Die Nacht auf dem KOA Campingplatz Albuquerque zum teuren Preis hätten wir uns fast sparen können! Wir schlafen mit 8 Uhr einfach zu lang, um die Annehmlichkeiten der KOAs, in unserem Fall Whirlpool und angeblich überdurchschnittliche Servicehäuser, auch wirklich nutzen zu können. Wir sind aber auch ein bisschen selber schuld. Es ist einfach zu kalt draußen und wir sind zu fimschig, um in Badeklamotten über den Platz zu stiefeln! Stattdessen haben wir unser Wohnmobil mit seinen Annehmlichkeiten entdeckt. Duschen im Fahrzeug und genug warmes Wasser für uns vier nacheinander (auch wenn sich der letzte beeilen muss), das ist einfach herrlich! Ein Luxus, den ich auch gerne in unseren deutschen Wohnwagen und Wohnmobilen genießen würde! Bei uns reicht das warme Wasser unserer Standard- Truma Therme ja kaum für mehr, als zum Zähneputzen…
Und unglaublich bequem ist es natürlich auch! Nach dem Duschen wird auch gleich ordentlich gefrühstückt und dann ist es auch schon kurz vor 10, bis wir zumindest in der Theorie mit unserem Straßenbären abreisebereit Richtung Albuquerque und Route 66 sind…
Gut, die Jungs können wenigstens nochmals auf den Spielplatz, während wir unsere Landyacht soweit klar zum Auslaufen machen, dann aber geht es weiter.
Ja, die ständige tägliche Fahrerei ist inzwischen müssig! Und wir sind inzwischen nah dran zu sagen, dass wir diese Reise mit dem Wohnmobil von Chicago nach Las Vegas als Neuwagenüberführung für Kinder nicht empfehlen werden, wenn wir später unser Fazit schreiben. Den Bewegungsdrang der Kinder auf eine Stunde morgens und auf eine bis drei Stunden am späten Nachmittag zu begrenzen, das ist einfach nicht wirklich kindgerecht. Daran ändern weder die bisher zwei verbrachten Jokertage ohne Fahren in Amarillo und Little Rock etwas, noch die kleine Platzrunde über den Campingplatz, die wir vor jeder Abfahrt inzwischen für ein paar Bilder drehen…
Nun, es hilft ja alles nichts. Wir müssen da jetzt durch! 1.690 Meilen haben wir ja schon abgespult, viele Kilometer der Strecke sind geschafft. Wir müssen für uns auch vielleicht einfach allmählich den Zwang ablegen, das Wohnmobil unbedingt rechtzeitig in Las Vegas abzugeben. Klar, wir müssen es natürlich abgeben. Aber, -typisch deutsch wie wir sind- , muss das ja nicht drei Tage vorher sein! Gute Pferde springen auch nie zu hoch! Wenn wir pünktlich ankommen, sollte dies durchaus reichen.
Für den heutigen Tag steht ein Besuch von Albuquerque auf dem Plan. Das wollen wir mit einer schönen Runde durch die Stadt ausnutzen. Reiseführer offline wie online schwärmen von dieser Stadt. Teils mexikanische, teils indianische Kultureinflüsse. Viel zu sehen, viel zum bummeln, ein tolles Angebot fürs Auge, zugeschnitten auf Touristen, das ist doch genau unser Ding! Wir planen für heute also erstmals kein Tagesziel nach Albuquerque zu erreichen. Im Gegenteil! Ich hab sogar geschaut, ob hier in der Nähe des KOA Albuquerque eine Vermietstation für Autos zu finden ist! Dann hätten wir uns einen Kleinwagen für einen Tag gemietet und wären damit in die Stadt gefahren statt mit unserem riesigen Wohnmobil! Der Roadbear wäre dann einfach hier auf dem Campingplatz stehen geblieben. Leider ist die nächste Vermietstation, eine Dependance des Blechrossbetreibers Enterprise, über 4km entfernt. Zu weit zum laufen und wenn ich das Wohnmobil anwerfen muss, um dorthin zu gelangen, kann ich auch gleich mit dem Wohnmobil in den Stadtbereich weiterfahren.
Und so machen wir es auch! Mit dem fetten Wohnmobil rein in die Innenstadt von Albuquerque! Möglichst nah ans Zentrum versteht sich, idealerweise kostenlos, nicht zu schmuddelig die Ecke, gut zu rangieren und so weiter. Ob das klappt? In Deutschland und Europa würde ich unsere Chancen da etwa genauso hoch einschätzen, als mittags an einem Feriensonntag bei bestem Kaiserwetter vor dem Freibad einen Parkplatz zu bekommen. Aber hier in den USA? Wir lassen es mal drauf ankommen und sind gespannt!
