Es gibt genau einen Nachteil, wenn der Tag zur Abwechslung mal nicht mit Regen und dichtem, wolkenverhangenen Himmel, sondern mit strahlendem Sonnenschein beginnt! Die Sonne schillert und scheint durch alle Ritzen und Spalten, die die Fensterrollos nicht zu 100% verdecken! Und da die Sonne hier in Dänemark im Sommer besonders grell und kräftig vom Himmel scheint, schimmert es eben auch besonders grell und kräftig durch diese fiesen kleinen Schlitze! Egal, wie sehr man sich dann wehrt, die Augen fest zukneift oder sich gar unter dem Kissen versteckt: Die Sonne findet einen trotzdem im Wohnwagen, selbst in der letzten Ecke! Wenn sie dich erwischt, ist es für den Camper ganz einfach Zeit aufzustehen und einen neuen Reisetag zu beginnen!

Für heute stehen zwei Highlights und natürlich auch eine offene Nachtplatzsuche auf dem Programm. Wo es uns heute hinverschlagen wird, das wissen wir noch nicht. Aber egal. Das erste Highlight des Tages wird die Fähre von Thyboron nach Agger durch den Thyboron Kanal über den Nissum Bredning sein. An dieser Stelle weichen wir übrigens ein wenig von unserer alten Reiseroute ab. Damals, auf der Rundreise mit dem Wohnmobil, sind wir über Lemvig, Humlum und Vestervig den Landweg (also „rechts“) um den Nissum Bredning herum gefahren. Wollte damals Geld und Zeit sparen. Auf unserer aktuellen Tour aber hoffe ich einfach, dass die kleine Fährüberfahrt eine nette Abwechslung an diesem doch recht langen Fahrtag wird. Daher fahren wir heute „links“ bzw. „mitten durch den Fjord durch. Wird mit dem Wohnwagen bestimmt ein kleines Abenteuer. Fähren sind ja bei uns grundsätzlich immer ein kleines Abenteuer, wie der gestandene Leser unserer Reiseberichte wohl weiß. 😉

Das zweite Ziel des Tages nach der Fährüberfahrt wird dann das Bunkermuseum von Hanstholm werden! Auch dort haben wir seinerzeit mit dem Wohnmobil angehalten, das Museum selbst aber nicht von innen besichtigt, weil man von außen schon viel der alten Kanonenanlage gesehen hat. War aber auch damals ehrlich gesagt mehr eine Kosten- als eine Zeitfrage. Damals gab es darüber hinaus aber auch noch kein Google Maps mit Bildern und das einzige Bild aus dem Reiseführer zeigte eben genau die Außenanlage, die man eben auch kostenlos besichtigen konnte. Was uns seinerzeit alles verborgen geblieben ist, haben wir erst sehr viel später erfahren und wird heute nachgeholt. Als Tagesziel werden wir dann versuchen, einen Campingplatz zwischen Hanstholm und Hirtshals zu bekommen, oder vielleicht sogar schon bis Hirtshals durchzuziehen. Mal sehen, wo wir zeitig rauskommen, wenn wir die Besichtigung des Museums bei Hanstholm abgeschlossen haben. Für den Moment aber ist es erstmal wichtig, die ideale Grundlage für den Start in den Tag zu schaffen. Ein gutes Frühstück muss her!

Gestern Abend hab ich es verpennt, in der Rezeption für heute Brötchen vorzubestellen. Entsprechend sind wir jetzt auf einen Supermarkt oder eine Bageri hier in Thyboron angewiesen. Ein Glück, dass ich nicht schon gestern Abend das Auto an den Wohnwagen angehangen habe. Normalerweise machen wir das ja auf dieser Wohnwagen- Rundreise, damit nach dem Frühstück alles schneller mit den Abreisevorbereitungen funktioniert. Heute aber steht das Auto noch „frei“. So können Nils und ich jetzt noch flott mit dem Wagen zum Spar- Supermarkt im Ort fahren. Eigentlich hätte man ja fast zu Fuß dorthin gehen können! Man müsste nur hier am Ende des Campingplatzes über den Zaun steigen und anschließend widerrechtlich die Bahngleise an einer möglichen Stelle überqueren. Hat man das geschafft, wären es vielleicht noch 600 Meter bis zum Spar. Aber das Gelände sowie einige Privatgärten stehen dieser einzig praktikablen Abkürzung im Wege, sodass wir fast durch die halbe Stadt spazieren müssen, um auf den offiziellen Wegen den Spar- Markt zu erreichen. Daher das Auto…

Der kleine Dorf- Spar ist gut sortiert! Schon beim Betreten des Ladens steigt uns der Duft aus der Backstube in die Nase und wieder darf es eine prall gefüllte leckere Tüte der herrlichen Mohnbrötchen sein, die hier oben in Dänemark so unfassbar gut schmecken! Besonders die dunklen Brötchen mit dem hellen Mohn (!) sind ein Genuss und viel schmackhafter, als die hellen Brötchen mit dem dunklen Mohn. Einzig die Aussicht auf das leckere Mohnbrötchen mit dem leckeren Havarti- Käse lässt mich übrigens den übrigen Verlockungen des Backshops wie dem süßen Naschwerk oder den herzhaft belegten Brötchen widerstehen.

Gegen kurz nach 9 sind Nils und ich zurück beim Wohnwagen. Die Sonne scheint noch immer hell und warm vom fast wolkenlosen blauen Himmel und es wäre ein perfekter Tag, um draußen in der Sonne zu frühstücken. Zu blöd, dass heute der Abreisetag ist und wir schon gestern Tisch und Stühle im Auto verstaut haben. Diese jetzt nochmals heraus zu räumen ist leider in Anbetracht der drohenden Abfahrtszeit unmittelbar nach dem Frühstück keine Option. Aber auch in unserer tollen Wohnwagen- Lounge mit den Fenstern in gleich drei Richtungen können wir die Sonne beim Frühstück genießen. Nur putzen müssen wir die Fenster mal wieder! Die sind irgendwie recht dreckig geworden auf dieser Reise…

Gegen 20 vor 11 sind wir mit allem fertig und stehen abreisebereit vor der Rezeption! Nicht schlecht gelaufen! Das Auschecken kurz darauf verläuft problemlos, ich muss lediglich 5 Kronen für das verbrauchte Duschguthaben nachbezahlen. Alles andere hatten wir ja schon online vorab gebucht und bezahlt.

