus Christus hierher nach Trier gekommen sein. Nach so vielen Jahren und in den Wirren der damaligen Zeit.
Das ist ebenso abwegig, wie die Geschichten über Holzsplitter aus dem wahren Kreuze Christi oder eben die „Heiligen Sandalen“ von Jesus Christus in der benachbarten Abtei in Prüm.
Sollen die werten Kirchenherren einer Kohlenstoffanalyse zustimmen und die ganzen heiligen Reliquien einem unabhängigen Expertenkonsortium zur Prüfung vorlegen. Wenn die dann sagen, dass mindestens die Wahrscheinlichkeit auf Echtheit hoch ist, dann verneige ich mich davor. Ansonsten bleibe ich da ein Stück weit Agnostiker… 😉
Nun, wir schreiten die Treppen wieder hinab und wollen uns fast schon auf den Weg in Richtung Ausgang machen, als mir ein Hinweis zum Kreuzgang auffällt.
Die entsprechende Tür ist schnell durchschritten und kurz darauf stehen wir zu unserer Überraschung in einer Art kleinem sonnendurchflutetem Garten. Der „Garten“ entpuppt sich zwar bei näherer Betrachtung als kleines Stück Friedhof, aber das trübt den Eindruck der Naturidylle keineswegs! Ein wenig fühlen wir uns an den kleinen Garten in Florenz erinnert, wo wir uns ebenfalls unerwartet in einer grünen Oase der Ruhe wiedergefunden haben.
Wir umrunden den Garten einmal komplett und machen dabei natürlich ein paar schöne Bilder vom Kreuzgang und natürlich vom Anblick auf die auch hier tief verschachtelt wirkende Kirche.
Ein Ort der Ruhe und Idylle! Wir entdecken den Kreuzgang Wir folgen dem lichtdurchfluteten Weg
In der Mitte des Kreuzgangs: Ein kleiner Park Auch vom Innenhof zeigt der Dom seine Verworrenheit
In Nahaufnahme besser zu erkennen: Überall auch hier kleine Gänge, Türmchen, Erker und Fenster
Das ganze wirkt fast wie eine mittelalterliche Filmkulisse Beinahe übersehen! Die Anlage ist ein Friedhof!
Gegen kurz vor halb 5 verlassen wir dann die Kirche wieder und stürzen uns wieder in das Trierer Getümmel.
Wir folgen nun dem von Anja favorisierten „Touristenweg“ im Stadtplan, gleichzeitig geht es nun auch wieder auf römische Spuren.
Das nächste interessante Gebäude ist nämlich die Konstantin- Basilika von Trier:
Auch hier ganz kurz und knapp zur Geschichte vorab:
Anfang des 4ten Jahrhunderts gebaut diente dieses riesige Bauwerk dem Kaiser Konstantin als Thronsaal, wenn dieser gerade zugegen war (er hatte ja auch einen Palast in Rom und auch die Stadt Konstantinopel ist ja nach ihm benannt, wo er einen Regierungssitz hatte…)
Ziemlich verschwenderisch, wenn ihr mich fragt. Wäre ja ungefähr so, als gäbe es den Reichstag in Berlin, Bonn und von mir aus noch auf Fehmarn 😉
Nun, das imposante Haus war natürlich ein Spitzenwerk römischer Baukunst. Markant ist zum Beispiel, dass das Haus über eine Heizungsanlage verfügte.
Unter dem doppelten Fußboden befanden sich fünf Brennöfen, aus denen die heiße Luft sowohl zwischen den beiden Fußböden, als auch durch eine extra angebrachte Verkleidung geleitet wurde. Der Austritt der erwärmten Luft in der oberen Höhe sorgte dafür, dass sich die Außenwände ebenfalls erwärmten und quasi mit als Heizkörper dienten. Clever!
Andererseits: Wenn ich König wäre, würde ich auch nicht in einem solchen Gebäude ohne Heizung regieren wollen.
Ähnlich der Porta Nigra wurde auch die Basilika über die Jahrhunderte immer wieder zweckentfremdet. Immerhin musste sie dabei aber nicht ihre wahre Identität verstecken, denn die wohl markanteste Nutzung war immerhin die als Burg etwa ab dem 13. Jahrhundert.