Um 10:40 Uhr verlassen wir den KOA Albuquerque und biegen gleich an der Hauptstraße rechts Richtung Stadtzentrum ab. Gleich gegenüber entdecken wir eine Tankstelle, wo wir erstmal den Tank vollmachen. Dann müssen wir nicht nachher nach der anstrengenden Stadtbesichtigung noch eine Tankstelle suchen, bevor es weitergehen kann. Und wir machen randvoll! Denn nur 2,15 $ werden für die Gallone Sprit fällig! Das ist einer der geringsten Preise auf dieser Rundreise, den wir bislang bezahlt haben. Ich erinnere mich noch sehr gut an unsere erste Rundreise, damals mit dem Mietwagen, durch die USA. Das ist bald 20 Jahre her und selbst seinerzeit kostete der Sprit nur so um 1,99 die Gallone. Jetzt, 20 Jahre später, wirkt ein solcher Preis fast wie ein Geschenk…
Mit randvollem Tank klemmen wir uns in Richtung Innenstadt. Das Wetter könnte nicht besser sein, strahlend blauer Himmel und die Sonne wärmt! T- Shirt- Wetter, nachdem es heute früh noch kabbelig und kalt von der Nacht war. Der Verkehr ist überschaubar und es bedarf zu meiner Überraschung keine allzugroße Anstrengung unseren schweren Bomber durch die Innenstadt zu manövrieren. Etwas schwierig sind die mehrspurigen allenfalls, wenn man von ganz rechts nach ganz links auf eine Abbiegespur wechseln muss. Aber auch das funktioniert recht gut. Wir sind übrigens nicht die einzigen, die mit dem Wohnmobil IN die Stadt fahren, unterwegs treffen wir auf einen weiteren Roadbären und ein Konvoy von zwei Cruise America Fahrzeugen, die ebenfalls hier unterwegs sind.
Wir folgen der Beschilderung „Old Town“, wo wir das Touristenvier… *äh*, das historisch beschauliche Zentrum der Stadt vermuten. Durch die schachbrettartige Anordnung der Straßen und Wege fällt dies zum Glück nicht schwer und wir kommen gut nah an das Zentrum heran, ohne später laufen zu müssen. Als die Auto- und Parkplatzbelegung dichter wird, orientieren wir uns am New Mexico Museum of Natural History and Science in Albuquerque, welches ebenfalls ausgeschildert ist. Wir erhoffen uns dort ein paar Busparkplätze für die ankommenden Touristen im Reisebus. Und wenn es einen solchen Parkplatz dort gibt, dann sicherlich auch Platz für unser Wohnmobil.
Zu unserer Überraschung finden wir zwar einen großen Parkplatz, zum einen aber kostet der recht viel Geld und zum anderen bietet dieser nur ausnahmslos Parkbuchten für PKW! Das die Amis zwar oft und gerne individuell in ihrem eigenen Auto unterwegs sind, das wussten wir natürlich. Aber das gar keiner mit dem Bus kommt? Was ist mit den Schulklassen? Deren Ausflugsbusse müssen ja auch irgendwo stehen? Wie gerufen werden wir kurz darauf Zeuge, wie ein Schulbus vorfährt. Typisch markant in orange mit den roten Blinklichtern stoppt dieser in einer speziell auf dem Boden schraffierten Zone. Der Verkehr rundherum kommt zum Erliegen und alle warten geduldig, bis der Bus seine Ladung Kinder ausgespuckt hat. Dann fährt er wieder los.
Wo er aber parken wird, nachdem er die Kinder abgeladen hat, das ist nicht ersichtlich und hinterherfahren klappt auch nicht, weil die Autofahrer um uns herum in eine Art Schockstarre verfallen und wirklich so lange regungslos stehen bleiben, bis der Bus auch wirklich aus dem Sichtfeld verschwunden ist. Für die Kinder und die Sicherheit ist das natürlich top! Ich würde mir wünschen, dass dieses Verhalten auch für uns Schule macht. Wer hält sich bitte an die Schrittgeschwindigkeit, wenn er einen Bus mit eingeschalteter Warnblinkanlage überholt? Geschweige denn stehen bleibt, wenn die Kinder aussteigen?
Da ist die allgemeine Moral hier in den USA wirklich deutlich besser ausgeprägt.
Für uns ist dies aber persönlich natürlich doof. Denn obwohl der Bus nicht gerade danach aussieht, als wäre er vom A- Team umgebaut und für einen Blitzstart getunt worden, fährt er uns schlichtweg davon. Tja.