Wenige Minuten später rollen wir vom Platz und folgen den Navi- Anweisungen von google maps, welche uns direkt in den Fährhafen von Thyboron führen soll. Wir fahren ein kleines Stückchen aus der Stadt heraus, biegen dann weisungsgemäß links ab. Auf den ersten Blick sieht auch alles wie ein Fährhafen aus! Es gibt fünf Wartereihen, ein großes betoniertes Areal und auch einen Anleger. Allerdings kommt uns das alles nicht ganz richtig vor! Denn die Farbe in den Wartereihen ist verblasst und teilweise abgeblättert, der Beton der Fahrbahn bröckelig und der Anleger sieht derart versandet aus und ist mit Unrat belegt, als sei die letzte Fähre eine der Invasionsschiffe vom D- Day 1944 gewesen, die irgendwo zwischen Dover und Omaha Beach falsch abgebogen sei!

Auch fällt uns jetzt, auf den zweiten Blick, auf, dass wir komplett allein hier sind! Es fehlen komplett die anderen Gäste, die mit der Fähre übersetzen wollen. Schnell wird uns klar: Die Auskunft von Google stimmt nicht, hier sind wir falsch! So ein Mist! Und ich hatte mich gerade gefreut, dass ich der erste ganz vorne in der Schlange bin. 😉
Tja Pech.
Aber so GANZ falsch können wir nicht sein! Vor zwei Tagen, als wir aus südlicher Richtung nach Thyboron reingefahren sind, haben wir sowohl die Schilder wie auch eine Schlange an Autos gesehen, die offensichtlich auf die Fähre gewartet haben. Also muss der Anleger hier irgendwo in der Nähe sein! Wir müssen wieder zurück auf die Hauptstraße und das Navi mal ausnahmsweise nicht beachten!
Wir wenden über die fünf geisterhaft leeren Wartespuren am alten Fähranleger und fahren zurück auf die Hauptstraße / Route 181 in südlicher Richtung. Kurz darauf entdecken wir auf der linken Seite dann auch die vertraute Schlange an Autos und die Schilder zur Fähre, wo sich offenbar der neue Fähranleger von Thyboron befindet! Na geht doch. Falls ihr auch mal mit der Fähre von Thyboron nach Agger fahren wollt, guckt auf jeden Fall genau auf die Schilder und vertraut nicht unbedingt dem Navi! Auf der Google Maps Karte (Stand Sommer 2023) wird übrigens noch immer die Route der Fähre zum alten Fähranleger angezeigt…

Es stehen zum Glück nur sehr wenige Autos in der Schlange und es sieht sehr gut aus, dass wir gleich mit dem ersten Schwall der Fährwilligen übersetzen können. Die auch hier verfügbaren obligatorischen fünf Wartespuren sind übrigens durch Absperrungen auf lediglich eine Spur zusammengestaucht. Viel Nachfrage scheint es also nicht zu geben. Von der Fähre selbst ist hingegen noch nichts zu sehen.

Da ich ja immer neugierig bin und einen Fährhafen furchtbar spannend finde, drehe ich eine Runde zum kleinen Terminalgebäude links der Warteschlange. Vielleicht kann ich ja etwas über die Abfahrtszeiten in Erfahrung bringen und die Frage mit den Tickets ist ja auch nicht vollends geklärt, ob man diese auf dem Schiff oder hier an einem Schalter kaufen muss.

Tatsächlich entdecke ich neben den Toiletten und einem kombinierten Snack-/Getränkeautomaten einen Kassenautomat, der mir die Tickets für die Fähre verkauft. Das Menü kann man auf deutsche Sprache umstellen und dann entsprechend auswählen, was man benötigt. Zum Glück bemerke ich rechtzeitig den Hinweis, dass immer der Fahrer inklusive ist und man nur zusätzliche Mitreisende mit angeben muss. Aufpassen muss man allerdings, dass man bei Gespann zuerst auf „Auto“ klickt und dann „mit Wohnwagen“ auswählt. Wählt man „Auto über 6 Meter“, weil man eben die Länge berücksichtigt, wird es teurer! Allerdings wird es auch nicht wirklich billig, wenn man sein Gespann und seine Mitreisenden korrekt einordnet und auf „Bezahlen“ klickt. Sportliche 380 Kronen, also gute 50 Euro werden für die kleine Seereise fällig! Puh! Ein Glück, dass ich den Preis für die Fährüberfahrt erst am Abend in genaue Euro umrechnen werde! Hätte ich das hier und jetzt am Kassenautomaten getan, ich hätte wahrscheinlich auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre doch den Umweg über Lemvig rechts herum um den Fjord gefahren…
So aber stecke ich tumb meine Kreditkarte in den Schlitz, zahle die geforderten 380 Kronen und bekomme eine Quittung aus dem Schlitz, die ich dann nachher bei der Auffahrt auf die Fähre bestimmt vorzeigen muss.

Zu den Abfahrtszeiten finde ich hingegen keine Information. Aber bei einem Rundgang einmal am Anleger vorbei ein Schild welches besagt, dass die Fähre einfach nur hin und her pendelt und keinem eigentlichen Fahrplan folgt. Genial! Das sollte die Bahn auch so machen! Sie fährt, wenn sie kommt! Keine Zusagen mehr zu festen Zeiten, entsprechend gibt es auch keine Verspätungen mehr! 😉

Die Fähre ploppt derart unerwartet und schnell am Terminal auf, wie der fliegende Holländer bei einem auf ein Riff aufgelaufenes Schiff um die verlorenen Seelen einzufangen! Nanu, wo kam die denn jetzt auf einmal her?! Dabei hatte ich doch mehr oder minder den Horizont die ganze Zeit im Blick?!

