Als Camper geht man ja auch gerne an und aufs Wasser. Mit dem Schlauchboot am See zum Beispiel wie am Edersee oder dem Putterersee. Oder mit dem Surfbrett aufs Meer wie am Wulfener Hals oder dem Grevelinger Meer. Tagsüber schön die Wellen genießen und am Abend sitzt man im Sonnenuntergang vor dem Wohnmobil und grillt sich ein paar Würstchen oder ein feines Steak. Alles schon gemacht!
Und wer es ganz besonders nah am Wasser möchte, der kann ja sogar seinen Wohnwagen oder sein Wohnmobil mitnehmen! OK, also vielleicht nicht gerade ins Wasser, aber auf das Wasser. Camping on Board geht mit Rheinfähren, Mittelmeerfähren oder sogar mit schwimmenden Hausbooten, nur ohne Haus wie zum Beispiel auf der Müritz. Alles kein Problem, solange der Camper immer mit dabei ist.

Neu für uns ist zur Frühjahrstour 2023 allerdings Camping auf dem Wasser zu machen, nur ohne Camping! Genauer mit einem Kreuzfahrtschiff! Das ist eigentlich so gar nicht unseres, denn sämtliche Vorteile wie eigenes Bett, eigene Toilette (bei Bedarf), eigene Küche (auch nur bei Bedarf) oder eben der Luxus, nicht aus dem Koffer leben zu müssen, geben wir damit komplett auf. Auch wäre uns als Eltern eine Kreuzfahrt nie in den Sinn gekommen, wenn da nicht unsere Dänemark Rundreise gewesen wäre und wir während dieser Reise mehr wie einmal sehnsüchtig auf die ein- und auslaufenden Schiffe in den Häfen dieser Welt geschaut hätten, wie sich diese am Horizont zu fernen Ufern verabschieden. Das hat schon Sehnsüchte geweckt und die Nachteile von Kreuzfahrten vielleicht ganz bewusst ausgeblendet!
Ganz besonders der Urlaub an der deutschen Ostsee im letzten Jahr auf dem Campingplatz Ostsee Camp Kliff hat uns mehr wie einmal sehnsüchtig den schönen Schiffen hinterher schauen lassen. Besonders die Ozeanriesen, die die Kieler Förde verlassen und auf das offene Meer hinaus dampften, sahen dabei schon echt imposant aus! Das macht schon echt Fernweh!

„Mit sowas möchten wir aber auch mal fahren!“ brach es damals beim Blick auf die Schiffe aus dem camperlichen Nachwuchs heraus, wobei wir als Eltern noch gehofft hatten, dass dies nur eine Phase sei. Und spätestens, wenn wir über der Winterpause wieder Campingdokus im TV gucken würden, müssten Kids diesen Wunsch doch schnell vergessen, oder? 😉
Nun, es sollte anders kommen und als der Familienrat im Winter zusammenkam, um die Reisen für 2023 zu besprechen, war der Wunsch nach einer Kreuzfahrt noch überraschend präsent! Was nun? Nachgeben? Oder durchsetzen?
Anja und ich gaben schlussendlich unsere elterliche Skepsis gegen die Kreuzfahrt auf. Vielleicht auch, weil wir unsere eingefahrene Komfortzone auch endlich mal verlassen müssen! Beim Camping, da kennen wir uns seit über 15 Jahren aus! Egal, wo wir mit Wohnmobil oder Wohnwagen „anlegen“, Überraschungen sind selten geworden! Wir sind Vollblutcamper! Aber doch auch nur, WEIL wir damals im schicksalshaften Jahre 2006 über unseren Schatten und gegen unser inneres Klischee des Campings angegangen sind und die Reise ans Nordkap mit einem gemieteten Wohnmobil angetreten sind!
Aus dem damaligen Zweckbündnis wurde, trotz der Widrigkeiten mit dem nächtlichen Überfall gleich in der ersten Nacht, eine bis heute anhaltende persönliche Erfolgsgeschichte und echte Camping- Leidenschaft! Auch mit ein Grund, warum ihr hier auf transitfrei unsere Reiseberichte und Tipps für Einsteiger lesen könnt! Weil wir mit Herzblut bei dieser Urlaubsform dabei sind und andere Menschen nur zu gerne dazu animieren, es auch mal auszuprobieren! Vorurteile abzubauen! Die Freiheit zu genießen!
Wer weiß, vielleicht würde uns ja das Kreuzfahren so dermaßen Spaß machen, dass wir künftig nur noch die Häfen der Welt ansteuern, bzw. ansteuern lassen würden! Mit einem kühlen Drink vom Oberdeck des Ozeanriesen in der Hand neuen Ufern zuprosten! Man muss es doch mal probiert haben, um sich ein Bild zu machen! Oder?
Also ließen wir unsere elterliche Skepsis und Vorurteile über Bord werfen und buchten die Kreuzfahrt. Mit der ersten Anzahlung war es besiegelt: Wir Camper gehen aufs Wasser!

