Heute werfen wir unser Wohnmobil wieder an und rücken wir an der Wasserlinie Istriens wieder ein Stückchen weiter nach Süden.
So ist zumindest der Plan.
Aber schon beim ersten Augenaufschlag wird klar: Heute wird ein richtig schöner Tag!
Blauer Himmel strahlt durch den schmalen Schlitz der Dachluke und es wird auch zunehmend warm im Alkoven. Da mag man ans Packen und Weiterfahren natürlich so gar nicht denken!

     Ausblick auf die kroatische Adria vom Campingplatz aus
So schön ist der Ausblick auf die kroatische Adria an diesem Morgen. Fast zu schön zum Weiterfahren…

Schon beim Aufstehen hadern wir also mit uns selbst, ob wir heute vielleicht lieber doch noch einen weiteren Faulenztag dranhängen sollen. Immerhin hatten wir ja auch eine sooo lange Anreise, da wäre es nur legitim, dass wir uns zunächst mal ausruhen und nicht gleich das volle Entdecker- Programm fahren, oder?  😉
Nix da!
Wir haben doch alles gesehen, was hier auf dem Campingplatz und rund um Novigrad schön ist und faulenzen können wir am nächsten Campingplatz ja auch noch.
Also hopp, Tür auf, Fenster auf, Luft reinlassen und den Tag an den Start bringen.
Aber irgendwie beeilen oder gar hetzen werden wir uns nicht, dafür haben wir einen zu schönen weiteren Urlaub vor uns.
Fast schon traditionell setze ich mich daher nach der obligatorischen Morgentoilette zunächst Mal ganz entspannt aufs Fahrrad, um kurz zum Supermarkt rüber zu radeln und ein paar Brötchen und die Bild- Zeitung zu holen.
Anja föhnt sich derweil noch die Haare nach dem Duschen zu Ende und macht dann schonmal klar Schiff, damit wir nach dem Frühstück gleich auslaufen können.
Tja, die Arbeitsteilung klappt bei uns wirklich prima!

         
     Mit dem Rad zunächst unterwegs auf dem Campingplatz…         …und dann auf der Straße. Einmal zum Supermarkt bitte.

Keine großen Überraschungen im Supermarkt. Das Sortiment hat sich gegenüber dem gestrigen Tag nicht geändert und auch die Brötchen sind unverändert.
Viel kaufe ich nicht, nur zwei Brötchen mehr als sonst, falls wir uns nachher unterwegs irgendwo einen Snack zum Mittag machen wollen.
Man muss ja vorbereitet sein, falls ich auch heute kein Spanferkelbrötchen bekommen sollte 😉

         
     Wieder am Supermarkt angekommen.                                     Was gibt´s im Angebot? Souvenirs und Haushaltswaren

         
     Eine Spielecke mit Wasserspielzeug für Kinder                          Und eine Frischfleisch-/Wurst-/ und Käsetheke. Geht OK

         
     Der Einkaufsbeutel baumelt halbleer am Fahrradlenker.            Wieder zurück am Campingplatz, hier im schattigen Wald

Zurück am Wohnmobil, die Uhr zeigt gerade mal viertel vor 11, decken wir gleich den Frühstückstisch.
Dies aber übrigens drinnen, weil wir zum einen nachher nicht noch die Campingmöbel verstauen wollen und zum anderen, weil es schon jetzt ordentlich Temperatur hat, die Sonne kräftig scheint und man seiner Wurst beim Oxidieren unter freiem Himmel zusehen könnte!
Beim ersten Biss im Brötchen hätte die Scheibe Fleischwurst auf dem Weg zum Mund die Farbe von „zartrosa“ bereits in „goldbraun“ geändert und spätestens, wenn man beim letzten Bissen angekommen wäre, hätte das Braun der Wurst bereits eine ordentliche Schicht Hummus angesetzt. Natürlich nebst satt- grünem Rollrasen nach englischem Standard!
Nee, Frühstücken unter freiem Himmel geht ohne schattenspendende Markise mal gar nicht!
Aber auch diese ist natürlich schon eingerollt und so hat Anja eben drinnen den Tisch gedeckt.

Wir lassen uns zum Frühstück die leckere österreichische Wurst auf den kroatischen Brötchen schmecken, dazu spielen wir beide das besonders von mir so gern gespielte Spiel: „Wie viele Mückenstiche hast du?“
Und ohne jetzt in unsere alten Reiseberichte schauen zu müssen bin ich fast sicher, dass wir gerade ein Novum erleben!
Denn Anja hat derer bereits drei! JA, DREI!
Ich hab zu diesem Zeitpunkt dann für gewöhnlich so um die dreißig, kann aber dieses Mal mit Fug, Recht und einer kleinen Portion Stolz behaupten, dass ich noch GAR KEINEN EINZIGEN HABE!
Ist das nicht ungewöhnlich?!
Sollte etwa Kroatien mein ab sofort neuestes Lieblings- Urlaubsland werden, wo ich von der Pestbrut verschont werde und Anja stattdessen den Juckheinrich macht?!
Ich feixe Anja zu und sie verdreht natürlich die Augen. Klar, dass sie mir den Triumph nicht gönnt und mit einem „Warts nur ab!“ versucht, mich auf das noch Kommende vorzubereiten.
Ich bleibe gespannt, aber im Moment sieht es ja gar nicht so schlecht aus 😉

Gegen 20 vor 12 sind wir fertig mit allem.
Wir haben gegessen, der Spül ist bereits weggespült und verstaut, die Auffahrkeile sind eingesammelt und auch sonst deutet alles auf eine hergestellte Abfahrbereitschaft hin.
Wenn da nur nicht die Sache mit der „Kette“ wäre!
Schon seit gut 5 Minuten bin ich zurück von der Rezeption und habe dort bezahlt sowie Bescheid gegeben, dass wir nun eigentlich abreisen könnten und es auch innerhalb der Frist bis 12 Uhr schaffen, wenn man uns nur von der Kette bzw. aus dem Stromkasten befreien würde!
Es ist zum verrückt werden! Wie ich das hasse!
Als ob wir zu blöd seien, ein idiotensicheres CEE- Kabel aus einem Stromkasten zu entfernen!
Und die sollen mal nicht wegen Diebstahlschutz und Stromklau kommen!
Immerhin habe ich eine Kabeltrommel an den Stromkasten angeschlossen und könnte nun jederzeit denjenigen, die kein Geld für Strom haben, nach Gutdünken Strom verkaufen oder gar verschenken!
Dies hätte sogar noch den Vorteil, dass die „Mitabnehmer“ aus meinem Strom sich noch nicht einmal bei der Rezeption an- und abmelden müssten, wie wir es müssen. Wartezeit? Adieu!
Aber wir? Wir warten brav und unterwürfig auf den Jossip, der den Schlüssel hat und uns hier den Stecker rausziehen darf.
Wenn das jetzt auch wieder wie am Anreisetag über eine halbe Stunde dauert, dann brennt hier aber gleich der Baum, das kann ich aber flüstern!
Dann bediene ich nur ZU gerne das Klischee des ungeduldigen Deutschen, der sich, wenn es mal nicht nach seinem Willen geht, aufführt wie zu Zeiten der Kolonialmacht.
Naja, man ahnt es bereits, ich steigere mich so richtig schön herein!
Aber ich kann nunmal nichts schlimmer leiden, als wenn ich warten muss und auf die Mithilfe anderer angewiesen bin, nur um MEIN Fahrzeug in Bewegung zu setzen!
Glücklicherweise kommt es nicht so weit und etwa 10 Minuten, nachdem ich mit dem Auf- und Abschreiten des Weges zwischen Wohnmobil und Stromkasten begonnen habe, kommt Jossip gelangweilt mit deinem Rad um die Ecke.
Naja, das geht ja noch.
Er schließt auf, ich nehme den Stecker und das war´s, wir können abreisen.

Gesagt, getan, rollen wir um 5 vor 12 auf dem Versorgungsweg in Richtung Rezeption, stoppen aber natürlich kurz auf der Wohnmobil- Entsorgungsstation, um unser Brauchwasser der letzten beiden Tage abzulassen und um ein paar Liter Frischwasser aufzufüllen.
Muss ja auch sein, obwohl wir gar nicht so viel Wasser verbraucht haben.

         
     Endlich frei! wir rollen über den Versorgungsweg zur VE            Ein letzter Blick zurück zur Adria. War schön hier.       

         
Auf der platzeigenen VE für Wohnmobile. Gut ausgerüstet         Wieder unterwegs! Um kurz nach 12 verlassen wir Novigrad

Um kurz nach 12 rollen wir aber dann doch runter vom Campingplatz und steuern abenteuerlustig neuen Herausforderungen entgegen.
Gleich das erste Ziel für den heutigen Tag liegt nicht fern, wir wollen uns Poreč als nächstes Highlight der istrischen Küste anschauen, was keine 20 Kilometer von hier entfernt liegt.
Mit Poreč haben wir uns übrigens zum ersten Mal etwas eingehender beschäftigt und uns in den Reiseführern eingelesen.
Natürlich möchten wir in diesem Urlaub einerseits faulenzen, bummeln und durch die zahlreichen Altstädte flanieren, andererseits hat Porec aber auch einiges an Geschichte und Kultur zu bieten, kann sogar auf eine Historie bis weit in die Römerzeit zurückblicken.
Bauten aus dieser Zeit sollen noch erhalten sein und da wir besonders die römische Geschichte mit ihren antiken Bauten und den schon frühen allgemeinen Errungenschaften faszinierend finden, schauen wir uns die Überbleibsel aus dieser Zeit auch gerne näher an und wollen daher nunmal auch gerne vorher wissen, was uns erwartet.
Ansonsten wäre der Urlaub ja auch ein wenig einseitig, oder? 😉

Bevor wir aber die Antike von Porec entdecken können, will erstmal der Weg zurückgelegt werden.
Unsere heutige Route führt hierfür übrigens sehr schön durch die landschaftlichen Schönheiten Istriens abseits der Schnellstraßen und Autobahnen!
Mal immer schön dicht am azurblauen und warmen Wasser entlang, mal ein wenig abseits der Küste im unmittelbaren Hinterland.
Ein bisschen wirkt hierbei die Umgebung wie die Küstenregion der südlichen Westküste in den USA, genauer der Highway Number 1 zwischen Los Angeles, Santa Barbara und Malibu.
Dieser teilweise steinige, sandige Boden, dazu die vereinzelten Pflanzen und Grün dazwischen, von dem ich immer wieder fasziniert bin, wie es auf diesem sandigen steinigen Boden überhaupt gedeihen kann.
Tja, für mich Mitteleuropäer ist der Inbegriff von fruchtbarer Erde noch immer ein Blumentopf voll tiefschwarzer, saftiger und fluffiger Blumenerde.
OK, in Amerika waren die Eindrücke seinerzeit noch extremer, besonders als wir den Weg landeinwärts in die Wüste genommen haben. Da war der Boden dann teilweise so karg, dass nur widerstandsfähigste Gräser und Wüstenbüschel überhaupt gedeihen konnten und spätestens, als wir nur noch Dreck und Kaktusse gesehen haben, wurde die Landschaft irgendwie trostlos.
Trotzdem faszinierend, keine Frage, aber dennoch trostlos.
So weit sind wir hier in Kroatien mit Sicherheit noch nicht, denn trotz rot- sandigem Boden dominiert in der Natur nach wie vor das bekannte und beliebte „Grün“.
Vielleicht resultiert mein Vergleichsempfinden auch einfach davon, dass es auch heute wieder mal ziemlich warm um uns herum ist und die Sonne recht temperamentvoll auf uns nieder scheint. Wie eben auch unter der Wüstensonne Amerikas.
Schön ist es natürlich dennoch, hier so durch die Sonne und auf dem „Küstenhighway“ Istriens südwärts zu fahren.
Die kleinen Fenster vom Wohnmobil auf, die Hand raus und durch den Wind strömen lassen, voll Urlaub!