Egal! Schnell zurück zum Auto und schonmal den Motor vorglühen! So ein Debakel wie seinerzeit mit der Fähre in Norwegen von Hjelmeland nach Nesvik wird es hier wohl hoffentlich nicht geben! Oder doch?! Nein, es sieht gut aus! Noch während die Fähre anlegt und die ersten Autos ausspuckt, geht eine Dame mit Warnweste durch die wartende Reihe und holt einen Lastwagen, der etwa sechs auf sieben Plätze hinter uns steht, nach ganz vorn! Oh- weia! Das nimmt gefühlt bestimmt schonmal die Hälfte der verfügbaren Plätze auf der Fähre in Anspruch! Ein Glück bleibt es der einzige Lastwagen und nachdem der Camper-Kastenwagen auf der Pole Position in der Wartereihe nach dem LKW auf die Fähre aufgefahren ist, richtet die Dame nach einem kurzen Funkspruch doch TATSÄCHLICH ihre Hand in UNSERE Richtung aus! Gleich mehrmals zeigt sie auf mich und deutet mir an, dass ICH mit unserem Wohnwagen- Gespann ebenfalls direkt nach vorne kommen soll! Ich gehorche sofort, ziehe an und bin gespannt, was nun passiert. Mein Ticket will sie jedenfalls nicht sehen! Viel mehr deutet sie mir an, dass ich ebenfalls gleich durchfahren soll! Juchu! Die haben hier zur Abwechslung auch mal ein Herz für Camper! 😊
Der Deckoffizier nimmt mich in Empfang und meine anfängliche Euphorie schlägt in Enttäuschung um. Offenbar braucht er unser breites Wohnwagengespann auf der rechten Seite direkt an der Schiffsreling, wo es am wenigsten stört und den wenigsten Platz einnimmt. Dies bedeutet, dass wir zwar als dritte auf die Fähre auffahren durften, aber wohl als einer der letzten nachher nach dem Anlegen von der Fähre herunter fahren.
Naja. Egal. Wir haben ja Urlaub.

Mit Nils und Tim geht es kaum das die Handbremse angezogen ist, auf Entdeckungstour über die Fähre! Anja habe ich noch scherzhaft die „Warnhinweise“ in die Hand gedrückt und spöttisch gesagt, dass sie auf die Töne achten solle. Für den Fall, dass das Schiff untergeht, gibt es sieben laute Alarmtöne. Dann ziehen die Jungs und ich los und lassen Anja zurück. Nicht, damit Anja auf den Wohnwagen aufpasst, sondern weil Anja Fähren sowieso nichts abgewinnen kann und am liebsten die Augen verschließt, während es herrlich schön schaukelt.

Mit den Jungs erklimme ich das erste Oberdeck. Da aber die Aussicht von hier nicht so toll ist, probieren wir eine Türe und erreichen eine kleine geschlossene Lounge, wo man die Überfahrt ebenfalls verbringen kann. Wir sind allerdings die einzigen hier. Auf der Rückseite der Lounge spazieren wir durch die nächste Türe und sind auf dem Achterdeck, wo es die zweite Aussichtsplattform gibt. Hier ist die Aussicht schon besser, aber man kann nicht nach vorne rausgucken! Das ist auch wiederum blöd.
Also doch durch die Lounge zurück zum vorderen Oberdeck.
Wir kommen gerade rechtzeitig, bevor sich das Deck füllt. Als wir gute Plätze gleich links an der Reling ergattern, hat die Fähre den Hafen auch schon verlassen.

Der Kapitän dreht auf und die Fähre stemmt sich gegen den Wind und die See! Und obwohl die Wellen keine Schaumkronen tragen und damit die See eigentlich gar nicht so rau sein sollte, fängt die Fähre furchtbar das Rollen an! Mehr noch, sie fällt regerecht in die Wellentäler, bäumt sich dann wieder auf und tanzt über den Wellenkamm, nur um dann erneut ins Wellental herab zu stürzen! Der LKW, neben dessen Auflieger mit nur minimalem Abstand unser Wohnwagen steht, wackelt bedrohlich! Ich kann nur hoffen, dass sich unser Wohnwagen im gleichen Maße nach rechts und links „mitbewegt“, wie der LKW und damit die Abstände durch die parallele Bewegung dennoch identisch bleiben. Allerdings überlege ich, ob ich zusätzlich zur Handbremse im PKW auch noch die Handbremse an der Deichsel für den Wohnwagen anziehen soll! Es ist wirklich heftig!

Und dann passiert es! In einem Wellental schwappt plötzlich ein Schwall Wasser durch die vordere Ladeluke auf das Autodeck! Dicht gefolgt von einem durchdringenden pulsierenden Warnton! Ist das etwa das Alarmsignal? Geht die Fähre jetzt unter? Das Personal bleibt gelassen und wenn man es genau betrachtet, war der Schwall Wasser nicht so ergiebig, dass dieses das Boot zum Kentern bringen könnte. Ich schätze mal, dass die Bugluke vom Personal für eine möglichst schnelle Abwicklung a Fähranleger nicht „vollständig“ geschlossen wurde, also in einer Stellung verbleibt, die für ruhige See vorgesehen ist. Wenn dann aber doch mal Wasser durch die Ritzen schwappt, erfassen dies Sensoren und es kommt zu einem Alarm. Wie gesagt: Meine Vermutung!
Sollte sich einer von euch, liebe Leserinnen und Leser, besser mit Fähren auskennen und hat hierzu eine Idee, was der Alarm denn nun zu bedeuten hatte, würde ich mich über eine Erklärung freuen! Hier unter dem Beitrag könnt ihr gern einen Kommentar dazu hinterlassen! Würde uns freuen!

Wer sich hingegen gar nicht „freut“, ist Anja! In Anbetracht des Schiffsrollens über die Wellen, das hereinschwappende Wasser und dem Umstand, dass es jetzt einen Alarmton gab, möchte sie am liebsten gleich ins Rettungsboot, zumindest aber eine Schwimmweste! Ich gebe zu, der blöde Scherz mit den Alarmtönen aus dem Flyer ist jetzt wenig hilfreich! Aber es konnte ja auch keiner ahnen, dass die Fähre wirklich einen Alarmton von sich geben würde?!

