Dass es hier, im Castle Inn & Suits Motel, so gar kein Frühstück gibt, fällt uns heute so richtig auf die Butterseite! Hungrig und etwas müde nach dem gestrigen Tag müssen wir den Tag starten und schauen, dass wir bis 11 Uhr spätestens aus dem Zimmer ausgecheckt sind. Da es sich aber mit leerem Magen nur schwerlich packt, ist unsere Motivation entsprechend niedrig. Einziger Lichtblick des Tages ist die Aussicht auf den richtigen „Endpunkt“ unserer Reise! Vor etwas mehr als zwei Wochen starteten wir am historischen Schild „Route 66 Begin“ an der Ecke East Adams Street und South Michigan Avenue in Chicago unsere Reise. Heute wird sie hier am Santa Monica Pier und dem passenden Gegenstück dort „Route 66 – End of the Trail“- Schild zu Ende gehen! Am Santa Monica Pier werden wir dann auf nichts geringeres, als den pazifischen Ozean blicken! Letzter Burger vor Asien sozusagen, wenn man Hawaii links liegen lässt. Ein Traum wird wahr!
Hatte ich schon erwähnt, dass wir kein Frühstück haben? Wir krummeln aus den Resten des Kühlschranks zusammen, was noch genießbar erscheint. Bis wir heute Nachmittag im nächsten und letzten Hotelzimmer mit Kühlschrank für die finale Nacht in den USA dieser Reise einchecken werden, halten die gekühlten Sachen nicht mehr. Ein Mix aus Milch, Cornflakes, Keksen und etwas Schinken (ja, noch immer! 😉 ) stellt unser karges Frühstück dar. So richtig lecker ist es aber nicht, zumal Anja nichts sehnlicher erwartet, als einen echten und ordentlichen Kaffee zum Frühstück! Wir entscheiden also, gleich auf dem Weg zur Pazifikküste an der erstbesten Gelegenheit unterwegs anzuhalten und ein leckeres Frühstück zu genießen!
10 vor 11 haben wir ausgecheckt und sind abfahrbereit. Mit Sorge blicke ich allerdings ein weiteres Mal auf unseren gut gefüllten Kofferraum unseres Hyundai SUV und weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll! Wie soll das alles morgen bitte mit ins Flugzeug?!
Gut, was von den vielen Sachen dann morgen letztendlich in den USA zurückbleibt entscheiden wir morgen. Wichtig ist nur, dass wir JETZT keine Souvenirs mehr kaufen sollten!
Apropos Souvenir! Bevor wir das Hotel und Anaheim verlassen, rufe ich ein weiteres Mal beim Lost & Found von Disneyland an. Vielleicht ist sie ja gestern nach Parkschluss wirklich aufgetaucht und inzwischen in der Datenbank eingetragen. Doch als ich meine Bearbeitungsnummer dem Herrn am Telefon durchgegeben habe, muss er mich enttäuschen. Nichts hinterlegt. Schade!
Naja. Kann man nix machen. Der Mitarbeiter rät mir, es in ein paar Tagen nochmals schriftlich unter Angabe der Bearbeitungsnummer zu versuchen. Viel Hoffnung macht er mir inzwischen aber auch nicht mehr. Das die ganze Geschichte um meine verlorene Mütze noch ein sehr spannendes und nervenaufreibendes Ende nehmen wird, kann ich jetzt noch nicht wissen. Mehr dazu dann im Reisefazit, wenn es fertig wird…
Konzentrieren wir uns jetzt lieber auf die letzten 70 Kilometer, die wir von hier aus noch westwärts fahren können, bevor es ohne Amphibienfahrzeug nicht mehr weitergehen kann! Konzentrieren wir uns auf das große Finale! Yeehaw!
Unsere Laune erreicht nur kurze Zeit später einen Tiefpunkt. Mangels gutem Frühstück, mangels Kaffee für Anja, mangels Mütze für uns und mangels freier Fahrt auf der Interstate 5 Richtung Westen schauen wir auf die mit uns im Stau stehenden Autos aus dem Fenster. Puh! Zum Glück ist der Stau zwischen Los Angeles und Culver City nicht so lang, wie noch der Stau vor 14 Tagen in Chicago. Gegen kurz nach 12 erreichen wir das Ende des Freeway und rollen fast auf den berühtem Santa Monica Pier zu!