Die Kirche hatte natürlich trotzdem die Finger mit drin, die Burg war gleichzeitig auch bischöfliche Residenz.
Na hoffentlich hat die Heizung da noch funktioniert 😉
Die Basilika dient heute übrigens als Kirche für die evangelische Gemeinde, die die Kirche (obwohl im Besitz des Landes Rheinland- Pfalz) „auf ewig“ nutzen darf.
Als wir die Basilika erreichen, kommen mir als erstes Mal Zweifel über die Glaubhaftigkeit der Geschichte auf. Sollte das Gebäude wirklich schon so alt sein?
So alt sehen doch zum Beispiel Steine und Ziegel gar nicht aus! Ich kenne Bauernhäuser aus dem letzten Jahrhundert, die sehen weitaus älter aus!
Wenn das Ding wirklich mehrere Hundert Jahre alt ist, MUSS sich in seinen Mauern die Quelle ewiger Jugend verbergen! Das ist ja fast so spannend, wie der heilige Gral! 😉
Na gehen wir mal rein!
Wir erreichen die stattliche Basilika von Trier! Ehemals ein römischer Thronsaal
Die Basilika wirkt von innen übrigens weitaus kälter, als ich es zunächst erwartet hatte.
Wo bitte ist denn jetzt die Heizung? Nicht, dass mir wirklich kalt wäre, aber das Gebäude wirkt ganz einfach kühl und reserviert, sodass mir ein wenig die „wohlige Wärme“ fehlt.
OK, ich gebe zu, das Gebäude mit dieser wahnsinnig imposanten quaderartigen Holzdecke und dem unglaublich riesig wirkenden einzigen Raum ist schon beeindruckend, keine Frage.
Aber hier regieren? Ich?
Nee, also da hätte ich es lieber etwas gemütlicher.
Aber wie sagten schon die alten Römer? „De gustibus non est disputandum“, was soviel bedeutet wie. „Über den Geschmack lässt sich nicht streiten“.
Und wenn die Halle einzig dem Zweck diente, Gästen, Diplomaten, feindlichen Herrschern oder den unterworfenen Vasallen Eindruck abzuringen und einen auf „dicke Hose“ zu machen, wird dies mit diesem Thronsaal zweifelsohne erreicht.
Die Basilika von innen: Sehr groß, hoch und wuchtig! Ebenfalls imposant: Die massive Holzdecke!
Das der Thronsaal heute eine evangelische Kirche beherbergt, erkennt man auch nur auf den zweiten Blick, wenn man die typischen Sitzreihen und den Altar ganz vorne betrachtet. Fast ungewollt gleitet der Blick aber doch immer wieder an den massiven Mauern nach oben zur riesigen Holzdecke. Hoffentlich hält das da oben!
Interessant wirkt auch die Beleuchtung. An sehr laaaangen Kabeln hängen kleine Kegellampen von der Decke herab. Wieviel Meter Schnur die hier wohl verbaut haben mögen? Und vor allem: Wie haben die die Kabel in die Decke bekommen? Muss ja ein Gerüst oder was gewesen sein, oder?
Na jedenfalls werde ich das beklemmende Gefühl nicht los, dass uns jeden Moment etwas auf den Kopf fallen könnte. Vielleicht war ja sogar das damals gewollt!
Hatten die Germanen nicht Angst, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte? Ach nee, Moment, das waren doch die Gallier und ich glaub Obelix sagt das immer, bzw. hat Angst davor.
Nun, bevor ich nun auch noch zum „Obelix“ werde, schauen wir uns einmal die an der rechten Seitenwand befindlichen Informationstafeln an, die offensichtlich über die Geschichte des Gebäudes berichten.
Wir belassen es mit einem kurzen Überblick über die Geschichte, drehen eine Runde durch das Gemäuer und verlassen das Teil auch schon wieder.
Ich bin einfach noch immer skeptisch, ob die Deckenkonstruktion wirklich so stabil ist, wie sie ausschaut.
Nachher fällt uns wirklich noch der Himmel auf den Kopf!