         
     Unterwegs auf der istrischen Küstenstraße:                              Wir genießen herrliche Eindrücke unter blauem Himmel

         
     Der Damm teilt blaues und türkises Wasser. Voll schön!            Malerische kleine Bucht mit ein paar Schiffchen

         
     Von Anja entdeckt: Merkwürdiger Betonbau mit Flagge.   Wenn jemand weiß, was das ist, bitte als Kommentar eintragen! 🙂

         
     Der Weg führt nun mehr im Landesinneren vorbei                   Steine, rote Erde, sandiger Dreck. Ein bisschen wie in den USA

Das wir Porec erreichen, bemerken wir spätestens mit den ersten modernen Gebäuden, die rechts und links am Fahrbahnrand auftauchen.
Und spätestens hier bemerken wir, dass wir uns in einem deutlich westlich angehauchten Kroatien befinden.
Ähnlich wie in Ungarn finden sich nämlich hier am Stadtrand moderne Einkaufszentren, die die alten halb verfallenen kleinen und alteingesessenen regionale und nationale Supermärkte allmählich ersetzen.
Die großen Ketten wie Aldi, Kaufland, Tesco, Spar und Co setzen eben schon gar nicht mehr auf einen kleinen Verkaufsraum irgendwo in der Innenstadt, sondern bauen lieber gleich Megastores außerhalb. Der amerikanische Trend (hält ja auch bei uns in Deutschland immer mehr Einzug) mit dem Auto aus der Stadt raus zum Einkaufen zu fahren ist also auch hier inzwischen unverkennbar.
Ein bisschen verwirrend bzw. befremdlich wirkt es schon. Rundherum Feld, Büsche, Sträucher, „amerikanische Steppe“ – und dann folgt mittendrin ein riesiger Supermarkt- Neubau aus blitzeblankem Aluminium mit großem frisch geteerten Parkplatz.
Hat was von Las Vegas! Fast genauso heiß, nur eben etwas grüner, als seinerzeit in der Wüste Nevadas…

         
     Ganz offensichtlich erreichen wir Porec…                                 …mitten im Nichts steht plötzlich ein Kaufland- Megastore

Die Gebäude werden dichter und verabschieden die grüne Steppe, keine 30 Minuten nach unserer Abfahrt erreichen wir also schon das Stadtzentrum von Porec.
Schon schön, wie klein hier nur die Entfernungen sind.
Schon schade allerdings, wie schnell man sich auch hier ähnlich wie in Novigrad gleich mal ausgegrenzt fühlt, denn schon früh wird man als Wohnmobiltourist darauf aufmerksam gemacht, wie sich das Parken hier in Porec darstellt.
Ist ja nicht das erste Mal, dass wir schon bei der Einfahrt in eine Stadt freundlich auf „besondere“ Parkplätze geleitet werden, die extra für Wohnmobile eingerichtet sind. Naja.
Und wir haben gelernt, dass es trotz der Nachteile sinnig ist, gleich diesen Schildern am besten gleich zu folgen.
Näher kommt man meist sowieso nicht an die Stadt und die Promenaden heran, denn kaum lässt man den offiziellen (und meist auch für Tagesbesucher ohne Übernachtung teuren!) Wohnmobilparkplatz hinter sich, folgen auch unmittelbar die Verbotsschilder für Wohnmobile.
Wir probieren es also erst gar nicht, sondern folgen gleich der Beschilderung und dem Wohnmobilpiktogramm.

Kurze Zeit später entdecken wir auch rechts zur Straße einen Parkplatz, der Wohnmobile erlaubt (zu einem deutlich höheren Tarif versteht sich).
Der offizielle Wohnmobilstellplatz scheint es nicht zu sein (dafür ist es hier zu schäbig und es fehlt die komplette Infrastruktur), aber da wir sowieso nur für einen Tagesbesuch hier bleiben und nur parken wollen, tut es auch dieser einfache Supermarktparkplatz genannt „Cantina Centar“ bei N 45.22671°, E 13.60361°.
20 Kuna werden die Stunde fällig (Mit dem Auto wären es nur 5 gewesen, hier kostet das Parken eines Wohnmobils gegenüber dem Auto also nochmals 5 Kuna mehr, als in Umag!), der Tagestarif wäre mit 160 Kuna je Wohnmobil zu bezahlen.
Gut, wir fahren an das kleine Kassenhäuschen und suchen uns dann in der Wohnmobilreihe mit vielleicht 6 weiteren (deutlich moderneren) Wohnmobilen einen netten Parkplatz.
Ich versuche so unscheinbar wie möglich einzuparken, soweit das eben mit einem dicken weißen Panzer möglich ist.
Noch immer treibt mich nämlich ein bisschen die Angst, dass wir bei unserer Rückkehr eine aufgebrochene Türe und durchwühlte Sachen vorfinden werden.
Ja, ich geb´s zu, ein Campingplatz direkt hier und eine Zwischenübernachtung wäre mir lieber.
Aber wenn wir das in jeder Stadt machen, kommen wir hier ja auch nicht wirklich vorwärts und nach Vrsar wollen wir heute ja auch noch!
Ein paar Stunden zwischen deutlich lukrativer wirkenden Fahrzeugen, das wird schon…

         
     Parken am Einkaufszentrum „Cantina“ für 20 Kuna / Stunde      Eigentlich ist das hier ein Supermarktparkplatz…

         
Letzte Reihe = Wohnmobilreihe. Einige andere sind schon da     Anja steht parat für die Stadtbesichtigung 😉

Wir verriegeln und verrammeln alle Türen, legen unsere Köder in den Innenraum und die Ablenkungsmanöver an ihre Plätze.
Nicht, dass wir wirklich irgendwas Wertvolles im Wagen hätten, aber allein schon den Aufbruch selbst gilt es ja zu vermeiden!
„Komm jetzt, das bricht schon keiner auf!“ fordert mich Anja auf, nun endlich vom Wohnmobil abzulassen und mit ihr in Richtung Stadtzentrum zu spazieren.
„Jaja, ich komme ja“ und ziehe mürrisch hinter ihr her.
Warm ist es! Obwohl… Eigentlich ist es heiß! Und trocken.
Ein Eis wäre schön, bestimmt finden wir gleich was.

Wir spazieren eine grüne weitläufige Wiese in die Richtung herab, in der wir die Meereslinie und die Altstadt mit Promenade und Hafen vermuten.
Ein paar Schilder haben vorhin schon mehrfach angedeutet, dass wir uns dafür „rechts“ halten müssen.
Machen wir.

         
Auf geht´s! Einmal über die Wiese, dann sollten wir da sein      Ein paar Schritte weiter: Einfahrbalken und Wohnmobilverbot

          
     Unterwegs in den Gassen Porecs, immer den Schildern nach      „Kommt näher, ihr seid auf dem richtigen Weg!“ 😉

Tatsächlich müssen wir auch nicht lange suchen, man kommt beinahe zwangsläufig in der Altstadt aus.
Sofort sind wir Feuer und Flamme!
Ist das SCHÖN hier!
Der „Lutetia“- Eindruck in den kleinen Ortschaften der letzten Tage wird hier nochmals gesteigert, die Altstadt von Porec ist wirklich traumhaft!
Es fällt nun natürlich so langsam schwer, diese Eindrücke in Worte zu fassen, denn es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir von „pitoresken Häuschen mit bunten Fassaden, Klappfensterläden und im Wasser vor sich hin dümpelnden Booten“ schreiben würden, die „von einem liebevoll zentral gelegenen Kirchplatz mit Glockenturm“ eingerahmt werden.
Stimmt zwar alles, holt aber doch am dritten Tag, wo wir diese Eindrücke erleben, niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, wenn wir davon schreiben, oder?!
Darüber hinaus ist es ja auch so, dass diese oder ähnlich klingende Beschreibungen wirklich in jedem Reiseführer zu finden sind.

         
Wir erreichen einen zentralen Platz, hier beginnt die Altstadt      Wie hübsch! Die Häuser wirken sehr römisch! 🙂

Aber wie soll man diese traumhaft schöne Kulisse einer echten teilweise antik wirkenden Hafenstadt mit Flair beschreiben, wenn diese einen in den Bann zieht?
Fangen wir am besten ganz unten an und senken mal den Kopf, was sehen wir da?
Zum einen mal ziemlich hartes großquadriges Kopfsteinpflaster. Jene festen großvolumigen Steine, die man problemlos mit dem Bild der Straßen aus besagten „Asterix“- Comics kennt, wenn man die Seite mit dem Straßenvierteln von Lutetia oder eben Rom aufschlägt.
Hübsch anzusehen, keine Frage, aber kaum geeignet für Stöckelschuhe! 😉
Auch tun mir ein wenig die Fremdenführer leid, die den ganzen Tag über diesen harten Boden latschen und Touristen umher führen müssen. Da braucht man definitiv gute Sohlen an den Schuhen!
Dennoch: Gerade dieser Boden bildet quasi die Grundlage für das typische südländische Flair, was wir uns ja auch irgendwie von Kroatien erhofft und gewünscht haben.
Heben wir also den Blick und schauen voraus zu den Häusern, die sich hier teilweise wirklich noch im alten antiken, ja beinahe römischen Stil anbieten!
Natürlich sind die Häuser nicht ein paar tausend Jahre alt! Aber den Baustil mit den typischen Klötzchen auf 2 bis 3 Etagen sowie den vier- bzw. rechteckigen symmetrisch angebrachten Fenstern hat man beibehalten, das sieht gut aus.
Dann natürlich die schmalen Gassen, die rechts und links der zentralen Wege abgehen.
Zu früheren antiken Zeiten konnte man dort bestimmt auf messerwetzende Zeloten, handeltreibende Illyrer oder einfach nur auf eine römische Stadtgarde treffen, die gerade in Schildkrötenformation durch die Gassen patrouilliert.

         
     Einfach mal gekonnt die Touristen ausblenden:                         Was dann bleibt? Schmale Gassen mit Flair…

         
     …davon gibt es viele! Hinter jeder Ecke könnte eine römische Patrouillie oder ein messerwetzender Zelot stecken 😉

         
     Von dort oben winkt gleich der römische Imperator! 😉             Und im Torbogen versteckt sich eine antike Geheimtür.

Fast könnte man den Geist der alten Zeit beschwören, wenn da nicht die vielen modernen Einflüsse wären!
Da wären zum einen natürlich mal die ganzen Touristen selber! Aber an denen kann man sicherlich nichts ändern, wir sind ja selber welche!
Und fast schon gehört es eben nun zur „heutigen Antike“ dazu, dass eben keine Venezianer, Makedonier oder Byzantiner mehr durch die Gassen streifen, sondern eben Deutsche, Italiener oder eben auch Asiaten.
Aber müssen es ausgerechnet Holländer sein?
OK, ok, ich gebe ja zu, dass das jetzt gemein ist! Auch die Holländer dürfen natürlich die Welt erkunden und entdecken.
Aber ausgerechnet hier, in dieser schönen antiken Kulisse finden sich plötzlich ganz profane Spuren unserer Oranje- Nachbarn, die sich hier mit dem Besten aus der heimischen Frikandelbude versorgen können!
Wir müssen beide darüber schmunzeln und finden das natürlich gar nicht so schlimm, wie das jetzt vielleicht klingt. Hier ebenfalls angebotene Pommes mit Schnitzel oder Currywurst finden wir ja auch OK und das sind ja auch nicht gerade kulinarische Exporthighlights, die wir Deutschen da durch die Weltgeschichte tragen.
Aber auch neben den niederländischen Imbissgerichten fällt uns mal grundsätzlich auf, dass es hier ein sehr breites Angebot an Gastronomie gibt.
Es scheint fast so, als würde die schöne Altstadt dann doch recht stark von kommerziellen Interessen ausgenutzt werden die möglichst darauf abzielen, uns Touristen hier in die zahlreichen Biergärten, Terrassenplätzen und Gasträumen zu locken.