Infobox: Santa Monica Pier
Der Santa Monica Pier besteht eigentlich aus zwei getrennten hölzernen Piers, die 1909 bzw. 1916 eröffnet wurden. Zunächst war insbesondere die etwa 400m lange und schmale Konstruktion errichtet worden, um Abwasser aus Santa Monica hinter die Brandung zu führen, damit die Dreckbrühe nicht gleich wieder zurück an den Strand schwappt. Bereits mit der Eröffnung des zweiten kurzen, aber dafür breiten Piers im Jahre 1916 kam eine der berühmten hölzernen Achterbahnen auf dem Pier zum Einsatz. Es folgten Stürme, Einstürze, Restaurationen, Umbauten, nicht verwirklichte Hotelpläne und mehr um dieses geschichtsträchtige Bauwerk, welches aktuelle etwa vier Millionen Besucher jährlich begrüßt, Schauplatz so einiger Filme war, es sogar einen Nachbau in Deutschland gibt (genauer im Movie Park Germany) und wo am äußersten Ende noch immer Angler ihre Ruten ins Wasser auswerfen. Und der eben, neben dem dort errichteten Freizeitpark, den Endpunkt der Route 66 symbolisiert. Wenn man auf dem Anleger draußen steht, geht es landseitig nicht mehr weiter! Alles, was danach folgt, ist offene See Richtung Asien!
Santa Monica Pier auf Wikipedia
hier findet ihr die offizielle Webseite zum Santa Monica Pier
Was uns für Amerika an dieser Stelle sehr überrascht, ist das nahezu vollständig fehlende großzügige Parkangebot! Ein Novum! OK, wir wussten, dass Californien selbst mit dem Autoverkehr hadert. Aber das man mit dem PKW derart unwillkommen ist, das haben wir nicht erwartet! Wir finden einfach keinen Parkplatz in Strandnähe! Geschweige denn in der Nähe des Piers!
Und wir sind nicht allein mit dem Wunsch! Denn nachdem der Freeway mehr oder weniger abrupt endet, steht man auch schon in einem Netz aus engen Straßen, Einbahnregelungen und Stichstraßen ohne Parkmöglichkeit!
Wir kurven ein wenig verloren hin und her und ich bin froh, dass wir jetzt nicht im dicken Chevrolet Suburban sitzen, der uns bei der Ankunft in den Staaten die ersten zwei Tage von Chicago nach Middleburry begleitet hat. Mit diesem Schiff wäre parken völlig utopisch hier!
Zum Glück entdecken wir kurz darauf eines der wenigen kleinen Parkareale, wo immer so 15 auf 20 Autos parken können. Ein Auto verlässt das Areal just in dem Moment, wo wir drauf zufahren! Da auch auf der anderen Seite jemand den frei gewordenen Platz erspäht hat, presse ich das Pedal voll durch und lasse den Hyundai aufheulen. Der Spurt gelingt, wir erreichen als erster das Parkfeld.
Kaum haben wir den Wagen abgestellt, entdecken wir die nächste Schikane für Autofahrer. Natürlich muss man für das Parken zahlen und das ist auch in Ordnung. Auch, dass der Tarif nicht gerade günstig ist. Ist eben Topp- Lage hier! Aber hier bekommt man aus dem Parkscheinautomaten keinen Parkschein, sondern muss die Nummer der Parkbucht eingeben, wo man das Auto abgestellt hat. Das heißt im Umkehrschluss, dass ich keinem einen zum Beispiel nicht ganz abgelaufenen Parkschein nicht weitergeben kann, wenn ich wider Erwarten früher aufbreche.
Naja. Egal. Wir leben ja nicht dauerhaft hier.
Wir sichern unsere Wertsachen im Auto so gut es geht. Ein Glück, dass der Hyundai komplett schwarz getönte Scheiben hat und man nicht auf den ersten Blick sieht, welch reiche Beute im Kofferraum für Spitzbuben warten würde. Die Wertsachen, die wir im Auto zurücklassen, verteilen wir so gut es eben geht. Dann geht es los.