In meinen Adern fließt bestimmt altes germanisches Blut und ich habe diese damals berechtigten Sorgen quasi 1:1 aus dem Genpool übernommen 😉
An der rechten Innenwand hängen zahlreiche Info- Tafeln über die Geschichte der Basilika
Streifzug durch die Geschichte: römische Nutzung Nutzung im Mittelalter und vieles mehr. Schön gemacht!
Nächstes Ziel auf unserer Touristikroute werden nun, streng römisch versteht sich, die kaiserlichen Thermen sein.
Doch bevor wir dort ankommen, führt uns der Weg durch ein fürs Auge reizvolles Umfeld. Gleich hinter der Basilika liegt nämlich das kurfürstliche Palais, welches genau wie die Basilika dem Zweck des pompösen Regierens diente.
Von außen sieht es ja auch ganz nett aus und so, aber wenn man das in unserer heimischen Nachbarschaft unmittelbar befindliche „Schloss Brühl“ von innen kennt, kann vielleicht nur noch der Palast von Versailles oder vielleicht das Märchenschloss von König Ludwig diese Augenweide noch toppen. Kurzum, das Palais lassen wir aus.
Wir passieren das kurfüsrtliche Palais und durchstreifen kurz darauf den bunten Garten des Palais
Was mir beim anschließenden Spaziergang durch die Gartenanlage vor dem Palais auffällt: Offenbar ist man hier in Trier nicht so sehr erbaut vom Mittelalter. So richtig viel haben wir davon ja nun nicht gesehen und viel scheint es davon auch nicht zu geben!
Viele der historischen Errungenschaften sind entweder unmittelbar aus römischer Geschichte, oder eben aus der Renaissance- Zeit, also der Wiedergeburt der Antike.
Aber dazwischen? Fast nix. Der Dom vielleicht, aber auch der stand ja, wie bereits erwähnt, auf römischen Grundmauern.
Beim anschließenden Bild vom anderen Ende des kurfürstlichen Parks zurück zur Basilika muss ich unweigerlich an meine Geschichtslehrerin der 7ten Klasse in der Realschule Frechen denken. Mein Gott, was war die gute Frau B. doch engagiert um uns klar zu machen, wie schön, toll und rosig doch alles im antiken Rom war. Dann kam die dunkle grausame Zeit des Mittelalters und erst in der Renaissance wurde wieder annähernd ein vergleichbarer Stellenwert und Lebensstandart wie im alten Rom erreicht. Und wie hat sie das betont! Immer wieder! Die ach so wichtige Wiedergeburt der Antike!
Und obgleich ich in der 7ten Klasse die Römer eher langweilig und die Renaissance schwuchtelig fand (Ritter waren doch cool mit ihren Schwertern und Burgen!!), bin ich mit dem zeitgleichen Blick auf altrömische Basilika und dem renaissance- Gebäude des kurfüsrtlichen Palais im Vordergrund geneigt, ihr diese Wichtigkeit hier und heute abzukaufen. Eine späte Genugtuung liebe Frau B. sollten Sie hier jemals mitlesen…
Die Wiedergeburt der Antike! Die Basilika als Hintergrund für das kurfürstliche Palais
Nach einem kleinen Spaziergang durch einen bei den Trieren rege genutzten Park (so eine Art grüne Naherholungsfläche, viele Menschen sitzen herum, essen, oder dösen sogar auf der Wiese, einige rauchen gerade Shisha…) erreichen wir die Kaiserthermen von Trier.
Bereits 293 n. Chr. wurden diese bereits von Kaiser Constantin (aber mit C!) Chlorus begonnen.
Chlorus! Was für ein genialer Name für einen Thermenbaumeister! Kannten denn die alten Römer schon das Chlor als Wasserzusatz zur Desinfektion? Vielleicht hat Chlorus es ja sogar erfunden! Ich muss da zuhause unbedingt mal Recherchen anstellen…
Nun, Chlorus hat es übrigens nicht geschafft, die Thermen fertig zu stellen.
Als Bademeister konnte er also nicht fungieren.