Im weiteren Verlauf dieses Epilogs zu unserer Kreuzfahrt beschreiben wir euch nun die Auswahl der Reise und formulieren hierzu unsere Vorstellungen und wie wir planen diese umzusetzen. Wir machen dies deswegen so ausführlich, um gerade Einsteigern im Thema Kreuzfahrt diese Gedankengänge näher zu bringen und anschließend bzw. während der Reise zu berichten, ob das geklappt hat.

Reisevorbereitungen:

Auswahl der Kreuzfahrt und Reisezeit:

Was die Reisezeit angeht, stehen uns mit schulpflichtigen Kindern leider nur die jeweiligen Ferien zur Verfügung. Da wir gerne im Frühjahr das neue Reisejahr südwärts der Alpen in Italien oder Frankreich begrüßen, waren sowohl die Osterferien wie auch das Mittelmeer als Reisezeit und Reiseziel gesetzt. Es begann also die Suche nach einer passenden Kreuzfahrtgesellschaft, die uns über die Ostertage durch das Mittelmeer chauffieren würde. Mittelmeer übrigens nicht nur wegen des hoffentlich schon warmen Wetters, sondern auch, weil es noch vom Preis und vom Zeitaufwand her zu erreichen ist! Natürlich hätten wir sehr gerne eine Kreuzfahrt durch die Karibik gemacht! Oder Rotes Meer, persischer Golf, wo auch immer. Alle diese Kreuzfahrten mit MSC, Princess und wie sie alle heißen, hätten aber auch einen Flug dazu bedurft. Das war, gerade in Osterferien, finanziell einfach nicht drin! Und die Alternativen ab den Häfen der Nord- und Ostsee, z.B. mit Aida, war uns einfach noch zu kalt! Übrig geblieben sind dann die Mittelmeerkreuzfahrten der Reederei Costa! Die schippern rund um Genua, Savona, Marseille, Barcelona und Co hin und her. Über die Buchungsplattform von Costa haben wir dann die Routen ein wenig durchstöbert und eine Fahrt 8 Tage durchs Mittelmeer ab / bis Genua gefunden. Perfekt! Genua ist, im Gegensatz zu Marseille, Barcelona oder Rom noch einigermaßen mit dem Auto oder Zug von unserem Startpunkt im Rheinland aus erreichbar.
Bei den Reiseterminen passte hierbei die Fahrt mit nichts geringerem als dem Flaggschiff der Costa Flotte, der Costa Toscana! Erst im Frühjahr 2022 in Dienst gestellt sollte das Schiff uns wohl sicher durchs Mittelmeer schippern.
„Moment! Costa! War da nicht was?“ Ja, war es. Unser erster Gedanke war mit dem Namen Costa natürlich auch unweigerlich mit dem Schiffsunglück der Costa Concordia im Jahr 2012 verbunden. Das muss man auch erstmal schlucken! Vielleicht war das der Grund, warum die Reise aus unserer Sicht trotz gebuchter Außenbalkon (!) Kabine, Vollverpflegung und Getränkepaket inklusive für 4 Personen gefühlt so günstig war! 😉
Andererseits wird man wohl bei Costa nach dem Unglück wohl auch ein paar Maßnahmen umgesetzt haben, damit dies nicht wieder passiert. Und seit dem, toi, toi, toi, sind zumindest uns keine größeren Schiffsunglücke bei Costa mehr bekannt geworden. Oder euch?
Falls es doch dazu kommen sollte, haben wir immerhin eine Außenkabine mit Balkon! Wenn das Schiff nicht gerade auf der Balkonkabinenseite Schlagseite bekommt und über diese sinkt (die Chance dafür steht 1:4 oder so), kommen wir wenigstens auch ohne fremde Hilfe von dem Kahn runter! Wird schon! 😉

Die Anreise, Reiseroute durch das Mittelmeer mit Planungen für die Tour und Abreise:

Anreise:

Einschiffungszeit ist vermutlich mittags bis nachmittags, bis die ersten eben das Schiff wieder verlassen und die Kabinen freigemacht haben. Irgendwann am frühen Abend legt das Schiff dann ab und bis dahin muss man an Bord sein. Wäre blöd, wenn man zur Abfahrtszeit des Schiffes dann noch irgendwo am Gotthard im Stau steht! Wie bei vielen unserer Fernreisen mit Termin fahren wir daher einen Tag früher los und suchen uns im Umfeld des Reiseziels (so im Radius bis max. 300km) eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Wahl fällt hierbei auf Mailand, genauer auf das Novotel in der Nähe des Flughafens Malpensa. Liegt zum einen verkehrsgünstig neben der Autobahn und darüber hinaus nur etwa 200km von Genua entfernt. Von Köln nach Mailand sollte man an einem Tag wohl schaffen, wenn man morgens zeitig losfährt. Und für den Fall, dass noch ein günstiger Flug von Köln oder Düsseldorf nach Mailand vom Himmel fällt, könnten wir noch immer Frau und Kids ins Flugzeug setzen. Schauen wir mal.