Der Pier liegt etwa einen Kilometer von uns entfernt. Aber der Weg ist nicht weit, wie es sich anhört. Denn er führt direkt am wunderbar feinen und mit Palmen gesäumten Sandstrand hier in Santa Monica entlang. Herrlich der Spaziergang mit dem Wellenrauschen im Hintergrund! Da macht die Entfernung wirklich nichts mehr aus.
Als wir uns dem Pier auf wenige Meter angenähert haben, wird unserer Autofahrerseele mit Santa Monica und Kalifornien wieder ein wenig versöhnlicher. Denn hier entdecken wir auf dem hölzernen Pier einen großen Parkplatz. Blöd, dass wir den vorhin nicht direkt gefunden haben, wir hätten uns den Marsch sparen können. Andererseits werden wir morgen noch genug im Flugzeug sitzen, da darf es heute auch ruhig eine Extrarunde sein. Sowieso interessant, dass man hier auf diesem historischen Pier überhaupt auf den morschen Holzbrettern mit dem Auto drauffahren darf! Ist ungewohnt irgendwie.
Gleich nach den Autos folgt der Freizeitpark. Und eine für uns sehr ungewohnte Masse an Menschen! Phew! Alles läuft kreuz und quer durcheinander! Es wird wuselig, Musik spielt, Menschen gröhlen, einige wenige in kleinen Gruppen sind auch alkoholisiert. Ein wenig erinnert der Pier uns an das englische Seebad Weston-Super-Mare und den dortigen langen Holzpier. Dort trafen wir auf ebenso feierwütige Gesellschaften, nur war es dort irgendwie verruchter. Hier ist es noch angenehm. Auch, weil die Polizei hier und da Präsenz zeigt und auf die Familien mit kleinen Kindern mit aufpasst. Das beruhigt. Dennoch nehmen wir die Jungs nah zu uns heran, dass keiner ungewollt verloren geht. Dann machen wir uns auf die Suche nach dem Ziel! Dem „Route 66 – End of Trail!“ Der Bestätigung quasi, dass wir es geschafft haben! Der „kleine Deutsche“ in mir hätte am liebsten ein gestempeltes Zertifikat, welches unseren Besuch hier belegt! Das wäre so cool! Obwohl es eigentlich Quatsch ist. Denn wir SIND ja wirklich hier und es gibt niemanden, dem wir ein solches Zertifikat vorlegen müssten. Zumal wir ja auch Bilder machen wollen, die unseren Besuch ja ebenfalls beweisen sollten! Aber dennoch: So ein Zertifikat wäre schon cool irgendwie…
Wir entdecken kurz darauf eine Menschentraube in der Mitte des hölzernen Piers. Über ihnen thront das berühmte Schild „Santa Monica Route 66 – End of Trail“, welches wir uns zuhause schon ein paar Mal mittels Google Street View angeschaut haben. Fast wirkt es etwas „zu“ gewöhnlich! Viele der umherschwirrenden Besucher des Piers nehmen zu unserer Überraschung fast gar keine Notiz von diesem besonderen Markerpunkt! Sie wuseln umher und scheinen das Bild gar nicht zu beachten, oder es ist ihnen schlichtweg egal. Liegt vielleicht daran, dass aktuell bestimmt viele Einheimische hier unterwegs sind und das Schild am Pier zu ihrem Alltag gehört. Den Kölner Dom als Beispiel nehme ich auch nur noch maximal aus dem Augenwinkel wahr, wenn ich mit dem Zug von Deutz kommend in den Hbf einfahre. Gäste von Auswärts hingegen hängen dann meistens schon am Zugfenster, noch bevor wir die Hohenzollernbrücke überhaupt befahren.
Natürlich trübt die fehlende Anerkennung der übrigen Gäste unsere persönliches Wertempfinden, diesen Punkt nun erreicht zu haben. Den allerersten Eindruck, den wir aber bekommen haben, den teilen wir ungeschönt mit euch:
Es ist schwierig, hier ungestört Bilder zu machen! Oder sein wir ehrlich: Keine Chance! Wir werden unfreiwillig in den paar Minuten, wo wir unsere Bilder machen, Dutzende fremde Menschen mit auf den Bildern verewigen. Ebenso wie Dutzende andere Menschen uns auf ihren Speicherkarten und Filmen ablichten werden. So gesittet, wie es zum Beispiel am Fotospot „Welcome to Fabolous Las Vegas“- Schild noch zuging, kann hier leider keine Rede sein.
