Unser Wechsel vom Wohnmobil zum Wohnwagen, Teil 1 – Die Suche nach dem richtigen Zugfahrzeug:
Vor dem Wohnwagen war erst einmal nichts!
Kein Wunder, so ein Wohnwagen will ja auch adäquat gezogen werden…  😉

„Da machen wir einfach eine Anhängerkupplung dran!“ waren meine ersten Gedanken, als ich unseren neu gefassten Plan mit dem Wohnwagen in die Tat umsetzen wollte.
Immerhin haben wir ja schon 2 Autos, wovon mein Fiat Bravo sicherlich der geeignetere Kandidat für eine Nachrüstung sein dürfte.
Anja hat zwar schon seit längerer Zeit nicht mehr ihren älteren Fiat Cinquecento, aber auch mit ihrem aktuellen 75- PS Opel Astra, der für die täglichen Pendelfahrten zum Bahnhof ein braves Arbeitspferd ist, zieht man nunmal keinen 1200 Kilo Wohnwagen durch das Land, selbst wenn dies erlaubt wäre.
Der Astra F, Baujahr 1996 mit 1,6 Liter Motor und 75 PS darf nämlich laut Fahrzeugschein nur 1000 Kilo ziehen!
Schaut man (und das haben wir in diesen Tagen mehrfach getan!) sich hingegen die ersten potentiellen Wohnwagen mal im Internet an und vergleicht dann das zulässige Gesamtgewicht möglicher Kandidaten mit der Anhängelast am Auto, fehlen uns beim Astra meist 100 bis 200 Kilo!
1100 oder gar 1200 Kilo bringt so ein Wohnwagen mit unserer Wunschausstattung wohl offenbar schon auf die Waage, da muss schon was Ordentliches davor!

Auch mein Fiat Bravo steht aber nicht unbedingt VIEL besser da!
OK, er hat immerhin 103PS, zieht diese aber besonders aus der Drehzahl eines 16V- 1,6 Liter Motors. Für Sprints im oberen Drehzahlbereich ein TDI- Schreck (wenn auch nur gegen den kleinen 90PS- TDI 😉 aber mit einem Wohnwagen aus 2000 rpm heraus auf einem Beschleunigungsstreifen auf die Autobahn auffahren?
Das wird wohl auch nur im 3ten Gang gehen…
Immerhin darf der Bravo aber 1100 Kilo ziehen und kommt damit immerhin schonmal in einen Bereich, in dem sich auch ein brauchbarer Wohnwagen finden würde.
Das Gespann wäre dann zwar sicherlich am Limit, aber ich bin absolut sicher, diese kritischen Punkte durch mein absolut bestes fahrerisches Können ausgleichen zu können. 😉
OK, ok, Anja hat auf diese Aussage genau so skeptisch geschaut, wie der interessierte Leser an dieser Stelle vielleicht auch.
Und dennoch ist es nunmal die simpelste Variante, einfach den Bravo mit einer Anhängerkupplung nachzurüsten.
Auch, wenn der Bravo schon älter ist und mit knapp 180.000 Kilometern auf der Uhr (davon hab ich ihm über 120.000 gegeben…) ebenfalls bald am Ende seines Lebenszyklus bei uns angekommen sein wird.
„Fürs erste Üben und Fahren mit einem Wohnwagen wird es aber trotzdem noch reichen“ hab ich gesagt, was Anja dann, nach etwas Überredungskunst meinerseits, auch so gesehen hat.

   
    Also da soll nun noch ein Wohnwagen hinter…? Hmm. Nee.