 

Tag 1, Einschiffung Genua

Das erste, was ich für Genua gesucht habe, war eine passable Unterstellmöglichkeit für unser Auto! Tatsächlich finde ich mit der simplen google Maps Suche im Umkreis der Kreuzfahrtterminals rund um Genua ein Parkhaus, genauer das Parkhaus Lanterna. Kostenloser Shuttle zum Kreuzfahrtterminal, das Auto steht sicher, den Autoschlüssel können wir behalten und die Bewertungen bei google maps für das Lanterna Parkhaus sehen auch super aus! 79 Euro kostet die Abstellung für 8 Tage. Nicht günstig, aber notwendig. Hilft ja nichts.

Nachdem das Auto sicher steht, müssen wir nur noch die Einschiffung planen. Groß was unternehmen werden wir, wenn man sowieso schon hibbelig wegen dem Einchecken ist, in Genua sicher nicht mehr. Rauf auf den Kahn lautet die Devise! Ein paar Wochen vor unserer Abreise teilte uns Costa dann auch die Checkin- Zeit mit. Ab 13 Uhr! Hui, das war früher als erwartet! Aber da wir am Tag der Abreise morgens hoffentlich gut erholt in Mailand aufwachen, sollten die restlichen 200km bis Genua wohl kein Problem sein. Dann heißt es ankommen und das Schiff erstmal erkunden!

 

Tag 2: Urlaubstag in Marseille.

Der Kreuzfahrtalltag beginnt in Marseille. Was wollen wir sehen beim Tagesausflug? Eine organisierte Tour? Oder erkunden wir Marseille ein wenig auf eigene Faust? Da das Schiff relativ nah zur Altstadt anlegt, werden wir wohl die Stadt zu Fuß erkunden. Welche Ziele wir dabei ansteuern, mit Ausnahme des ein oder anderen Seifengeschäfts, stehen noch gar nicht richtig fest. Für den Notfall aber lade ich mir schon vorher die beiden Apps von Freenow und Bolt auf das Handy! Mit diesen kann man über die Google Maps App notfalls auch jederzeit ein Taxi bzw. einen Fahrdienst wie Uber herbeirufen, falls es mit dem Tagesausflug in die Stadt und der Abfahrtszeit zu knapp werden würde.

 

Tag 3: Urlaubstag in Barcelona

In Barcelona ist spätestens nach dem Hörbuch „Origin“ von Dan Brown, dem 5ten Teil aus der Robert Langdon Reihe, ist bei einem Besuch von Barcelona die La Sagrada Familia gesetzt! Zuerst dachten wir, die Kapelle wäre ebenfalls problemlos vom Hafen aus zu Fuß zu erreichen! Ein Blick aufs Google Maps zeigt aber eine sportliche Entfernung von über 5km. Zu weit zu Fuß! Aber auch hier wird es sicher öffentliche Verkehrsmittel geben, oder wir fahren auch in Barcelona mit einem Uber- ähnlichen Fahrdienst. In Barcelona stehen uns wieder Freenow und der Anbieter Cabify zur Verfügung. Wie das geht, wissen wir ja schon vom Fahrdienst Lyft in Amerika, den wir bei unserer Amerika- Rundreise in Las Vegas schon ausprobiert haben.

 

Tag 4: Tag auf See

Heute nimmt das Schiff Kurs Ost Richtung Sardinien. Da das wohl doch ein Stück zu fahren ist, gibt es heute einen „Tag auf See“. Daraus machen wir dann sehr wahrscheinlich einen „Tag am Buffet“. Naja.
Mal schauen. 😉

 

Tag 5: Cagliari:

Hier legt das Kreuzfahrtschiff direkt am Hafen der Altstadt an, wenn wir das im Vorfeld richtig eruiert haben. Ganz nah beim sehenswerten Zentrum. Cagliari ist aber auch, im Vergleich zu den übrigen angesteuerten Metropolen dieser Reise, das kleinste Reiseziel. Da werden wir das erste Mal überhaupt in unserem Leben sardischen Boden betreten und auf jeden Fall den Hafen und Altstadt auf eigene Faust erkunden. Ansonsten aber ist so rein gar nichts geplant und wir werden auch keine besonderen Sehenswürdigkeiten auf eine mögliche Agenda nehmen. Wir schauen spontan.