         
     Mitten auf der Fressmeile entdecken wir plötzlich…                   …holländische Spezialitäten! Neeeiiiinnnnn!! Hammer! 😮

Wir können uns gerade noch den kulinarischen Genüssen entziehen und schwenken viel lieber zur ersten touristischen Attraktion von Porec ein, die Euphrasius-Basilika!
Glaubt man dem Reiseführer, gehört dieses schon recht früh im 6. Jahrhundert gebaute und nach Bischoff Euphrasius benannte Gotteshaus zu den schönsten in ganz Kroatien.
Und tatsächlich sieht es von innen recht beschaulich aus, besonders die tollen Mosaike!
Teile des Bodens sind hier aufgelassen, sodass man unter den „normalen“ Fußboden die alten Mosaike anschauen kann.
Natürlich darf man da heute nicht mehr einfach drüber trampeln, die Teile wären beim Gewicht eines normalgewichtigen mit Kameras behangenen und bei McDonalds speisenden heutigen durchschnittlichen Mitteleuropäers ruck-zuck abgewetzt und durchgelatscht! 😉
So aber können wir die Mosaike bestaunen und verstehen auch recht schnell, warum die Kirche heute zum Unesco- Weltkulturerbe gehört.

         
     Der Zugang zur Euphrasius-Basilika, ein schmaler Weg             Die Kirche gehört zum UNESCO- Weltkulturerbe

         
     Im Innern ist es recht eng, Rundumblickbilder sind schwierig     Blick nach oben zum Glockenturm der Basilika

         
     Das Kirchenschiff der Basilika. Schlicht, dafür aber auch alt       Offene Böden offenbaren alte Mosaike. Geheimnisvoll! 😉

Wie immer lasse ich mir bei einem Besuch von altertümlichen Kirchen nicht entgehen, auch hier nach Spuren und Hinweisen zum heiligen Gral zu suchen!
Sei es eine alte lateinische Inschrift, vielleicht ein Symbol oder sonst ein Zeichen, was auf den Verbleib hindeutet.
Und auch wie immer verdreht Anja spätestens an dieser Stelle natürlich die Augen und raunt mir zu, dass ich hier jetzt NICHT heimlich an den Mosaiksteinen herumdrücken kann in der Hoffnung, dass sich vielleicht irgendwo eine geheime Falltür öffnet! 😉
OK, ok, lassen wir das. Es deutet sowieso mal überhaupt gar nichts darauf hin, dass es hier auch nur den Ansatz einer Spur auf den Gral geben könnte, da waren die Eindrücke in der „Rosslyn Chapel“ in Schottland schon abenteuerlicher und vielversprechender!
Sehen wir die Kirche lieber als das, was sie ist. Eine alte Kirche.
Kein Gral, keine Falltüren, keine Geheimnisse.
Und falls doch, sind sie auf jeden Fall gut versteckt…

Wir verlassen die Kirche wieder nachdem uns in den hohen Hallen und den schattigen Gängen der Kirche beinahe schon etwas kühl geworden ist.
Schnell hat uns aber die sommerliche Wärme Istriens wieder und wir stromern weiter durch die Gassen von Porec.

         
Nicht nur zu futtern gibt es hier in Porec, auch zahlreiche Souvenirs oder Gemälde von Künstlern werden angeboten

         
Kleine Parks mit römischen Charakter finden sich überall          Anja in den Überresten einer alten Mauerfassade.

         
altes römisches Kopfsteinpflaster vor urigen Häusern                Wirklich sehr schön hier in Porec, gefällt uns gut.

Es dauert nicht lang, da entdecken wir die nächste „Attraktion“ von Porec, die ausnahmsweise mal nicht in den Reiseführern steht und auch gar nicht antik oder uralt, sondern eher quicklebendig unf fidel auf uns wirkt.
Eine Katze!
Und nicht nur eine, sondern zwei!
Und da, noch eine dritte und eine vierte und ehe wir uns versehen, kann schon keiner mehr die zahlreichen schnurrenden Flohballen und mauzenden Fellknäule zählen, die einer Art Hinterhofgarten zwischen 2 Häusern und geschützt durch einen hohen Zaun teils neugierig zu uns aufschauen, teil gelangweilt mit hängenden Schwanz am Baum dösend auf uns herab blicken.
Schnell wird klar, dass das mit den Katzen hier kein Zufall ist und kaum zeigen wir Interesse an dieser Katzenpension, entdecken wir auch schon einen Mann, der hier scheinbar zusammen mit den Katzen lebt. Freundlich winkt er uns zu, wir winken verlegen zurück und entdecken dabei einen Aushang am Metallzaun, eine ausgedruckte email in deutscher Sprache klärt uns auf:
Hier wohnt er also, Herr Zeljko Hanzek, der sich hier im Vorgarten eines alten Barockpalasts in der Eufrasiastraße niedergelassen hat.
Das Haus war zu Zeiten des Balkankrieges Zufluchtsstätte für Flüchtlinge, mittlerweile ist das Gebäude aber wohl verlassen und dient nun einem Tross an Katzen als sicherer Hafen.
Aha.
Zunächst sind wir natürlich skeptisch, denn herrenlose Katzen füttern und sie aufnehmen klingt nur auf den ersten Blick hilfsbereit.
Im zweiten Schritt aber erlaubt man den Katzen nämlich durch die Bereitstellung einer sicheren Versorgung, sich ebenso ungestört zu vermehren und das ist wiederrum gar nicht gut!
Wir selbst sind langjährige Mitglieder im „Verein zur Verhinderung zur Tierquälerei in Köln und Umgebung e.V.“ und wissen aus der Vereinsinformation, dass zwar wild lebende aber auch betreute Katzen nämlich kastriert gehören, damit sich das Elend nicht verschlimmert.
Wir wollen gerade mit unserem Wissen auftrumpfen, da entdecken wir im weiteren Text der ausgedruckten email, dass sich hier auch eine deutsche Tierärztin um genau jenes Kastrieren der Tiere kümmert, was so wichtig ist.
Finanziert wird dies durch Spenden, die Hr. Hanzek gleich hier am Zaun in einer Spendendose entgegen nimmt.
Wie praktisch! 😀
Na hoffentlich stimmt das auch alles so, wir wollen es aber mal gerne glauben und spenden natürlich etwas, worüber wir dann auch mit dem Mann ins Gespräch kommen.
Besonders Anja unterhält sich rege mit Zeljko, der bereitwillig etwas von seiner Katzenbetreuung und aus seinem Leben erzählt.
Überhaupt scheint er ganz nett zu sein, wenn man nett zu ihm ist.
„Sind nicht alle nett zu mir“ meint er und deutet damit wohl auf das ebenfalls in der ausgedruckten email beschriebene Problem hin, dass er seinen Platz vielleicht eines Tages räumen muss.
Naja.
Wir versprechen auf seine gute Sache hier hinzuweisen, was wir hiermit auch getan haben. Wer sich eingehender für den Katzenretter von Porec interessiert, kann sich aus unserem Fazit einen weiterführenden Link einmal näher anschauen.

         
     Hier in diesem Garten wohnt der Katzenretter von Porec            Eine email (auf deutsch) informiert über die Situation

Wir wünschen Zeljko alles Gute für sich und seine Katzen und spazieren weiter durch Porec, um kurz darauf endlich wieder eine der „echten“ Attraktionen zu entdecken.
Und jetzt wird es richtig antik!
Denn noch weit vor den Zeiten einer Euphrasiusbasilika gab es hier in Porec natürlich auch römische Siedlungen, aus deren vergangener Ära die Reste eines römischen Tempels stammen, der nun von uns besichtigt werden kann.
Unmittelbar am Trg Marafor, dem Forumsplatz, entdecken wir die so typische dreieckige Architektur und die verzierten Säulen, die hier stilecht gefallen auf der Erde liegen.
Fast scheint es so, als seien die Tempelanlagen erst vor kurzem eingestürzt und wenn man sich z.B. auf eine der umgefallenen Säulen stellt, wirkt sie fast zum Wegrollen wie auf einem Baumstamm mobil.
Ne alte Badewanne finden wir auch noch und fühlen uns fast ein bisschen an unsere Toskana- Rundreise zurückerinnert, seinerzeit haben wir im römischen Garten von Volterra ebenfalls Badewannen entdeckt.
Schon damals fand ich es merkwürdig, dass die Wannen so öffentlich herum gestanden haben und ich frage mich, ob das so seine Richtigkeit hat.
Vielleicht gab es im alten Rom ja so etwas wie kleine „Badkabinen“, die aus einem hölzernen Bretterverhau gebaut wurden und nur die Wanne selbst war aus Stein.
Über die letzten Jahrhunderte ist dann natürlich das Holz vergammelt und weggefault wie bei einem Wohnmobil mit Feuchtigkeitsschaden und übrig blieben eben nur die haltbaren steinernen Wannen?!
Oder die Wannen waren doch freistehend und jeder, der hier vorbei kam und spontan Lust auf ein Bad bekam, konnte sich einfach reinsetzen und die Gummi- Ente auspacken! 😀
Ob nun diese oder eine andere Theorie, wir werden es wohl nie erfahren und so belassen wir unseren Ausflug nach Rom mit einem kurzen Blick auf die kostenlos zugänglichen Mauerreste.

        
     Wir erreichen den römischen Tempel von Porec                       alte Mauerreste, Bruchstücke und antike Badewannen

         
Hier war wohl ein römischer Weinkeller oder ein Bad?               Ein paar alte Säulenstummel stehen auch herum

Wir spazieren weiter durch Porec und erreichen kurz darauf eine traumhafte Hafenpromenade!
Also das Panorama lässt uns jetzt mal wirklich mit offenem Mund dastehen!
Wie aus dem Bilderbuch!
Wie von einem billigen Kitsch- und Klischeebild abgemalt oder ausgeschnitten und trotzdem total SCHÖN!
Stolze Segelboote vor einer pickfeinen und fast mit der Zahnbürste geputztem großsteinigen Kai mit Palmen, dahinter dann adrette Geschäfte, edle Restaurants und natürlich auch die ein oder andere Eisdiele.
Wow!
Wirklich wie eine Filmkulisse für Abenteuer- und Urlaubsfilme.
Casino Royal, Monte Carlo, das Jet-Set, die Reichen und Schönen!
Wir kennen z.B. Monaco, St. Tropez  und viele weitere High- Society- Ecken von unserer Südfrankreich- Reise und dort ist es rein von der Optik her kaum schöner wie hier!
Nur die Yachten sind an der französischen Südküste vielleicht ein wenig größer und der Vorbau der Damen nebst Hintern auf den dortigen Millionenschiffchen vielleicht etwas volumiger! 😉

     Hafenpromenade in Porec
     Anja an der Kaimaier: Traumhaft wie in Südfrankreich an der Côte d’Azur bietet sich die Hafenpromenade von Porec an!