Pech. Aber das lösen wir jetzt mit deutschem Erfindungsreichtum! Wenn es eine Nation auf diesem Erdball erfunden hat selbst in den aussichtslosesten Situationen Kreativität bei der Parkplatzsuche zu beweisen, dann doch wohl wir!
Spontan biege ich von der fetten Mountain Road NW einfach mal links in Richtung der mondänen Flats und Bungalows ab, die eine typische amerikanische Wohnsiedlung wiederspiegeln. Und tatsächlich, kaum sind wir auch nur einmal von der Hauptstraße abgebogen, kostet Parken auch kein Geld mehr. Zumindest entdecke ich nirgendwo Schilder und auch die Bordsteinkanten sind, außer im Kreuzungsbereich, allesamt grau und tragen keinen Warn- bzw. Verbotsanstrich, der das Parken untersagt.
Wir biegen ein weiteres Mal ab, die nun angesteuerte Marble Avenue NW, ist nochmals deutlich verschlafener, als die 19te Straße, aus der wir nun kommen. Rechts und links stehen die typischen okker- und orangefarbenen einstöckigen Bungalows, liebevoll gepflegt und mit einem indianischen Touch gebaut. Richtig schöne Mini- Haziendas! Urig! Wirkt fast wie eine Freizeitparkkulisse, nur das hier wirklich die Leute einfach wohnen und es sich richtig indianisch- bzw. mexikanisch authentisch gemacht haben.
Ich stoppe unser Schiff wenige Meter hinter der Kreuzung am Straßenrand. Hmm, können wir hier einfach stehen bleiben? Auf unserer Seite wie auch auf der gegenüberliegenden Seite blockieren wir keine Ausfahrt. Kein abgesenkter oder farbig markierter Bordstein. Breit genug für die Feuerwehr ist der verbliebene Durchfahrtsraum auch! Ich glaub, das riskieren wir einfach! Wir bleiben genau hier: Parkplatz in der Marble Avenue NW auf google maps.
So gut es geht verrammeln wir das Wohnmobil, verstecken die Wertsachen an den unterschiedlichsten Plätzen und nehmen ein paar elementare Dinge im Rucksack mit, damit wir im Falle eines Diebstahls und somit Totalverlusts all unserer Sachen nicht komplett mit leeren Händen auf der Straße stehen. Dann fotografieren wir unser Wohnmobil, die Straße und was uns wichtig erscheint. Damit wir, falls das Wohnmobil wirklich geklaut wird, bei der Polizei alles belegen können.
Ja, natürlich ist besonders mir etwas mulmig im Bauch! So komplett unbeaufsichtigt für mehrere Stunden öffentlich am Straßenrand und nicht auf einem Campingplatz, das haben wir bislang noch nicht gemacht! Naja. Wird schon gut gehen…
Info- Box Altstadt von Albuquerque
Albuquerque ist New Mexicos größte Stadt, die Gründung und Ausbau durch die spanischen Eroberer begann bereits um 1706 n. Chr. Die Altstadt wird durchzogen durch zahlreiche historische mexikanisch- typische Lehmhäuser wie das zentrale Wahrzeichen, die San Felipe de Neri Kirche sowie mehrere Museen und Geschäfte, die Kunsthandwerk der amerikanischen Ureinwohner verkaufen. In der Nähe verfolgt das Indian Pueblo Cultural Center die Geschichte der Stämme der Gegend zurück.
Link zu google Maps: Oldtown Plaza / San Filipe Neri Kirche
Das „old- Town“ Pueblo- Viertel wird begrenzt zwischen Route 66 / Central Avenue im Süden und der Mountain Road NW im Norden von Albuquerque. Zentraler Mittelpunkt neben der o.g. Kirche ist der Altstadt ist der Oldtown Plaza. Eine kleine grüne Oase mit einem Pavillon in der Mitte und flankierender historischer Artillerie.
Es scheint fast so, dass immer irgendwo diskret Musik spielt, die zum urigen Ambiente passt.
Rundherum fühlt man sich in einer Mischung aus Westernstadt, mexikanisches Dorf und indianischen Wigwam versetzt. Kunsthändler, Souvenirshops, sowie Restaurants, Bars und Cafés buhlen freundlich um Kundschaft. Eine der ganz wenigen „echten“ Innenstadtbereiche auf dieser Tour, wo der Autoverkehr (fast) keine Rolle spielt.
Man könnte meinen es wäre daher, aufgrund der Einzigartigkeit von Kirche und (fast) autofreiem Platz recht voll hier. Der Trubel spielt sich aber nur am Central Plaza ab. Flaniert man durch die kleinen Gassen rechts wie links, findet man nicht minder interessante Angebote an Kunsthandwerk und Gastronomie und kann sich dennoch alles ganz in Ruhe anschauen.