Wir versuchen dennoch so gut es geht unsere Erinnerungsbilder zu schießen. Wenn wir die Bilder später ein wenig zurecht schneiden, wird es schon gehen.
Nachdem wir unsere Bilder im Kasten haben, macht sich ein wohliges Gefühl in uns breit. Geschafft! Mission accomplished! Einmal die Route 66 vom Anfang bis zum Ende entlang fahren: Erledigt! Diesen Punkt können wir von unserer persönlichen Bucket- List abhaken!
Was jetzt kommt, ist komplett freie Gestaltung und nicht mehr verplant!
OK, diese „freie Zeit“ beinhaltet streng genommen nur noch wenige Stunden bis zu unserem Abflug morgen, aber immerhin! Vielleicht fällt uns ja noch was Besonderes ein! Für die richtige Inspiration spazieren wir den hölzernen Pier einmal bis zum wasserseitigen Ende herunter. Zahlreiche Buden mit Souvenirs, Klamotten, Fahrattraktionen, kulinarischen Genüssen und Spielautomaten säumen unseren Weg. Wirklich wie ein kleiner Freizeitpark.
Am Ende angekommen lassen wir den Blick in die Ferne schweifen. Ein komisches Gefühl! Seit je her zieht es uns ja an berühmte Endpunkte. Ob nun Nordkap in Norwegen, Südkap in Norwegen, Lands End oder Lizard Point in England. Ob südlichster Punkt von Europa, Gibraltar oder Schnittpunkt zwischen Mittelmeer und Atlantik oder dorthin, wo sich Ostsee und Nordsee treffen.
Aber das hier, das ist nochmals etwas ganz anderes! Vielleicht weil wir wissen, dass wir so schnell nicht mehr an diesen Punkt zurückkehren werden. Vielleicht sogar niemals wieder in unserem Leben! Da wird man irgendwie melancholisch…
Doch bevor wir unseren Gedanken nachhängen können, kommt plötzlich Leben in die Bude! Einer der zahlreichen Angler hat offenbar einen dicken Fang am Haken und beweist mir damit eindrucksvoll, dass egal, wie laut es hier auf dem Pier ist, dies überhaupt keinen Einfluss auf das Fangen der Fische zu haben scheint. Die See ist einfach zu rau und übertönt selbst hier oben das Geschnatter und Geräuschkulisse der Hunderten von Menschen um uns herum. Wie soll ein Fisch unter Wasser dann davon noch abgelenkt sein?! Der Angler kämpft sichtlich mit dem Fisch und da wir nicht im Weg stehen wollen, ziehen wir weiter des Wegs. Auch, wenn es bestimmt interessant zu sehen gewesen wäre, was der da aus dem Wasser zieht.
Auf dem Rückweg zum Strand machen wir noch ein paar Fotos von der anderen Seite des Route 66 Endpunkt- Schilds. Die Menschentraube hat sich ein wenig aufgelöst und auch das Licht von der anderen Seite ist etwas besser.
Als wir damit fertig sind, geht es runter zum Strand! Das ist, worauf die Jungs die ganze Zeit gewartet haben! Endlich baden im Meer! Flugs reißen sich die beiden die Klamotten vom Leib und in Anbetracht der Tatsache, dass die Schwimmsachen „irgendwo“ in einem der vier Koffer verschwunden sind, dürfen die Jungs in Unterwäsche am Strand herumtollen und mit den Füßen ins Wasser laufen.
Der Sand fühlt sich komisch an. So überhaupt nicht vertraut! Merkwürdig schwer und dennoch feinkörnig genug, um zwischen den Fingern zu zerrinnen. So überhaupt kein Vergleich zu unseren Stränden an Nordsee, Ostsee oder Atlantik. Zum Bauen einer Sandburg ist er aber dennoch nicht ungeeignet. Auch, wenn uns leider das passende Grabwerkzeug fehlt. Aber mit den Händen bekommen wir auch eine rudimentäre Burg hin, die recht ansehnlich in der Sonne glänzt. Leider ist ihre Existenz von überraschend kurzer Dauer. Denn sobald der Sand trocknet, fallen die Stützmauern zusammen! Die Jungs geben sich zwar alle Mühe von der Wasserlinie stets frischen nass- durchtränkten Sand als Baumaterial herbei zu schaffen, aber es nützt nichts. Jetzt wird auch klar, warum hier so wenige Badegäste Sandburgen bauen und wir beäugt werden, was wir da Aussichtsloses versuchen in den Sand zu bauen.