Mit Genuss spazieren wir an der Kaimauer entlang, betrachten das klare Wasser und schauen zu, wie sich die Silhouetten der Boote im Wasser wellig spiegeln.
Dazu schmeckt uns natürlich auch ein leckeres Eis, welches wir uns gleich an der erstbesten Eisdiele gegönnt haben! Auch hier schmeckt das Eis übrigens sehr italienisch und gar nicht künstlich, wie ich es als Touristennepp vor dieser schönen Kulisse eigentlich erwartet hatte.
Für einen ganz kurzen Augenblick überlegen wir sogar, ob wir vielleicht nicht nur ein italienisches Eis, sondern vielleicht sogar gleich ganz Italien genießen sollten!
Denn von hier aus gibt es gleich mehrere Möglichkeiten zu Schiffstouren wie zu Hafenrundfahrten, Ausflüge in einsame Buchten oder eben auch ganz bequeme Transfermöglichkeiten rüber nach Italien, besonders die Touren nach Venedig scheinen recht beliebt zu sein und werden mannigfaltig angeboten.
Und so ein kleiner Ausflug nach Venedig im Kroatien- Urlaub?
Warum nicht!
Aber wir bräuchten ja erst einmal einen Platz für die Nacht und müssten dann morgen ganz früh fahren, denn für heute lohnt sich das ja auch nicht mehr.
Und überhaupt ist doch hier in Istrien sowieso alles fast so, wie es auch in Venedig aussieht.
OK, die Kanäle und die singenden Gondoliere fehlen natürlich, aber der Baustil hier ist hier sicherlich venezianischen Ursprungs und auch die Geschichte Istriens weist ja recht ansehnliche Einflüsse der Venezianer bzw. der Italiener allgemein aus.
Warum also nach Italien fahren, wenn wir quasi in einer ehemaligen Kolonie ebenso gut aufgehoben sind?!
Wir halten also an unserem ursprünglichen Plan weiter fest nur heute für den Nachmittag Porec zu besichtigen und uns dann für die Nacht lieber was bei der nächsten laut Reiseführer schönen istrischen Stadt Vrsar zu suchen.

         
     Wir spazieren einmal die Hafenpromenade entlang                    Transfer nach Venedig, für nur 300 Kuna = ca. 40 Euro

         
     Uh, das sieht nach Edelgastronomie im Hafen aus!                 und hier kommt auch gleich Kundschaft mit der Millionenjacht!

         
     Auf der Touristenmeile unterwegs: Die Angebote sind zahlreich, hier kann man z.B. Fjordrundfahrten im Limfjord buchen.

         
     Ein paar „normale“ Fischerboote gibt es übrigens auch            Mit Hafenblick, das Rathaus von Porec! So regiert es sich gut!

Vom Hafen aus führen viele kleinere Stichstraßen wieder in weitere Teile der Altstadt und auch wir schwenken am Ende der Hafenpromenade wieder in die bebauten Gassen um.
Nach wie vor entdecken wir dabei immer neuere Ecken, die sich uns sehr schön präsentieren.
Überraschend, wie groß der Altstadt- und Touristenbereich von Porec doch ist!
Übrigens: So langsam fange ich an misstrauisch zu werden!
Noch vor unserer Abreise haben uns viele Kroatienfahrer ja immer wieder von den leckersten Spanferkelgerichten in Kroatien berichtet!
Aber mit nur einer einzigen Ausnahme haben wir noch keinen Spanferkelgrill gesehen!
Auch hier in Porec entdecken wir keinen, obwohl besonders ich wirklich aufmerksam durch die Gassen und Straßen gegangen bin.
Pizza, na klar, immer wieder Pizza oder eben richtig teure Gastronomie.
Aber so ein leckerer Grill wo sich das Ferkel mit Apfel im Maul über offenem Feuer dreht?
Fehlanzeige!
Und nur vom Angucken des beschaulichen Städtchens füllt sich zwar der Geist, dummerweise aber nicht der Magen!
😉

        
     Souvenirs gibt es natürlich auch zahlreich in Porec.                   Muscheln, Taschen, Ketten, Klamotten, alles da.

         
     Schaut mal genau hin: Neue Fassade auf alten Steinen.             Wieder eine neue Ecke, Porec ist überraschend groß…

Um den Hunger zu stillen und mangels Spanferkel lassen wir uns zum Mittagessen eben eine Pizza schmecken.
Ein besonders nett aussehendes Restaurant mit großzügiger Terrasse irgendwo in der inneren Altstadt und sehr aufmerksamen Kellnern lädt uns ein uns niederzulassen und eine kleine Pause zu machen.
Etwas komisch ist dabei vielleicht nur, dass man gerade nur so lange im Fokus des Personals steht, wie man als potentieller Kunde in Betracht kommt.
„Hallo, Guten Tag, wo kommen Sie her? Schauen Sie unsere leckeren Speisen!“ und dabei immer schön freundlich lächelnd!
Aber wehe man setzt sich hin und ist dann Kunde, dann ist das Personal mehr oder weniger gelangweilt und bringt eher unmotiviert die bestellten Getränke erst nach einiger Wartezeit heran.
Dabei ist hier gar nicht so viel los, ganz im Gegenteil!
Schade eigentlich, denn das Ambiente ist wirklich schön!
Aber wenigstens schmeckt die Pizza nicht schlecht und das ist ja die Hauptsache.

         
Mittagessen in Porec: Es gibt Pizza                                         Und zum Nachtisch? Wir hadern lange an der Erdbeertorte 😉

Den Nachtisch, eine im Schaufenster wirklich gut aussehende Erdbeertorte, lassen wir nach langer Überlegung (die sieht wirklich sehr sehr gut aus! 😉 ausfallen und entern auch ohne Dessert gut gestärkt gegen 15 Uhr wieder die Altstadtgassen von Porec.
Neben den nach wie vor schönen bauwerklichen Eindrücken der Stadt schauen wir nun vermehrt auch nach Souvenirs, besonders die von Anja noch immer gesuchten Taschen rücken wieder in den Vordergund. Tatsächlich finden wir das ein oder andere Angebot, aber entweder hat der jeweilige Verkäufer gerade die von Anja gesuchten Taschen nicht da, oder es sind zu wenige, oder die vorhandenen Taschen fallen schon beim genaueren Hinsehen auseinander!
Es scheint fast so, als gäbe es zu den einfachen (sicher nicht originalen) Taschen nochmals eine Abstufung in der Qualität, die dann auch einen etwas günstigeren Preis berücksichtigt.
Natürlich nicht ZU günstig gegenüber den ersten Angeboten, aber doch spürbar.
Aber wer macht sowas?
Eine bereits „gefälschte“ Tasche nochmals fälschen und mit der Qualität soweit runter gehen, dass sich vom bloßen Anfassen beinahe schon die Nähte auflösen?!
Das kauft doch keiner!
Oder sind das vielleicht die „B- Waren“ aus den Fälscherwerkstätten?
Wir jedenfalls werden auch Porec ohne Taschen verlassen, denn auch heute war kein brauchbares Angebot dabei.
Ob das überhaupt noch etwas im Urlaub wird?

         
     Wieder unterwegs in Porec, nun ist Shopping angesagt              *äh* Shopping! Nicht „pleite werding!“ 😉

         
Ja, schon besser. Sonnenbrillen und Cappies, da gibts auch…    …Taschen! (rechts) Aber die Qualität? Oh- je…

Von einer kleinen Besonderheit möchte ich noch kurz berichten, genauer von einem kleinen Restaurant mit einer „einladenden“ Werbung.
Schon mehrfach ist mir dieses Bild im Internet (zumeist in spaßigen Power-Point- Präsentationen) auf den Bildschirm gekommen und ich habe mich immer gefragt, wo diese Art der gezielten Werbung wohl steht.
Nun habe ich die Antwort! „Flaisch“ (das klingt doch richtig saftig und deutlich leckerer, als einfaches Fleisch, oder? 😉 gibt es also in Rovinj, Kroatien.
Ein Glück, dass unsere schmackhafte Pizza uns so satt gemacht hat, denn sonst wäre ich glatt versucht, hier einmal das leckere Flaisch zu kosten. 😉
OK, OK, genug gelästert! Bevor uns noch jemand vorwirft, wir würden uns über den guten Willen der Kroaten lustig machen, wenn sie ihre lokalen Spezialitäten auch in anderen Sprachen, als der eigenen Landessprache anpreisen.
Der „Fehldruck“ hier am Sonnenschutz wäre ja auch gar nicht einer Erwähnung wert, wenn mich dieses Bild ohne Herkunftsangabe aus dem Internet nicht selbst schon mehrfach zum schmunzeln gebracht hätte. Vielleicht geht es anderen ja auch so, daher wollten wir es hier einfach mal zeigen:

          Flaisch - eine kroatische Spezialität! ;-)
     Wir entdecken immer neue Ecken von Porec.                          Und auch neue Gastronomie! Hier gibt es „Flaisch„! Äh, wie?

Gegen 16 Uhr tun mir allmählich die Füße weh!
Scheiß Slipper!
Aber für Turnschuhe ist es einfach zu warm und mit Sandalen kann sich wohl keiner mehr auf die Straße trauen, ohne das Klischee des dickbäuchigen käsehäutigen deutschen Touristen zu bedienen.
Aber der Nachteil bei diesen Slippern ist nach längerem Fußmarsch natürlich, dass einem irgendwann die Füße wehtun!
Besonders auf dem vergleichsweise recht harten Steinboden mit seinen großen aber auch teils unebenen Quadern, die ich gleich zu Anfang unserer Besichtigung der Stadt noch als originales römisches Merkmal zur Authentizität der Stadt ausgezeichnet habe.
Aber nicht nur mir tun die Füße weh, auch Anja hat Probleme.
Gerade eben ist sie mit dem Fuß an einer Bordsteinkante umgeknickt und nun tut das Laufen etwas weh.
Kein Wunder also, dass wir -trotz der Schönheiten der Stadt, die wir noch immer entdecken- mittlerweile etwas müde sind.
Schnell kommt dann eins zum anderen und ich werde müpfig, weil mir auch irgendwie der Weg nicht wirklich bekannt vorkommen will.