Was die Entfernung zu den Sehenswürdigkeiten der Altstadt angeht könnten wir übrigens nicht perfekter parken! Nicht nur, dass das Parken nichts kostet, wir sind auch nur wenige Hundert Meter von der Altstadt entfernt! Wir müssen nur einmal am Museum vorbei und sind innerhalb von 5 Minuten da. Und schon der Weg zur Altstadt ist herrlich hergerichtet! Was in unserer Straße noch als adrett und herausgeputzt wahrgenommene Wohnhäuser bei uns angekommen sind, werden die Verzierungen der Häuser und der mexikanisch- indianische Touch bei jedem Schritt, den wir der Altstadt näher kommen, schöner!
Hier ist nicht nur die Touristenmeile selbst herausgeputzt und hinter der nächsten Kreuzung kommt dann die Schmuddelecke, nein, nein! Hier gibt sich wirklich jeder Hausbesitzer mehr oder weniger (eher mehr) Mühe, damit auch das eigene Haus und sein Vorgarten ins Bild passt! Wirklich schön!
Was uns sofort ins Auge springt, ist der grasbewachsene wie akkurat gepflegte Central Plaza. Eine Mini- Oase in grün mit einem klischeewürdigen weißen Holz- Pavillon in der Mitte. Das Bild wird perfekt abgerundet durch zwei alte Kanonen, die ausnahmsweise mal nicht (wie schon öfter in Städten gesehen) durch ausgemusterte Artillerie aus dem zweiten Weltkrieg besteht, sondern aus richtig alten Kanonen (für amerikanische Verhältnisse) aus den Zeiten des wilden Westens. Spontan würde ich sie dem Krieg gegen Mexiko oder vielleicht eher den Sezessionskriegen zuordnen. Sofort erkennt das durch „Fackeln im Sturm“ geschulte Auge die charakteristische Formgebung durch den sich verjüngenden Lauf des Vorderladers, und die Anordnung der Räder der hier aufgestellten Feldkanone. Es fehlt eigentlich nur der Gießerei- Aufdruck „Hazard Iron“ vorne am Kanonenring. 😉
Natürlich wird die Kanone sofort von den Jungs ausgiebig begutachtet und in der kindlichen Phantasie zum Leben erweckt. In kürzester Zeit liegt der eben noch idyllisch wirkende Pavillon in einem rauchenden Berg aus Schutt und Asche! Aber wenigstens sind „die Bösen“ aufgehalten worden. Das ist doch auch schon was. 😉
Wir spazieren weiter und entdecken die kleine, etwas gedrungen aber auch in gewisser Weise gemütlich wirkende Kirche von Albuquerque. Gemessen an ihren europäischen Geschwistern ist die San Filipe Neri Kirche, mit Bauzeit aus dem 18ten Jahrhundert, natürlich eher der junge Hüpfer. Aber sie hat was authentisches, eine schöne Symbiose aus dem Charme alter, kleiner Kirchen und dem Spirit des Neuanfangs, den die Siedler in Amerika auch mit in ihre Gotteshäuser mitzunehmen vermochte.
Fasziniert schauen wir uns die Kirche von innen an. Sie wirkt schlichter, als wir es zunächst erwartet haben! Zwei Reihen Bänke, einen Mittelgang, ein paar Bilder an den Wänden, das ist, im Gegensatz zu unseren europäischen Pendants aus dem Mittelalter, betont sachlich.
Einzig eine surreale Kulisse erinnert mich abrupt an unsere Tour mit dem Wohnmobil in die Toskana, genauer an eine Mumie im Glaskasten der Dorfkirche in Barberino v.d. Elsa! Sollte diese öffentliche Zurschaustellung der Toten etwa ausgerechnet hier in Amerika auch ihre Anhänger finden?! Zum Glück scheint es sich aber nur um eine Holzfigur zu handeln, die man aus unerklärlichen Gründen nicht ans Kreuz, sondern eben in diesen Glaskasten liegend zur Schau gestellt hat. Was es damit auf sich hat, bleibt uns leider verborgen und somit ein ungelöstes Rätsel dieser Reise…
Lange verweilen wir nicht in der Kirche. Es ist einfach ZU schön draußen! Richtig frühlingshaft und endlich genau so, wie wir uns die ganze Zeit über den langen Winter den Frühling vorgestellt, ja regelrecht herbeigesehnt haben!