Wir überlassen die Burg Ihrem Schicksal. Anja und ich sitzen einfach nur im Sand und genießen den Ausblick auf den großen, weiten pazifischen Ozean. Die Jungs spielen weiter an der Wasserlinie und trauen sich etwa bis zu den Knien ins Wasser. Viel weiter geht kaum, dafür ist das Wasser, Ende März, einfach noch zu kalt. Nur ein paar Hartgesottene schwimmen noch ein wenig weiter raus, die Baywatch- Crew hat ein waches Auge auf sie.
Gegen 14 Uhr verlassen wir den Strand und gehen zurück zum Auto. Ab 14 Uhr dürfen wir in unser nächstes Hotel einchecken und ich bin froh, wenn die Kinder die nasse Unterwäsche wechseln und sich einmal abduschen können. Überhaupt freue ich mich schon auf eine kurze Auszeit. Der Tag heute war schön, aber auch anstrengend.
Das Foghorn Harbour Inn wird für die letzte Nacht hier in den Staaten unsere Basis werden. Es liegt knapp 6 Kilometer südlich Richtung Venice Beach. Zwar nicht direkt am Strand von Venice, aber dafür nicht minder schlecht mit Ausblick auf die Marina del Rey. Ein Hafenbecken, welches dem Inland zugewandt ist und dennoch ebenfalls über einen Strand am Hafenbecken verfügt. Dafür kostete es nur einen Bruchteil von dem, was die Hotels direkt und unmittelbar an der Strandlinie von Venice Beach gekostet hätten. Günstig war es dennoch nicht! Knapp 190 Euro kostet die Übernachtung, dafür ist aber wenigstens morgen früh noch ein Frühstück drin, bevor es zum nur 10km entfernten Flughafen von Los Angeles geht. Das war mir ebenfalls wichtig! Einerseits sollte das Hotel nah genug am Wasser und schön gelegen sein, damit wir den letzten Abend nochmals genießen können. Andererseits möchte ich auf keinen Fall morgen auf einer langen Fahrt unerwartet lang im Stau stehen und dann unseren Airbus A 380 von unten bewundern, wenn er über unsere Köpfe hinweg gleitet! Abflug ist zwar erst um kurz nach halb 4 Ortszeit am Nachmittag, aber man weiß ja nie! Nach dem Frühstück morgen geht es gleich rüber zum Flughafen. Den Mietwagen müssen wir ja auch noch wegbringen.
Das Foghorn Harbour Inn erreichen wir um 14:20 Uhr. Die Fahrt war kurz und schmerzlos. Ein weiterer Vorteil des Foghorn ist übrigens, dass direkt gegenüber des Parkplatzes auch ein kleiner Supermarkt zu finden ist. Das dritte Kriterium bei der Hotelwahl neben Lage am Strand zwischen Venice und Flughafen sowie dem Preis. Der Checkin verläuft emotionslos aber freundlich. Wir geben unsere Daten für das Auto an, mit dem wir den offiziellen Hotelparkplatz vor der Türe kostenlos nutzen können. Bei dem, was Parken hier kostet, ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil.
Das Zimmer ist sauber, die Betten frisch gemacht und angenehm kuschelig. Einige der schlechteren Bewertungen im Internet stimmen zumindest für unser Zimmer nicht. Bislang war das schlechteste Hotel wirklich das Hotel am Flughafen in Chicago. Alles hier ist in Ordnung!
Nachdem wir uns ein wenig eingerichtet und frisch gemacht haben, geht es gegen 16:00 Uhr nochmals los. Von unserer Zimmerterrasse aus haben wir einen tollen Blick auf die Marina, den angrenzenden Strand und einen kleinen Spielplatz, der wie geschaffen ist für die Jungs! Perfekt!