Aber ein anderer bereits bekannter römischer Kaiser nahm sich ein paar Jahre später dieser Sache an, der aufmerksame Leser ahnt es bereits: Konstantin (diesmal der echte, der mit „K“) wieder, war ja klar!
Der allerdings war auch nicht vollends erfolgreich, wohl aus dem Grund, dass er diese Thermen auch gar nicht mehr gebraucht hat.
Denn Konstantin hat sich ja bekanntermaßen aus dem Staub (Konstantinopel lockt als Stadt mit dem eigenen Namen als Stadtnamen natürlich mehr, als „nur“ Trier…) gemacht und die halbe Bauruine seinen Nachfolgern hinterlassen. Fast wie ein Mietnomade!
Nett, oder?! Dem braucht man die Kaution auch nicht wiedergeben! 😉
Ein dritter Versuch wurde von Valentinian etwa ab 316 n. Chr. unternommen, aber der hatte für das angefangene Baufeld eine bessere Verwendung.
Statt Baden sollte hier nämlich gebildet werden. Allerdings nicht als Schule, sondern eher die Ausbildung an der Waffe, die Anlage wurde nämlich zu einem Kastell.
Nun, das ist überraschend und schlagartig verlieren wir ein wenig das Interesse an diesem „kaiserlichen Flickwerk“, welche ja eh nur als Ausgrabung bestaunt werden kann.
Und Eintritt bezahlen dafür, dass wir der Unfähigkeit von gleich drei Bauherren zuschauen können? Nee, danke!
Wenn die Römer die Therme nur *fast* fertig gestellt haben, reicht es ja wohl dicke, wenn wir die Thermen auch nur *fast* besuchen, oder?
In diesem Sinne werfen wir nur einen Blick über die grüne Buschmauer und machen ein paar Bilder aus der Ferne:
Wir spinksen über das Buschwerk: Die unvollendeten kaiserlichen Thermen zu Trier.
Zugegeben, der Anblick der Steine und Ausgrabungen ist schon interessant, aber im Großen und Ganzen erwarten wir davon nicht mehr, als zum Beispiel von den Ausgrabungen im Forum Romanum in Rom, welche wir ja auch schon besichtigt haben.
Und wenn man eben diese echten römischen Ausgrabungen in Rom kennt, dann sind alle weiteren Ausgrabungen nur kleinere Abbilder dieser riesigen, eindrucksvollen und gigantischen Anlage.
Kurzum, wir sparen uns den Eintritt und folgen stattdessen weiterhin der von Anja favorisierten Touristikroute.
Dies allerdings nicht, ohne nicht vorher wenigstens ein Bild von Anja mit dem Fuße von Kaiser Konstantin gemacht zu haben. Diese Marmormauke war Teil einer 12 Meter hohen Sitzstatue unseres bekannten Kaisers und wenn ich mir die Quadratklumpe vom ollen Kaiser so anschaue, wird das Kunstwerk durch Anjas Anwesenheit eigentlich nur verschönert! 😉
Nanu, war Monty Phyton hier? Nee! der gehört Konstantin Keck: Anja macht die Sitzprobe auf des Kaisers dickem Zeh 😉
Der Weg führt uns nun weg von der Geschichte Roms und wieder zurück in die Gegenwart, genauer wieder in die Fußgängerzone.
Dort wollen wir der Neustraße folgen, dann über Fleischstraße in Richtung Kornmarkt gehen.
Zum einen, weil Anja beim ersten von uns angesteuerten Souvenirstand ein paar Karten erstehen möchte (alle späteren Geschäfte inklusive Touristeninfo hatten nur teurere Karten!) und zum zweiten mag Anja noch ein Eis haben, welches sie vorhin beim ersten Durchgang in der Hand einer anderen Passantin entdeckt hatte.
War zwar nicht das Eis mit der genialen Waffel, aber Farbe und Konsistenz des Eises (und besonders die Größe 😉 lassen auf eine ebenfalls gute Eisdiele schließen.