Die Sonne wärmt, als wir wieder die kleinen Gassen durchstreifen. Wir bewundern bunt bemalte Kacheln, knarrende Holzveranden und allerlei Verzierungen, die die Häuser hier schmücken. Sogar tiefrote wie wohl scharfe Paprika hängt an einen Häusern von den Decken der Galerien, die uns unweigerlich an Urlaube in Ungarn rund um den Plattensee erinnern. Dazu spielt in einigen Geschäften und aus gelegentlich verbauten kleinen Lautsprechern hölzerner Decken diskrete mexikanische Musik.
Wir haben euch mal eine Galerie mit Bildern eingestellt, damit ihr euch selbst einen Eindruck über die zahlreichen verschiedenen Impressionen machen könnt:
Wir schlendern durch die Gassen, bis wir erneut eine Art kleines Zentrum an der Plaza don Luis entdecken. Eine hölzerne Galerie auf zwei Etagen, offene Bauweise, mit kleinen Geschäften zum Stöbern. Total schön gemacht! Besonders, wenn man von der ersten Etage aus nach unten schaut. Das Holz ächzt leicht (was übrigens keinesfalls mit meinem Gewicht zu tun haben kann 😉 ) als wir sehr authentisch im Westernstil über die alten Holzdielen schreiten.Von hier oben hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Central Plaza, die alte Kirche und den Verlauf der Straße. Wer weiß, welch spannendes Duell im Westernstil diese Altstadt seinerzeit gesehen hat…
Für Westernverhältnisse vielleicht nicht ganz so authentisch, dafür nicht minder lecker ist eine Eisdiele an der Ecke der Plaza Don Luis. Ist es das erste Eis im Hörnchen bzw. im Eisbecher für dieses Jahr? Ich glaube schon! Es schmeckt unter der indianischen Sonne Amerikas jedenfalls ganz hervorragend! Jeder suchen wir uns ein schönes Eis aus, dann machen wir gerne einen Moment Pause und setzen uns an einen der bereitstehenden Tische mit Blick in die Gassen. Herrlich! Das ist Urlaub!h
Während wir uns über die Altstadt und ihre pittoreske Optik unterhalten, dreht sich plötzlich eine ältere Dame am Nachbartisch um. Sie schaut uns angestrengt mit zugekniffenen Augen an. Was will sie nur von uns?
Eine lange Sekunde lang schaut sie uns an und wir, inzwischen verstummt, sie.
Dann platzt es aus ihr heraus: „I GIVE UP!“
„Was bitte? Äh, What? Pardon?“ stammele ich mir mit meinem englisch einen zusammen.
„Where are you from? I tried to hear out but I give up“
Wo wir herkommen möchte sie wissen? Sie lächelt freundlich und interessiert, also antworte ich ehrlich und verleugne unsere Herkunft nicht, indem ich uns irrtümlich als Holländer oder Österreicher deklariere. Sie sieht nicht unbedingt alt genug aus, dass sie persönliche Opfer im zweiten Weltkrieg erleiden musste, daher erwarte ich mal keine abweisende Reaktion, wenn ich uns oute. „From Germany“ rufe ich fast schon aus. Überrascht macht sie große Augen und hält sich die Hand an die Wange. „From Germany? Wow! I didn´t get that!“
Es entwickelt sich ein kleiner Dialog zwischen ihr und uns, wo sie uns nach unserer Herkunft fragt und ob wir Heidelberg kennen. Ihr Schwager wäre dort früher mal stationiert gewesen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, nie in Heidelberg gewesen zu sein. Aber ich versichere, dass Deutschland praktisch überall fast genau so schön ist, wie sie es aus Erzählungen über Heidelberg gehört hat. Das verzückt sie! Hoffentlich fliegt sie nie ins Ruhrgebiet oder in die durch Wegzug der Jungen ausgebluteten Regionen im Osten unseres Landes. Die Enttäuschung wäre wohl ernüchternd. Aber ich mag das, wenn Amerikaner glauben wir würden in einer ewigen bayerischen Dorfkulisse mit Maibaum, Lederhose, Weißbier und Brezel wohnen. Es ist irgendwie unser Exportschlager und den halte ich gerne hoch. 😉
Es ist faszinierend, wie herzlich man hier aufgenommen und auch gleich neugierig ausgefragt wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie heute Abend beim Abendbrottisch mit der Familie ihre Tageserlebnisse mit dem euphorischen Satz: „Stellt euch vor, heute habe ich tatsächlich eine echte deutsche Familie kennengelernt!“ einleiten wird.
Nach einer netten aber doch mehrheitlich oberflächlichen Konversation verabschieden wir uns höflich und nehmen die besten Wünsche für eine erfolgreiche Weiterreise mit. Nett die Amis.