Die aufwühlende Fährüberfahrt geht leider viel zu schnell vorbei! ;-D
Etwa 20 Minuten hat der wilde Ritt gedauert, bis wir am gegenüberliegenden Fährhafen, ein paar Kilometer südlich von Agger, wieder anlegen. Wie zu erwarten war, darf natürlich der Lastwagen als allererstes von der Fähre runter. Dann folgt die mittlere Reihe der PKW und erst dann dürfte der Campervan vor uns rausfahren. Zumindest theoretisch! Denn als die Ladeborde frei zur Ausfahrt für unsere letzte Reihe ist, steht er weiter unbewegt herum. Nix tut sich! Es dauert eine Minute, es dauert gefühlt eine zweite. Ich hupe.
Das bemerkt dann auch der Deckoffizier, der eigentlich gerade am Heck des Schiffes beschäftigt war. Er schreitet mit prüfendem Blick nach vorn und rommelt dem Camper einmal heftig an die Scheibe, was den Fahrer wohl aufweckt! Offenbar hatte die schaukelnde See eine beruhigende Wirkung auf den Camper vor uns. 😉
Der Motor des Campervans hat nach dem Starten des Motors noch nicht ganz die reguläre Leerlaufdrehzahl erreicht, da hoppelt er auch schon aufgeschreckt von der Fähre.

Auch wir sind kurz darauf wieder an Land entlassen und fahren die 181 Richtung Agger hinauf. Die Route ist bildschön, besonders wenn die Sonne durch die Wolken bricht. In der Mitte vor uns nur der schmale Damm, rechts und links schäumt und kräuselt das Wasser in urgewaltigen Wellen, vom wilden Wind gepeitscht. Eine tolle Kulisse, ich stoppte bei der erstmöglichen Gelegenheit für ein paar schöne Fotos fürs Familienalbum…

Spätestens ab Vesterby schwenken wir nun wieder auf die von uns bereits seinerzeit mit dem Wohnmobil bekannte Route ein. Auf der 181 geht es nun immer so dicht wie möglich an der Küste entlang in Richtung Hanstholm durch das raue, nördliche Dänemark. Einige der Örtchen erkennen wir wieder und ich bin sogar fast sicher, dass wir an einer OK Tankstelle vorbeikommen, wo ich seinerzeit mal im Regen getankt hab und ordentlich nass wurde, weil diese Zapfe hier damals noch kein schützendes Dach hatte.

Die Sehenswürdigkeit des Tages ist das Bunkermuseum bzw. die Geschützstellung bei Hanstholm. Auch für diese habe ich natürlich im Vorfeld bei google maps in der Satellitenansicht die Parkmöglichkeiten für Wohnwagen bzw. Gespanne eruiert.
Besonders hat mich interessiert, ob der große Parkplatz gleich bei den Geschützen, wo wir damals auch mit dem Wohnmobil geparkt haben, noch immer existiert. Fürs Gespann ist dieser ebenfalls gut geeignet und ja, es gibt diesen Parkplatz noch immer! Ich bin sicher, dass man dort auch super mit dem Wohnwagengespann hätte parken können! Wenn es nur nicht so voll wäre! Schon als wir vom Hafenweg nach rechts zur Bunkeranlage abbiegen, sehen wir die zahlreichen Autos rechts und links am Wegesrand stehen! Spontan fahre ich ebenfalls nach rechts auf den Randstreifen der Zufahrtsstraße drauf. Auf das Parkareal brauchen wir erst gar nicht drauffahren, da wird garantiert kein freies Plätzchen zu bekommen sein! Besonders nicht für uns mit Anhang.
Zum Glück steht schräg rechts vor uns gleich das Ortsschild von Hanstholm. Zu diesem halte ich etwa eine halbe Wagenlänge Abstand. Groß genug, dass wir nachher, wenn wir wieder fahren, genügend Platz zum Rangieren haben. Aber eben auch klein genug, dass sich in die verbleibende Lücke zwischen uns und Ortsschild keiner mehr reinquetschen kann. Wie wichtig dies ist, zeigt sich gleich wenige Minuten später, als ein Kastenwagencamper aus Vechta hinter uns einparkt und dabei derart dicht auffährt dass er uns durch seine offene Seitenscheibe mit einem langen Arm das Fenster unserer Hecksitzgruppe putzen könnte! Würde vor uns noch so ein „Spezi“ einparken, wir könnten nicht rangieren, um später aus der Lücke wieder auszuparken! Aber hier passt das Ortsschild von Hanstholm schon auf. Wird also wohl passen.

Für den kleinen Mittagshunger und bevor es auf Erkundung geht, genehmigen wir uns aus den bordeigenen paar Kekse und darauf ein Eis aus dem Bordkühlschrank, damit wir gleich nicht den Verlockungen der örtlichen Gastronomie erliegen. Derart gestärkt geht es 13 Uhr los.
Zu Fuß geht es die 400 Meter den Berg rauf zur Geschützanlage von Hanstholm.

Infobox Geschütz- und Bunkeranlage Hanstholm

Das Bunkermuseum von Hanstholm gilt als größte Befestigungsanlage des zweiten Weltkriegs! So unscheinbar das Areal von außen / oben auch wirkt, unter der Erdoberfläche hat die deutsche Ingenieurskunst ganze Arbeit geleistet! Auf einer Grundfläche von über 3000qm2 finden sich Munitionsräume, Mannschaftsräume, Schlafstätten, technische Einrichtungen für Licht und Wärme, Kartenräume, Gefechtsstände und vieles mehr. Highlight ist zweifelsohne aber die alte Kesselbettung, auf der eine der vier der berüchtigten 38cm (ja! cm!) Kanonen aufgestellt war, die das Meer und den Skagerrak bis zu einer Entfernung von 55km unter Feuer nehmen konnte! Diese wuchtige Kanone fehlt leider heute. An ihrer Stelle ist aber eine andere 38cm Kanone getreten, die ursprünglich mal für ein Upgrade des Schlachtschiffs Gneisenau von seinerzeit 28cm auf 38cm Kaliber vorgesehen war, aber nie zum Einsatz gelangte. Neben dieser ebenfalls eindrucksvollen alleinstehenden Kanone finden sich im Freigelände eine 15cm Kanone, eine russische 12cm Feldkanone, eine 10,5 cm Flugabwehrkanone und weitere diverse Flakbatterien deutscher und internationaler Schießkunst.
Neben der Bunkeranlage und der Kanonen gibt es auch noch eine kleine Munitions- Eisenbahn im Freigelände, die heute als Museumsbahn die etwa 1km lange Strecke abfährt. Man kann gegen ein kleines Entgelt mitfahren.
Links:
Link zur offiziellen Homepage des Museums: Hanstholm Bunkermuseum
Route, weitere Fotos und Bewertungen bei google maps