Also hab ich mich mal schlau gemacht, was denn so eine Anhängerkupplung für mein Auto kosten würde.
Und da musste ich schon ein bisschen schlucken!
Es scheint nicht gerade viele Menschen zu geben, die an einen Fiat Bravo oder Fiat Brava eine Anhängerkupplung nachrüsten, denn das Angebot war dann doch eher mau!
Trotzdem hab ich einige Kupplungen gefunden.
Da wäre zum einen die aufsteckbare Kupplung, kostet „nur“ 240 Euro!
Wie da das vom gleichen Händler vollmundig beworbene Angebot für Anhängerkupplungen ab 49 Euro für Allerweltsautos wie Golf und Co. in das Preisschema passt, ist mir schleierhaft!
Es bleibt ja auch nicht bei den 240 Euro, denn der Kabelsatz kommt mit ca. 50-70 Euro noch dazu und auch die passende Anschlussdose muss mit 22-35 Euro je nach Ausführung (7 polig oder 13 polig) ebenfalls berücksichtigt werden.
Und selbst dann fehlt natürlich noch die komplette Montage, die ebenfalls erneut mit ca. 250 Euro gerechnet werden müsste.
Das alles hätte ich ja sogar noch ausgegeben, wäre da nicht ein winziges Detail!
So las sich nämlich der Hinweis zum Produkt „Anhängerkupplung“ wie folgt, Zitat:
„Diese Anhängerkupplung ist nicht für Fahrradträger und Schlingerdämpfungssysteme geeignet!“
Oh- ha!
Na das ist ja mal wichtig!
Wenn wir uns einen Wohnwagen kaufen würden, dann aber bitte nur mit der seit kurzem unbefristeten Erlaubnis unter bestimmten Voraussetzungen auch 100km/h fahren zu dürfen!
Gerade DAS habe ich nämlich nicht selten an unseren „angehängten“ Freunden beneidet, wenn diese am Berg locker mit eben jenen 100km/h an uns vorbei gefahren sind, während wir mit 65-75 den Berg auf der BAB raufkraxeln mussten.
Klar, für die 100 gehört natürlich auch ein passendes Zugfahrzeug dazu! Aber allein diese Geschwindigkeiten fahren zu dürfen (was auf flachem Land sicherlich auch mit einem weniger guten Zugfahrzeug wie dem Bravo hoffentlich gehen wird!), ist schon eine ordentliche genommene Hürde für die Entscheidung Wohnwagen!
Fast schon obligatorisch für diese 100er Zulassung ist aber eine Anti- Schlingerkupplung!
Und wenn die aufsteckbare AHK eben diese aber nicht unterstützt, sind die 500 Euro rausgeworfenes Geld!
Halbe Sachen machen wir dieses Mal jedenfalls nicht mehr!

Warum diese Kupplung jedoch nicht zugelassen ist, habe ich nicht zweifelsfrei leider in Erfahrung bringen können.
Es soll damit zusammen hängen, wie die Anhängerkupplung am Fahrzeug angebracht wird.
Horizontal abnehmbare AHKs sollen zugelassen sein, vertikal abnehmbare hingegen nicht. Warum das aber so ist, darüber schweigt man sich offenbar aus.
Vielleicht lösen sich ja vertikal abnehmbare AHKs im Schlingerbetrieb oder unterliegen einem besonders hohen Verschleiß, wer weiß???
Es soll aber auch etwas mit der Beschichtung der Anhängerkupplung zu tun haben, die ggf. nicht mit den Reibbelägen der Anti- Schlingerkupplung zusammen arbeitet. Wer sich berufen fühlt, hierzu eine schlüssige Begründung liefern zu können (so rein der Vollständigkeit halber) freuen wir uns über einen Kommentar oder auch eine email, wer uns den Hinweis lieber diskret geben möchte…

Anyway: Was aber auch immer der Grund ist, wir werden es nicht abschließend klären können, denn eine solche Anhängerkupplung ohne Antischlinger- Zulassung kommt uns nicht ans Auto!

Eine umfangreiche Suche offenbarte etwas später immerhin eine starr verbaute Anhängerkupplung für den Fiat Bravo zum annähernd gleichen finanziellen Aufwand.
Das ist doch schon was.
Allerdings mit einer Ausnahme!
Die starr verbaute Anhängerkupplung würde nur dann vom TÜV abgenommen werden, wenn ich das Kennzeichen versetzen würde!
Dieses hängt beim Bravo dermaßen tief (wegen der sportlichen Optik wahrscheinlich 😉 dass beim Einsatz einer Anhängerkupplung der Kugelkopf genau vor der Kennzeichenplatte stehen würde.
Da machen die Ordnungskräfte aber nicht mit! Tja, willkommen in Deutschland! 😀

Wie man es dreht oder wendet, der finanzielle Aufwand zur Nachrüstung meines doch inzwischen älteren Autos würde allmählich ins Unermessliche steigen!
Nicht nur, dass ein versetztes Kennzeichen kacke aussieht, nein, auch die Beleuchtung des Kennzeichens muss ja dann „mit umziehen“.
Ein Riesen- Aufwand!

Und so war recht schnell klar, dass wir am Ende gar keins unserer Autos würden nachrüsten können.
Wir würden vielmehr ein neues (Gebrauchtes) Auto kaufen müssen, wenn wir wirklich in das Lager der Wohnwagencamper würden wechseln wollen.
Ein gutes hat die Sache dann aber, denn nun können wir uns ein wenig freier umschauen und würden uns später nicht so sehr auf eine Gewichtsklasse (wie z.B. 1100 kg max. Zuggewicht beim Fiat Bravo) einlassen müssen.