Die kleine Altstadt von Albuquerque ist überraschend überschaubar. Man kann kaum eine der urigen Gassen und Wege entlang spazieren, ohne das sich nach wenigen Hundert Metern entweder ein Wohngebiet oder eben ein mehrspurige Straße anschließt. An der Stelle merkt man einfach, dass die Amerikaner ihre Städte eben deutlich später gebaut haben und diese nicht über mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte wie bei uns gewachsen sind. Macht aber auch nichts, denn so bleibt die Altstadt von Albuquerque eine kleine überschaubare Oase fürs Bummeln und Spazieren, ohne das der Ausflug in einen langen Gewaltmarsch ausartet. Zu sehen gibt es trotzdem mehr als genug, abwechslungsreich ist es auch, ein Stopp hier lohnt sich auf alle Fälle! Einzig eine Kleinigkeit trübt die schöne Szenerie. Die hohen Preise für Souvenirs! Erinnert ihr euch an dden gestrigen Tag und unseren Stopp am Teepee in Tucumcari? Es ist keine Überraschung, dass wir in so ziemlich allen Souvenirläden, die wir bestaunen, die fast gleichen Angebote wie im Teepee vorfinden. Hier in Albuquerque kosten diese auch alle ungefähr gleich viel. Im Gegensatz zu den Preisen in Tucumcari allerdings sind die Angebote hier gut und gerne 30% teurer! Trotz „Sale“- und „special Offer“. Aufkleber! Wir merken dies besonders an der schönen Route 66- Umhängetasche, die Anja sich in Tucumcari gekauft hat. Hier gibt es die gleichen Taschen. Nur gut und gerne 10 auf 15 Dollar teurer…
Auch vom zweiten Teil unserer Spazierrunde durch Albuquerque haben wir natürlich wieder eine kleine Bildergalerie im Rahmen unseres Reiseberichts für euch:
Etwa zwei Stunden hat unser Ausflug durch die Altstadt gedauert. Dann sind wir durch und erreichen ein paar Minuten später wieder unser Wohnmobil. Es steht weder abgeschleppt noch aufgebrochen an genau der Stelle, wo wir es zuvor abgestellt hatten. Wir haben auch keine Knolle oder einen bösen Zettel aus der Nachbarschaft, weil der rollende Panzer die Sicht aus dem Badezimmer auf die Straße behindert, während man gerade auf dem Klo sitzt.
Zufrieden über den gelungenen Ausflug und erleichtert, dass noch alle Sachen da sind, wo sie sein sollen, sammeln wir uns einen Moment im Wohnmobil. Nach einer Runde durch die Bordwaschräume machen wir uns fertig für die Weiterfahrt.
Die Idee, hier in Albuquerque oder in unmittelbarer Nähe zu bleiben verwerfen wir. Der Tag ist noch früh genug, dass wir noch ein Stückchen fahren können. Ein Blick auf die Karte bietet auch in Ziel in vertretbarer Reichweite. Gallup! Etwa 250km in westlicher Richtung. Laut google maps gibt es dort einige RV Parks und ein Walmart ist auch in der Nähe. Das passt!
Von Albuquerque aus haben wir übrigens gleich zwei Möglichkeiten der alten Route 66 zu folgen. Der deutlich ältere und historische Teil würde kurz nach Albuquerque strack nach Süden abgehen! Bis 1937 war dies der offizielle Weg in Richtung des bekannten Flusses Rio Grande. Unser Reiseführer rät allerdings nicht nur aufgrund des Umwegs hiervon ab, sondern auch, weil die historische Straße in Teilen unbefestigt ist! Nicht nur, dass das Befahren unbefestigter Straßen mit unserem Roadbear verboten ist, es erscheint mir als reine Fortbewegung eher wenig zweckdienlich.
Wir folgen daher lieber dem „neueren“ Teil der alten Route 66 Richtung Westen direkt auf Gallup, auch wenn diese im Verlauf leider mehrheitlich mit der Interstate 40 überbaut wurde.
Viele Sehenswürdigkeiten sind auf dem für amerikanische Verhältnisse kurzen Streckenstück auch nicht angezeigt. Ein, zwei alte verlassene Tankstellen, ein zwei alte Motels in den Dörfchen an der Interstate, das wars. Einzig das angeblich echte Indinanerdorf Acoma Pueblo scheint laut Reiseführer einen Abstecher wert. Der Reiseführer lobt es als eines der schönsten und authentischsten Pueblos an der ganzen Route. Darüber hinaus ist es eines der am längsten durchgehend besiedelten Indianerdörfchen, es bieten sich zahlreiche Souvenirläden an, gemischt mit alter echter indianischer Kunst. Klingt toll, ist genau das, was wir suchen und wir würden auch gerne einen Abstecher dahin machen! Wenn wir den entsprechenden Abschnitt nicht erst dann gelesen hätten, als wir schon Der Reiseführer lobt es als eines der schönsten und authentischsten Pueblos an der ganzen Route. Darüber hinaus ist es eines der am längsten durchgehend besiedelten Indianerdörfchen, es bieten sich zahlreiche Souvenirläden an, gemischt mit alter echter indianischer Kunst. Klingt toll, ist genau das, was wir suchen und wir würden auch echt gerne einen Abstecher dahin machen! Wenn wir den entsprechenden Abschnitt nicht erst dann gelesen hätten, als wir schon in Gallup auf den Parkplatz des Walmart Superstore rollen.