Auf der Homepage des Museums könnt ihr zusätzlich einen Flyer in deutscher Sprache mit kurzer Erklärung der Außenanlage und kleine Karte kostenlos runterlagen: Flyer Bunkeranlage 

Wie schon bei unserem ersten Besuch erkennen wir gleich die drei Kanonen und das einzelne Kanonenrohr wieder, mit der uns schon damals die Anlage willkommen geheißen hat. Feldkanone, Flugabwehrgeschütz, Schiffsgeschütz, die verschiedensten mittleren Brummer zur See und an Land können wir hier unter die Lupe nehmen. Anders als in Deutschland sehen die Dänen das auch nicht so eng, wenn man hier mit „Händen und Füßen“ die Ausstellungsstücke untersucht. Gerade für Kids ist natürlich sofort die Phantasie einer Seeschlacht allgegenwärtig und sie schießen auf ein imaginäres feindliches Schlachtschiff gleich vor uns voraus. Ein Glück ist es nur ein Spiel. Hoffen wir, dass es nie mehr ernst wird.

Natürlich steht hier auch eine der „dicken Brummer“ mit 38cm Kaliber! Das ist vom Durchmesser her mehr, als mein altes Schullineal an Länge hergegeben hat! Muss man sich mal vorstellen! Die Kanone hier ist zwar nicht die, die ursprünglich an dieser Geschützstellung beteiligt war, aber eindrucksvoll ist sie natürlich trotzdem.

Auch das übergroße Rundrondell, die sogenannte „Kesselbettung“, auf dem früher der Geschützturm für das Sperrfeuer der 38cm Kanone gegen eine Einfahrt der Briten in die Ostsee sichergestellt werden sollte, finden wir nach wenigen Schritten wieder. Der Bereich ist auch heute noch immer kostenfrei zugänglich.

Bei einem kostenfreien Besuch der Außenanlage werden wir es heute nicht belassen. Zwar hadern wir am Eingang, ob wir den Bunker wirklich besichtigen sollen, aber entscheiden uns dann doch knapp dafür. Wir hoffen einfach mal, dass die Ausstellung hier nicht ganz so statisch und kinderuntauglich wird, wie das Seekriegsmuseum in Thyboron gestern.

Die Ausstellung im Museum beginnt mit einigen ausgestellten Waffen und zeigt auch entsprechende Exponate wie See- Minen, Flakgeschütze, Panzerfäuste oder eine Leuchtbatterie, die früher bei Fliegeralarm den nächtlichen Himmel erleuchtet hat, um feindliche Bomber aufzuspüren. Leider erweckt auch hier so einiges zunächst den Eindruck, recht theoretisch zu sein. Ist halt auch hier wieder viel hinter Glas in Vitrinen.

Die Jungs bekommen allerdings auf einer aufgesetzten Ebene über den ausgestellten Kanonen dann die Gelegenheit, alte Fernsprecher zu benutzen, mit denen früher Leitstand und Ausguck verbunden waren. Da es herrlich am Apparat B bimmelt, wenn man am wenige Meter entfernten Fernsprecher A an der Kurbel dreht, haben die Jungs mit dieser alten Feuerleitung sofort ihren Spass. Immer wieder wird sich gegenseitig angerufen, Meldung gemacht und eine neue Feuerleitlösung präsentiert.

Anja und ich hingegen können ein wenig tiefer in die Geschichte eintauchen einige der Infotafeln studieren. Nimmt man sich dafür die Zeit und blendet die übrigen, wirklich zahlreich vorhandenen Besucher aus, kann man interessante Hintergrundinfos und Ereignisse erfahren wie die des verschwundenen Bajonetts eines der deutschen Soldaten und der Suchaktion, die die einheimische Bevölkerung dann aus Sorge vor Repressalien durchgeführt hat, um die verlorene Waffe den deutschen Besatzern zurückgeben zu können.
Oder auch die Annäherung der Deutschen an die Dänen, was eben nicht ausblieb, wenn man hier mit den Einheimischen interagiert bzw. die Soldaten auf den Höfen in der Umgebung über Wochen und Monate einquartiert wurden.

Die Ausstellung geht dabei recht vorsichtig vor! Man merkt, dass bloß kein Eindruck entstehen soll, die Dänen hätten mit den Deutschen gemeinsame Sache gemacht, oder wenigstens die Besatzung geduldet. Es ist mehr wie einmal und immer wieder der kritische Hinweis zu lesen, dass man ja auch gar keine andere Wahl gehabt habe, als sich mit den Deutschen zu arrangieren, während das Herz selbst natürlich stets für die Engländer schlug.
Und eine weitere Sache fällt mir auf. Nicht nur im 360° Kino, wo der Zeitstrahl der deutschen Besatzung in Dänemark gezeigt wird, werden öfter Bilder von deutschen Soldaten eingeblendet. Dabei sind diese klar zu erkennen und nicht selten steht auch der vollständige Name darunter. Nun mag es der Person vielleicht inzwischen egal sein, denn viele der Soldaten sind ja inzwischen gestorben. Dennoch würde ich es mindestens schwer irritierend finden, wenn hier plötzlich ein Bild meines Großvaters mitsamt seinem Namen stehen würde! Bekäme ich automatisch ein Gefühl der „Erbschuld“? Wäre ich peinlich berührt? Würde ich mich gar für meine Vorfahren schämen? Obwohl ich selbst doch gar nichts damit zu tun habe!
Warum macht man das? Um dem Feind ein Gesicht nebst Namen zu geben? Falls ja, warum sind dann Bilder der Dänen, zum Beispiel das einer jungen Frau, die einen deutschen Soldaten zum Freund hatte und dessen Bild der Soldat bei sich trug, mit Absicht verfremdet worden?