Ein wirklich wunderschönes Fleckchen hier, ein echter kleiner Geheimtipp! Schöner Strand, Blick auf Hafen und Städtchen, toller Spielplatz und vor allem nicht so überlaufen wie vorne der eigentliche Strand auf der Ozeanseite.
Während die Jungs sich auf den Spielgeräten austoben, beratschlagen Anja und ich anhand des Handys, wie wir den Abschluss heute gestalten. Zuerst hatten wir überlegt, im kleinen Supermarkt etwas fürs Abendessen zu kaufen und uns den letzten Abend einzuigeln. Ein kleiner Blick in den Supermarkt, genauer den Marina Liquor Markt, offenbart allerdings kein so großes Angebot. Eher handelt es sich um ein Feinkost- Geschäft, wo es bestimmte Spezialitäten, aber weniger den Grundbedarf eines Lebensmittelladens zu kaufen gibt. Dennoch möchten wir euch einen kleinen Einblick in den Laden nicht vorenthalten. Solltet ihr jemals nach Venice kommen und ebenfalls im Foghorn absteigen, wisst ihr so zumindest schon, was der kleine Supermarkt am Parkplatz gegenüber zu bieten hat:
Ganz ehrlich: Sich im Supermarkt mit Brot und Wurst eindecken und dann ein mehr oder minder schlechtes Mahl im Hotelzimmer zubereiten, das war nie wirklich eine Option für uns! Eigentlich hab ich nur kurz als Alibi im Supermarkt reingeschaut, um dann dort zu bestätigen, was wir eh schon wissen: Der Abend hier im Sonnenuntergang ist einfach viel zu schön! Zu schön, um jetzt schon im Zimmer zu sitzen und sich selbst ein paar Stullen zu schmieren! Nein! Den letzten Abend hier in den USA wollen wir uns nochmals verwöhnen lassen! Wir werden also schön Essen gehen!
Wir checken kurz google maps, Preisliste und Bewertungen sagen uns aus der Auswahl der zahlreich um uns herum liegenden Lokalitäten am besten in der Marina Bar und Grill del Rey zu. Das Restaurant ist nur wenige Schritte von hier entfernt, wir müssen nur einmal quer über die Straße gehen.
Um kurz nach 5 sitzen wir im fast leeren Restaurant. Nur im hinteren Teil sitzt ein einsames Pärchen und trinkt ein Glas Wein. Um deren romantische Atmosphäre nicht mit zwei kleinen Kindern zu stören, setzen wir uns genau auf die am weitesten entfernteste gegenüberliegende Seite im Gastraum. Warum hier aber ansonsten so wenig los ist, bleibt schleierhaft. Die Bedienung ist jedenfalls sehr freundlich. Sofort bekommen wir Wasser eingeschenkt und eine zusätzliche volle Kanne wird auf den Tisch gestellt. Die Kinder bekommen extra eigene besondere Trinkbecher und Malstifte mit Malbuch.
Wir bestellen ein letztes Mal leckeres amerikanisches Essen. Spareribs (hier aber schon gelöst vom Knochen, das ist hier als Teil des Hilton Hotels, was wir erst später erkennen, ein richtig edler Schuppen!), Burger und Co. Das Essen braucht nicht lang, sieht sehr lecker aus und schmeckt auch super!
Während wir satt und zufrieden in der Abendsonne sitzen, lassen wir diese unfassbar spannende, anstrengende, aber auch eindrucksvolle Reise Revue passieren. Viele Dinge fallen uns wieder ein, die wir unterwegs erlebt haben. Dennoch ist besonders Tim froh, wenn es morgen wieder nach Hause geht. Er vermisst sein Zimmer, sein Spielzeug und seinen Kindergarten. Und wir? Wir vermissen ehrlich gesagt ein herrliches Frühstücksbrötchen! Mit Fleischwurst! Leberwurst! Oder Mett mit Zwiebeln!