Spätestens jetzt aber stellt sich die Frage:
Wie „klein“ darf mein Auto sein, um noch sparsam und alltagstauglich zu sein, gleichzeitig aber einen großen Wohnwagen ziehen zu können…

Eine Frage der Kompromisse!
Die Wahl des richtigen Zugfahrzeuges für den Gespannbetrieb mit Wohnwagen und den Alltagseinsatz:

Fragt man die allgemeine Camperschaft, dann gehört vor einen Wohnwagen ein starkes Zugfahrzeug mit Turbodieselmotor, ordentlich Drehmoment, ohne Ende Hubraum, viel PS und ein bisschen größer darf es auch bitte sein, damit es vor dem Wohnwagen nicht so verloren aussieht.
Tjaja, wenn ich mir was wünschen dürfte… 😉

Geeignete Fahrzeuge für einen souveränen Gespannbetrieb wären also SUVs wie z.B. ein Toyota RAV4, ein Mercedes M- Klasse oder ein VW Tiguan. Keine Frage!
Mindestens aber ein VAN wie ein Ford Galaxy, VW Sharan, Renault Espace oder ein Opel Zafira sollte es sein, wenn man nicht ganz so viel Geld ausgeben möchte.
Durch die erhöhte Sitzposition hätte man ja dann auch wieder ein ganz klein wenig „Wohnmobilfeeling“ und so ist es kein Wunder, dass unser erster Gedanke auch in diese Richtung geht.
Am schönsten wäre natürlich ein VW Bus wie ein T5 oder eben der ältere T4, der idealerweise vielleicht sogar über eine Freizeiteinrichtung verfügt. So wie der California oder der Westfalia zum Beispiel. Dann wäre der Aufschlag in der Realität ohne Wohnmobil zumindest nicht ganz so hart 😉

Ein Blick auf die Preisschilder hat uns aber ebenso bei den T4s und T5s dieser Welt zurückschrecken lassen, wie die Preise für SUVs oder Vans jeglicher Art.
Klar bekommen wir Vans für ein paar Tausend Euro, aber die haben dann auch gleich massig Kilometer auf der Uhr, sind abgestrunzt und ranzig.
Kein Wunder, die Wagen sind eben nicht nur bei uns beliebt!

Dennoch gefällt uns der Gedanke eines unserer Autos gegen ein größeres Auto einzutauschen, zumal wir demnächst mit Kind und Kegel doch mindestens in der „Kombi- Klasse“ unterwegs sein sollten!

Auch hier gilt dann natürlich: Turbodieselmotor (wegen dem Drehmoment) und ordentlich Leistung sollte der Wagen für den Gespannbetrieb schon haben!
Aber was macht man bitte an den anderen 355 Tagen im Jahr, wenn hinter dem Zugwagen mal kein Wohnwagen hängt?
Mal ehrlich: Den starken Zugwagen brauche ich doch höchstens für die wenigen Fahrten von und zum Urlaubsort.
Und selbst im Urlaub wird der Wohnwagen doch auch wieder abgehangen, sodass man ja sogar die allermeisten Urlaubstage ohne Wohnwagen am Haken verbringt.
Sind wir dann für den Normalbetrieb im Alltag nicht hoffnungslos übermotorisiert?
Gut, OK, es mag stilvoll sein, wenn Anja unseren Nachwuchs demnächst mit dem dicken Chrysler Voyager zum Kindergarten fährt. 😀
Verbrauch im Stadtverkehr? Pah!
Hauptsache wir können im Urlaub ein ordentliches Ferienhaus auf Rädern ziehen!

Und auch, wenn uns fast schon flehend geraten wurde doch bitte in jedem Fall kein zu kleines Auto zu kaufen, möchte ich trotzdem einen guten Kompromiss zwischen Alltagstauglichkeit, Gespannkraft und laufenden Kosten finden.
Ein schmaler Grat!
Aber nicht unmöglich!

Hängen geblieben sind wir dann sogar tatsächlich bei einem Kombi!
Ein Hyundai Lantra mit immerhin 136 PS und einer 2 Liter Maschine.
Ein Benziner zwar, dafür aber mit grüner Plakette und auch in Steuer und Versicherung noch einigermaßen bezahlbar.
Auch die Anhängerkupplung ist schon mit dran, wartet darüber hinaus mit einem zulässigen Zuggewicht von 1.400kg auf!
Super, oder?

Nur wenige Tage, nachdem wir unser Wohnmobil abgestellt, ja regelrecht aufs „Abstellgleis“ geschoben haben, steht ein neues Auto vor der Türe, wir schreiben den 7. Mai!
So schnell geht das bei uns und daran erkennen wir selbst, dass wir es wirklich ernst mit unseren Plänen meinen.