„Du, haben wir uns vielleicht verlaufen?“ frage ich etwas schnippisch.
„Nein!“ kommt es entsprechend energisch zurück.
Doch ich setze noch eins drauf und gebe mit einem neckend singenden „Du hast dich verlaufen, du hast dich verlaufen, du hast dich verlaufen“ noch einen drauf und bemerke süffisant, dass wir gefühlt bereits seit Stunden durch Porec irren müssen!
„Ich hab mich nicht verlaufen!“ kontert Anja mit Nachdruck, „da vorn ist wo wir abbiegen müssen!“ und tatsächlich hat Anja Recht!
Gerade noch rechtzeitig (bevor ich mich hingesetzt und auf die Kontinentalplattenverschiebung gewartet hätte, die mich zum Wohnmobil zurück bringt 😉 erreichen wir nach einer wirklich schönen aber auch sehr anstrengenden Tour durch Porec gegen halb 5 wieder unser Wohnmobil, wo wir es uns zunächst mal in der Sitzgruppe gemütlich machen.
Puh, eine eiskalte Cola aus dem Kühlschrank dazu, das tut bei der Hitze saumäßig gut!
Zwar kostet die kleine Pause mehr, als nur den Gegenwert der Cola (der Parkticker läuft ja weiter), aber einfach so wieder abfahren würde nur noch mehr schlauchen.
Dann eben kurze Pause machen und gleich ausgeruht weiterfahren.
Auch Anjas Fuß gucken wir uns ein wenig näher an.
Schlimm scheint es nicht zu sein, bewegen kann sie ihn (wenn auch unter Schmerzen) in alle Richtungen und wenn wir jetzt ein bisschen kühlen, geht es vielleicht heute Abend schon wieder besser.
Ach ja, so ein Wohnmobil ist schon toll!
Mit dem Auto müssten wir jetzt wieder irgendwo hinfahren, hätten nichts oder nur wenig dabei, müssten auch wie jetzt bei der Fußgeschichte improvisieren.
Aber so ist alles da, vom Kühlpack bis zur Heilsalbe, alles kann gleich und effizient zum Einsatz kommen.
Gibt echt nichts schöneres, als der Urlaub im eigenen Wohnmobil! 😀

         
     Endlich! Zurück am (inzwischen leeren) Wohnmobilparkplatz     Luxusplus Wohnmobil! Eine kalte Cola aus dem Kühlschrank

Gegen viertel vor 5 fahren wir aber dann doch weiter.
60 Kuna für 3 Stunden werden übrigens für 3 Stunden Parken fällig, das macht über 8 Euro!
Teures Pflaster in Porec besonders wenn man bedenkt, dass wir ja noch ein gutes Stück laufen mussten und außerhalb der Stadt geparkt haben.
Ach ja, mit den Wohnmobiltouristen kann man es ja machen! 😉

Aber für die nächste Stadt sind wir wieder schlauer!
Denn in Vrsar werden wir wieder auf einen Campingplatz fahren, der zentral genug für den anstehenden Tagesausflug liegen wird.
Klar kostet das dann die volle Platzgebühr, aber irgendwo auf einen Campingplatz müssen wir ja sowieso (frei stehen mit dem Wohnmobil ist in Kroatien grundsätzlich nicht erlaubt!) und so können wir in Kombination mit Park- und Stellplatzgebühr ja auch wieder ein paar Euro sparen.
Es mag sicherlich sein, dass ein Campingplatz etwas außerhalb ein paar Euro billiger sein dürfte, aber dann wären wir wieder an diesen Platz im Nirgendwo gefesselt und könnten am Abend nichts machen, außer vielleicht vor dem Wohnmobil zu sitzen und zu grillen.
Und am nächsten Tag wären ja dann doch wieder Parkgebühren fällig, die die Ersparnis des billigeren Platzes aufzehren, vom Sicherheitsaspekt mal ganz zu schweigen!
Nee, da fahren wir lieber einen Campingplatz an, stehen dort sicher und haben es nicht weit in die Stadt.

Weit ist es nach Vrsar von Porec aus übrigens nicht!
Gerade mal 10 Kilometer!
Das könnte man sogar fast mit dem Fahrrad zurücklegen, wenn man denn wollte.
Aber uns geht es ja nicht darum von Stadtzentrum zu Stadtzentrum zu fahren, sondern für heute einen Campingplatz anzufahren und sich dort einzurichten.
Gleich 2 Plätze stehen uns hierfür zur Auswahl.
Zum einen der Campingplatz „Valkanela“, dieser soll sich ca. 2km außerhalb von Vrsar befinden. Etwas zu weit für einen Fußmarsch am Abend, aber mit den Rädern würde es gehen.
Aber unser Reiseführer empfiehlt noch einen dichter liegenden Campingplatz, genauer den „Porto Sole“- Camping, der sich unmittelbar an der Altstadt befinden soll.
Hört sich gut an, wir programmieren also das Navi erstmal auf den Campingplatz Porto Sole.

Wir haben knapp 3/4 der Strecke nach Vrsar zurückgelegt, als wir den kleinen Ort Funtana erreichen.
Und hier muss ich fast eine Vollbremsung hinlegen!
SPANFERKEL!
JAAA!
Rechts kommt ein Grill, links kommt ein Grill und genau geradeaus voraus ist natürlich auch einer!
Ein Glück, dass dort zufällig auch eine Kurve kommt, sonst würde ich geradewegs auf den Grill drauf fahren!
Schon komisch! Und vor allem so plötzlich und dann gleich so zahlreich!
Ist das normal? Tagelang suchen wir genau diese Grillbuden, von denen uns so viele vorgeschwärmt haben und dann stehen ausgerechnet hier in diesem kleinen Durchgangsort gleich mehrere an der Straße fast unmittelbar nebeneinander.
Schon beim bloßen Anblick läuft mir das Wasser im Mund zusammen und als wir mit offenem Fenster im Schritttempo an den zahlreichen sich drehenden Grills vorbei fahren, würde ich mir am liebsten so einen ganzen Spieß ans Wohnmobil hängen!
Es ist aber auch unglaublich gemein, was die Kroaten hier machen!
Der halboffene, schwere, wuchtige und metallene Barbecue- Grill lässt stilvoll ein ganzes Ferkel beinahe hypnotisch über offenem Feuer brutzeln.
Es raucht dazu leicht vom Grill zur Straße (egal wer hier Spanferkel grillt und von wo der Wind kommt, von irgendwo her zieht es immer über die Straße! 😉 und ein würziger Duft von unterwürfig brennendem Holz und gut garem Fleisch zieht durch den Ort!
Hammer!
Fast schon tut es weh den Ort wieder zu verlassen, aber auf die Schnelle habe ich nichts gefunden, wo man hätte kurz parken können. Zumindest nicht mit einem Wohnmobil.
Aber vielleicht war das ja jetzt auch sowas wie das „Tor“ zur Spanferkelregion und ab sofort können wir uns vor rauchenden, dampfenden und garenden Grills gar nicht mehr retten?
Wünschenswert wäre es jedenfalls, denn wenn das hier der einzige Ort mit Spanferkelgrillbuden wäre, dann sind wir definitiv genötigt nachher nochmals umzudrehen.

         
     Einfahrt nach Funtana, die Spanferkel- Fressmeile!                   Hier beim „Oscar“ dreht sich ein brutzelndes Ferkelchen…

         
Und hier links sind gleich 2 Grills mit Spanferkel!!                     …und bei „Mario“ ist offenbar auch ein Ferkel am brutzeln

Kaum fahren wir aus Funtana raus, entdecken wir den ersten der beiden Campingplätze, der als Basislager für unsere Vrsar- Besichtigung in Frage kommen würde.
Der Platz „Valkanela“ liegt genau hier zwischen Funtana und Vrsar und kostet laut ACSI- Campingführer übrigens nur 13,- € je Nacht, wenn man mit der ACSI- Campingcard einläuft!
Die haben wir natürlich am Start und könnten hier bleiben, aber wir wollen uns zunächst mal den zweiten Platz direkt bei Vrsar anschauen und fahren daher erstmal weiter.
Es geht kurz darauf vorbei am Skulpturenpark und einen Berg runter wie wieder rauf, bis wir die traumhafte Silhouette von Vrsar entdecken!
Wie aus dem Mittelalter!
Fast fühlen wir uns wie fahrende Reise oder vielleicht sogar Kreuzritter, die nach langer Reise nun endlich ihr Ziel erreichen.
Und da liegt es vor uns: Vrsar!
Malerisch reihen sich Häuser auf einem Hügel nach oben, bis sie an der Spitze von einer Kirche gekrönt werden.
Rundherum schönes Grün, echt idyllisch!
Schon jetzt freue ich mich auf die Besichtigung dieser kleinen Stadt, obgleich mir eigentlich noch von der Rennerei in Porec noch die Füße wehtun.
Aber heute soll ja auch nicht eine komplette Stadtbesichtigung anstehen, ich denke da eher an einen kurzen Ausflug am Abend, wenn es schon dunkel wird.
Besonders so mittelalterliche Städtchen haben immer einen ganz besonderen Charme, wenn sie stilvoll beleuchtet und ohne durch die Gassen strömende Tageslichttouristen ihre wahre Schönheit offenbaren.
Mal sehen, wie es Anjas Fuß heute Abend geht und ob wir noch einen kleinen Ausflug in das Städtchen unternehmen können.

     Ansicht von Vrsar
     Ansicht von Vrsar. Malerisch schwingt sich das Dörfchen den Hügel hinauf, gekrönt von der Dorfkirche

Nach einer kurzen Fahrt durch Vrsar wundern wir uns, warum sich der stadtnahe Campingplatz „Porto Sole“ als gar nicht so stadtnah entpuppt, wie wir erwartet haben!
Mehr noch, von der Hauptstraße sind wir vor ein paar Minuten rechts abgebogen und dann einen ordentlichen Abhang hinunter gefahren, bis wir auf der Zufahrtsstraße zum Campingplatz auskommen.
Das ist mal eine Überraschung!
Also wenn der Platz wirklich näher an der Altstadt von Vrsar liegt (den Eindruck hatten wir jetzt gefühlt mal nicht, als wir eben an Vrsar vorbei gefahren sind), dann macht sich dieser Vorteil definitiv nur rein Luftlinie bemerkbar!
Zu Fuß allerdings wäre das ein ganz schöner Kraftakt hier den Hang wieder hoch zu marschieren, um wieder auf die Hauptstraße zu kommen.
Mag natürlich sein, dass es einen Weg direkt am Strand entlang zur Stadt gibt, aber ganz ehrlich: Irgendwie gefällt es uns hier gar nicht!
Schon auf der Zufahrtsstraße ist es voll, die Leute irren umher und es ist allgemein ziemlich viel Wusel hier.
Auch rein optisch sagt uns das, was wir von hier aus von der Rezeption aber besonders vom Campingplatz entdecken können, nicht wirklich zu.
Ohne ein Wort des Protests von Anja drehe ich noch auf der Zufahrtsstraße und es scheint fast so, als handle ich nach dem, was Anja denkt: Hier gefällt es uns beiden gleichermaßen nicht!
Während Wohni den Hang zur Hauptstraße wieder hinauf ächzt, bringt Anja auch gleich den passenden Kommentar: „Wir haben doch unsere Räder dabei! Damit können wir auch vom Campingplatz Valkanela schnell in die Altstadt fahren!“
Recht hat sie, mit dem Rad sind die vielleicht 2 Kilometer ganz fix abgestrampelt!
Und verglichen an der drangvollen Enge des Porto Sole und dem zusätzlichen Plus der günstigen Übernachtungskosten am CP Valkanela ist die etwas größere Entfernung ein kleiner Preis, den wir gerne in Kauf nehmen.

Es dauert nur ein paar Minuten, bis wir gegen kurz nach 5 wieder den Campingplatz Valkanela erreichen.
Hier gefällt es uns gleich viel besser!
Weniger los, rein optisch hochwertiger und auch sonst nicht ganz so gedrungen.

         
     Zufahrt zum Campingplatz Valkanela                                       Hier gefällt es uns sehr gut.

Wir parken unser Wohnmobil rechts auf einer Parkfläche, ich steige aus und gehe zum Einchecken in die Rezeption.
Dort aber werde ich freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass wir zuerst auf den Campingplatz drauf fahren sollen.
Zum Anmelden sollen wir uns an der Einfahrt an der Schranke melden.
OK, dann eben wieder raus und rein ins Wohnmobil, kurz darauf stehen wir vor der Schranke an der Einfahrt.
„Sie dürfen sich ihren Platz selber aussuchen, fahren sie einfach drauf!“ sagt die Dame am Schalterhäuschen und reicht mir einen gelben Zettel, auf dem unser Kennzeichen sowie das Ankunftsdatum eingetragen sind, auch einen Platzplan bekommen wir gleich dazu in die Hand gedrückt.
OK, das machen wir natürlich gern!