Gegen halb 7 sind wir zurück im Hotel. Wir wollen versuchen, etwas früher schlafen zu gehen. Anja packt die letzten Sachen in die Koffer, die Jungs dürfen noch ein paar amerikanische Cartoons im Fernseh schauen. Und ich? Ich überlege hin und her, was ich mit dem Sprit mache! Wie „mein Freund“ Marc am Flughafen von Las Vegas bei der Mietwagenübernahme gesagt hat, ist der Sprit hier in Kalifornien richtig teuer! Knapp 4 Dollar werden für eine Gallone normales Benzin fällig! Das ist knapp das Doppelte, was wir im mittleren Westen der USA oder in Texas für Sprit bezahlt haben! Marc hat mir also ein gutes Angebot gemacht, als er mir den Mietwagen inklusive Tankfüllung vermietet hat. Aber natürlich nur, wenn ich den Wagen dann auch wie verabredet mit leerem Tank zurückgebe! Das habe ich auch vor! Tatsächlich ist unser Tankkonzept sogar aufgegangen! Die Restreichweitenanzeige in unserem Hyundai Tucson zeigt mir eine verbleibende Distanz von 7 Meilen an! Die Lampe leuchtet glutrot. Zum Flughafen sind es genau 6 Meilen!
Phew!
Leben am Limit!
Würden wir den Wagen einfach nur zurückgeben müssen, würde ich es vielleicht sogar glatt riskieren mit der Rückgabe! Aber wir haben uns für morgen vorgenommen, dass ich Anja, die Jungs und das Gepäck morgen erst direkt vor das Terminal fahre! Dort steigen alle aus, wir laden die Koffer auf Trolleys und dann warten die drei in der sicheren Abflughalle vor dem Check- In. Ich würde dann den Mietwagen zurückbringen und dann alleine ohne Gepäck mit dem Shuttlebus zum Terminal fahren. Wenn wir hingegen alle Mann mit Kind und Kegel in den Transferbus müssen, wird das wieder zur Qual! Dies bedingt aber sehr wahrscheinlich auch mehr, als nur die 7 Meilen Restreichweite, die mir der Hyundai anzeigt.
Das wird mir dann doch zu heikel!
Auf der Karte kann ich eine Tankstelle gleich um die Ecke ausmachen. Dort fahre ich alleine noch fix hin und tanke für lumpige 6 Dollar etwa 5 Liter nach.
Bezahlt habe ich die 5 Liter übrigens mit unseren Kleingeldreserven US- amerikanischer Währung! Zuhause sind die Münzen sowieso wertlos und mit Ausnahme von zwei Erinnnerungsmünzen für die Jungs hauen wir das Klimpergeld dann lieber weg.
Der Tankwart scheint übrigens gar nicht so sehr überrascht, als ich ihm die 6 Dollar Kleingeld in die Schale unter seiner Panzerglasscheibe lege und er mir die Zapfsäule für genau diese 6 Dollar freischaltet. Scheint nicht so, als wäre ich der erste Gast hier, der mit den letzten zusammengekratzten Münzen den Weg nach Hause bezahlt…
Gegen 21 Uhr kehrt Ruhe ein. Die Fenster haben wir mit den Vorhängen verdunkelt und versuchen in den Schlaf zu finden. Ist übrigens gar nicht so einfach! Obwohl wir morgen natürlich ein sehr großzügiges Zeitfenster haben, mache ich mir natürlich Sorgen wir könnten den Flug verpassen. Oder das Auto geht kaputt! Oder wir haben doch noch einen Unfall mit einem der Drogenfahrer, vor denen mein Lyft Fahrer Donald mich in Vegas gewarnt hat, als ich von unserem Reiseziel Kalifornien erzählt hab. Was ist, wenn unser ganzes Gepäck nicht mit darf?! Noch immer haben wir keinen wirklichen Platz für die sperrigen Spielzeuge aus Disneyland im Koffer gefunden. Die werden die Jungs morgen wirklich im Arm halten müssen und dann bleibt uns nichts anderes übrig, als darauf zu bauen, dass keine herzlose Check- In Agentin den Jungs einen Strich durch die Rechnung macht und die Teile verneint. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für eine gute Nacht. Dies auch, weil vor unserer Terrasse in der Nacht durchaus Leben am Strand herrscht! Akustisch klingt es trotz 2m hoher Mauern und Glaswand an der Stirnseite unserer Terrasse so, als würden die Feierlichkeiten wirklich unmittelbar vor unserem Fenster stattfinden…