Und so kam es, dass es eines schönen Tages vor unserer Haustüre so ausgesehen hat 😀

     Unser Fuhrpark! Wohnmobil, Hyundai, Bravo und Astra
     So sieht es vor unserer Haustüre aus! Die Autos und Wohnmobile dort gehören wirklich alle uns! 4 Autos für 2 Leute! 😀

Damit sich unsere Nachbarn wieder beruhigen und auch demnächst wieder der ein oder andere Parkplatz vor unserer Haustüre für andere frei wird, haben wir tags darauf gleich Anjas Opel Astra verkauft.
Dieser hatte erst wenige Kilometer und ließ sich einfach besser verkaufen, als mein alter Fiat.
Ein gutmütiges braves Arbeitspferd ist er ja gewesen, der gute Astra!
Aber machen wir uns nichts vor, dahinter hätte kein vernünftiger Wohnwagen gepasst.
Bleibt uns nur übrig, uns von unserem Astra zu verabschieden, und ihn hier auf transitfrei als letzte Ehre mit einem Bild zu würdigen:

         
     Eine letze Ehre für einen zwar kurzen aber treuen Begleiter!     Machs gut kleiner Astra! Gute Fahrt auf allen Wegen. 🙂

Zu den Hintergründen, warum wir uns gerade für einen gebrauchten und einigermaßen gut erhalten wie günstigen Hyundai entschieden haben, brauchen wir an dieser Stelle nichts zu schreiben denke ich.
Die Geschmäcker sind da nunmal verschieden und neben Hyundai hatten wir auch einen Opel Vectra, einen Nissan Primera oder einen Kia Carens auf der Wunschliste.
Wichtig war uns aber nur, dass wir eine gut erhaltene Anhängerkupplung kaufen, an der ein brauchbares Zugfahrzeug zufällig schon dran hängt.
Dann sollte es mindestens als Kombi über ausreichend Platz verfügen, um auch den Kinderwagen und die Windeltasche problemlos aufnehmen zu können, wenn wir unterwegs sein würden.
Das war´s schon!
Mehr war aus emotionaler Sicht (zu unserer großen Überraschung!) zum neuen Autokauf nicht anzumerken.
Das ist es eben, was ich eingangs mal erwähnt habe. Wohnwagen fahren ist ein reines Zweckbündnis und nunmal keine so richtige „Herzensangelegenheit“, zumindest für ein Großteil der wohnwagenfahrenden Camper.

Mit dem dicken Hyundai Kombi fährt Anja ab sofort sehr standesgemäß die 6 Kilometer zum Bahnhof und kann auf der Landstraße (noch nicht mal Autobahn ist dabei!) mit 136 PS aus 2 Litern Hubraum protzen. Hat ja, besonders beim Einparken am Bahnhof, auch was 😉

Der Verbrauch hält sich dabei sogar noch in Grenzen!
Fährt man den Wagen normal, kommt man mit 7,5 Litern hin.
Gar nicht so schlecht für einen 2 Liter 16 Ventiler mit Benzinmotor!
Wir denken, dass wir mit dem Kombi und dem großen Motor einerseits die Voraussetzungen für ein gutes Zugfahrzeug geschaffen haben und andererseits gerade noch ein Auto in kleinstmöglicher Größe genommen haben, um damit ganz normal den Alltag beschreiten zu können.
Schauen wir mal!

Dass wir mit unserem neuen Zugwagen allerdings keine schlechte Wahl als solches getroffen haben, hat übrigens ein ganz tolles Online- Tool gezeigt!
Wer hats erfunden?
Natürlich nicht transitfrei, sondern die Wohnwagenfahrer schlechthin, die Holländer!

  • Wer den Gedanken hegt, einen Wohnwagen zu kaufen und wissen will, wie sein Auto mit einem möglichen Wohnwagen klar kommt, der sollte sich mal folgenden Link anschauen: zugwagen.info

Über die entsprechende Maske kann man wunderbar sein jeweiliges Auto als Zugwagen auswählen und dann einen passenden Wunsch- Wohnwagen hinten dran hängen.
Man erhält dann auf einen Blick eine Hochrechnung über Fahrtbetrieb, Gewichtsverhältnis, vsl. Höchstgeschwindigkeit und viele weitere technische Daten.
Ganz besonders gut gelungen ist aber das auf einen Blick verständliche 1-5 Sterne- System!
Hier sieht man auf einen Blick, ob das Gespann brauchbar ist, oder nicht.
Wir haben mal spaßeshalber unsere Autos mit einem Musterwohnwagen (Wilk mit 850 Kilo Eigengewicht und 1100 Kilo Gesamtgewicht) an unsere Autos gehängt.
Das Ergebnis war:

  • Opel Astra: 2 von 5 Sternen, rot, nahezu unfahrbar
  • Fiat Bravo: 3 von 5 Sternen, orange, schlecht fahrbar
  • Hyundai Lantra: 4 von 5 Sternen, grün, lediglich die Nutzbarkeit des 5ten Gangs war eingeschränkt, ansonsten sehr gut fahrbar

Und mit 4 von 5 Sternen können wir doch prima leben!
Jetzt müssen wir nur noch den passenden Wohnwagen finden…

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