SO EIN MIST!
Naja. Pech. Wie ihr wisst, heißt unser Credo auf dieser Reise eindeutig„Go West!“, zurückgefahren wird also nicht und spätestens in Arizona werden sicherlich noch einige authentische Indianerdörfchen auf uns warten…
Jetzt kaufen wir erstmal ein! Und staunen einmal mehr (es ist noch immer faszinierend hier im Walmart einzukaufen!) über das reichhaltige Angebot. Alle Umweltdiskussion bei uns zuhause ist obsolet, wenn man sich hier die RIESIGEN Packungen anschaut. Die Berge an Fleisch, in allen Formen, die Berge an Plastiktüten, an nur einem Tag und für einen Einkauf, die Berge an Autos, die hier vor der Türe stehen. Wir haben in Deutschland schlichtweg keine Ahnung über die amerikanischen Verhältnisse…
Eine gute halbe Stunde brauchen wir für unseren Generaleinkauf, um alle Vorräte im Wohnmobil wieder aufzufüllen. Das ist vergleichsweise wenig! Un ich bin froh, dass es noch echt früh am Tag ist, als wir gegen halb 5 aus dem Walmart rauskommen. Der USA RV Park in Gallup, New Mexico, erreichen wir nur wenige Minuten später. Super für die Jungs, denn hier gibt es einen guten Spielplatz und die Sonne lacht für einen spielereichen Nachmittag an der frischen Luft.
Beim Einchecken ist der Amerikaner mit dem A- Class Wohnmobil ein Schritt schneller als ich. Beide fahren wir etwa zeitgleich auf den Hof, aber er ist einfach kühner aus dem noch rollenden Wohnmobil gehopst. Alle Achtung!
Zuerst will ich mich darüber ärgern, dann aber ist das eigentlich klug! Denn der Amerikaner wird gefragt, ob er an einem Rabattsystem teilnimmt. Und ja, als die Dame die verschiedenen aufzählt, höre ich auch Triple AAA heraus! Und von denen haben wir eine Mitgliedskarte über den ADAC! Super! Jetzt muss ich beim einchecken nur gleich aufpassen, dass…
„Ja, wo kommen Sie her?“ fragt uns plötzlich ein älterer Herr hinter uns auf gebrochenem Deutsch. Er sieht aus wie ein gegerbter Texaner, ist aber, wie sich kurz darauf herausstellt, Holländer! Locker 60 Jahre alt und ebenfalls mit seiner Frau, die sich hier im umfangreichen Angebot der Campingplatzrezeption nach Souvenirs umschaut, hier auf einer Wohnmobilüberführung ebenfalls mit Roadbear unterwegs. Sie haben allerdings drei Wochen und meinen, dass man diese drei Wochen auch auf jeden Fall braucht. Sie fahren aber andererseits auch nach Los Angeles und nicht, so wie wir, nur nach Las Vegas. Wir kommen kurz ins Gespräch und unterhalten uns darüber, dass wir ja inzwischen unseren Wohnwagen in Holland auf einem Campingplatz stehen haben, wie uns Amerika gefällt und was man so erlebt hat. Und ehe ich mich versehe, haben wir uns verquatscht und ich beim Einchecken nicht aufgepasst. Als ich den Fehler bemerke, dass ich nicht AAA als Rabatt angegeben habe (die Dame hat mich leider auch nicht aktiv danach gefragt, weil sie einen Rabatt bei einem deutschen Touristen schlichtweg nicht vermutet), ist es schon passiert. Bezahlt mit Kreditkarte sind wir bereits eingecheckt. Mist. Ich könnte jetzt im Nachgang noch um eine Stornierung und Neuausstellung bitten. Aber der Platz ist mit knapp 34 Dollar schon recht günstig, ich glaube mehr wie 10 %, also vielleicht drei Dollar fünfzig, wären sowieso nicht bei rum gekommen. Lehrgeld! Ich nehme mir vor, in Zukunft bei jedem Check- In nach einem Rabatt für unsere Triple- AAA Mitgliedskarte zu fragen!