Langsam rollen wir auf den Platz und schauen gleich interessiert rechts wie links.
Sieht gut aus!
Schöne geräumige Parzellen, viel frei und trotzdem nicht leer oder gar verlassen.
Gefällt uns hier!
Wir biegen erstmal rechts ab und erklimmen eine kleine Anhöhe, was offene und großzügige Parzellen offenbart. Hier gefällt es mir recht gut, aber Anja meint, dass diese Ecke hier viel zu weit weg vom Schuss sei.
OK, rollen wir die Anhöhe wieder runter und entdecken kurz darauf den Badebereich.
Aber Hallo!
Total super!
Eine kleine geschützte Bucht mit viel Zugang zum Meer, viele Gäste baden bereits hier!
DAS mag ich auch machen! Auf jeden Fall geht es gleich ins Wasser, es ist eh viel zu heiß hier für irgendwas anderes!
Beinahe hätten wir uns sogar für einen Platz nahe am Wasser entschieden, aber Anja findet, dass die Plätze hier durch den dichten Baumbewuchs zu schattig sind.
Ideal sicher im Sommer, aber selbst bei den aktuellen Temperaturen nahe an den 30°C mag Anja keinen garantierten Schatten haben, sondern lieber etwas sonniger stehen. Davon abgesehen sind die wirklich schönen Plätze mit Wasserzugang natürlich alle schon belegt, lediglich in den etwas weniger schönen Strandbereichen und hier auch nur in der zweiten Reihe wäre noch etwas frei.
OK, fahren wir mal weiter.

         
     Die Campingreihen unten am Wasser: Das ist uns zu voll…        Die Campingreihen oben am Hügel: Das ist uns zu leer.  😉

Kurz darauf entdecken wir dann „unser“ Areal.
Unmittelbar in unserer Nähe ist Wasser (wenn auch nicht zum Baden geeignet) und auch die Sonne scheint hier von allen Seiten auf eine offene Reihe mit vielleicht 8-10 Fahrzeugen und jeweils seitlich abgehenden großzügigen Parzellen. Hier bleiben wir!
Wir parken rückwärts in die Parzelle Nummer 1021 (bei N 45.163154° / E 13.605881°) ein und korrigieren ein wenig unsere Position, bis wir gut stehen.
Kaum ruht der Motor, fliegen als erstes mal die Campingmöbel vor die Türe!
Kaum steht Tisch und Stuhl, rolle ich direkt unsere schattenspende Markise aus, denn noch immer ist es ordentlich warm und ich mag es gar nicht, wenn ich kein schattiges Plätzchen habe.
Anja habe ich derweil zur Rezeption geschickt, denn wir sollen ja noch Bescheid sagen, für welche Parzelle wir uns entschieden haben.

         
     Unser Stellplatz 1021 auf dem Campingplatz Valkanela              Blick in unsere Reihe vom Wasser Richtung Schattenplätze

         
     Blick zur ruhigen Wasserseite (ohne Badestrand)                     Hier bleiben wir, sogar 2 Tage! Markise raus, Liege raus! 😉

Leicht geknickt kommt Anja einige Minuten später zurück zu mir und berichtet mir, wie frech sie gerade behandelt wurde.
„Zuerst bin ich zum Schrankenhäuschen gegangen, weil die Frau ja vorhin gesagt hat, dass wir uns hier wieder melden sollen.“
„Und?“
„Naja, sie hat mich total unfreundlich angeblafft, was ich dort will!“
„Hä? Die hat doch gesagt, wir sollen Bescheid sagen!“
„Ja, aber nachdem ich ihr auch versucht habe das zu erklären, hat sie mich unwirsch angemacht.“
„Und dann?“
„Dann hab ich zwei, drei Anläufe gebraucht ihr zu erklären, dass ich nur die Nummer der Parzelle sagen und eben einchecken will. Das hat sie dann verstanden und mich in die Rezeption geschickt. Hätte ich natürlich auch gleich drauf kommen können, aber sie hat ja auch gesagt, dass wir uns „hier“, also bei ihr wieder melden sollen! Und als ich das gemacht hab, war sie unfreundlich und herablassend! Auch das Einchecken war nicht viel besser und ich bin froh, dass das reibungslos geklappt hat. Aber irgendwie war das auch nicht schön. Keine Freundlichkeit, einfach nur die Daten in den Computer und dann wieder heraus komplimentiert. Schade!“
„Naja, wir müssen ja nicht in der Rezeption übernachten“ gebe ich zusammenfassend zum besten und tue das Erlebte mal als kleine Urlaubserfahrung ab.
Das Prozedere ist hier offenbar etwas anders, als wir es gewöhnt sind, aber jetzt wissen wir ja Bescheid.

Fertig eingerichtet und eingecheckt wollen wir nun natürlich ins Wasser!
Schnell ziehen wir uns um und schnappen uns die Badesachen, um die letzten Sonnenstrahlen an diesem Tag noch schnell auszukosten.
Mittels Kompressor machen wir schnell die Luftmatratze startklar und schon geht es ab zur kleinen Badebucht des Campingplatzes.

         
     Abendzeit = Badezeit! Anja schnappt sich die Luftmatratze        Voilá, der Badebereich! Sehr schöne Badebucht! 🙂

Dort angekommen sind wir absolut davon überzeugt, den richtigen Campingplatz für die zwei Campingtage ausgesucht zu haben!
Total schön und idyllisch liegt eine kleine Bucht vor uns, das Wasser herrlich klar (und nicht so veralgt wie an den anderen bislang besuchten Stränden)  und in etwas größerer Entfernung locken zwei kleine Inseln, die man schwimmend oder auf der Luftmatratze treibend erreichen könnte.
Rechts und links am Strand bieten sich vielerlei Liegemöglichkeiten und eine Strandbar gibt es natürlich auch, an der ein wenig dezente Musik spielt.
Ich bin nah dran zu sagen, dass das Karibik- Feeling ist!
Einzig die Nadel- und Laubbäume rechts und links hinter dem Badebereich deuten noch europäische Verhältnisse an, hier gehören für ein Südsee- Ambiente natürlich ein paar Palmen mehr hin, als nur die „Alibi- Palme“ gleich hier am Wasser! 😉

         
Blick in die Badebucht: Großräumig mit entfernter Insel            Eine Alibi- Palme gleich hier am Strand. Sehr „Südsee“!   😉

Das wir definitiv NICHT an der Südsee sind, bemerken wir bei den ersten Schritten ins Wasser.
Böh! Das ist kalt!!
Aber ich wollte ja unbedingt eine Abkühlung, also geht es weiter rein, bis ich mich an die Verhältnisse angepasst habe und mich in die Fluten stürzen kann.
Herrlich erfrischend!
Auch Anja hat den Weg ins Wasser mittlerweile gefunden, lässt sich dann aber doch recht schnell auf der Luftmatratze nieder und treibt unter der Sonne brutzelnd auf dem Wasser. „Dann beissen mich die großen Fische nicht in den Zeh!“ meint sie lächelnd und freut sich, dass ich sie schwimmend ein wenig durch die Bucht ziehe.

Eine gute halbe Stunde planschen wir im Wasser, besonders ich habe meinen Spaß daran immer wieder mit der Schwimmbrille unter Wasser zu tauchen und nach Schätzen zu schauen.
OK, der heilige Gral wird wohl nicht gerade hier in dieser Bucht liegen, aber einen alten Gummischuh, eine Bierflasche und eine Coladose (noch die mit altem Verschluss, der sich beim öffnen von der Dose löst!) habe ich schon entdeckt.
Das ist doch was!
Nur wird es aber, wo sich die Sonne langsam dem Boden nähert, doch etwas frisch im Wasser!
Einige Mitschwimmer haben offenbar aus gleichem Grund das Wasser schon verlassen und auch wir schwimmen gegen kurz vor 7 langsam zurück zum Ufer.
Das war ein schöner Badespaß, aber jetzt geht es erst einmal unter die Dusche!
Steht ja sowieso noch aus, der obligatorische Sanitäreinrichtungs- Check!
Und dieser ist dann wieder etwas ernüchternd.
Zwar sind die Einrichtungen ausreichend bemessen und auch Warmwasser gibt es ordentlich ohne Geldeinwurf oder zeitliche Begrenzung.
Nur sind die Anlagen schon deutlich mitgenommen und zeigen, obwohl sie noch gar nicht so alt wirken, schon deutliche Abnutzungs- und Ermüdungserscheinungen.
Allerdings gibt es ein paar Unterschiede, was die Servicehäuser angeht.
Baulich scheinen die alle etwas im gleichen Zeitraum gebaut und in Betrieb gegangen zu sein.
Dennoch sind die Räumlichkeiten nahe am Wasser deutlich „versiffter“ und zeugen auch dank einiger zahlreicher fragwürdiger „Gästebucheinträge“ an Wänden und Türen der Klo- und Duschkabinen, welche Einrichtungen offenbar deutlich stärker genutzt werden.

         
     Das Servicehaus gleich in der Nähe der Badebucht:                  Die Einrichtung ist schon sichtlich mitgenommen…

         
und in den Kabinen? Zweifelhafte Kunst an den Türen…            …und Geschichten früherer Camper. Holland = Volland?  😉

In weiser Voraussicht (wir sind ja erfahrene Camper 😉 haben wir uns für die Abenddusche extra ein etwas abseits gelegenes Servicehaus weg von der Badebucht und deutlich näher an unserer Campingreihe gewählt.
Kaum sind wir zurück am Wohnmobil, hängen wir schnell die Badesachen auf und schnappen uns dafür die Duschsachen, gemeinsam spazieren wir dann zum alternativen Servicehaus.
Und tatsächlich, unser Plan geht auf! Denn hier, im Badbereich „Nummer 15“ ist es dann mangels Durchlauf deutlich angenehmer, sauberer und wir können sehr entspannt duschen:

         
     Deutlich besser: Toilette Nummer 15! 😉                                 Im Badbereich sieht es hier deutlich besser aus.

         
Auch im Toilettenbereich ist alles sauber.                                 Und die Duschen? Picobello ohne Grafitti oder „Kunst“ 😉

Zurück am Wohnmobil überlegen wir uns, was wir mit dem angefangenen Abend noch anstellen können.
Nach Vrsar radeln wollen wir jedenfalls nicht mehr, dafür sind wir zu kaputt.
Schade zwar für eine mittelalterliche Stadtbesichtigung bei stimmungsvollem Licht, aber das wird ja nicht die letzte Chance in diesem Urlaub sein.
Vrsar ist natürlich auch zu weit, um unseren Hunger zu stillen!
Schon seit geraumer Zeit (eigentlich seit Befahren der „Grillmeile“ in Funtana!) habe ich nämlich Magenknurren, die karge Pizza in Porec hat nicht sehr lange vorgehalten.
Und überhaupt brauche ich ja noch so ein leckeres Spanferkel!
Erschwerend kommt hinzu, dass von zahlreichen aufgebauten Grills wohl riechende Düfte über den Campingplatz ziehen.
Überall wird gegrillt, gebrutzelt und zubereitet, da läuft einem einfach das Wasser im Mund zusammen!
Als Königsklasse der „mundwässrigmacherei“ gilt aber auf jeden Fall das campingplatzeigene Restaurant, dessen wohl nun mit voller Mannstärke besetzte Küche ebenfalls wohl riechende Düfte nach gutem Essen ins Rennen schickt.
Schon in der Badebucht haben wir eine leichte Brise aus der Platzküche wahrgenommen, was in Höhe des Zugangsweges zu unserer Parzelle nochmals zugenommen hat.
Das geht gar nicht!