Dies und viele weitere Fragen bleiben offen. Einmal mehr werde ich in meinen inneren Wunsch bestätigt, am liebsten die ganzen Bunkerreste hier abzubauen und den Strand „besenrein“ an die Dänen zurück zu übergeben! Auch wenn das bedeuten würde, dass die Dänen mehr wie eine gut besuchte Sehenswürdigkeit dadurch verlieren würden, wie Nils sogar schon mit gerade mal 9 Jahren passend bemerkt.
Zum ersten Mal entdecke ich dann aber zu meiner Überraschung eine Info- Tafel, die sich genau dieser Frage widmet. Warum die Bunker noch immer hier an der Nordseeküste stehen und wie die dänische Bevölkerung inzwischen zu diesen steht.
Der Erklärungsversuch versöhnt dann sogar ein wenig, obgleich ich dennoch der Meinung bleibe, dass wenigstens die zahlreichen völlig verwahrlosten Betongerippe, die so gar keinen Nutzen mehr haben und am Strand vor sich hingammeln, eingesammelt werden sollten.

 

Transitfrei- Zwischentipp: An dieser Stelle, vor dem Eingang in das nun folgende Untergeschoss, befindet sich rund um den Kiosk auch der Souvenirshop! Dies ist insoweit ungewöhnlich, dass Souvenirshops normalerweise immer erst zum Ende einer Tour „aufploppen“! Hier aber sei schon die Info vorweggenommen, dass der Rundgang durch die untere Bunkeranlage an einem schlichten Aufgang und Stahltür mit der Aufschrift „Exit“ endet und man unvermittelt wieder draußen in der Außenanlage steht. Möchte man dann zurück zum Souvenirshop, muss man wieder beim Empfang rein. Viele Souvenirs gibt es indes nicht, ein paar Sachen zeigen wir euch aber gern:

Der obere Teil der Ausstellung endet nach dem kleinen Rundgang. Jetzt geht es runter in die Bunkeranlage. Und dies sei vorweg gesagt: Der Bunker hier bietet einen deutlich besseren Einblick in das Leben im, um und mit dem Bunker, als es der Tirpitz- Bunker in Blavand je getan hat! Hier liegt der Fokus wirklich auf dem, für was diese Einrichtung stand und wie sie funktioniert hat!

Zahlreiche Räume in der unteren Bunkeranlage können besichtigt werden. In einigen wird mit Dioramen nachgestellt, wie man früher hier seinen Dienstpflichten nachgekommen ist und was einen erwartete. Selbst Kunstmalereien, die sich an den Bunkerwänden befinden und wohl von einem besonders begabten Besatzer stammen, wurden durch vorgelegte Scheiben geschützt um zu zeigen, wie jemand vor vielen Jahren versucht hat, ein wenig Kontrast in das triste Bunkerleben zu bringen.

Interessant sind auf jeden Fall auch die Sozialräume wie Dusch- und Waschgelegenheiten. Wenn diese alten Einrichtungen noch original sind, müssen sie zur damaligen Zeit super- modern gewesen sein! So modern, dass sie heute so durchaus auch auf so manchen altbackenen Campingplatz zu finden sind! Und wenn man auf die Details achtet, findet man ebenfalls so manches Fragezeichen. Da wären zum Beispiel die Waschbecken. Diese haben je zwei Hähne. Einen für Kalt- und einen für Warmwasser. Soweit klar. Da die Hähne nicht farbig untermalt sind, wie es heute modern ist, tragen sie einen Aufdruck. K steht für Kaltwasser, soweit klar. Beim Warmwasserhahn steht allerdings nicht W, sondern V! Also für das dänische „varm“ statt „warm“. Wie kann das sein bitte?! Die Anlage ist doch von Deutschen bzw. ggf. von Dänen für Deutsche gebaut worden! Wäre es dann nicht folgerichtig, dass auch die deutsche Sprache hier vorzufinden wäre? Wenn der Wasserhahn es uns doch nur erzählen könnte! Ich nehme mir fest vor, nach unserer Rückkehr einen Brief an die Museumsverwaltung zu schreiben und um eine Erklärung zu bitten. Vielleicht hat das Rätsel ja tatsächlich eine Lösung…

Nachdem wir durch zahlreiche Räume patrouilliert sind und neben dem Bunkerleben auch noch weitere Geschichten, z.B. über die letzte Fahrt der Bismarck, erzählt bekommen haben, endet die wirklich sehenswerte Tour unvermittelt an einem Nebenausgang. Das ging jetzt fast zu schnell irgendwie! Aber es hat sich gelohnt! Dafür, dass wir eigentlich zuerst skeptisch waren und Sorge hatten, dass unsere Jungs uns doch wieder nur gelangweilt von Vitrine zu Vitrine folgen, sind die zwei recht abenteuerlustig durch die Bunkergänge geflitzt. Hat sich wirklich gelohnt, kann man für Kinder ab 6 Jahren und älter, die gerne durch alte Gemäuer stromern, absolut empfehlen!

Wieder zurück am Wohnwagen fahren wir die Zufahrtsstraße zum Parkplatz rauf und drehen einmal auf dem noch immer gut gefüllten Parkareal. Die Entscheidung vorhin spontan am Straßenrand der Zufahrtsstraße zu halten war goldrichtig! Hier oben hätte es absolut keine Parkmöglichkeit für unser Gespann gegeben!