Nachdem wir das Wohnmobil an die Wasser- und Stromversorgung des Campingplatzes angeschlossen haben, beginnt ein entspannter Nachmittag. Die Jungs machen den benachbarten Spielplatz unsicher, Anja und ich räumen ein wenig im Wohnmobil auf und kümmern uns um das Abendessen. Kurz überlegen wir, ob wir das Abendessen draußen servieren sollen! Es ist einfach zu schön und die Sonne noch richtig angenehm! Dabei ist gerade das Mitte März für knapp 2000 Höhenmeter echt ungewöhnlich! Dies wird aber nicht so bleiben, leider. Der Wetterbericht sagt sogar für die Region des Grand Canyon in den kommenden Tagen Schnee voraus! Das bringt unsere Planung doch ein wenig ins Schleudern! Wenn man schon in den vereinigten Staaten von Amerika ist, dann müssen wir unseren Kindern dieses Wahrzeichen doch auch zeigen, oder? Anja und ich waren damals schon hier. Ich fand es jetzt nicht SOOOO überwältigend, aber dennoch. Wenn man schon in der Nähe ist? Aber mit Schnee, das könnte interessant werden.
Einzig mit Las Vegas sind wir sicher, dass wir zeitig genug dort sein werden. Da wir für Las Vegas noch zwei Tage Abenteuer am Strip vor Ort eingeplant haben (plus eine weitere dritte Nacht für den Übergabe des Wohnmobils am nächsten Tag) und wir mit der Zeit gut hinkommen werden, buchen wir den Stellplatz schon heute im Internet!
Bei der Suche nach einem geeigneten Platz einerseits nah am Strip, andererseits nah am Flughafen und zum Dritten nah an der Roadbear- Vermietstation haben wir uns für eine Kombilösung entschieden. Wir werden nach jetziger Planung am Dienstagabend in Las Vegas ankommen. Dann fahren wir auf den Stellplatz RV des Hotels Circus Circus. Dieser liegt direkt am Strip. Dort bleiben wir dann besagte zwei Nächte. Am ersten Tag können wir dann direkt von diesem RV Park aus den Strip besuchen und haben für die zweite Übernachtung unser Wohnmobil gleich um die Ecke. Am Donnerstag fahren wir dann vom RV Park des Circus Circus RV Park rüber zum Roadrunner RV Park. Dieser liegt quasi DIREKT gegenüber der Vermietstation von Roadbear. Auf dem RV Park können wir am Donnerstagnachmittag dann das Wohnmobil klar zur Rückgabe am Freitagmorgen machen. Auch kann ich vom Roadrunner RV Park, wahrscheinlich mit dem Fahrdienst Uber, dann zur Vermietstation am Flughafen fahren, um dort unseren für 17 Uhr bestellten Mietwagen abzuholen.
Dann laden wir am Abend aus dem Wohnmobil schon um in den Mietwagen und geben das Wohnmobil am nächsten Morgen gleich gegenüber ab. Das sollte passen! Das einzige noch nicht gelöste Problem ist dann mit dem Propan- Gas. Wir haben noch immer 3 von 4 Dioden an unserer Tankanzeige, obwohl wir weder mit Heizung noch mit Warmwasser geizen. Echt sehr ergiebig der Tank, aber dennoch eben nicht mehr voll, wenn wir das Wohnmobil abgeben wollen. Da muss uns dann noch eine Lösung einfallen. Na schauen wir mal.
Tagesstatistik:
Meilen bei Abfahrt: 1.690,5
Meilen bei Ankunft: 1.845,4
Gefahrene Meilen: 155,4 = ca. 250km
Ich bin immer wieder begeistert von – allen – euren Berichten ! Ich habe schon sehr viele Wohnmobilreisen durch die USA und auch Canada gemacht (bin ja auch schon 66), leider ist das schon länger her. Habe nur positive Erinnerungen mitgebracht, es ist auch nie Negatives geschehen.
Aber eure Reise motiviert mich wieder ! Zwischenzeitig reisen wir mit unserem schon 32 Jahre alten VWT3 durch die europäischen Gefilde….
Liebe Grüße
Mike
Hallo Mike,
Freut uns, wenn wir bei dir ein paar schöne Campingerinnerungen wecken konnten. Vielleicht macht ihr ja nochmals eine Tour? Günstiger als mit den Wohnmobilüberführungen geht es kaum.
Ansonsten wünschen wir natürlich auch mit dem alten t3 noch ganz viele tolle und schöne Touren!
Beste Grüße senden
Tim, Nils, Anja & Björn