Kaum haben wir geduscht und wir sind wieder einigermaßen stadtfein, spazieren wir einfach mal rüber zum Campingplatzrestaurant.
Vielleicht haben die ja auch da Spanferkel und wir kommen gleich hier und heute Abend in den Genuss.
Das wäre doch was!

         
     Unterwegs auf dem CP, sehr schön die Anlage hier!                  Das campingplatzeigene Restaurant – wir schauen mal!

Am Restaurant angekommen dann aber die Enttäuschung!
Kein Spanferkel, nur Pizza oder eben Schnitzel. Tja, da bestimmen die Touristen offenbar die Speisekarte.
Was tun?
Anja meint, dass wir es ja noch mit einem der Imbissbuden versuchen könnten, die hier auf dem Campingplatz verteilt stehen sollen, zumindest haben wir diese auf dem Platzplan eingezeichnet gesehen.
Gleich die nächste befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Badebucht, das passt ja prima!
Denn die Sonne taucht schon seit einiger Zeit den Platz in ein herrliches orangebestimmtes Abendrot, was am Wasser sicherlich besonders stilvoll rüberkommen sollte.
Und tatsächlich ist der Sonnenuntergang an der kleinen Badebucht wirklich traumhaft!

     Sonnenuntergang in der Badebucht des Camoingplatzes Valkanela
     Sonnenuntergang in der Badebucht des Campingplatzes Valkanela bei Vrsar / Funtana. Traumhaft, oder?  🙂

Die kleine Imbissbude hier am Strand finden wir.
Aber auch hier gibt es nur das übliche, was es auch bei uns an Imbissbuden an einem Strand geben würde.
Pommes und Wurst.
Ginge zwar, aber danach steht mir einfach nicht die Lust!
Stattdessen überrede ich Anja, dass wir noch heute Abend nach Funtana spazieren, wo wir vorhin die zahlreichen Spanferkelgrills bei der Durchfahrt entdeckt haben.
Noch immer habe ich das zarte Odeur von garendem Fleisch über offenem Feuer in der Nase, auch wenn Anja meint, dass das eigentlich der Geruch der Imbissbuden- Fritteuse wäre. 😉

Gesagt getan spazieren wir gegen 20 Uhr raus vom Campingplatz und halten uns nach Erreichen der Hauptstraße gleich links in Richtung Funtana.
Neben der Straße finden wir hier einen Rad- und Fußgängerweg vor, sodass wir nicht an der Straße entlang spazieren müssen. Das ist schonmal gut.
Auch entdecken wir nach ein paar Schritten einen Verkaufsstand mit Gemüse und Obst, dessen rumpelnder Stromgenerator für Licht den Abend akustisch beschallt.
Schon urig irgendwie. Frisches Obst direkt von der Straße?
Die Idee verlockt ein wenig, so als Wegzehrung könnte ich mir zum Beispiel eine Banane oder ein Stück Melone schon vorstellen.
Aber andererseits mag ich einen herrlichen Spanferkelteller verputzen, da wäre eine Vorfüllung eher kontraproduktiv. 😉

         
Unterwegs parallel zur Hauptstraße Richtung Funtana                Kleine Verkaufsstände an der Straße warten auf Kundschaft

Mit dem Sonnenuntergang hat es sich deutlich abgekühlt und man merkt schon ein wenig, dass sich der Sommer in diesem Jahr so ganz ganz langsam dem Ende neigt.
Aber es ist noch bei weitem nicht so, als müssten wir bereits die Handschuhe auspacken, oder gar die Heizung im Wohnmobil anwerfen!
Genau angenehm zum Spazierengehen ist es, dass man nicht ans Schwitzen kommt.
Das ist doch super.
Nur der Magen will noch gefüllt werden, ganz spontan fällt mir hierfür ein Zitat aus früheren „Heinz Sielmann“- TV- Dokumentationen in der ARD ein, welches ich mit „Hungrig auf der Suche nach Nahrung streift das Team Transitfrei durch Funtana!“ recht frei zitiert zum Besten gebe.
Anja muss grinsen.

Eine gute Viertelstunde spazieren wir, bis wir die ersten Häuser entdecken.
Und schnell wird klar: Hier gibt es ein unglaublich breit gefächertes Angebot!
Restaurant und Grill reiht sich an Restaurant und Grill, wir haben wirklich die Qual der Wahl!
Und fast alle bieten Spanferkel an!
Lecker!
Aber wir nehmen natürlich nicht gleich den erstbesten Grill, wir schauen erst einmal ein wenig auf die Speisekarten und gucken, was es sonst noch im Angebot gibt und wie es um den „Margherita- Index“ steht.
Hieran erkennen wir ja seit unserer zahlreichen Italien-Reisen, ob eine Speisekarte teuer oder billig ist, da man an einer einfachen Pizza Margherita ein einheitliches vergleichsweise einfach zuzubereitendes Gericht mit den immergleichen Zutaten ideal vergleichen kann.

         
Wir erreichen die „Fressmeile“ von Funtana                              Stilvoll beleuchtet, schön angerichtet. Gefällt uns! 🙂

Aber heute soll es ja nicht um Pizza gehen, sondern um Spanferkel!
Und ganz ehrlich gesagt habe ich schon vorhin bei der Durchfahrt durch den Ort innerhalb von nur Sekunden meinen persönlichen Favoriten ausgemacht!
Ja, ich bin halt ein Barbecue- Gourmet und kann wie Christian Rach auf einen Blick erkennen, wo es gut ist und wo nicht.
Und dafür muss ich noch nicht einmal großartig durch die Küchen fliegen, mir reicht ein einziger kurzer Eindruck der Lage während ich am Steuer sitze und eigentlich auf den Verkehr achten muss.
Tja, geübtes Auge eben, sonst würde ich ja auch nicht zuhause auf unseren Autobahnen 2 Kilometer gegen den Wind den „Landgasthof zum goldenen Bogen“ finden (für Nichtwissende: Damit ist McDonalds gemeint! 😉 zielsicher aus den ganzen Servways, Burger Kings und Fernfahrerstuben herausfiltern können…
Mein Favorit ist nämlich der Grill, in den wir beinahe geradeaus rein gefahren wären, wenn an der Stelle nicht auch eine Kurve kommen würde.
„Sex sells“ gibt hier übrigens den Zuschlag, scheinbar gilt das nicht nur für leichte Damen, sondern auch für nackte (und in dem Fall knusprige) Haut auf einem Grill!
Denn ganz dreist hat hier der Wirt ein „Sexy Ferkel“ im Angebot. Das ist mal aktives Marketing, dessen freche Werbebotschaft mich sofort in seinen Bann gezogen hat.
Und „sexy“ ist es wirklich, schaut selbst:

         
Hey, Sexy Ferkel ist hier im Angebot 😉                                   Wirklich sexy! Viel nackte Haut und goldbraun 😉

Um kurz nach halb 9 nehmen wir in einem bereits gut gefüllten Restaurant Platz.
Wir bekommen sogar einen Platz in einem Eckchen der Terrasse für uns was aber eher der Tatsache geschuldet ist, dass es dort zur Straße raus geht.
Könnte man mit dem Verkehrslärm noch leben, zieht es dort doch ein wenig, sodass man einmal sitzend doch recht schnell etwas fröstelt.
Eigentlich bin ich ja keine Memme was sowas angeht (fürs „frösteln“ haben wir noch Zeit, wenn wir 90 sind 😉 aber hier stört es doch ein wenig.
Naja, dafür geht das mit dem Essen schnell!
Natürlich haben wir 2x Spanferkel bestellt, was sollte man sonst nehmen?!
Und als der Kellner die Teller endlich um die Ecke bringt, läuft uns das Wasser im Mund zusammen!
Endlich, endlich, ENDLICH gibt es lecker Spanferkel! *Mjam*!

Der Kellner setzt uns die Teller vor und auf den ersten Blick sieht das gar nicht mal schlecht aus!
OK, die Portion Spanferkel ist jetzt mal gemessen an der Beilage (Ein Salatblatt mit Zwiebeln, dazu Ajvar, sowie ein Löffel Djuwetsch- Reis mit Erbsen und Karotten) nicht gerade üppig dimensioniert!
Erschwerend hinzu kommt, dass der Speiseteller selbst auch nicht der allergrößte ist und vom Umfang her kaum den Besteckteller überragt, der Gabel und Messer für uns beide bereit hält.
Aber das Fleisch ist wenigstens 2- lagig drapiert, sodass ich mal annehme, dass wir davon ausreichend satt werden dürften.
Dennoch beuge ich mich zu Anja vor und flüstere ihr ein: „Vielleicht ein bisschen klein die Portion?!“ entgegen.
„Na sei mal nicht so und stell dich nicht so an! Das ist zwar etwas wenig, geht aber durchaus als ’normale‘ Portion durch“, entgegnet mir Anja, die offenbar die Enttäuschung aus meinem Gesicht richtig interpretiert hat.
Verdommich! Hier hätte eigentlich gleich mal der halbe Spieß hingehört! Mindestens! 😉
So aber müsste ich ja eine zweite Portion bestellen, um meinen seit Tagen angesammelten Heißhunger auf Spanferkel zu stillen.
Ich überlege zwar noch kurz, ob ich den Kellner kommen lasse, aber andererseits bediene ich dann ja auch wieder nur das Klischee eines verfressenen dickbäuchigen Deutschen, der hier den Otto macht, weil er kein typisch deutsches XXL- Spanferkel bekommen hat!
Muss ja auch nicht sein, essen wir lieber erstmal.

     Spanferkel in Funtana
Spanferkel vorher: Der Teller eher klein (siehe Besteckteller) und dann noch nicht einmal voll belegt

Schon beim Verspeisen des Spanferkels will sich allerdings kein rechter Genuss einstellen.
Dabei ist dies gar nicht der Umstand schuld, dass mir die Portion eigentlich zu klein vorkommt.
Viel mehr schmeckt das Fleisch gar nicht richtig!
Es wirkt labberig, sogar etwas fad im Geschmack und eine krosse Rinde, wie man das vom Spanferkel her kennt, hat das Fleisch auch nicht.
Was aber richtig enttäuscht ist die Tatsache, dass das eben noch volumig drapierte Fleisch beim näheren Sezieren der Stücke kaum mehr als vielleicht ein halbes Dutzend Häppchen auf der Gabel ausmacht!
Denn nicht nur, dass das Fleisch durch eine halbe Drehung und gleichzeitiges Aufeinanderlegen der beiden Stücke auf dem Teller optisch fülliger erscheint, es ist darüber hinaus auch noch durch und durch mit Knochen und Knorpel zersetzt, sodass vom Spanferkel eigentlich mehr Knochen auf dem Teller verbleibt, als ich mir an Fleisch zwischen meine Backen schieben konnte.
Das ist mal richtig gemein!