Mal sehen, ob wir die Eisdiele finden…
Ach ja, als letztes wichtiges römisches Bauwerk wäre sicherlich noch das Amphitheater zu nennen. Dieses liegt allerdings etwas abseits der Touristenroute und „liest“ sich darüber hinaus nicht besonders interessant. Zum einen, weil es kein hochgebautes Amphitheater ist, sondern nur ein „einfacher“ Erdbau. Große Teile der Anlage sind somit nichts anderes, als ein großes Loch mit Stufen!
Und die wenigen Steinbauten wurden auch noch vom gleichen Schicksal heimgesucht, was auch einst die Porta Nigra traf. Denn auch hier entnahm man im Mittelalter Baumaterial, um damit einfach was anderes zu bauen.
Und last but not least kennen wir bereits eines der schönsten Amphitheater der Welt, nämlich das Kolosseum in Rom!
Noch schöner fanden wir nur das noch besser erhaltene Kolosseum in El Djem, Tunesien (wahrscheinlich besser erhalten aufgrund des trockenen Wüstenklimas).
Das Amphitheater wie auch die Kaiserthermen heben wir uns daher für den nächsten Besuch von Trier auf und belassen es für heute mit dem Erlebten.
So ganz langsam tun mir nämlich auch die Füße weh und zurück radeln zum Stellplatz müssen wir heute ja auch noch.
Tatsächlich verlässt mich mein Tatendrang schneller, als ich zunächst erwartet habe.
Während Anjas Entdecker- und Fortbewegungsdrang ungebremst anzuhalten scheint, muss ich am Kornmarkt eine Pause einlegen.
Puh, ich kann nicht mehr!
Wie viele Stunden sind wir nun schon auf den Beinen?
Kurzerhand mache ich eine längere Pause auf einer der zahlreichen Bänke am Kornmarkt, während Anja den Auftrag die Postkarten zu archivieren alleine zu Ende bringt.
Wieder in der Fußgängerzone von Trier Zwar nicht mehr römisch, trotzdem schön verziert
Fast wäre ich im Schatten der Bäume dann sogar eingedöst, doch zum Glück sammelt Anja mich rechtzeitig wieder ein und überrascht mich sogar noch mit einem kleinen Eisbecher.
Eisdiele und Postkarten sind damit auch abgehackt.
Sehr schön!
Anja hält mir zwar noch ein wenig unter die Nase, dass ich ja streng genommen die offizielle Touristikroute nicht beendet habe, aber da stehe ich ganz gelassen drüber.
Was soll´s? Sind ja nur ein paar Geschäfte, die ich nicht gesehen habe.
Die wirklichen Highlights wie Markt, Porta, Dom und Basilika habe ich ja gesehen.
Zufrieden spazieren wir zurück zu unseren Fahrrädern, wo wir gegen kurz vor halb 6 eintreffen.
Am benachbarten Supermarkt (Nahkauf) kaufen wir noch schnell ein paar Dinge ein, dann schwingen wir uns wieder auf die Räder und nehmen Kurs zurück zum Stellplatz.
Unterwegs treffen wir dann sogar noch eher unfreiwillig auf ein weiteres Highlight von Trier, denn hier in Trier ist der berühmt- berüchtigte Karl Marx geboren.
Sein Geburtshaus passieren wir rechte Hand, für mehr als ein paar Bilder von außen reicht die Popularität eines der Miterfinder der kommunistischen Idee dann aber doch nicht.
Ist nicht unsere Welt…
In dem Haus wurde er im Mai 1818 geboren… …der „olle“ Karl Marx. Naja, und?
Wir radeln noch ein Stück am alten Krahnenufer entlang, überqueren dann wieder die Römerbrücke und folgen dem Radweg entlang den Moselauen.
Kurz vor 6 passieren wir den Campingplatz und erreichen kurz darauf unser Wohnmobil, welches brav und treu auf uns gewartet hat.
Zu unserer Überraschung nicht ganz alleine, denn der Stellplatz hat sich während unserer Abwesenheit recht ansehnlich gefüllt! Es herrscht reges Treiben und fast im 10- Minuten- Takt rollen weitere Wohnmobile auf den Platz.