Wieder zurück an der Kreuzung folgen wir nun der Hauptstraße „26“ weiter in östlicher Richtung und nehmen dann Kurs auf Lökken! Anja hatte die Idee, auf dem absolut genialen Campingplatz Lökken Klit Camping einzuchecken und dort idealerweise gleich zwei Nächte zu verbringen. Den Platz kennen wir ebenfalls von unserer großen Rundreise mit dem Wohnmobil vor ein paar Jahren und er wurde seinerzeit unser persönlicher Sieger im großen Platzvergleich der dänischen Campingplätze! Auch, weil das seinerzeit super- moderne Servicehaus im Mittelteil des Platzes alles bisher Gesehene in den Schatten gestellt hatte. Wir folgen also quasi unserer eigenen Empfehlung, auch wenn dies in der Hauptsaison sicherlich kein billiges Vergnügen werden wird und es auch bedeutet, dass wir an diesem Nachmittag nochmals eine weitere Stunde im Auto sitzen werden. Schön ist das nicht, aber wie damals müssen wir auch heute so langsam ein bisschen auf das Zeitkontingent für diese Reise achten, wenn es hinten raus nicht knapp werden soll. Skagen ist ja schließlich das Ziel und wenn wir jetzt durchziehen, können wir morgen einen Jokertag in Lökken einlegen. Das ist ein Preis, den ich für einen Jokertag durchaus bereit bin zu zahlen.

Die gute Stunde Fahrt ist überraschend fordernd! Wir haben hier auf der Landstraße 11 deutlich mehr Verkehr, als ich es in Erinnerung habe. Das hab ich so nicht erwartet. Es wird überholt, was ich von den Dänen so gar nicht kenne. Aber auch wir kommen ausnahmsweise in die Situation, überholen zu müssen. Nicht wenige Traktoren mit ihren Anhängern sind auf der 11 unterwegs. Dazu kommen uns sehr viele LKW entgegen und rauschen an uns vorbei, das der Wohnwagen wackelt. Dazu kommt querender Verkehr von Autos, Lastwagen und Traktoren, was den Verkehr insgesamt ausbremst und zu allem Überfluss scheint es so zu sein, als wären alle Straßenbaustellen aus ganz Dänemark hier auf der Landstraße zwischen Hanstholm und Hirtshals zusammengezogen! Es ist zäh, es ist anstrengend, es fordert viel Konzentration. Und es war nicht klug, nach dem Museumsbesuch doch noch dieses längere Stück zu fahren, das gebe ich zu! Aber da müssen wir jetzt einfach durch.

Gegen 16 Uhr erreichen wir Lökken und fahren am Lökken Klit Camping zunächst vorbei bis zum nächsten Supermarkt, dem Super Brugsen. Zum einen, weil wir sowieso noch Milch und etwas zum Abendbrot kaufen müssen und zum anderen, weil wir mit diesem Einkauf dort das Playmobil Sammelheftchen für Nils voll bekommen müssten. Damit kann er sich dann zum vergünstigten Preis ein Set aussuchen. Ein kurzer Gegencheck mit den Preisen in Deutschland hat gezeigt, dass die Sets mit den Sammelmarken hier wirklich deutlich günstiger sind. Der Kauf lohnt sich also.

Als wir das Areal des Super Brugsen erreichen, trifft uns fast der Schlag! Ist das voll hier! Nur, weil wir fragwürdig halb auf den Parkstreifen stellen und halb auf dem Weg parken, können wir das Gespann überhaupt hier abstellen! Hoffentlich kommt niemand vom Ordnungsamt vorbei und falls doch, drückt dieses hoffentlich beide Augen in Anbetracht der touristischen Schwemme auf diesem Parkplatz zu!
Hätten wir mal doch besser erst den Wohnwagen auf dem Campingplatz fallen gelassen und wären dann zum Einkaufen gefahren. Doch dafür ist es jetzt zu spät. Blöd.

Im Supermarkt selbst ist es nicht minder voll. Wow! Steht ein Feiertagswochenende bevor oder sowas? Der Laden hier hat doch an allen Wochentagen bis 22 Uhr geöffnet! Warum ist denn hier so viel los bitte? Naja, egal! Nützt ja nichts, müssen wir durch! Wir schlagen uns durch die leckeren Angebote, die mit leerem Magen besonders schwer fallen nicht zu beachten. So mag es nicht verwunderlich sein, dass zunächst ein paar herrlich marinierte Spareribs und ein paar Schinkenschnitzel für den Grill in den Einkaufswagen wandern. Als Nils aber spontan seine Lust auf selbst gemachte HotDogs äußert, disponieren wir nochmals kurzfristig um. Bis wir nachher eingecheckt haben, der Wohnwagen steht und wir den Grill anwerfen, wird es einfach zu spät für den Grill. HotDogs gehen hingegen schnell und schmecken ja auch lecker. Dazu noch Milch, Brot, Wurst, eine neue Packung von dem leckeren Havarti- Käse und dann geht es auch schon zur Kasse.

Der Einfahrtbereich des Lökken Klit Camping ist auf jeden Fall neu gestaltet worden. Das erkennen wir sofort. Wenigstens aber ist es nicht so voll, was die Check- In Spur an Aufstellfläche hergeben würde! Streng genommen sind wir sogar die einzigen, die aktuell hier stehen. Auch in der Rezeption ist nichts los, was allerdings auch für die Motivation der Angestellten spricht. Nichts los! Sie begrüßt mich zwar freundlich, bittet mich dann aber im Verlauf des Gesprächs, dass ich möglichst online einen Platz buche, obwohl ich hier vor ihr stehe!
Wenn ich das gemacht habe, soll ich wieder kommen und ihr die Buchungsbestätigung zeigen. Dann hätte sie alles im Computer, was sie braucht. Wow! Vielleicht nicht gerade die beste Idee, wenn man an seinem Arbeitsplatz hängt?!
Wenn ich online buche, ist der nächste Schritt das online- einchecken wie am Flughafen und die Dame dann künftig arbeitslos. Aber bitte, wer es mag…

Ich trotte zurück zum Auto und mit Anja suche ich einen passenden Stellplatz auf dem großen virtuellen Platzplan aus. Wir zahlen direkt online mit Kreditkarte etwas über 1000 Kronen für zwei Nächte (= ca. 130 Euro für 2 Nächte! teuer!) und dann stiefele ich mit der Buchungsbestätigung per email zurück in die Rezeption, wo ich dann endlich einchecken darf.
Nun sind wir drin.