         
Spanferkel nachher: Der Rest sind Knorpel und Knochen,     da steht mir die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, oder? 😉

Und auch Anja schlägt sich nach Verzehr unseres Abendessens doch noch überraschend auf meine Seite und bestätigt mich darin, dass die Portion wirklich ein wenig klein gewesen ist und eigentlich nur aus Knochen und eher wenig Fleisch bestand.
Besonders wenn man bedenkt, was wir 240 Kuna (= ca. 35 Euro!) für 2 kleine Portionen Spanferkel, eine kleine Portion Pommes sowie 2 Cola bezahlen müssen.
Also ganz ehrlich: Das war schon ein wenig enttäuschend!
Und es wird noch besser (also schlimmer natürlich…).
Denn als wir gehen bemerken wir, dass das leckere herrlich vor sich hin brutzelnde Spanferkel am Eingang des Restaurants, welches mich schon heute Nachmittag angelockt hat, gar nicht das Spanferkel ist, von dem wir eben gekostet haben!!
Unversehrt dreht es über knisterndem Feuer seine Runden und lacht mich beinahe hämisch an!
Und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Das ist ein Blenderferkel!
Ja, genau, richtig gelesen! Ein Blenderferkel ist das! Nur dazu da, die Touristen anzulocken und dem Wirt hier die Bude voll zu machen.
Die bestellten Ferkel aber kommen ganz normal aus der Küche und ich bin mir genau in diesem Moment gar nicht mehr sicher, ob unser Spanferkel wirklich über offenem Feuer gebrutzelt hat!
Zumindest der typische Rauchgeschmack hat irgendwie gefehlt, das Ferkel schmeckte so gar nicht nach Grill und Barbecue, eher nach aufgewärmt auf einer Heizplatte, fast schon wie Mikrowelle.

     Spanferkel über offenem Feuer
Da dreht es sich, das „Blenderferkel“ Obwohl wir und zahlreiche andere Gäste Spanferkel
gegessen haben, scheint das Ferkelchen hier völlig unversehrt. Komisch, oder?

„Tja, da sind wir ja schön reingefallen!“ bemerke ich und teile mit Anja meine gerade gewonnene Erkenntnis und zu meiner Überraschung stimmt mir Anja sofort zu.
Das optisch ansprechende Ferkel hier am Drehgrill und das, was man uns auf dem Teller serviert hat, sind 2 völlig getrennte Welten!
Warum ist das nur so?
Vielleicht waren wir ja einfach zu früh hier?!
Bestimmt werden die hier am Drehgrill als Eyecatcher brutzelnden Ferkel nicht weggeworfen oder so, aber an das wirklich leckere knusprige Ferkel gehen die bestimmt erst dran, wenn sich der Abend dem Ende neigt und sich abzeichnet, dass keine neuen Gäste mehr kommen werden.
Vielleicht ist das Ferkel aber auch für den Wirt, wer weiß das schon?!
Oder aber, es gibt morgen Abend das sich hier aktuell drehende Ferkel und wir haben soeben das Ferkel verspeist, welches sich gestern hier über offenem Feuer geräkelt hat!
So ist immer ein komplettes Ferkel über dem Grill zu bestaunen und lockt somit auch zu später Stunde noch die Gäste an, die dann eben ein ganz frisch zubereitetes Ferkel suggeriert bekommen und nicht vor einem „halben Gerippe“ stehen. Sieht ja dann auch nicht mehr feuerfrisch aus!
Das erscheint mir noch die logischste Erklärung und würde auch mein Gefühl bestätigen, dass das Ferkel irgendwie nicht frisch, sondern eben nur aufgewärmt geschmeckt hat!
Wir jedenfalls sind ziemlich enttäuscht, dass wir regelrecht „reingefallen“ sind.
Kleine Portionen, dann noch fade im Geschmack und zum Schluss noch teuer abkassieren, na toll!
Echt schade, aber das grenzt schon irgendwo an Abzocke!
Aber ich habe daraus gelernt! Mit Sicherheit werde ich mir nun weitere Spanferkel für den Teller oder auch für ein Brötchen ganz genau anschauen.
Und wenn sich das Ferkel trotz voller Terrasse völlig unversehrt vor sich hindreht, dann ist hier was oberfaul!

Mit leichtem Grummeln im Bauch (hoffentlich ist das nicht das Essen schuld!) spazieren wir gegen kurz nach 9 zurück in Richtung Campingplatz.
Aber wir nehmen nicht den direkten Weg, sondern schwenken von der Hauptstraße einmal rechts rauf in die Altstadt von Funtana (zumindest vermuten wir sie dort), dessen Kirche wie bei Vrsar in klein als höchstes Gebäude auf der kleinen Anhöhe thront.
Schon von hier aus finden wir die Beleuchtung der Kirche stimmungsvoll, sodass wir mal hoffen, oben in den Gassen der Altstadt ein beschauliches menschenleeres Städtchen mit etwas mittelalterlicher Stimmung vorzufinden.

Tatsächlich finden wir mehr als nur „mittelalterliche Stimmung!“
Die von der Hauptstraße noch als stimmungsvoll beleuchtete Altstadt interpretierte Kulisse entpuppt sich als schummerige Gassen mit fahlem Licht, wo man teilweise nicht die Hand vor Augen sieht!
Schatten huschen durch die Nacht, Schritte hallen vorüber und ein ganz klein wenig kann einem hier schon unheimlich werden!
Echte Gangster könnte man als reale Gefahr ebenso vermuten, wie Vampire oder Dämonen der Nacht, die gleichermaßen nach Seele und Blut unseres Körpers gieren!
Einzig rund um die Kirche ist es etwas heller, sodass ich beim Herumirren durch die schmalen Gassen süffisant zu Anja bemerke, sie solle sich mal unbedingt den Standort der Kirche merken!
Sollten wir heute Abend wirklich noch von Dämonen verfolgt werden, ist das vielleicht der einzig sichere Zufluchtsort! 😉

     Kirche in der Altstadt von Funtana
Mittelalterliche Stimmung im nächtlichen Funtana! „Merk die mal, wo die Kirche ist! Vielleicht brauchen wir die noch…“ 😉

Schnell erreichen wir wieder die Hauptstraße, nachdem wir im Kern der vermeintlichen Altstadt nur einmal links abgebogen und gleich den Hang wieder hinab gegangen sind.
Dunkel ist es immernoch, aber wenigstens ist hier noch ein bisschen was los, zumindest solange wir uns noch in Funtana bewegen.
Aber auch, als wir die letzten Häuser hinter uns lassen und sich rechts von uns nur noch dunkler Wald auftut, sind wir nicht ganz alleine!
Nur ein paar Schritte nach dem Ortsausgang und einmal über einen Hügel drüber, schon hören wir wieder das Knattern des Stromgenerators des kleinen Marktstandes auf der anderen Straßenseite, dessen Beleuchtung ein wenig die Nacht erhellt.
Geht doch und sollte ausreichen, so ziemlich alle kroatischen Walddämonen oder spanferkelbetrügerische Wirte in die Flucht zu schlagen. 😉

Gegen kurz vor 10 sind wir zurück am Campingplatz und am Wohnmobil.
Einen kleinen Snack gönne ich mir gleich aus der hauseigenen Minibar und mache mir noch ein Frust- Sandwich.
Egal, wenn ich dadurch 2 Kilo zulege.
Anja hingegen rollt mit den Augen und meint, dass ich es auch mit einem Stück Obst versuchen könnte.
Jaja, Recht hat sie, aber Sandwich schmeckt besser. 😉
Wir richten uns noch ein wenig im Wohnmobil ein.
Müde sind wir beide noch nicht wirklich, also läuft der Fernseher für mich (irgendein Horrorfilm, den ich mit Chips genieße), während Anja mal in den Laptop schaut und Grüße in die Heimat sendet.
Tja, im Wohnmobil mit unseren Vorräten ist es noch am schönsten!
Wir haben alles und es gibt keine bösen Überraschungen!
Vielleicht sollte ich alternativ zum Spanferkel- Grill einfach mal in den Supermärkten schauen, ob wir hier nicht doch noch neben Cevapcici ein schönes Stück Fleisch für den Grill bekommen können.
Das würde meinen angeknackste Gourmetstolz wohl wieder aufrichten…

Um 22:36 Uhr ist plötzlich Schluss mit Internet.
Anja schaut entsetzt von ihrem Laptop zu mir auf und gibt mir mit einem wortlosen Gesichtsausdruck á la „Geht nicht mehr“ zu verstehen, dass das Teil „nicht mehr geht“.
Aha, nonverbale Kommunikation bei uns klappt also noch. 😉
Und wieder einmal sind also meine technischen Fähigkeiten gefordert!
Ehemann, Koch, Kloentleerer und jetzt auch noch Admin für den Laptop, das ist ja ein toller Urlaub!
Nun, ich schaue mir natürlich das Problem an und prompt bekommen wir auch eine SMS auf unseren Internetstick.
Kann ich natürlich lesen! Ist ja auf kroatisch!
Ich trenne den Stick und verbinde erneut, aber schon wieder kommt die kroatische SMS, dass unser Simpa irgendwie Umca ist.
Na sowas!
„Sind wir nicht alle ein bisschen Umca?“, ich fange das Lachen an.
Anja ärgert sich! Sie wollte doch gerade die Ernte einholen und das geht jetzt nicht mehr.
Ich erbarme mich natürlich, rufe also mit meinem deutschen Handy mal ganz kühn bei der ungarischen T-Mobile- Hotline an.
Man gönnt sich ja sonst nichts!
Tatsächlich komme ich zu meiner Überraschung auch sofort durch und muss nicht lange in der Warteschleife verbringen.
Kein Tastengedrücke, kein nix. Kurze Ansage und schon habe ich einen Operator (oder besser eine Operateurin) an der Leitung, die perfekt englisch spricht. Wow! Das hab ich nicht erwartet!
Ich schildere ihr das Problem mit unserem ausgestiegenen Internetstick und sie bittet mich die Telefonnummer des Sticks durchzugeben.
Dann schaut sie im Computer nach und findet heraus, dass wir nicht 5 Tage frei haben, sondern nur die Option auf 5 freie Tage Internet haben und diese aktivieren müssen!
Aha!
Das Aktivieren der 5 freien Tage geht aber wiederrum nur, wenn wir ein gesondertes Guthaben unabhängig vom Kauf des Sticks kaufen.
Gut, das ist zwar streng genommen irreführende Werbung (davon stand nämlich bei auf der Reklame am Postamt nichts, auch nicht auf Englisch!), aber auch das bekommen wir noch hin.
Nur vielleicht nicht mehr um 23 Uhr!
Doch Anja mag die Hoffnung noch nicht aufgeben, das Guthaben für Simpa gibt es ja doch immerhin an jedem Kiosk zu kaufen.
Und da es ja in Höhe der Rezeption einen kleinen Kiosk gibt, ziehen wir uns doch noch einmal die Schuhe an und spazieren durch die komplette Dunkelheit mit kleineren Orientierungsproblemen über den Campingplatz bis hin zur Flaniermeile und zur Rezeption.
Aber hier die Enttäuschung, natürlich hat der kleine Laden schon zu.
Pech gehabt, so bleibt uns das Internet für heute Abend wohl ebenso verschlossen, wie hier am Kiosk das schwere Metallrollo stumm von einem verriegelten und verrammelten Verkaufsstand zeugt.
Schon unglaublich, in welcher Abhängigkeit man heute vom www steht.
Zurück am Wohnmobil können wir eigentlich nichts weiter machen, als schlafen zu gehen.
Es ist ja sowieso schon Schlafensgehzeit und so beenden wir also diesen erfolgreichen Reisetag auch ohne „Gute-Nacht- Grüße“ in die Heimat.

Zitat des Tages:
Gerade eben am späten Abend, als der Internet- Stick seinen Geist aufgab und wir zum Kiosk spazieren. Es ist stockfinster, man sieht kaum die Hand vor Augen:
„Da, merk dir mal das Zelt da vorne, da müssen wir später wieder abbiegen!“
„Schatz! … Ich soll mir in der Dunkelheit ein Zelt merken? … Auf einem Campingplatz?! …“
;-D

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