Oha, wie gut, dass wir ein hübsches Plätzchen haben…
Wir radeln raus aus dem Innenstadtgewusel… …es geht am alten Krahnenufer entlang…
Dann überqueren wir wieder die Mosel… …Dies übrigens wieder stilecht auf der Römerbrücke…
…Dann folgen wir noch kurz dem Moselradweg… …und sind kurz darauf schon wieder beim Wohnmobil! 🙂
„Ah! Erst einmal die Schuhe aus! Das tut gut!“
Wir richten uns nun gemütlich ein und machen es uns im Wohnmobil bequem. Der Fernseher läuft, ich hab was zu knabbern und eine kalte Cola auf dem Tisch und schon kann der Abend ganz gemütlich ausklingen!
Eine Dusche wäre jetzt natürlich nicht verkehrt, aber wir wollen damit dann doch lieber warten, bis wir später zu Bett gehen. Dann sind wir frisch.
Statt der teuren Dusche könnten wir uns übrigens auch einfach nach draußen stellen! Die warme schwüle Luft, die uns auch heute während der Stadtbesichtigung zu schaffen gemacht hat (auch deswegen haben wir im kühlen historischen Keller gespeist, statt in der warmen Fußgängerzone oder haben uns etwas länger in Basilika und Dom aufgehalten…) vermischt sich nun mit einem recht erfrischenden Sommerregen!
Es regnet sich regelrecht ein und erst eine kleine Regenpause gegen 20 vor 9 können wir nutzen, um ohne unfreiwilliges Vorwaschprogramm trocken in den Duschräumen anzukommen.
Da ich gestern von der rechten Duschkabine doch recht enttäuscht war, haben wir uns für heute die linke Duschkabine ausgesucht.
Tatsächlich ist diese etwas komfortabler ausgerüstet, denn statt einem schwammigen Duschvorhang gibt es hier immerhin eine richtige Duschkabine.
Das war es dann aber auch mit Vorteilen der linken Duschkabine, denn der Dreck steht hier heute ebenso, wie er es gestern in der rechten Kabine tat.
Auch die Luft ist zum Schneiden schwül, weil auch hier kein Luftaustausch stattfindet.
Die Türe fällt direkt ins Schloss und auch hier läuft der kleine tapfere Ventilator erst, wenn man die Karte auf dem Sensorfeld ablegt.
Aber wenigstens, dass muss man zur Ehrenrettung sagen, waren heute die 40 cent Gebühr für das Öffnen der Türe nicht umsonst, denn die Toilette ist nutzbar und Klopapier vorhanden.
Geht also auch.
Trierer Stellplatzidylle am Abend: Es regnet sich ein 🙁 Erst spät kommen wir zum Duschen
Etwas besser als gestern: Es gibt eine Duschkabine und auch der Toilettenpapierspender ist voll…
Anja geht als erstes duschen und hat wie ich die gleichen Probleme mit dem Einstellen und Halten der Duschtemperatur, wie ich sie gestern hatte.
Ich hab also nicht übertrieben mit meiner gestrigen Aussage, dass man mehr Zeit (und damit auch mehr Geld!) mit Temperarturregeln verbraucht, als mit dem eigentlichen Duschen.
Die „After- Works“ nach dem Duschen (Föhnen und so) möchte Anja nicht hier in der Duschkabine verrichten. Hab ich volles Verständnis für! Die Luft ist durch das Duschen von Anja nochmals unerträglicher geworden.
Also wenn schon der Ventilator nicht läuft, wie wäre es denn dann wenigstens mit einer Art Dachhaube wie beim Wohnmobil! Das kostet doch nur einmalig die Montage und wäre effektiv!
Aber durch die immerwährende Feuchtigkeit wird Schimmel hier schnell ein Problem werden, da bin ich felsenfest von überzeugt. Die Fugen sind ja jetzt schon schwarz…
Nun, nachdem Anja den Duschraum verlassen hat, dusche ich mich noch schnell ab, danach mache auch ich mich nur halb abgetrocknet aus dem Staub, um nicht gleich wieder drauf los zu schwitzen.
Schon beim Öffnen der Türe fällt mir ein Mann in meinem Alter auf, der offenbar auf meine Duschkabine wartet.
„Warum das denn?“ frage ich mich selbst, denn die Kabine neben mir ist doch frei!