Wir haben etwas Mühe, unseren Stellplatz zu finden, da wir die unscheinbare Einfahrt auf das Areal mit den 700er Nummern verpassen. Blöd geregelt und selbst jetzt, wo ich weiß wo sie ist, möchte ich mit Wohnwagen am Haken da ungern so scharf und knapp an den Hecken vorbei abbiegen. Über das Rondell im weiteren Verlauf des Weges geht es schließlich auch, obgleich wir nun mit dem Wohnwagen am Haken an den Hütten und kleinen Chalets vorbeifahren müssen. Dann entdecken wir im Schatten des Chalet- Parks unsere Parzelle 736.
Kaum steht der Wohnwagen, kümmern wir uns um das Ausrichten der Stützen und Einrichten des Wohnraums. Das geht zum Glück inzwischen schnell von der Hand, denn jeder von unserer Mannschaft hat seine Aufgaben und erfüllt sie auch ohne umständliche Kommandogaben bestens. Ich alles draußen, Anja alles drinnen und die Kids schauen derweil ins Tablett! 😉

Als wir damit fertig sind, schnappen wir uns das gesamte Zubehör fürs Abendessen und gehen rüber zum nächstgelegenen Servicehaus, wo laut Platzplan auch eine Küche eingezeichnet ist.
Dies ist zwar nicht das hyper- moderne Servicehaus, welches wir in Erinnerung haben. Aber auch aus dieser einfachen Küche zubereiteten HotDogs schmecken ganz passabel, wenn auch die knallrote und fast schon unnatürliche Farbe der HotDogs die Kids zunächst irritiert. 😉

Nach dem Essen wird gespült und dann drehen wir eine kleine Platzrunde! Wir möchten zu gerne unsere alte Parzelle finden, auf der wir damals gestanden haben! Zwar habe ich mir seinerzeit nicht die Nummer gemerkt bzw. nicht aufgeschrieben, aber immerhin hab ich seinerzeit die GPS- Koordinaten in unserem Reisebericht erwähnt! Anhand dieser finden wir auch eine Parzelle von der wir allerdings nicht zu 100% überzeugt sind, ob sie es wirklich ist. Die Hecke kann natürlich inzwischen so hoch gewachsen sein, keine Frage! Aber das Drumherum passt nicht so ganz. Was wir aber wiederfinden, ist das tolle Servicehaus, welches seinerzeit Maßstäbe gesetzt hat und uns in Dänemark als Campingland Nummer 1 hat verlieben lassen! Der Standard hier ist zweifelsohne noch immer sehr hoch, aber inzwischen haben andere Plätze aufgeholt und dieses Servicehaus hat sein Alleinstellungsmerkmal verloren. Luxuriös ist es natürlich dennoch noch immer.

Zurück am Wohnwagen ziehen wir uns noch flott die Badehose über und wollen wenigstens noch mit dem letzten Sonnenstrahlen, bevor sich eine dicke Wolkenfront vor die Sonne schiebt, in den Pool springen. Bis 22 Uhr ist dieser geöffnet, ein sehr bequemes zeitliches Polster. Das Wasser ist sogar angenehm warm und kompensiert die allmählich immer frischer werdende Luft. Nur auf dem Rutschenturm zieht es ordentlich! Aber es lohnt sich, die beiden Rutschen sind schon was Besonderes! Wobei ich sagen muss, dass ich in der Röhrenrutsche nur dieses eine Mal rutschen werde! Im Verlauf der wilden Fahrt verliere ich komplett die Kontrolle und lande unsanft auf der Gummimatte am Röhrenausgang. Das ist zwar so gewollt, ist aber auch kein schönes Gefühl mehr mit dem freien Fall und kurzen Flug. Man hat Sorge, dass man sich beim Aufschlag richtig wehtun könnte. Das Ding ist wirklich nur was für die Jugend. Ich glaube, ich werde alt. 😉

Als die Sonne beginnt sich hinter den Wolken zu verstecken, trocken wir uns schnell ab und kehren zurück zum Wohnwagen.
Gegen 21 Uhr spaziert Anja mit den Jungs nochmal rüber zur Minidisco. Ich hingegen bleibe beim Wohnwagen und tippe schonmal ein wenig am Reisebericht.

Fazit des Tages: Fähre und Bunkermuseum in Hanstholm mit dem Wohnwagen

Theoretisch verfügt das Bunkermuseum über einen ausreichend großen Parkplatz! Jetzt in der Hauptsaison war dieser aber bei unserer Ankunft hoffnungslos überbelegt! Da muss man flexibel bleiben, was uns zum Glück auch gelungen ist. Seid also gerade in den Ferien notfalls spontan, wenn ihr hier mit dem Wohnwagen am Haken anreisen wollt. Also mussten wir uns auch heute nicht hinter einem Wohnmobil verstecken! Denn die Reisemobile, die wir am Museum gesehen haben, haben nicht anders geparkt, wie wir.
Wenn sich bei eurem Besuch so gar nichts finden lässt, fahrt notfalls die Zufahrtsstraße (also den Molevej) weiter durch und sucht euch dann ein paar Hundert Meter weiter in den ersten Seitenstraßen des Städtchens Hanstholm einen Parkplatz.

Ebenfalls „nicht verstecken“ mussten wir uns allerdings auch nicht beim Preis für die Fährüberfahrt! Hier hat der Wohnanhänger gnadenlos zugeschgeschlagen und in der Reisekasse gewütet! Über 50 Euro! Da wäre die Umfahrung des Fjords über Lemvik trotz des riesigen Umwegs billiger gewesen…
Ansonsten verlief die Fahrt über Land auf der 181 bzw 11 ohne Probleme. Alle Straßen waren breit genug. Einzig beim Super Brugsen in Lökken war es dann wieder voll und wir mussten die Straßenverkehrsregeln zu unseren Gunsten ein wenig biegen, damit wir mit Wohnwagen am Haken den Parkplatz nutzen und einkaufen gehen konnten. Dieses Schicksal hätten wir aber auch mit dem Wohnmobil gehabt. Denn für diese hätte auch kein besserer Parkplatz zur Verfügung gestanden. Alles in allem also auch heute wieder ein erfolgreicher Tag für unsere Wohnwagen- Rundreise hier in Dänemark

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