 

Tag 6: Neapel:

Ein Reiseziel für Neapel haben wir uns noch nicht überlegt. Wir werden kurzfristig von unterwegs schauen, ob wir hier mal eine der geführten Touren ausprobieren, die Costa anbietet. Vielleicht zum Vesuv! Und sollten uns die Landausflüge bereits zum Hals raushängen, bleiben wir einfach an Bord und genießen dort die AI Annehmlichkeiten des Schiffes. Wir werden berichten!

 

Tag 7: Civitavecchia / Rom:

Was uns hier vollmundig als „Rom“ verkauft wird, ist eigentlich der Hafen von Civitavecchia! Wäre wohl auch zuviel verlangt schätze ich, wenn die Costa Toscana den Tiber bis zur antiken Altstadt raufschippern würde. 😉
Natürlich bietet Costa geführte Ausflüge an und natürlich empfehlen nicht wenige erfahrene Kreuzfahrer in diversen Foren und Gruppen die Fahrt auf eigene Faust mit dem Zug in die Stadt. Wir gehen einen anderen Weg. Ganz in der Nähe des Kreuzfahrtterminals haben wir gleich zwei Vermieter für Autos ausgemacht. So einen kleinen italienischen Flitzer wie einen Fiat 500 oder wenigstens einen Panda und dann ab damit nach Rom! Das ist unseres! Über Wochen beobachten wir abwechselnd den Preis bei den einzelnen Anbietern, wie er von zunächst kontinuierlich über 120 Euro plötzlich auf 79 Euro sinkt. Das war etwa 4 Wochen vor Abfahrt. Zwei Wochen vor Abfahrt sinkt er dann auf 55 und schließlich auf 49 Euro. Zu dem Preis buchen wir einen Kleinwagen beim Vermieter Maggiore! Mit dem haben wir schon seinerzeit in Rimini gute Erfahrungen gemacht. Das Auto war top und die Anmietung wie Rückgabe problemlos. Auch hier werden wir gerne berichten, wie die Idee mit dem selbst ab Hafen gemieteten Auto und der Fahrt nach Rom geklappt hat.

 

Tag 8, Ankunft Genua:

Unsere Kreuzfahrt endet hier. Hoffentlich finden wir unseren Wagen im Parkhaus unversehrt und mit allen Airbags wieder vor, um damit noch bis nach Süddeutschland kurz vor Freiburg zu kommen. Dort haben wir ein weiteres Hotel für eine Nacht gebucht, damit wir nicht durchkacheln müssen. Mit hoffentlich vielen positiven Eindrücken geht es dann am nächsten Tag entweder durch den Schwarzwald oder durch das Elsass wieder heim. Mal sehen.

 

Der Vorabend vor unserer Abreise…

„Das hast du beim Camping aber nicht!“ jammert Anja unglücklich, als sie den vierten unserer Koffer packt! „Beim Camping kann sie nämlich einige Tage vor unserer geplanten Abfahrt den Wohnwagen immer mal wieder sukzessive anfahren, mit Klamotten bestücken und die Schränke füllen. Quasi aus dem Schrank in den Schrank. Nichts muss gefaltet werden, nichts muss zusammengelegt oder gar geknittert werden. Nun aber müssen eben vier Koffer herhalten. Eigentlich ein komfortables Polster für vier Wochen! Eigentlich…
Dazu kommt ein fünfter, kleinerer Rollkoffer. Dieser enthält unsere Wechselwäsche für die erste Nacht in Mailand und eine Reserve für die zweite, optionale Nacht irgendwo in Süddeutschland für die Rückfahrt. So müssen wir nicht die großen Koffer mit in das Hotelzimmer nur für die Zwischenübernachtung nehmen.

So, wir hoffen, wir haben alles! Schweiz- Vignette am Auto klebt, Auto ist getankt und gewaschen, Hotels sind gebucht, Parkhaus in Genua auch, Kofferanhänger sind ausgedruckt, angebracht und im Auto verstaut, das Schiffsmanifest ist durchgelesen und bestätigt, die Tickets ausgedruckt. Das sieht gut aus!
Etwas wehmütig sind nur die Eltern, die wir beim Costa Checkin ein paar Tage vor der Abfahrt als Personen angegeben haben, die im Falle des Untergangs zu benachrichtigen sind. Klar ist es wichtig so etwas anzugeben. Aber es trübt irgendwie dann doch die Reisevorfreude, sich darüber Gedanken machen zu müssen…

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