Der Grund wird mir schlagartig klar…
„Glückwunsch mein lieber, 40 Cent gespart“ werfe ich dem Mann entgegen und halte brav die Türe auf.
„Ja, komm weg!“ antwortet er ziemlich unwirsch und drängt sich an mir vorbei.
*Zack* fällt auch schon die Türe ins Schloss und der Typ ist verschwunden.
Tja, was soll ich dazu sagen?! Außer „Errare humanum est“ – „Irren ist menschlich“ (Hieronymus) fällt mir nichts ein. Ich dachte immer, alle Wohnmobilisten wären nett zueinander, immerhin teilen wir doch alle das gleiche Hobby!
Hätte ich dieses unhöfliche Verhalten eher vorausgesehen, hätte ich die Türe lieber zufallen lassen, als ihm hier die Türe auch noch offen zu halten! Grrrrr!
Tja-ja, Undank ist der Welten Lohn (dazu gibt es gar kein römisches Sprichwort, oder? ;-)…
Aber mal ernsthaft, muss man denn so unfreundlich sein?
Naja, hat vielleicht einen schlechten Tag gehabt und musste auf der Anreise im Stau stehen.
Da bin ich auch immer ziemlich genervt. Aber dann die Geduld haben und vor der Türe auf das Öffnen warten, nur um 40 cent zu sparen? Das wäre es mir nicht wert…
Das unschöne Erlebnis ist schnell vergessen. Genau wie ich trotz widriger Umstände die Dusche genossen habe, hat offenbar auch die Luft und das Klima den kleinen Regenschauer genossen.
Es ist nun deutlich frischer und für mich sehr angenehm, sodass ich sogleich neue Kraft schöpfe!
Ich hätte nicht übel Lust, ein weiteres Mal die Räder zu satteln und mit dem Rad ein abendliches beruhigtes Trier zu erkunden.
Vielleicht wird die Porta Nigra ja ganz besonders hübsch angestrahlt und liefert ein tolles abendliches Fotomotiv!
Aber so sehr ich mich auch bemühe, Anja mag sich einfach nicht mehr aufraffen.
„Zu spät“ meint sie.
Zu spät, zu spät, was heißt schon zu spät?
Grad mal halb 10 haben wir!
Aber Anja bringt das „durchschlagende“ Argument und meint, dass wir ja morgen recht früh aufstehen müssen, um im benachbarten Luxemburg noch einen dort auch sonntags geöffneten Supermarkt aufsuchen zu können (mehr dazu am morgigen Tag…).
Dieser hat nämlich nur bis 12 auf, was eine frühe Abfahrt in Trier unabdingbar macht.
Fahren wir jetzt noch mit dem Rad los, sind wir wahrscheinlich vor Mitternacht nicht zurück. Bis wir dann im Bett liegen, wird es 1 werden.
Nun gut, dann eben nicht.
Ich schaue zwar noch ein wenig sehnsüchtig aus dem Fenster, aber das ändert auch nichts mehr. Und allein mag ich auch nicht mehr los.
Stattdessen verlade ich schon jetzt die Fahrräder, damit wir dies morgen nicht mehr machen brauchen.
Die Fahrräder hab ich schon verladen, dann geht das morgen schneller…
Gegen 11 geht es dann ins Bett.
Wir reden noch ein wenig über das heute erlebte und sind uns beide schon jetzt einig, dass Trier uns nicht zum letzten Mal gesehen haben wird. Einige Dinge stehen ja noch aus und wenn morgen der kleine Ausflug nach Luxemburg auch ein Erfolg wird, dann haben wir auf jeden Fall einen guten Grund, noch in diesem Jahr ein weiteres Mal hierher nach Trier zu fahren.
Wir freuen uns schon jetzt darauf!
Interessante Beobachtung des Tages:
Jeder, naja zumindest fast jeder hatte heute, als wir durch Trier spaziert sind, etwas zu Essen in der Hand!
Statistik des Tages:
– mit dem Fahrrad gefahrene Kilometer: 5,48
– zu Fuß zurückgelegte Kilometer: 58.954,25 (geschätzt anhand der Fußschmerzen 😉